Im Augenblick steht eine Fahrzeugbeschaffung auf dem Programm der Graz Linien. Aus diesem Grund möchte ich hier eine kleine Diskussion in Gang setzen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzt.
Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Drehgestellfahrzeug im Gegensatz zu einem Multigelenkwagen (MGW) einen kleineren Niederfluranteil mitbringt, während zweiterer meist über 100%ige Niederflurigkeit verfügt.
In Europa setzen viele Straßenbahnbetriebe jedoch auf Teilniederflurfahrzeuge mit echten Drehgestellen statt auf MGW. Der Verschleiß von Schienen und Rädern ist dabei auf jeden Fall viel geringer.
Seit 2001 sind in Graz MGW mit einem Niederfluranteil von 100% im Einsatz. Waren es bis 2010 nur 18 Stück, so hat sich diese Zahl mit insgesamt 63 mehr als verdreifacht, wobei die 45 Variobahnen von Stadler auch schwerer sind als die Bombardier Cityrunner.
Derzeit werden täglich im Schnitt 50 MGW auf allen Linien eingesetzt.
Seit gut zehn Jahren merkt man, dass die Gleisbauarbeiten in Graz - jene in den Sommerferien, wie auch jene in den Nächten - rasant zugenommen haben. - Meiner Meinung nach eindeutig eine Folge des Fuhrparks, wo immer weniger gleisschonende Drehgestellfahrzeuge zum Einsatz kamen und immer mehr MG. Fast jeder Grazer ist immer schneller von Gleisbauarbeiten betroffen, egal ob ÖV-Nutzer oder Autofahrer, letztere beklagen sich ja sogar meist lauter wenn sie keine "freie Fahrt" haben.
Gleisbauarbeiten an den neuralgischen Punkten in der Innenstadt finden fast schon jährlich statt. Nach dem Jakominiplatzumbau wurden Weichen und Kreuzungen früher viel seltener getauscht.
Ist der Einsatz von 100% Niederflurwagen im Hinblick auf die Folgekosten beim Gleisbau sinnvoll oder sollte Graz wieder auf altbewährte Drehgestellqualität zurückgreifen, auch wenn diese nicht 100% niederflurig ist?
Wie hoch sind die Mehrkosten, die durch die Multigelenker entstehen?
Welche Faktoren spielen beim Fahrzeugkauf noch eine Rolle, wie Anzahl der Türen, Dauer des Fahrgastwechsels, Verhältnis Sitz zu Stehplätzen und ähnliches.
Auch beim Gleisbau selbst hat sich einiges geändert:
Gleise die kerzengerade verlaufen, sind vom Verschleiß logischerweise weniger betroffen als Kurven, Bögen, Verschwenkungen und insbesondere Weichen und Kreuzungen.
Warum setzt man in Graz seit Jahren bei Neubauten auf Verschwenkungen im Gleis, wie z.B. in der Annenstraße oder der Eckertstraße. Ja sogar auf den Renderings der neuen Tegethoffbrücke sind solche Verschwenkungen zu sehen. - In puncto Verschleiß
sind diese sicher kein Vorteil, warum baut man die Strecken also nicht gerade, soweit es möglich ist?
Ist den Entscheidungsträgern bewusst, dass 100% Niederflur-Fahrzeuge auf Dauer wesentlich teurer kommen?
Schaffen wir es, unsere Informationen massentauglich aufzubereiten, dass auch ein Laie die Sachlage versteht?
Wie können wir ein Umdenken bei den Verantwortlichen herbeiführen, damit die Gleisbauarbeiten und auch die Kosten für die "ungeliebte" Straßenbahn verringert werden können?
https://de.wikipedia.org/wiki/Drehgestellhttps://de.wikipedia.org/wiki/Gelenkwagen_(Straßenbahn)