Wie sinnvoll ist die Umstellung auf Sommerzeit?
Seit 1980 wird in Österreich im Frühjahr und im Herbst wieder an der Uhr gedreht. Die Sommer zeit wurde wieder eingeführt - und fast genauso lange wird darüber debattiert, wie sinnvoll diese Zeitumstellung eigentlich ist.
Sonntagnacht werden die Uhren eine Stunde nach vor gestelltDes einen Freud ist bekanntlich des anderen Leid. Wie jedes Jahr gehen daher auch heuer die Meinungen zur Sommerzeitumstellung heftig auseinander. Während viele sich über die gewonnene Stunde am Abend freuen, ärgern sich die anderen über diese "Rhythmusstörung".
Energieverbrauch. Eines der Hauptargumente für die Wiedereinführung der Sommerzeit war ja die Annahme, dass dadurch der Energieverbrauch entscheidend gesenkt werden könnte. Heute ist dieser Rückschluss aber umstritten.
170 Gigawattstunden. 1980 hat eine Analyse ergeben, dass man in Österreich etwa 0,28 Prozent an Strom einsparen kann. Das sind auf den heutigen Verbrauch gerechnet etwa 170 Gigawattstunden. Doch trifft das auch heute noch zu? "Im Grunde ja", meint Heinz Stigler, Institutsleiter für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation an der TU Graz. Er gehe von Stromersparnissen im Ausmaß von einigen wenigen Prozentpunkten aus. Hier mache sich vor allem bemerkbar, dass in den Haushalten und Betrieben die notwendige Beleuchtungsdauer sinke.
Mehr Auto gefahren. Walter Boltz, Chef des Energieregulators E-Control, ist skeptisch. "Beim Strom mag es in Österreich auch heute noch so sein, dass sich ganz leichte Verbrauchsrückgänge einstellen." Der Gesamtenergieverbrauch steige in der Sommerzeit aber. "Am Abend ist es länger hell, das beeinflusst das Freizeitverhalten und erhöht die Mobilität. Es wird zum Beispiel deutlich mehr Auto gefahren, der Treibstoffverbrauch steigt", so Boltz. Die Sommerzeit habe zweifelsfrei Vorzüge, "aber mit dem Argument des Energiesparens lässt sie sich heute nicht mehr rechtfertigen."
THEMA-TEAM: MANFRED NEUPER, ROBERT ENGELE
Die SommerzeitSommerzeit ist die im Sommerhalbjahr bei uns um eine Stunde vorgestellte Uhrzeit. Winterzeit ist umgangssprachlich, die offizielle Bezeichnung dafür lautet Normalzeit.
Die Idee einer jährlichen Zeitumstellung wurde erstmals 1784 von Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten, in einem Brief an eine Pariser Zeitschrift erwähnt. Wegen des humorvollen Charakters des Textes ist aber nicht ganz klar, ob es ein ernsthafter Vorschlag war.
Eingeführt wurde die Zeitumstellung erstmals am 30. April 1916 in Deutschland, Österreich-Ungarn und Irland. Die dortige Bezeichnung "Daylight Saving Time" erklärt den Sinn, nämlich die Stundenzahl mit nutzbarem Tageslicht zu vergrößern.
Mini-JetlagViele Menschen vermissen die eine Stunde Schlaf, die ihnen morgens durch die Zeitumstellung abhanden kommt, und gewöhnen sich erst nach zwei bis drei Tagen an den neuen Rhythmus. Während dieses Mini-Jetlags kann es sein, dass man schlechter schläft oder nachts aufwacht. Kein Wunder also, wenn einige Zeitgenossen demnächst noch grantiger und mürrischer als sonst unterwegs sind.
Probleme für Mensch und TierPrinzipiell ist der Tagesrhythmus sehr wichtig für den Menschen, alles ist darauf eingestellt", betont Max Moser, Chrono-Biologe an der MedUni Graz. Doch der Mensch ist nicht lichtgesteuert. "Wenn wir morgen die Uhr wieder auf Sommerzeit umstellen, ist der Organismus nicht darauf vorbereitet und reagiert mit unterschiedlichen Beschwerden - wie ein Auto, das immer auf einer geraden Straße fährt und plötzlich über eine Bodenwelle holpert. Bei älteren Modellen kann es da zu Störungen kommen." Verstärkte Müdigkeit, vor allem am frühen Nachmittag (meist nach dem Essen), ist die Folge, besonders Kinder und Ältere leiden darunter. "Wir spielen da schon mit etwas, das nicht ganz unproblematisch ist, wie das Beispiel von Nacht- und Schichtarbeitern zeigt, die eine höhere Krebsanfälligkeit aufweisen."
Die Tiere sind nicht uhrgesteuert. "Das Vor- oder Nachstellen um eine Stunde bedeutet für Tiere nicht wirklich ein Problem", weiß Rudolf Grabner, Rinderexperte der Landwirtschaftskammer. Und er hat auch die Erklärung dafür zur Hand: "Tiere sind nicht uhrgesteuert, sondern lichtgesteuert. Dadurch, dass es in der Früh schon hell ist, stellen sich auch Kühe rasch darauf ein, dass sie eine Stunde früher gemolken werden." Und doch zeigen auch sie anfangs eine Reaktion: Für kurze Zeit sind die Milchkühe leicht irritiert, erzählt der Experte. "Da sind sie unruhig und muhen mehr als sonst. Das legt sich aber nach zwei oder drei Tagen wieder." Jede Tierart hat ihren eigenen Lebensrhythmus, der von Licht und Dunkelheit bestimmt ist. So sind beispielsweise Nager, Hamster und Chinchillas nachtaktiv.
THEMA-TEAM: MANFRED NEUPER, ROBERT ENGELE
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/1874311/index.do
ALSO - NICHT VERGESSEN - Uhren nach vorne stellen....
GLG
G111