Etwas ausführlicher:
Neuer Fachbeirat wacht über BauqualitätDie Hebung der Bauqualität bei größeren oder besonders sensiblen Projekten in Graz außerhalb der Altstadt-Schutzzone - das ist das Hauptziel, das die Stadt mit der Installierung eines Fachbeirats Graz verfolgt. Heute, 23. November 2011, wurde das Gremium mit unabhängigen Fachleuten konstituiert und von Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl angelobt und vorgestellt. Ihre Arbeit werden die drei Mitglieder und ihre beiden Ersatzbeiräte im kommenden Jahr aufnehmen.
Die Installierung eines Fachbeirats Graz zur Sicherung einer qualitativ hochwertigen Baukultur war eine der zentralen Empfehlungen aus der Evaluierung des ,,Grazer Modells" für Bauverfahren in Graz. Jetzt ist es Realität: Als erste Mitglieder des neuen Fachbeirats Graz wurden heute die Architekten DI Much Untertrifaller (Büros in Wien und St. Gallen/Schweiz), Mag. Marta Schreieck und Prof. Rüdiger Lainer (beide Wien) von Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl angelobt und der Öffentlichkeit präsentiert, die beiden Ersatzmitglieder sind Mag. Christoph Pichler und DI Dr. Patricia Zacek-Stadler (ebenfalls beide Wien). Sie werden ab kommendem Jahr ein wachsames Auge auf die Qualität aller Bauten außerhalb der Altstadt-Schutzzone werfen, die für die Stadt von besonderer Wichtigkeit sind oder deren Bruttogeschoßfläche 2.000 Quadratmeter übersteigt und für deren Gestaltung kein Architekturwettbewerb ausgelobt wurde.
Um die Unabhängigkeit des neuen Gremiums zu sichern, gelten strenge Statuten: Wer in Graz Fachbeirat sein will, darf weder ein Büro noch eine über die Beiratstätigkeit hinausgehende Planungsaktivität in der steirischen Landeshauptstadt aufweisen. In jahrelanger akribischer Arbeit, die von der Stadtbaudirektion mit mehreren Fachabteilungen und externen Beteiligten wie der Architektenkammer, der Landesinnung der Baumeister in der Wirtschaftskammer, dem Haus der Architektur oder Technischen Universität durchgeführt worden war, hatte man die Installierung des Fachbeirats vorbereitet, im Grazer Gemeinderat stimmten alle Fraktionen zu. Die Experten des Fachbeirats Graz sollen bereits in der Planungsphase von großen Projekten die Bewertung hinsichtlich Ortsbild, Gestaltqualität, städtebauliche Dimension, öffentlicher Raum sowie Nachhaltigkeitskriterien wie Ökologie und Energieeffizienz vornehmen und die Projektwerber begleiten. Eine schriftliche Empfehlung der Fachleute dient als Grundlage für die Begutachtung im Bauverfahren. Bei einer negativen Stellungnahme des Fachbeirats ist eine Wiedervorlage des überarbeiteten Projekts erforderlich. Für Bauvorhaben mit vorgeschaltetem Architekturwettbewerb ist eine Mitwirkung eines Fachbeiratsmitglieds in der Jury vorgesehen. Der Fachbeirat Graz wird alle eineinhalb Jahre neu besetzt, eine Beiratstätigkeit umfasst maximal zwei Perioden, der Austausch der einzelnen Beiräte erfolgt schleifend. Der oder die Vorsitzende des Gremiums wird von den Mitgliedern selbst gewählt - als erster Vorsitzender wird Rüdiger Lainer und als seine Stellvertreterin Marta Schreieck in den Annalen vermerkt sein. Die Sitzungen des Fachbeirats werden alle zwei Monate stattfinden, Sondertermine sind möglich.
Bürgermeister Nagl: ,,Serviceangebot, kein Hemmschuh!"
Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl, der als Baureferent die Einrichtung des Fachbeirats aktiv begleitet hatte, sprach heute bei der Präsentation des Gremiums von einem ,,Start in eine neue Ära". In dem Fachbeirat sieht das Stadtoberhaupt keine zusätzliche Barriere für potenzielle Investoren, sondern das genaue Gegenteil: ,,Es ist ein Serviceangebot, das Sicherheit für Bauwerber und eine positive Begleitung von Projekten bringt ." Allerdings stellte Nagl auch unmissverständlich klar, was eine negative Beurteilung des Gremiums für ein vorgelegtes Projekt bedeute: Zurück an den Start! Budgetär habe die Stadt übrigens mit 100.000 Euro Vorsorge getroffen, dass der Beirat arbeiten kann.
Stadtbaudirektor Werle: ,,Langjähriges Ziel erreicht, viele Vorteile!"Für den Grazer Stadtbaudirektor DI Mag. Bertram Werle wurde mit der heutigen Installierung des Fachbeirats Graz ein langjähriges Ziel erreicht: ,,Die Stadt Graz, die sich als City of Design und Architekturhauptstadt bezeichnet, zeigt damit, dass sie Baukultur und architektonische Qualität ernst nimmt!" Die Vorteile des unabhängigen Expertengremiums sind für Werle vielfältig: Sie reichen von mehr Verbindlichkeit und Planungssicherheit für alle Seiten bereits in der Entwurfsphase, solange ein Projekt noch gestaltbar ist, über die Förderung des Wettbewerbswesens und die Umsetzungsqualität der bei diesen Wettbewerben erzielten Ergebnisse bis hin zu einer Objektivierung der Stellungnahmen, die immer vom selben Gremium kommen und somit auch die Gutachter und Amtssachverständigen bei kontroversiell diskutierten Projekten aus der Schusslinie nehmen. Auch Stadtplanungsvorstand Dipl.-Arch. Heinz Schöttli zeigte sich zufrieden mit der Neuerung und verwies auf gute Erfahrungen mit Beiräten in anderen Städten.
Neue Fachbeirätinnen haben internationale Erfahrung
In ihren persönlichen Vorstellungsstatements wiesen die frisch gekürten Beiräte auf zum Teil lange Erfahrungen in diesem Metier hin: Manche haben sogar schon international seit Jahren auf die Qualität des Bauens geachtet. Interessant war die Vielfältigkeit ihrer präsentierten Schwerpunkte: Patricia Zacek-Stadler hat sich vor allem bei Wohnbauten einen Namen gemacht, Marta Schreieck durch die möglichst breite Streuung von verwirklichten Projekten. Much Untertrifaller legt einen besonderen Schwerpunkt auf Holz- und Kulturbauten, Christoph Pichler machte durch den Sieg beim Architekturwettbewerb für den Grazer Pfauengarten im Jahr 2008 Schlagzeilen. Rüdiger Lainer, nach eigenen Worten ,,in Graz architektonisch sozialisiert", brachte die Meinung des ganzen Gremiums auf den Punkt: ,,Gute Architektur muss nicht schwieriger oder teurer sein als weniger gute Architektur - sie erfordert oft nur etwas längeres Nachdenken!"
Link:
www.stadtentwicklung.graz.atQuelle:
Stadt Graz