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Thema: DI Gerhard Mayr verstorben - Ein Nachruf (9486-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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DI Gerhard Mayr verstorben - Ein Nachruf
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  • Zuletzt geändert: September 29, 2010, 08:54:20 von Grazer111

Re: DI Gerhard Mayr verstorben - Ein Nachruf
Antwort #1
Mein Beileid der Familie!

W.
"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
(Carlo Schmid, SPD, 1948)

Re: DI Gerhard Mayr verstorben - Ein Nachruf
Antwort #2
Danke an 77.28 für die traurige Nachricht.

Die Zeile im Nachruf, daß Herr DI Gerhard Mayr stets ein
"Freund aller ... vom Wesen der Eisenbahn durchdrungenen ..."
gewesen sei, kann ich nur unterstreichen.

Daher wird Herr DI Gerhard Mayr - allen, die ihn gekannt haben - stets in freundschaftlicher Erinnerung bleiben!


E.
Der Empedokles (ital. Empedocle) ist ein Unterwasservulkan in der Straße von Sizilien. Die höchste Erhebung liegt rund 7 bis 8 Meter unter der Meeresoberfläche. Ein starker Ausbruch des Empedokles könnte einen Tsunami auslösen.

Re: DI Gerhard Mayr verstorben - Ein Nachruf
Antwort #3
DI Gerhard MAYR war ein Mensch, der die Liebe zu den Schienenbahnen beruflich und privat praktiziert und gelebt hat. Ich habe bei ihm immer ein offenes und verständnisvolles Ohr gefunden und bin ihm für alle Akltivitäten, Hilfestellungen und Informationen sehr dankbar. Mit dankbarer Erinnerung habe ich ein kleines Beispiel seiner Hilfestellung angefügt. Es zeigt eine Notiz in Mayr's Handschrift aus dem Verladebuch der Grazer Waggonfabrik, in der er mir die am 21.3.1929 erfolgte Lieferung einer zweiachsigen BBC-Lokomotive mit 830 mm-Spurweite nach GWF-Zeichnungnummer 20185 und der GWF-Fabriksnummer 33756 und einem Gewicht von 8510 kg mitgeteilt hat. Dieser Hinweis ist für die Erstellung einer korrekten Lokliste der ÖAMG Eisenerz sehr bedeutsam.
Alfred Moser
 
Trotz Klimakrise und absehbares Ende des Verbrennungsmotors setzen viele große Firmen einzig auf den Straßenverkehr und errichten sogar Logistikzentren ohne  Bahnanschluss.

  • Obelix
  • Gourmet & Connaisseur
Re: DI Gerhard Mayr verstorben - Ein Nachruf
Antwort #4
Im Gedenken an DI Gerhard Mayr möchte auch ich hier eine kleine Anekdote schildern.


In den frühen 80er-Jahren war ich am Tag der offenen Tür als junger frischgebackener ÖBB-Lokführer auf der Lokreihe 1245 eingeteilt.  Ein Besucher stellte besonders komplizierte Fragen, die ich jedoch zufriedenstellend beantworten konnte.  Darauf erzählte mir dieser grazile feine Herr von seiner Ausbildungszeit zum Techniker und dass er seinerzeit in der Zfl. Innsbruck zum Motortausch an genau dieser Lokomotive eingeteilt war.  Im Laufe dieses langen Fachgespräches wurde mir langsam klar, mit welcher Kapazität ich es zu tun hatte.  Er habe den Tipp von seinem Sohn erhalten, dass er auf dieser Veranstaltung jemanden fände, mit dem er endlich einmal über "SEINE 1245er fachsimpeln" könne.  Herr DI Mayr erzählte mir von seiner alten Idee, gebrauchte Loks der Rh 1045 im Güterverkehr auf der Strecke nach Übelbach einzusetzen.  Die Montafonerbahn wäre ihm zuvorgekommen.
Natürlich musste ich Herrn DI Mayr auch über den Baufortschritt der - bei der Firma Knotz in Auftrag gegebenen - neuen Schmalspurtriebwagen befragen.  Er tüftle gerade an der Konstuktion des Bahnräumers, aber wenn mich dieser Triebwagen derart interessierte, würde er mich sehr gerne zur ersten (?) Probefahrt einladen.  Ich war sprachlos.


