Wird Koralm-Bahn doppelt so teuer?Die Koralm-Strecke mit ihrem Herzstück, dem umstrittenen Koralm-Tunnel, könnte mit bis zu 10 Milliarden Euro zu Buche schlagen, wird nun gewarnt. 2004 war man noch von 2,6 Milliarden Euro Euro Baukosten ausgegangen.
Laut einem Experten soll er Tunnel bis zu 10 Milliarden kosten
Die Koralm-Strecke mit ihrem Herzstück, dem umstrittenen Koralm-Tunnel, könnte doppelt so teuer werden als zuletzt geplant und damit bis zu 10 Mrd. Euro kosten, berichtet der "Kurier" (Mittwoch-Ausgabe). Zum Projektstart im Jahr 2004 war man noch von 2,6 Milliarden Euro Euro Baukosten für die 130 Kilometer lange Strecke zwischen Graz und Klagenfurt ausgegangen.
Laut Experte
Der "Kurier" beruft sich dabei auf nicht näher genannte Experten und rechnet vor: Die Baukosten dürften wie bei fast allen Großprojekten deutlich höher ausfallen als prognostiziert. Vor allem bei Tunnelprojekten würden in der Bauphase Probleme auftreten, die den Bau verteuern. Eine realistische Größenordnung sind dabei etwa 20 Prozent. Zum Vergleich: Im August 2010 kritisierte der Rechnungshof, dass die Zulaufstrecke zum geplanten Brennerbasistunnel im Tiroler Unterinntal mit 2,35 Milliarden Euro um 13 Prozent teurer ist als noch 2005 geplant.
Dazu kämen die Finanzierungskosten, die bisher nicht eingerechnet wurden. Und nochmals teurer wird es durch den Betriebsverlust. Die Strecke rechnet sich - auch nach Aussagen der ÖBB - betriebswirtschaftlich nicht. Sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr sei das Potenzial auf der Strecke nicht groß genug. Als Aktiengesellschaft dürfte sie daher - so Kritiker der Projekts - die Strecke ohne Zusagen des Eigentümers, auch die Betriebsverluste abzudecken, nicht bauen. Detail am Rande: Die ÖBB-Chefs haben sich mit demselben Argument eine Weisung vom damaligen Verkehrsminister Hubert Gorbach erteilen lassen, die Strecke auf Wunsch des Eigentümers Staat bauen zu müssen.
Die Bahn hüllt sich offiziell in Schweigen. Die Zahlen seien aber, ist aus den ÖBB zu hören, "auf jeden Fall viel zu hoch gegriffen". ÖBB-Chef Christian Kern will den Auftrag für das Hauptbaulos (zwei je 20 Kilometer lange Tunnelröhren durch die Koralpe) noch im Oktober vergeben, wenn die Finanzierung von der Politik garantiert wird. Die Bahn rechnet offenbar damit, eine offizielle Bestätigung des Verkehrsministeriums dafür gibt es aber nicht. Als Begründung nennt Kern hohe Pönale-Zahlungen, die im Fall des Verschiebens fällig würden. Daher sei bereits der Punkt "of no return" erreicht. Was die Kritiker so nicht akzeptieren. Eingefordert werden können ihrer Meinung nach nur Kosten für die Planung und für das Angebot selbst. Diese Kosten seien im Verhältnis zur Auftragssumme gering. Dass bereits hunderte Millionen verbaut wurden, lassen Kritiker als Argument nicht gelten: "Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende."
Bessere Chancen sehen Insider für den derzeit ohne Finanzierungskosten auf 2,8 Milliarden Euro geschätzten Semmering Basistunnel. Dieser würde eine deutliche Fahrzeitverkürzung auf der Südachse bringen. Und auf der Strecke gebe es ein weit höheres Güter-und Personenaufkommen als auf der "Nebenstrecke Koralmbahn". Startschuss für den Neubau der Semmering-Strecke soll 2012 sein.
Mehr als skeptisch sind die Prognosen für den ebenfalls seit Jahren diskutierten Brenner-Basistunnel. Denn dafür steht derzeit nicht einmal die Finanzierung. Die Kosten für den dann längsten Eisenbahntunnel Europas zwischen Innsbruck und Franzensfeste in Italien werden auf 8 Mrd. Euro geschätzt, dazu kommen rund 3,5 Mrd. Euro Finanzierungskosten. Allerdings steht derzeit trotz Drängens und Mitfinanzierung seitens der EU lediglich Österreich voll hinter dem Projekt. Die Bereitschaft Italiens, die Hälfte der Kosten zu übernehmen, hat mittlerweile erheblich nachgelassen. Und Deutschland ist derzeit nicht einmal zum Ausbau der Zulaufstrecke von München bereit.
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http://www.kleinezeitung.at/steiermark/2505677/koralm-bahnstrecke-koennte-doppelt-so-teuer-werden.story