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Thema: Ybbsthalbahn- Bergstrecke (4469-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Ybbsthalbahn- Bergstrecke
Neben der Lokalbahn Payerbach- Hirschwang betreibt die ÖGLB auch die Ybbsthalbahn- Bergstrecke von Lunz am See über Pfaffenschlag nach Kienberg- Gaming.
Dieser 1898 eröffnete, 17,6 km lange östliche Abschnitt der Ybbstalbahn weist als besondere Streckenparameter eine maximale Steigung von 31,6 ‰ und Kurvenradien bis 60m auf.
Nachdem der Planverkehr 1988 eingestellt worden war, wurde die Strecke nach Übernahme durch die ÖGLB 1990 für den Museumsverkehr wiedereröffnet.

Nach dem Besuch der Höllentalbahn stand für mich bald fest, dass ich auch diese Bahnstrecke schleunigst kennenlernen musste. Am 15. 08. 2012 wurde dieses Vorhaben, gemeinsam mit 5047er, in die Tat umgesetzt:

Auch diese Bahn wird von der ÖGLB auf der Seite http://www.lokalbahnen.at/bergstrecke/index.html, ausführlich beschrieben.
Dort findet man natürlich ebenfalls alle Informationen zum laufenden Betrieb und über die ÖGLB, außerdem wird auch aktuell über die Arbeiten an Fahrzeugen und Strecke sowie besondere Vorkommnisse berichtet.

Konnte man noch vor drei Jahren die beiden Endbahnhöfe per Bahn erreichen, ist die Strecke seit der Einstellung der Ybbstalbahn und der Verbindung von Scheibbs nach Kienberg- Gaming zum Inselbetrieb mutiert, worauf ua dieses Schild im Bhf Kienberg- Gaming hinweist:


Zur Zeit befindet sich die Verlängerung des Museumsbetriebes von Lunz nach Göstling in der Vorbereitung. Der geplante Eröffnungstermin am 07. 07. 2012 konnte aber wegen ausständiger Genehmigungen (!!!!) nicht gehalten werden, derzeit ist eine Betriebsaufnahme im Herbst geplant. Ab diesem Zeitpunkt wird es allerdings auf der Strecke von Kienberg nach Pfaffenschlag nur noch ein Zugpaar geben, der Nachmittagszug, der bisher die Rampe bergwärts im ,,richtigen" Licht befährt, endet dann bereits in Pfaffenschlag. (Der künftige Fahrplan, der noch Anfang dieser Woche online war, ist allerdings mittlerweile verschwunden...)

Die planmäßig vor den Dieselzügen eingesetzte 2093.01 (Grazer Waggonfabrik, 1927) erlitt im Juni im Bhf Pfaffenschlag einen Getriebeschaden und ist seither dort mit einer blockierten Achse abgestellt. Vor der Überstellung nach Kienberg zur Reparatur muss der betroffene Fahrmotor ausgebaut werden, damit die Maschine wieder rollfähig wird.


Daher werden diese Züge derzeit mit der 2190.01 (Waggonfabrik Simmering, 1934) geführt, die Anhängelast ist dabei auf zwei Ci (ex Mixnitz - St. Erhard) beschränkt.

Der Vormittagszug auf der Fahrt von Pfaffenschlag nach Lunz in Bodingbach


Ausfahrt aus einem der zahlreichen Felseinschnitte zwischen Bodingbach und Holzapfel bei gerade ziemlich diffusem Licht


Ankunft im Bhf Lunz am See. Der Bahnhof präsentiert sich derzeit noch im unvergleichlichen Charme der ÖBB- Zeit...


2190.01 beim Umsetzen


Rückfahrt kurz vor dem Erreichen des Scheitelpunktes der Strecke im Bhf Pfaffenschlag


Unmittelbar danach führt die Strecke mit bis zu 31,6 ‰ hinunter ins Erlauftal nach Kienberg


In diesem Abschnitt befinden sich auch die Prunkstücke der Ybbsthalbahn- Bergstrecke, die beiden großen Trestle- Brücken.
Die kürzere, dafür aber höhere der beiden (79m / 30* bzw 35**m), die Wetterbachbrücke, liegt versteckt und abgeschieden mitten im Wald. Um sie zu erreichen, ist ein längerer Fußmarsch durch unwegsames und ziemlich steiles Gelände vonnöten, Bei der Ankunft um 13:30 lag die Brücke noch im schönsten Sonnenlicht




Bis zur Durchfahrt des Nachmittagszuges kurz nach 15:00 hat sich der Schatten des Waldes dann aber schon relativ weit auf die Brücke vorgearbeitet. Diese Aufnahme wird nach der Streckenverlängerung bis Göstling leider nicht mehr möglich sein.


