Strafe trotz gültigem Ticket18-Jährige müsste 61,90 Euro zahlen, weil sie zu früh mit der Straßenbahn gefahren ist. Ihr Ferien-Ticket ist nämlich erst ab 8.30 Uhr gültig.
Sarah Streit mit dem umstrittenen GVB-Ferien-Ticket, das ihr die Strafe von 61,90 Euro eingebrockt hat
Das ist eine reine Schikane." Nadja Streit ist massiv verärgert. Ihre Tochter fasste gestern gegen 7 Uhr früh eine Strafe seitens der GVB aus - und das, obwohl sie ein gültiges Ferien-Ticket hat. Der Kontrolleur hat das Ticket zur Kenntnis genommen, im Gegenzug der Tochter aber nur einen Erlagschein mit 61,90 Euro in die Hand gedrückt. Denn das Ticket hat einen ordentlichen Haken: Es ist erst ab 8.30 Uhr in der Früh gültig. "Das heißt, wenn meine Tochter als Ferialpraktikantin in der Früh um 6.40 Uhr mit dem 4er zur Arbeit fährt, muss sie einen Fahrschein extra kaufen - was soll das?"
Bei den Grazer Verkehrsbetrieben kennt man dieses Problem seit Jahren, immer wieder würden sich Eltern beschweren. Getan hat man bisher aber nichts. Graz AG-Sprecher Gerald Pichler erklärt: "Das ist eine Sonderaktion, der Verbund hat sich auf diese Regelung geeinigt." Nachsatz: "Aber wir prüfen das angesichts der geäußerten Kritik für den nächsten Sommer."
"Schlichte Abzocke"
Ähnliche Aufregung gab es ja bei den ermäßigten Senioren-Tickets. Auch diese sind erst ab 8.30 Uhr gültig. Ausnahme: Jetzt im Sommer können Senioren zu jeder Zeit billiger fahren. "Das verstehe, wer will", so FP-Klubchef Armin Sippel, bei dem sich Nadja Streit gemeldet hat. "Mir kommt das eher wie eine schlichte Abzocke der GVB vor."
So ganz geheuer dürfte den GVB die Regelung des Ferien-Tickets selbst auch nicht sein. Denn nach Intervention wurde Frau Streit die Strafe von 61,90 Euro erlassen.
GERALD WINTER
Zeitlimit für GVB-Ferien-Tickets soll aufgehoben werdenPolitik ist sich einig: GVB sollen Zeitlimit für das Ferien-Ticket sofort aufheben. Die Graz AG reagiert und verspricht, "strukturelle Ungerechtigkeiten" zu beseitigen.
Der Aufschrei von Sarah Streit brachte Bewegung in die Sache: GVB wollen das Ferien-Ticket ändern
Ein Ticket schützt vor Strafe nicht. Diese Lektion mussten heuer schon zahlreiche Schüler und Lehrlinge lernen, die auf ein Sonderangebot der Grazer Verkehrsbetriebe abgefahren sind: Das Ferien-Ticket um 19,90 Euro für alle, die eine Schüler- oder Lehrlingsfreifahrt haben - mit einem gewaltigen Haken: Das Ticket ist offiziell erst ab 8.30 Uhr gültig. Die Folge: Viele Ferialpraktikanten mit dem Ticket, die in der Früh zur Arbeit fahren müssen, bekamen eine Strafe von 61,90 Euro aufgebrummt.
Nach dem gestrigen Aufschrei einer verärgerten Mutter reagiert nun die Stadtpolitik. Alle Parteien fordern: "Weg mit dem Zeitlimit!" Im Büro der Grünen-Verkehrsreferentin Lisa Rücker betont man, bereits seit über einem Jahr mit den Verkehrsbetrieben darüber zu verhandeln. "Bisher leider ohne Ergebnis. Aber wir fordern die sofortige Aufhebung der morgendlichen Zeitbeschränkung."
"Sofortige Lösung"
Einer Forderung, der sich die gesamte Stadtpolitik anschließt. Für FP-Klubobmann Armin Sippel ist das "eine reine Abzocke", SP-Chef Wolfgang Riedler "will eine sofortige Lösung, alles andere ist ein Schuss ins Knie". KP-Jugendsprecher Christian Sikora und VP-Gemeinderat Kurt Hohensinner wollen mit der sofortigen Aufhebung des Zeitlimits "weitere Kundenverärgerung und Schikane vermeiden".
Das Problem mit der zeitlichen Beschränkung ist auch bei der Arbeiterkammer hinlänglich bekannt: "Die Öffi-Angebote sind unklar und ungerecht geregelt", kritisiert Franz Xaver Fromm von der AK-Verkehrsabteilung. Bei ihm sind schon zahlreiche Beschwerden eingetrudelt.
Die GVB reagieren: "Wir werden die strukturelle Ungerechtigkeit beseitigen und mit unseren Verkehrsverbundpartnern sprechen", so Graz AG-Sprecher Gerald Pichler. Der Widerstand dort wird gering sein, schließlich wurde die zeitliche Einschränkung nur "auf dezidiertem Wunsch der GVB" eingeführt, betont Verkehrsverbund-Sprecher Stephan Thaler.
GERALD WINTER
quelle:
www.kleine.at