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Stahlpreis explodiert: Baufirmen droht Ruin
Stahlpreis explodiert: Baufirmen droht Ruin
Der Stahlpreis ist heuer schon sieben Mal gestiegen, allein vier Mal im April. Auf den Großbaustellen der Asfinag und der HL-AG droht jetzt ein Desaster für steirische Lieferfirmen.

Ob Koralmtunnel, Autobahnbrücke oder ganz normale Wohnsiedlung: Überall, wo mit Beton gebaut wird, werden auch enorme Mengen an Baustahl benötigt. Doch weil jetzt die Preise für diese Stahlsorten auf dem Weltmarkt in ungeahnter Schnelligkeit explodieren, stehen einige wichtige Lieferfirmen vor gewaltigen wirtschaftlichen Turbulenzen. Ihre Kalkulation ist völlig zusammengebrochen. Weil sie aber die Aufträge für die Großbaustellen zu Fixpreisen abgeschlossen haben, bekommen sie die Mehrkosten vom Auftraggeber nicht ersetzt.

Firmen aus der Steiermark betroffen. Viele der hauptbetroffenen Firmen kommen aus der Steiermark - etwa die Baufirma Sako Stahl aus Ratschendorf, die seit 20 Jahren als Subunternehmer bei öffentlichen Großbauten mitmischt und mit bis zu 600 Beschäftigten auf den Großbaustellen vertreten ist. "Wir können die gewaltigen Preissprünge nicht mehr schlucken, das ist eine Katastrophe", schildert Firmenchef Franz Saringer. Die gesamte Branche sei nun in Gefahr.

Preise mehr als verdoppelt. Tatsächlich sind die Preisschübe derart gewaltig, dass niemand damit gerechnet hat. Der Grundpreis für stabförmigen Betonstahl wurde heuer schon sieben Mal erhöht und liegt nun mit 680 Euro je Tonne mehr als doppelt so hoch wie noch im vorigen Herbst. Praktisch alle gängigen Sorten sind seit Jahresbeginn nach oben geschnellt: Ringförmiger Betonstahl ist um 251 Euro pro Tonne teurer als Anfang Jänner, Baustahlgitter kosten um 241 Euro mehr. Das sind Preissteigerungen um 50 bis 60 Prozent. Dazu drohen künftig auch noch Lieferengpässe.

Saringers Firma arbeitet etwa am Umbau des Bahnhofs Wien Mitte, wo man 14.000 Tonnen Betonstahl liefert. Als die Preise im Vorjahr kalkuliert wurden, lagen sie um 20 Prozent niedriger als heute. Auch am Großvorhaben Koralmbahn ist Sako beteiligt, dort werden 13.000 Tonnen Baustahl eingesetzt. Für dieses Baulos gilt zwar die so genannte Gleitung, die eine Weitergabe von Preiserhöhungen erlaubt. Allerdings wird Baustahl nicht allein gewertet, sondern in einem Warenkorb. Die Folge: Trotz der gewaltig gestiegenen Materialpreise ermöglicht die Gleitung nur ein Plus von rund zehn Prozent.

Großbauten. Die Bauwirtschaft steht vor unbewältigbaren Problemen und steigt jetzt auf die Barrikaden. Denn eigentlich sieht das Bundesvergabegesetz vor, dass Großbauten nicht zu Fixpreisen, sondern zu veränderlichen Preisen auszuschreiben sind. In den Erläuterungen werden sogar Erdöl und Stahl als Beispiele genannt. Allerdings wird dies in der Praxis kaum eingehalten.

Hilferuf an Land und Bund. Der steirische Innungsmeister der Bauwirtschaft Hans-Werner Frömmel hat deshalb an die Bundes- und Landesregierungen sowie an große Auftraggeber (wie Spitalsgesellschaft, Landesimmobiliengesellschaft, Asfinag) Briefe geschrieben: Man möge künftig nur noch zu veränderlichen Preisen ausschreiben und den existenzbedrohten Firmen auf dem Kulanzweg helfen. "Antwort haben wir noch keine bekommen", sagt Frömmel. "Aber wir können die Verluste aus den Festpreis-Vereinbarungen nicht mehr schlucken."

Probleme mit hohem Stahlpreis. In der Asfinag ist man erwartungsgemäß nicht bereit, bei der Abrechnung von Baulosen Mehrkosten zu akzeptieren. "Wir haben unsererseits ebenfalls Probleme mit dem hohen Stahlpreis, da sitzen alle im selben Boot", sagt Firmensprecherin Anita Oberholzer. Außerdem habe man von Minister Werner Faymann die Vorgabe, bei allen Projekten zehn Prozent einzusparen.

Erleichterungen. In Faymanns Büro will man nicht bestätigen, dass öffentliche Aufträge entgegen dem Vergabengesetz zu Fixpreisen vergeben werden. "Das betrifft nur kleinere Baulose, die rasch fertig gestellt werden", sagt ein Sprecher. Dennoch will man nun mit der Wirtschaftskammer über Erleichterungen reden. In absoluten Härtefällen werde man helfen, solche seien aber im Ministerium noch nicht bekannt.

Änderungen in der Vergabepraxis. In der Steiermark drängt Wirtschaftskammer-Präsident Peter Mühlbacher auf Änderungen in der Vergabepraxis des Landes. Mühlbacher: "Die Preise bei Stahl oder auch bei Bitumen steigen oft in kürzester Zeit horrend an. Da darf man die Unternehmen nicht allein lassen."

quelle: kleinezeitung.at
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Martin