Nicht ganz so zugewachsen, und vor Allem leichter erreichbar, ist die Hühnernestgrabenbrücke (94 / 23* bzw 28**m).




Auf der Rückfahrt nach Kienberg- Gaming wird diese Brücke im Gegenlicht überquert...


*) Quelle: Krobot, Slezak, Sternhart, Schmalspurig durch Österreich, Slezak, 1984
**) Quelle: http://www.lokalbahnen.at/bergstrecke/index.html > Streckendaten

Re: Ybbsthalbahn- Bergstrecke
Antwort #1
Vom 24. bis 26. August 2012 stand der Dampfbetrieb der Ybbsthalbahn- Bergstrecke auf dem Programm. Also haben flixx611 und ich uns für einige Tage in Lunz am See einquartiert.

Am Freitag wurde die Strecke von Lunz nach Pfaffenschlag auf dem ,,Bahnerlebnisweg" erkundet, der auf einem beim Bahnbau angelegten Begleitweg verläuft, der großteils direkt am Gleiskörper entlangführt. Die dabei entstandenen Bilder waren eigentlich nur als Probeaufnahmen für die nächsten beiden Tage gedacht, es handelt sich dabei aber um die einzigen Streckenphotos dieses Wochenendes bei ,,Schönwetter", - und es sollen ja auch die Sonnenanbeter nicht zu kurz kommen:




Unter der 2093.01 wurde mittlerweile eine provisorische Arbeitsgrube ausgehoben(!!). Bei der dadurch ermöglichten näheren Begutachtung des Schadens stellte sich heraus, dass dieser doch schwerwiegender ist als zunächst angenommen. Da ein Ausbau der blockierenden Achse und des Motors im Bhf Pfaffenschlag kaum möglich erscheint, ist noch nicht geklärt, wie die Maschine zur Reparatur nach Kienberg überstellt werden kann. 1


Der Ortskern von Lunz macht einen erschreckend ausgestorbenen Eindruck. Gastronomie gibt es nur mehr im Bereich um den See, die Gasthöfe und auch das einzige Café im Ort sind alle geschlossen, auf den Straßen ist kaum ein Mensch zu sehen und sogar die PKW- Stellplätze sind großteils leer.
Dass da kein großes Potential für einen Personenverkehr auf der Schiene vorhanden ist, scheint ziemlich offensichtlich. Auch das so moderne, zukunftsweisende und nachhaltige Bussystem transportiert hauptsächlich - an diesem Wochenende alles andere als heiße - Luft. In keinem der wenigen gesichteten Busse konnten mehr als drei Fahrgäste gezählt werden, ein Großteil der Kurse hat überhaupt nur eine Person an Bord....
Ganz anders stellt sich allerdings die Situation für den Güterverkehr dar. Das potentielle Transportgut der Bahn ist in Form teilweise fast im Minutentakt den Ort durchquerender, holzbeladener LKW- Züge allgegenwärtig und entlang des Gleiskörpers finden sich an einigen Stellen gewaltige Holzberge, die offensichtlich noch in Erwartung eines Abtransportes per Bahn dort aufgeschlichtet wurden...

Lunz hat aber auch ein ganz besonderes baukünstlerisches Denkmal zu bieten, und zwar die spätgotische Pfarrkirche, die im Jahr 1503 vollendet wurde. Dabei handelt es sich um die seltene Bauform einer zweischiffigen Hallenkirche, die konsequenterweise auch zwei nebeneinanderliegende Ostchöre und damit auch zwei Hochaltäre aufweist. Dass der Raum dennoch als eine Einheit empfunden wird, ist einem streng modular aufgebauten Sternrippengewölbe zu verdanken, in dem es keine zu den Gebäudeachsen parallelen Linien gibt, wodurch die Zweiteilung des Raumes weitgehend wieder aufgehoben wird. Die Kirche wurde in zwei Etappen im 19. Jahrhundert und in den 50er- Jahren ,,regotisiert", so dass heute ihre volle Raumwirkung wieder zur Geltung kommt.






