Graz sagt Ja zum BettelverbotVorbereitungen für Nagls Bürgerbefragung laufen. Er will über Bettelverbot, Murkraftwerk und Umweltzone abstimmen lassen. Die G7-Umfrage verrät, wie Graz über die Befragung und die Themen denkt.
Es sollte der große Befreiungsschlag des Siegfried Nagl werden, nachdem die Landesschwarzen seiner Grazer ÖVP die Schuld für die Schlappe bei der Landtagswahl in die Schuhe schieben wollten. Am 5. Oktober, eine Woche nach dem Urnengang, kündigte Nagl einen noch härteren Sparkurs und regelmäßige Volksbefragungen an. Und die ,,Bürgerbefragung" will der Stadtchef jetzt rasch durchziehen, auch zum Bettelverbot, selbst wenn das seine schwarz-grüne Koalition platzen lassen würde (siehe Brisant, Seite 14).
G7 ließ dieser Tage durch Brandstätter-Matuschkowitz-Marketing (bmm) die Stimmung der Grazer rund um die Bürgerbefragung erheben. Das Bild, das die 300 Face-to-Face-Interviews ergaben, ist eindeutig. Der Bürgermeister liegt mit der Idee nicht daneben. 68,2 Prozent können sich vorstellen, künftig bei Bürger-Votings teilzunehmen. Nur 27,8 Prozent meinen, die Politik entledige sich ihrer Verantwortung und delegiere ungeliebte Entscheidungen an die Bürger.
MobilisierungNicht von ungefähr dürften auch Nagls Wunschthemen für die erste Runde gewählt sein. Der Bürgermeister will schon im Februar 2011 die Grazer zu den Umweltzonen, dem Bettelverbot und dem Murkraftwerk abstimmen lassen. Die G7-Umfrage zeigt, dass dies jene Themen sind, die am meisten Bürger zum Voten mobilisieren können (siehe Grafik unten). Die Übernahme der Reininghaus-Gründe durch die Stadt um rund 85 Millionen Euro, die die Grazer SPÖ abgefragt wissen will, möchte Nagl nicht auf dem Stimmzettel haben. Die Murgondel würde er zwar abfragen lassen, noch aber gebe es dazu zu wenige Details, vertagte er das Projekt im G7-Interview.
Sprengstoff birgt die Umfrage aber beim möglichen Stimmverhalten jener, die an der Bürgerbefragung teilnehmen wollen. Diese lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Populisten, die gegen das Betteln vom Leder ziehen, auf Rückenwind hoffen dürfen. 69,5 Prozent würden für ein generelles Bettelverbot in Graz stimmen. Nur 21,1 Prozent sind dagegen.
Bei allen anderen Themen ist das Ergebnis aufgrund der Zahl an Unentschlossenen weniger klar. Bei jenem Projekt, das am meisten Bürger zum Mitstimmen mobilisieren würde, heißt es für die Energie Steiermark warm anziehen. Derzeit würde eine Mehrheit von 45,7 Prozent gegen die Staustufe Puntigam votieren.
Das Fazit der Umfrage von bmm-Geschäftsführerin Claudia Brandstätter-Kobalt: Prinzipiell gebe es eine hohe Bereitschaft, an den Befragungen mitzumachen. ,,Die tatsächliche Teilnahme hängt aber sehr vom Thema ab."
Hohe Beteiligung gefragtEs ist deshalb wohl kein Zufall, dass Nagl im Februar jene drei Themen mit dem höchsten Mobilisierungsgrad ins Rennen schicken will. Denn für den Bürgermeister wäre es noch kein Erfolg, wenn die Grazer stimmen, wie er will - also Ja zum Bettelverbot, Ja zur Umweltzone und Ja zum Murkraftwerk. Seine Befragung ist nur dann ein Erfolg, wenn es eine möglichst hohe Beteiligung gibt und das Ergebnis somit als bindend betrachtet werden kann.
Quelle:
http://www.kleinezeitung.at/g7/index.doHier die beiden kompletten Seiten, falls der Link funktioniert:
http://epaper.kleinezeitung.at/edition-kzg/data/20101205/pages/20101205.KLEINEZEITUNG.G7_HAUPTBLATT.6_0.pdf