Vom 24. bis 26. August 2012 stand der Dampfbetrieb der Ybbsthalbahn- Bergstrecke auf dem Programm. Also haben flixx611 und ich uns für einige Tage in Lunz am See einquartiert.
Am Freitag wurde die Strecke von Lunz nach Pfaffenschlag auf dem ,,Bahnerlebnisweg" erkundet, der auf einem beim Bahnbau angelegten Begleitweg verläuft, der großteils direkt am Gleiskörper entlangführt. Die dabei entstandenen Bilder waren eigentlich nur als Probeaufnahmen für die nächsten beiden Tage gedacht, es handelt sich dabei aber um die einzigen Streckenphotos dieses Wochenendes bei ,,Schönwetter", - und es sollen ja auch die Sonnenanbeter nicht zu kurz kommen:
Unter der 2093.01 wurde mittlerweile eine provisorische Arbeitsgrube ausgehoben(!!). Bei der dadurch ermöglichten näheren Begutachtung des Schadens stellte sich heraus, dass dieser doch schwerwiegender ist als zunächst angenommen. Da ein Ausbau der blockierenden Achse und des Motors im Bhf Pfaffenschlag kaum möglich erscheint, ist noch nicht geklärt, wie die Maschine zur Reparatur nach Kienberg überstellt werden kann.
1Der Ortskern von Lunz macht einen erschreckend ausgestorbenen Eindruck. Gastronomie gibt es nur mehr im Bereich um den See, die Gasthöfe und auch das einzige Café im Ort sind alle geschlossen, auf den Straßen ist kaum ein Mensch zu sehen und sogar die PKW- Stellplätze sind großteils leer.
Dass da kein großes Potential für einen Personenverkehr auf der Schiene vorhanden ist, scheint ziemlich offensichtlich. Auch das so moderne, zukunftsweisende und nachhaltige Bussystem transportiert hauptsächlich - an diesem Wochenende alles andere als heiße - Luft. In keinem der wenigen gesichteten Busse konnten mehr als drei Fahrgäste gezählt werden, ein Großteil der Kurse hat überhaupt nur eine Person an Bord....
Ganz anders stellt sich allerdings die Situation für den Güterverkehr dar. Das potentielle Transportgut der Bahn ist in Form teilweise fast im Minutentakt den Ort durchquerender, holzbeladener LKW- Züge allgegenwärtig und entlang des Gleiskörpers finden sich an einigen Stellen gewaltige Holzberge, die offensichtlich noch in Erwartung eines Abtransportes per Bahn dort aufgeschlichtet wurden...
Lunz hat aber auch ein ganz besonderes baukünstlerisches Denkmal zu bieten, und zwar die spätgotische Pfarrkirche, die im Jahr 1503 vollendet wurde. Dabei handelt es sich um die seltene Bauform einer zweischiffigen Hallenkirche, die konsequenterweise auch zwei nebeneinanderliegende Ostchöre und damit auch zwei Hochaltäre aufweist. Dass der Raum dennoch als eine Einheit empfunden wird, ist einem streng modular aufgebauten Sternrippengewölbe zu verdanken, in dem es keine zu den Gebäudeachsen parallelen Linien gibt, wodurch die Zweiteilung des Raumes weitgehend wieder aufgehoben wird. Die Kirche wurde in zwei Etappen im 19. Jahrhundert und in den 50er- Jahren ,,regotisiert", so dass heute ihre volle Raumwirkung wieder zur Geltung kommt.
Am Freitagnachmittag ging sich auch noch - bereits unter den ersten Vorzeichen des ersten herannahenden Gewitters - ein kurzer Sprung in den Lunzer See aus (24°!).
Es sollte der einzige an diesem Wochenende bleiben, da sich die Sonne an den nächsten beiden Tagen nicht mehr blicken ließ.
Da der Wetterbericht für Sonntag eine Besserung versprochen hatte - die dann natürlich nicht eintrat -, wurde der Samstag für eine Fahrt mit dem Zugpaar 1/2 von Kienberg nach Lunz und zurück genutzt:
Zug 1 beim Wassernehmen im Bhf Pfaffenschlag
und nach der Ankunft im vorläufigen Endpunkt der Strecke in Lunz
Die Uv1 (Krauss/Linz, 1902) ist derzeit die einzige betriebsfähige Dampflok auf der Strecke, wegen des Ausfalls der 2093.01 werden alle ansonsten mit Dieseltraktion verkehrenden Sonder- und Planzüge, die die Grenzlast der 2190.01 überschreiten, ebenfalls mit dieser Maschine bespannt.
1Von der Bahn aus hat man an mehreren Stellen einen freien Blick auf die Kartause von Gaming
Da an diesem Tag die Straße von Pfaffenschlag nach Gaming wegen eines Autorennens gesperrt war, wurden für den Nachmittagszug zwei Photostellen an der Westrampe aufgesucht, die nur zu Fuß erreichbar sind.
Zug 3 durchfährt den ,,Hufeisenbogen" bei Bodingbach
Auf der Rückfahrt wird ein weiterer Felseinschnitt bei ,,Neidfleck" durchquert
Am Samstagabend schien sich das Wetter dann kurzzeitig zu bessern,
am Sonntag in der Früh mussten wir dann allerdings doch feststellen, dass manchmal auch eine Hundertschaft von Schwalben noch keinen Sommer macht...
Der erste Weg an diesem Tag führte zur Wetterbachbrücke
Dieselbe Stelle wie am Vortag, diesmal in der Gegenrichtung
Am Ortsrand von Lunz liegt der Gleiskörper in Traufhöhe der Häuser, die hier direkt an die Felswand gebaut sind
Dampf und Steyr- Diesel, einmal nicht aufwändig und ohne Realitätsbezug arrangiert...
Zug 3 überquert die Hühnernestgrabenbrücke inmitten der an diesem Tag allgegenwärtigen Nebelschwaden
Derselbe Zug erreicht kurz vor Pfaffenschlag das Ende der Steigungsstrecke
Für die letzte Rückfahrt an diesem Wochenende haben wir nocheinmal den Abschnitt südlich von Bodingbach aufgesucht
Und so sieht schließlich das Ende eines zu 100% verregneten und nebelverhangenen Tages aus
Das gab immerhin nocheinmal Anlass zur Hoffnung, den Montag vielleicht doch noch wie geplant am See verbringen zu können, nachdem dieser aber neuerlich mit Regen begann, entschlossen wir uns, stattdessen auf dem Heimweg einen Abstecher nach
Waidhofen zu machen und bei der Gelegenheit kurz im Bhf Göstling vorbeizuschauen. Die dorthin geplante Streckenverlängerung wird heuer nicht mehr in Betrieb genommen werden, angepeilt wird jetzt eine Eröffnung im nächsten Jahr.
Im Bhf Göstling deutet bisher auch noch nichts darauf hin, dass dort jemals wieder ein Bahnbetrieb stattfinden wird...
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1 http://www.lokalbahnen.at/bergstrecke/index.html