Am Freitagnachmittag ging sich auch noch - bereits unter den ersten Vorzeichen des ersten herannahenden Gewitters - ein kurzer Sprung in den Lunzer See aus (24°!).
Es sollte der einzige an diesem Wochenende bleiben, da sich die Sonne an den nächsten beiden Tagen nicht mehr blicken ließ.

Da der Wetterbericht für Sonntag eine Besserung versprochen hatte - die dann natürlich nicht eintrat -, wurde der Samstag für eine Fahrt mit dem Zugpaar 1/2 von Kienberg nach Lunz und zurück genutzt:

Zug 1 beim Wassernehmen im Bhf Pfaffenschlag


und nach der Ankunft im vorläufigen Endpunkt der Strecke in Lunz


Die Uv1 (Krauss/Linz, 1902) ist derzeit die einzige betriebsfähige Dampflok auf der Strecke, wegen des Ausfalls der 2093.01 werden alle ansonsten mit Dieseltraktion verkehrenden Sonder- und Planzüge, die die Grenzlast der 2190.01 überschreiten, ebenfalls mit dieser Maschine bespannt. 1


Von der Bahn aus hat man an mehreren Stellen einen freien Blick auf die Kartause von Gaming




Da an diesem Tag die Straße von Pfaffenschlag nach Gaming wegen eines Autorennens gesperrt war, wurden für den Nachmittagszug zwei Photostellen an der Westrampe aufgesucht, die nur zu Fuß erreichbar sind.
Zug 3 durchfährt den ,,Hufeisenbogen" bei Bodingbach


Auf der Rückfahrt wird ein weiterer Felseinschnitt bei ,,Neidfleck" durchquert


Am Samstagabend schien sich das Wetter dann kurzzeitig zu bessern,


am Sonntag in der Früh mussten wir dann allerdings doch feststellen, dass manchmal auch eine Hundertschaft von Schwalben noch keinen Sommer macht...

Der erste Weg an diesem Tag führte zur Wetterbachbrücke


Dieselbe Stelle wie am Vortag, diesmal in der Gegenrichtung


Am Ortsrand von Lunz liegt der Gleiskörper in Traufhöhe der Häuser, die hier direkt an die Felswand gebaut sind


Dampf und Steyr- Diesel, einmal nicht aufwändig und ohne Realitätsbezug arrangiert...


Zug 3 überquert die Hühnernestgrabenbrücke inmitten der an diesem Tag allgegenwärtigen Nebelschwaden


Derselbe Zug erreicht kurz vor Pfaffenschlag das Ende der Steigungsstrecke


Für die letzte Rückfahrt an diesem Wochenende haben wir nocheinmal den Abschnitt südlich von Bodingbach aufgesucht


Und so sieht schließlich das Ende eines zu 100% verregneten und nebelverhangenen Tages aus


Das gab immerhin nocheinmal Anlass zur Hoffnung, den Montag vielleicht doch noch wie geplant am See verbringen zu können, nachdem dieser aber neuerlich mit Regen begann, entschlossen wir uns, stattdessen auf dem Heimweg einen Abstecher nach Waidhofen zu machen und bei der Gelegenheit kurz im Bhf Göstling vorbeizuschauen. Die dorthin geplante Streckenverlängerung wird heuer nicht mehr in Betrieb genommen werden, angepeilt wird jetzt eine Eröffnung im nächsten Jahr.
Im Bhf Göstling deutet bisher auch noch nichts darauf hin, dass dort jemals wieder ein Bahnbetrieb stattfinden wird...






)1 http://www.lokalbahnen.at/bergstrecke/index.html

  • Martin
  • Global Moderator
  • Styria Mobile Team
Re: Ybbsthalbahn- Bergstrecke
Antwort #2
Danke für die tolle Reportage!  :one:

Schade, dass das Wetter so bescheiden war.
Liebe Grüße
Martin