Die Tücke mit der LückeRadhauptstadt Graz im Check der Radlobby: über Lücken bei Hauptverkehrsachsen, Stillstand und Fortschritte im System.
Seit Juli ist Graz wieder Rad-Hauptstadt der Republik. Das bestimmten zumindest 2710 vom Verkehrsclub Österreich befragte Personen. Im Baustellensommer voller Baugruben und Umleitungen war der Reality Check nur schwer möglich. Nun, da die Adern der Stadt geflickt sind, Straßenbahnen Fahrt aufnehmen, Autos wieder freie Bahn haben, baten wir die Radlobby Argus zur Streckenanalyse.
Das letzte RadWie radfahrfreundlich ist Graz? ,,Sagen wir es so: Der Radverkehr spielt noch immer eine untergeordnete Rolle. Zuerst kommen fahrende Autos, danach die ruhenden, dann Fußgänger und zuletzt wir Radfahrer", kritisiert Argus-Obfrau Heidi Schmitt. Was die Radaktiven besonders stört: ,,dass viele Dinge zwar angekündigt, aber nie umgesetzt werden".
Erster Kritikpunkt: Die 13 Hauptradrouten führen zwar zum Zentrum hin. ,,Die Idee, diese wie ein Spinnennetz mit radtauglichen Wegen zu verknüpfen, ist aber ad acta gelegt." Und das, so Stephan Landgraf, spüre man besonders in dicht besiedelten Außenbezirken wie Liebenau, St. Peter oder Gösting. Sieben Lücken im System (siehe Grafik links) orteten sie dazu an Hauptverkehrsachsen wie der Liebenauer Hauptstraße (,,eine reine Autostraße") oder an der noch bis 2013 lahmgelegten Bahnhofsbaustelle. ,,Es fehlt eine Querverbindung Ost-West", klagen sie. Stichwort: Peter-Tunner-Gasse.
Kurzes Stück, langer UmwegNicht immer sind es die großen Achsen, manchmal hapert's an wenigen Metern: Das Ringen am Joanneumring als Jakominiplatz-Umfahrung bleibe, klagen Lobbyisten, seit Monaten blockiert. Ein schwarz-grünes Politikum.
Oder: Der Durchstich zwischen Hafnerriegel und Steyrergasse würde vielen den täglichen Spießradroutenlauf erleichtern. ,,Uns geht es nicht um die Erschaffung neuer Hauptradrouten, sondern darum, dass wir flüssig radfahren können." Und darum, dass auf Hauptverkehrsrouten wie jener nach Mariatrost auch ruhig wir vor Autos Vorrang haben können.
Abseits der Tücken mit den Lücken kritisieren sie PR-Gags wie die Ferien-Radlbim (30.000 Euro Zuschuss von der Stadt). Vizebürgermeisterin Lisa Rücker kontert der Kritik mit mehreren Lückenschlüssen, durch die sie heuer und nächstes Jahr Grazer Radler besser in Fahrt bringen will (siehe Interview unten).
Argus streut aber auch Rosen: Radfahrer seien in den letzten Jahren sichtbarer geworden. Und die anstehenden Ausbauten begrüße man.
INTERVIEW,,Jeder Meter mit Blut und Schweiß erkämpft"
Frau Vizebürgermeisterin, die Radlobby Argus kritisiert, dass in der Grazer Verkehrspolitik an Radler immer noch zuletzt gedacht wird. Ist Grün da mit seinen Plänen gescheitert?
LISA RÜCKER: Nein. Wir diskutieren Verteilungsfragen für Verkehrsteilnehmer intensiv. Ich entscheide aber nicht allein und die ÖVP als Koalitionspartner zieht oft nicht mit. Sobald ein Parkplatz betroffen ist, wackelt ein Projekt schon wieder. Jeder Meter Radweg wird mit Blut und Schweiß erkämpft.
Es gibt auch Kritik, weil Sie kurze Radwege zu immensen Kosten realisieren, wie etwa jenen beim LKH um 600.000 Euro.
RÜCKER: Da geht es meist um wichtige Lückenschlüsse im Wegenetz, die eine Radhauptstadt schaffen muss. Diese wurden seit Jahren nicht erledigt, weil sie kompliziert und teuer sind. Da geht es um Grundstücksablösen oder Denkmalschutzauflagen wie beim LKH, wo übrigens das Land die Hälfte finanzierte.
Welche Radwegprojekte kommen 2011/12 noch?
RÜCKER: Die Trennung des Rad- und Gehwegs am Lendkai, ich plane trotz Veto des Landes den Radweg von der Wickenburggasse via Busspur in der Humboldtstraße bis zur Bergmanngasse und wir realisieren auch die wichtige Radwegverlängerung am rechten Murufer bis zum Shopping Nord. Außerdem bauen wir auch an neuen Radwegabschnitten entlang des Andritz- und des Leonhardbachs und planen am Radweg Plüddemanngasse entlang der Friedhofsmauer.
Quelle:
http://www.kleinezeitung.at/g7/index.doGrafik ->
http://epaper.kleinezeitung.at/edition-kzg/data/20110911/pages/20110911.KLEINEZEITUNG.G7_HAUPTBLATT.6_0.pdf