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Thema: Graz schwört auf Tempo 30 (5680-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Graz schwört auf Tempo 30
Graz schwört auf Tempo 30

Wiener Studie, wonach Tempo 30 die Luftqualität nicht erhöht, lässt Graz kalt. Weniger Unfälle sind ein schlagendes Argument.

In Wien lässt das Ergebnis einer Studie über die Auswirkung von Tempo 30 auf die Umwelt die Wogen hochgehen. So fordern die Wiener Freiheitlichen, alle Tempo-30-Zonen auf ihre Notwendigkeit zu prüfen und gegebenenfalls sogar aufzulassen.

In Graz, wo ja seit 1992 flächendeckend - außer Vorrangstraßen - die 30er-Beschränkung gilt, denkt niemand daran. "Tempo 30 auf Nebenstraßen gibt es ja in erster Linie wegen der Verkehrssicherheit", winkt FP-Verkehrsstadtrat Mario Eustacchio ab. "Es geht um die Sicherheit. Eine Luftverbesserung erreicht man nur mit der Reduktion des Autoverkehrs", sagt auch Umweltstadträtin Lisa Rücker (Grüne).

Die Hintergründe zur Wiener Studie? "Wir wollten anschauen, wie viel Schadstoffe bei einer Temporeduktion von 50 auf 30 km/h eingespart werden. Das Ergebnis war eine Überraschung, selbst bei günstigsten Annahmen sind manche Emissionen bei Tempo 30 höher als bei Tempo 50", erklärt Bernhard Geringer vom Institut für Automobiltechnik der TU Wien, wo man die Studie im Auftrag des Vereins für Kraftfahrtechnik und der Industriellenvereinigung durchgeführt hat. Bauliche Beruhigungen wie Schwellen würden den Schadstoffausstoß deutlich erhöhen.

"Tempo 30 war punkto Verkehrssicherheit die beste Maßnahme, die Rücknahme ist heute undenkbar", bringt aber Peter Felber vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) die Vorteile auf den Punkt. Die Zahl der Unfälle mit Personenschäden konnte um rund 20 Prozent gesenkt werden. Gab es im Jahr 1991, also vor Einführung von Tempo 30, genau 2543 Unfälle mit Verletzten auf Grazer Straßen, waren es 1994 nur noch 2028 und im Vorjahr 1881 Unfälle.

Etwa 85 Prozent der Grazer sind heute für Tempo 30. Dabei lehnten 1991 noch 56 Prozent der Bevölkerung das vom damaligen Verkehrsreferenten Erich Edegger forcierte Experiment ab. Aber schon im Juni 1994 waren 77 Prozent vom Erfolg dieses europaweit erstmaligen Experiments überzeugt - und für Tempo 30.
HANS ANDREJ

Glaubenskrieg

Viele werden sich ja noch erinnern können. Der Vorstoß des damaligen Verkehrsreferenten Erich Edegger hat in Graz die Wogen hochgehen lassen. Und artete fast zu einem Glaubenskrieg aus. Der aber nach der Einführung des flächendeckenden Tempos 30 im September 1992 sehr bald abebbte. Proteste gäbe es heute bestenfalls bei einer Rücknahme.

Das war vor über 20 Jahren. Als Graz wieder einmal Vorreiter spielte, in ganz Europa. Viele Städte und Gemeinden haben längst nachgezogen. Umso befremdlicher mutet es an, dass die Diskussion um das Tempo 30 in Wien jetzt in Gang kommt. Und dort fast zum Glaubenskrieg ausartet.

Die Verkehrssicherheit, die beim Grazer Versuch Pate stand, war und bleibt ein überzeugendes Argument. Hunderte Verletzte weniger pro Jahr kann man nicht einfach vom Tisch wischen. Ende der Diskussion!

Sie erreichen den Autor unter

hans.andrej@kleinezeitung.at
HANS ANDREJ

Quelle: http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/3649341/graz-schwoert-tempo-30.story
Liebe Grüße
Martin

  • kroko
Re: Graz schwört auf Tempo 30
Antwort #1
Na Gottseidank ist da in Graz alles klar - sogar für die FPÖ.

  • Amon
Re: Graz schwört auf Tempo 30
Antwort #2
Im Wahlkampf 2012 war die FPÖ noch gegen Tempo 30  :pfeifend:

Re: Graz schwört auf Tempo 30
Antwort #3
In Wien lässt das Ergebnis einer Studie über die Auswirkung von Tempo 30 auf die Umwelt die Wogen hochgehen. So fordern die Wiener Freiheitlichen, alle Tempo-30-Zonen auf ihre Notwendigkeit zu prüfen und gegebenenfalls sogar aufzulassen. ... "Das Ergebnis war eine Überraschung, selbst bei günstigsten Annahmen sind manche Emissionen bei Tempo 30 höher als bei Tempo 50"


Wenn ich die diversen Gratiszeitungen, die einem als Wiener so ins Haus flatttern, zusammenfasse, so war dort nie die Umwelt oder der Schadstoffausstoß das Thema. Es ging eher um den Wildwuchs an 30km/h-Zonen, der den öffentlichen Verkehr ausbremst.

Als Beispiel kann ich mich an die Erwähnung der Weißenböckstraße in Simmering erinnern, wo der Bus 69A ausgebremst wird.

