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Thema: Einer der ältesten Grazer Höfe (2827-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Einer der ältesten Grazer Höfe
Einer der ältesten Grazer Höfe

Am Esperantoplatz steht ein altes Gebäude, das auf den ersten Blick gar nicht auffällt - der Weisseneggerhof. Und doch hat er für die Stadtentwicklung eine bedeutende Rolle gespielt.

Fast könnte man das wuchtige Gebäude übersehen, das an der Ecke Metahofgasse/Hans-Resel-Gasse steht und den Esperantoplatz nach Norden abschließt. Bloß einige graue Flecken im renovierten und gelb gefärbten Haus fallen auf. Tritt man näher, entpuppen sich die "Flecken" als spätmittelalterliche Mauerteile und dreieckige Schlüssel-Schießscharten, die freigelegt und restauriert wurden.

Wir stehen hier vor dem alten Weisseneggerhof, der bereits im frühen 15. Jahrhundert als landesfürstliches Lehen genannt wird. Ein sogenannter Gülthof, also ein Gehöft, für das dem Landesherren Abgaben in Form von Naturalien zu leisten waren.

Der Hof zu Lidlsdorf

Im Jahr 1414 war ein gewisser Stefan Strohmeyer im Besitz des Hofes, dem dann ein Hans "Hofstätter in Tobel" folgte, dessen Tochter Elsbeth um 1480 einen Paul Goldener heiratete. Von ihm stammt die Bezeichnung des Hauses als Goldenhof, die abwechselnd mit dem älteren Namen "Hof zu Lidlsdorf" verwendet wurde. Nach dem alten Vorstadtschloss Lidlhof (Idl-hof) in der Nähe wurde auch die Idlhofgasse (früher Lidlhofgasse) benannt, die vom Esperantoplatz nach Süden führt.

Die Grundherren dieses Hofs zu Lidlsdorf siedelten hier zahlreiche ihrer Untertanen an und förderten damit das Wachstum der alten Murvorstadt. Um 1490 wurde das Gut an Wolfgang von Weisseneck verlehnt, der es 1529 an seinen Sohn Hans vererbte, berichtet Robert Baravalle in "Steirische Burgen und Schlösser". Der "Hof zu Lidlsdorf", wie er noch immer genannt wurde, verfügte sogar über einen eigenen Burgfrieden. Also über einen Bereich, in dem alle Streitigkeiten bei Strafe zu unterbleiben hatten. Dieses Gebiet reichte im Süden bis zur heutigen Kreuzung Rösslmühlgasse/Lazarettgasse, im Westen bis zur Alten Poststraße, im Norden bis zur Kreuzung Wiener Straße/Hackhergasse und im Osten bis zum rechtsseitigen Mühlgang - ein riesiges Areal.

Hans von Weisseneck hieß auch sein Sohn, der den Hof seiner Tochter Johanna vererbte, die ihn wiederum ihrem Mann Erasmus von Glojach 1591 in die Ehe mitbrachte. Zwischen 1593 und 1596 wurde der Adelssitz um- und ausgebaut und erhielt seine heutige Gestalt. "Aber mit der Bezahlung der Handwerker stand es, wie bei vielen Adeligen jener Zeit, sehr schlimm und der Schlossermeister Benedikt Ritter muß seine Ansprüche erst bei Gericht durchsetzen", schreibt Robert Baravalle.

Doch die Erben des Glojachers verkauften am 1. Dezember 1635 den Weisseneggerhof (wie er jetzt genannt wurde) an die Fürsten von Eggenberg. Mit den neuen Herren erhielt das Anwesen auch eine völlig neue Verwendung. Jetzt diente es als Künstlerquartier für Bildhauer und Maler, die in Diensten der Eggenberger standen. So war um 1650 das Gebäude, das durch eine lange Allee mit dem Eggenberger Schloss verbunden war, die Bildhauerwerkstätte der Künstler Andreas Marx und Hans Georg Stammel.

Zu den drei Raben

Als 1716 die Eggenberger ausstarben, verpachteten ihre Erben, die Grafen von Herberstein, den Hof als Gasthaus. 1736 ist ein Hans Schwarz als Gastwirt überliefert, der bereits über sechs Kegelbahnen verfügte. Bald schon erhielt der Gasthof nach dem Wappen der Eggenberger den Namen "Zu den drei Raben". Damit ist auch klar, woher der Name des heute bestehenden Hotels "Drei Raben" in der nahen Annenstraße stammt.

1785 wurde der Hof um 8000 Gulden an den Gastwirt und Bierbrauer Richard Seebacher verkauft, den wir als Eigentümer des Meerscheinschlössls kennengelernt haben. Heute befinden sich im Erdgeschoss des alten Weisseneggerhofs ein Reisebüro und ein Restaurant.

Quelle: http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2990708/aeltesten-grazer-hoefe.story
Liebe Grüße
Martin