,,Ich bin das Muhr-Kraftwerk"Sie hat die Lanze gebrochen: Barbara Muhr, erstes weibliches Vorstandsmitglied in der Graz AG, über Frauennetzwerke, Stolz und Tennis.
Es gibt nur ein Wort, das Barbara Muhr wirklich hasst: PR-Lady. So wurde und wird die Marketingexpertin der Steiermärkischen Sparkasse gerne von Männern in ihrer Umgebung bezeichnet. Dass sie auch Juristin ist und die Gesamtprokura in ihrer Bank innehat, lässt mann gerne unter den Tisch fallen. ,,Bei dieser Bezeichnung fühle ich mich wirklich persönlich diskriminiert. Gibt es einen PR-Mister?", fragt Muhr gereizt.
Die ,,PR-Lady" ist jetzt ohnehin Geschichte. Muhr wurde diese Woche zur neuen Vorständin in die Holding Graz berufen. Als erste Frau in der 50-jährigen Geschichte der ehemaligen Grazer Stadtwerke. Ab Dezember wird sie für die Grazer Verkehrsbetriebe und die Energie Graz zuständig sein. Stolz? Muhr überlegt, ehe sie ,,Ja" sagt, ,,aber der Stolz verschwindet stündlich. Es überwiegt jetzt mehr der Respekt vor der großen Verantwortung." Warum sich die 43-Jährige ausgerechnet dezidierte Männerdomänen wie das Bankwesen oder die GVB aussucht? ,,Ich habe keine Angst vor Männerbünden. Man sollte das Thema Mann/Frau auch nicht überstrapazieren." Denn: ,,Es geht um die Führungsqualität, alles andere sollte egal sein." Mit Frauennetzwerken kann sie nichts anfangen. ,,Ich hab' mir mein eigenes Netzwerk aufgebaut."
Strategin - schon als KindZäh muss man sein, wenn man als Frau in so eine Top-Position kommen will. Und zäh war Muhr schon als Mädchen. Kleines Beispiel: Mit 14 stoppte eine schwere Verletzung in der rechten Schulter ihre angestrebte Profi-Tenniskarriere. ,,Hab' ich halt mit links spielen gelernt", lacht Muhr und ihre blauen Augen blitzen. Tennis, sagt sie, sei ein Spiegel der Seele. Was es über sie verrät: ,,Ich bin keine Grundlinien-Spielerin, spiele aktiv und greife an." Punkt. ,,Ich bin ein Muhr-Kraftwerk - nur eines mit H", sagt sie. Das stand auch schon in ihrer Bewerbungsmappe.
Geht nicht, gibt's nicht? ,,Ja, das habe ich früher geglaubt. Mittlerweile halte ich den Satz aber für falsch. Man muss einschätzen können, ob sich der Aufwand für etwas lohnt."
Kraftakte hat sie schon als Mädchen gestemmt. Ihre zwei großen Schwestern schickten sie stets vor, um mit ihren Eltern über Schlafenszeiten oder Süßigkeiten zu verhandeln. ,,Die durften dann wegen mir aufbleiben und ich musste ins Bett." Der Strategie blieb sie treu: als Klassensprecherin, Schulsprecherin, als Initiatorin des ersten Mädchenfußball-Turniers ihrer Schule. ,,Das war eine Aufregung." Muhr-Kraftakt eben.
Frauen in der Graz AGBarbara Muhr stellt neben Wolfgang Malik und Wolfgang Messner die neue Vorständin der Holding Graz, ehemals Graz AG. Sie lenkt die Bereiche Verkehrsbetriebe und Energie. 230 Frauen sind derzeit in der gesamten Graz AG auf allen Ebenen tätig, die Zahl der Männer beträgt 1007. 136 Frauen und 730 Männer lautet die Geschlechter-Bilanz der Grazer Verkehrsbetriebe GVB.
Der Frauenanteil hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Waren 1998 erst 2,77 Prozent der Busfahrer Frauen, sind es heute bereits 13 Prozent. Straßenbahnlenkerinnen gab es 1998 12,5 Prozent, heute wird jede vierte Bim von einer Frau gelenkt. Muhr will den Frauenanteil in den nächsten fünf Jahren an der Spitze kräftig nach oben schrauben. Mit internen Quoten. ,,Bei gleicher Qualifikation", sagt die neue Vorständin.
,,Ich will immer gewinnen"Beschreiben Sie sich bitte selbst?
BARBARA MUHR: Ich bin konsequent, zielstrebig und ich will immer gewinnen. Ich bin eine schlechte Verliererin.
Wovor haben Sie Angst? MUHR: Vor Schlangen.
Wie waren Sie als Schülerin?
MUHR: Guter Durchschnitt würde ich sagen. Mein Lieblingsfach war Turnen. Ich hatte immer schon Funktionen: Klassensprecherin, Schulsprecherin, war in der Schülerzeitung. Und ich habe das erste Mädchenfußball-Turnier der Schule organisiert.
Wofür sind Sie auf die Straße gegangen?
MUHR: Ich war in Hainburg dabei.
Welche Frauen waren Ihnen Vorbilder?
MUHR: Die Tennisspielerinnen Chris Evert und Martina Navratilova.
Wo und wie schalten Sie ab?
MUHR: Ich fahre einmal pro Monat ans Meer. Triest ist meine Lieblingsstadt am Meer. Sonst bin ich eine atypische Österreicherin. Ich fahre nicht Schi, ich gehe nicht in die Berge, ich bin gerne in der Stadt.
Was gefällt Ihnen an Graz?
MUHR: Es ist noch nicht ganz Dorf, nicht Großstadt und hat ein sehr angenehmes Klima.
Und was nervt Sie?
MUHR: Da muss ich überlegen: Die leidige Bettlerdiskussion. Und dass die Mur zu wenig in die Lebensqualität der Menschen eingreift.
Wo trifft man Sie?
MUHR: Tribeka, aroom, Santa Clara, Lendplatz-Markt. Ich gehe gerne essen und mir gefällt, was Florian Weitzer mit dem Wiesler macht.
Was lesen Sie?
MUHR: Unter der Woche Lektüre für den Job und Zeitungen. Am Wochenende bin ich ein Zeitungsjunkie. Im Urlaub, da lese ich dann Bücher: z.B. Krimis von Patricia Highsmith.
Quelle:
www.kleine.at