Graz: Visionen von Tempo 20 bis zu Stadtautobahn08.11.2007 | 18:26 | KLAUS HÖFLER (Die Presse)
Dem Pkw-Zuwachs im Umland begegnet man in Graz mit spektakulären bis kuriosen Plänen.
Die Presse (Fabry)
GRAZ. Es geht noch langsamer: Nachdem Graz schon Anfang der 1990er-Jahre mit ,,Tempo 30" (ausgenommen Vorrangstraßen) österreichweit eine Vorreiterrolle übernommen hatte, soll jetzt noch einmal auf die Bremse gestiegen werden. Zumindest wenn es nach den Vorschlägen einer von der Grazer ÖVP organisierten Planungswerkstatt geht. Rund um eine gänzlich autofreie Innenstadt werden Zonen mit Tempo 20 vorgeschlagen.
Nach der Gemeinderatswahl im Jänner 2008 soll entschieden werden, ob dieses Projekt auf die Prioritätenliste kommt, deren Umsetzung Verkehrsstadtrat Gerhard Rüsch versprochen hat. Für Rüschs VP-Parteikollegen Achim Ertl geht das in die falsche Richtung. Stattdessen fordert der Vorsitzende der Jungen Wirtschaft eine Stadtautobahn, auf der über eine elektronische Temporegelung Höchstgeschwindigkeiten bis zu 80km/h erlaubt sein sollen. Konkret geht es um die bereits vierspurig ausgebaute Nord-Süd-Transversale (Wiener Straße, Bahnhofsgürtel, Triester Straße). ,,An dieser Route wird es in Kürze vier Einkaufszentren geben", verweist Ertl gegenüber der ,,Presse" auf das Wachstumspotenzial in Sachen Verkehrsaufkommen.
Eigene Fahrspur für MotorräderGenerell hält er die ,,Autos raus aus der City"-Diskussion für ,,peinlich und grotesk". Immerhin, so Ertl, würde im Grazer Magna-Werk statistisch jährlich für jeden der knapp 250.000 Grazer ein Auto zusammengeschraubt werden. Das Image als Autostadt sei gefährdet, warnt Ertl. Ergänzend wünscht er sich den Ausbau von ,,Rollerstreifen", die für Kleinmotorräder und Mopeds reserviert sind. ,,Auch Bürgermeister Siegfried Nagl ist Vespa-Fahrer", hofft Ertl auf Rückenwind aus der eigenen Partei. Der fällt vorerst schwach aus. ,,Das Tempo 80-Konzept ist nicht besonders gut untersucht", lässt Rüsch ausrichten.
Er selbst will in der kommenden Gemeinderatsperiode dagegen ein anderes spektakuläres Straßenbauprojekt wieder aus der Schublade holen: Den Ringschluss der Gürtelstraßen durch teilweise Untertunnelungen der östlichen Stadtgebiete. ,,Wir müssen den Verkehr verflüssigen", sagt Rüsch. An der Oberfläche sei dafür aber zu wenig Platz. Dort soll schon im kommenden Sommer mit der Ausweitung der gebührenpflichtigen Parkzonen (,,Grüne Zonen") begonnen werden, um den Ansturm von täglich 120.000 Einpendlern in den Griff zu bekommen.
Höchstes Pkw-Plus ÖsterreichsDiesbezüglich kann das Grazer Umland mit einem Österreich-Rekord aufwarten. Laut einer Studie des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) stieg die Zahl der angemeldeten Fahrzeuge im Bezirk Graz-Umgebung am stärksten. Seit 1990 gab es demnach ein Plus von 73 Prozent auf 79.580. Parallel wuchs die Bevölkerung aber nur um 18 Prozent. ,,Wenn Siedlungen abseits öffentlicher Verkehrsanbindungen gebaut werden, steigt die Abhängigkeit vom Auto", begründet der VCÖ. Österreichweit gab es Zuwächse von 41% auf 4,2 Mio. Fahrzeuge bei einem Bevölkerungswachstum von 7,6 Prozent.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2007)
Quelle:
http://diepresse.comDie News ist zwar alt, aber interessant. Also 20km/h, so was geht ja gar nicht.
Stadtautobahnen können ja durchaus interessant sein, um schnell von Punkt A nach B zu gelangen. Natürlich ist es in Graz schwierig so etwas umzusetzen, aber wenn man bedenkt, das früher eine Autobahn quer durch Graz geplant war... ...stattdessen haben wir ja jetzt den Plabutschtunnel.