Die Wiener Linien beklagen beim 30km/h-Wildwuchs 2 Dinge:

Erstens: Während sich Busfahrer an das verminderte Tempo halten, wird dieses vom Individualverkehr ignoriert (Wettbewerbsnachteil, "Warum schleicht der Bus da so?").

Zweitens: Längere Umlaufzeiten bedingen höhere Kosten oder größere Intervalle.

Auch wenn es ein wenig mutig ist - ich erlaube mir, die Wiener Weißenböckstraße mit der Grazer Theodor Körner-Straße zu vergleichen - wäre es für den 4er und 5er angebracht, mit 30 nach Andritz raus zu schleichen? Oder  ;) (duck und wegrenn): Tun sie das mittlerweile nicht wirklich?
  • Zuletzt geändert: Juni 05, 2014, 21:26:43 von Cerberus2

Re: Graz schwört auf Tempo 30
Antwort #4
Kann mich noch gut an meine Schülerzeit erinnern, als die Fahrer mit den Wuppis in den Schwachlastzeiten durch die oberen Teile der Th.-Körner-Str. regelmäßig mit bis zu 65km/h (jawohl!) bretterten.  ;D Ich vermisse dieses tolle Gefühl inzwischen sehr.

Zum Thema zurück: Wurden nicht in Graz jeweils dort die 50km/h Höchstgeschwindigkeit zumeist belassen, wo Straßenbahn- oder Buslinien bestanden/ bestehen? Diese Lösung finde ich recht brauchbar.

  • Bim
Re: Graz schwört auf Tempo 30
Antwort #5

Kann mich noch gut an meine Schülerzeit erinnern, als die Fahrer mit den Wuppis in den Schwachlastzeiten durch die oberen Teile der Th.-Körner-Str. mit bis zu 65km/h (jawohl!) bretterten.  ;D Ich vermisse dieses tolle Gefühl inzwischen sehr.
:one:

Zitat
Zum Thema zurück: Wurden nicht in Graz jeweils dort die 50km/h Höchstgeschwindigkeit zumeist belassen, wo Straßenbahn- oder Buslinien bestanden/ bestehen? Diese Lösung finde ich recht brauchbar.


Wurde in den 1990iger Jahren so gemacht - ist aber heute keineswegs mehr so - mir kommt vor, diese Variante verkommt immer mehr, weil es offensichtlich niemanden interessiert bzw. sich niemand darum kümmert, dass diese "Vorgabe" eingehalten wird.

  • kroko
Re: Graz schwört auf Tempo 30
Antwort #6
Zitat
Die Wiener Linien beklagen beim 30km/h-Wildwuchs 2 Dinge:

Erstens: Während sich Busfahrer an das verminderte Tempo halten, wird dieses vom Individualverkehr ignoriert (Wettbewerbsnachteil, "Warum schleicht der Bus da so?").

Zweitens: Längere Umlaufzeiten bedingen höhere Kosten oder größere Intervalle.


Überzeugt mich beides nicht so ganz. Wenn sich die Autofahrer nicht an Tempo 30 halten muss man eben kontrollieren und strafen. Der PKW-Verkehr profitiert von Tempo 50 jedenfalls sicher mehr als der Busverkehr, weil der Bus öfter stehen bleiben muss und beim Bus daher die Spitzengeschwindigkeit nicht ganz so wichtig ist. Überhaupt: die Fahrzeit hängt von der Spitzengeschwindigkeit nur wenig ab, und viel mehr von den Stehzeiten (z.B. an Ampeln). Bei Tempo 30 geht's vor allem um die Verkehrssicherheit - und natürlich sind da Busse sehr wichtig. Eine Straßenbahn auf eigener Trasse soll fahren so schnell sie will. Aber ein Bus vor einer Schule soll nicht unnötig Menschenleben gefährden.

Re: Graz schwört auf Tempo 30
Antwort #7

Kann mich noch gut an meine Schülerzeit erinnern, als die Fahrer mit den Wuppis in den Schwachlastzeiten durch die oberen Teile der Th.-Körner-Str. mit bis zu 65km/h (jawohl!) bretterten.


Dieses Tempo dort wäre aber selbst mit dem Auto ein Wahnsinn ...

Re: Graz schwört auf Tempo 30
Antwort #8
Ist bzw. war aber Tatsache. (Überwiegend dann, wenn in Schwachlastzeiten an einzelnen Haltestellen durchgefahren werden konnte.)

Re: Graz schwört auf Tempo 30
Antwort #9

Ist bzw. war aber Tatsache. (Überwiegend dann, wenn in Schwachlastzeiten an einzelnen Haltestellen durchgefahren werden konnte.)


Ich habe Deine Aussage mit meinem Beitrag nicht angezweifelt. Als Schüler in den 70er- und 80er-Jahren habe ich auch einiges erlebt, weil gerade der etwas verrufene Wiener Betriebsbahnhof Erdberg für den Transport meiner Person von und zur Schule verantwortlich war. Da wurde zum Beispiel mit einem für 40km/h zugelassenen Zweiachser eine Langsamfahrstelle von 25km/h (Ampelkreuzung ohne Vorsignal) mit über 50 km/h passiert.

Das Ärgste, was ich erlebt habe, war das spitze Passieren einer Stellhebelweiche (normale Straßenbahnweiche mit manueller Betätigung und Verriegelung) mit 55km/h statt mit 15km/h - das war ein E1 am 71er.
  • Zuletzt geändert: Juni 06, 2014, 15:51:45 von Cerberus2