Herr DI Mayr hielt Wort!  Kurz nach Neujahr erhielt ich seinen Anruf und wir saßen schon ein paar Tage später im 1.-Klasse-Abteil Richtung Unzmarkt.  Da habe wirklich einmal gerne aufgezahlt!  In Unzmarkt stand der nagelneue VT 31 samt versammelter Mannschaft schon bereit.  Den Mitarbeitern der Fa. Knotz, dem Bahnmeister und dem Lehrlokführer (einem ehem. Schisprungmeister) wurde ich als "ÖBB-Beobachter" vorgestellt.  Die Fahrt begann mit dem üblichen Hochtasten, welches von mehren Fotohalten unterbrochen wurde.  Oft standen wir dabei an exponierten Stellen hüfthoch im Neuschnee.  Nun näherten wir uns einem Tunnel.  Der Bahnmeister erkundigte sich, ob es geplant sei, den Tunnel gleich mit höchst zugelassener Geschwindigkeit zu durchfahren.  Seine Einwände bekräftigte er mit dem Argument, dass dieses neue Fahrzeug erheblich großzügigere Abmessungen sowohl in der Länge, als auch beim Drehzapfenabstand aufweise und mit dem sonst üblichen Rollmaterial nicht vergleichbar wäre.  Außerdem läge der Tunnel ja im Bogen ... usw. .  Nun musste anscheinend Herr DI Mayr ein Machtwort sprechen und stellte folgende (vielleicht verhängnisvolle) Gegenfrage: "Ist mit dem Oberbau alles in Ordnung, oder nicht?"  Diese Frage konnte ein pflichtbewußter Gleismeister einfach nur mit "Ja." beantworten.  Seinen inzwischen total erbleicheten Gesichtszügen war es aber abzulesen, dass ausgerechnet dieser Streckenabschnitt in der Vergangenheit der genauen Kontrolle kein besonderes Augenmerk wiederfuhr.  Umso größer war die Erleichterung des Bedienstetens zu erkennen, als der neue Triebwagen - ohne das von ihm befürchtete Anstreifen an der Tunnelwand - das weitere Murtal störungsfrei befuhr.  Nach dem Stürzen in Tamsweg wurde in der Murauer Bahnhofsresti "Wild" gegessen.  Auf der spätnachmittäglichen Fahrt nach Unzmarkt wurde ich überraschenderweise von Herrn DI Mayr aufgefordert, das Steuer zu übernehmen.  Dies geschah mit seinen freundlichen Worten: "Und jetzt wollen wir einmal schauen, wie ein ÖBB-Lokführer mit diesem Triebwagen zurechtkommt."  Nun durfte ich - als Gast - mit dem fabriksneuen Triebwagen einen sehr langen Streckenabschnitt mit "geduldet" erhöhter Geschwindigkeit fahren.  Dabei wurden Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h erreicht.  Das war damals der inoffizielle Geschwindigkeitsrekord auf Österreichs Schmalspurbahnen!  Die zahlreichen Bahnübergänge wurden schon am frühen Nachmittag von einem Schneepflug geräumt, deren Überbleibsel von der warmen Sonne wieder angeschmolzen und nach dem Sonnenuntergang am Untergrund angefroren waren.  Das Durchfahren dieser Eiskeile mit voller Geschwindigkeit erregte sichtlich den Stolz des Konstrukteurs!  Allen Beteiligten ging aber dabei "der Gesäß auf Grundeis", wenn ich das heute so rudimentär ausdrücken darf.  Jedenfalls konnte mit dieser denkwürdigen Fahrt der letzte Anschlußzug in Unzmarkt locker erreicht werden.  Während der Heimfahrt schwärmte mir DI Mayr von den innovativen Möglichkeiten dieses Triebwagens auf Österreichs Schmalspurstrecken vor.  Seine Vision sollte schon kurze Zeit später in Erfüllung gehen!  Nach den StLB bestellten auch die ÖBB eine große Liefertranche dieses legendären Triebwagentyp´s.  Schon (ganz sicher nicht alleine nur) deswegen gebührt Herrn DI Gerhard Mayr der Ruf eines wahren Eisenbahnpioniers!

Diese kleine Anekdote sollte all jenen die eigentliche Persönlichkeit von Gerhard Mayr etwas näher bringen, die ihn leider nicht persönlich kennenlernen konnten.  Zum freundschaftlichen Kontakt bedurfte es keiner besonderen Herkunft und auch keiner speziellen Bildung.  Wie es Hr. Mackinger in seinem Nachruf schon so treffend bezeichnet hat, waren alle Freunde, die "... vom Wesen der Eisenbahn durchdrungenen ..." waren,  in seinem persönlichen Umfeld vorurteilsfrei und sehr herzlich willkommen.
Sogesehen hat nun wirklich eine große Österreichische Persönlichkeit von uns Abschied genommen!  Der Schmerz und die hinterlassene Lücke sitzen wirklich tief in der Seele.  Herzlichen Dank für die enorme geistige und gefühlsmäßige Hinterlassenschaft!

Lieber Herr DI Mayr!  Ich werde Sie immer in sehr liebevoller Erinnerung behalten!
Ein ganzes Wildschwein ist für mich trotzdem nur eine halbe Lösung!