Kupferdiebe kamen ein zweites MalKaum war die Bahnstrecke zwischen Mürzzuschlag - Spital repariert, schlugen die Diebe erneut zu. Allein heuer beträgt der Schaden für die ÖBB rund 200.000 Euro.
Rund eine Tonne Erdungskabel hatten unbekannte Täter in der Vorwoche entlang der Südbahnstrecke zwischen Mürzzuschlag und Spital am Semmering gekappt, auf Fahrzeuge verladen und gestohlen (wir berichteten). Bis in die Morgenstunden des Samstags dauerten die Reparaturarbeiten der ÖBB, währenddessen musste aus Sicherheitsgründen der Schienenverkehr mit Dieselloks bewältigt werden.
Doch kaum war die Strecke wieder repariert, kehrten - unglaublich, aber wahr - vermutlich dieselben Buntmetalldiebe schon wieder zurück: "Am Sonntag gegen 17 Uhr wurde der neuerliche Diebstahl bemerkt, wir sind vom Streckenleiter verständigt worden", berichtet Johann Ledolter von der Kriminaldienstgruppe der Polizei Mürzzuschlag.
Abermals waren die rund zwei Meter langen Erdungskabel, die Masten und Bahngleise verbinden, mittels Bolzenschneider gekappt worden. Wieder musste der Bahnverkehr auf Dieselloks umgestellt werden. Und der rund 30 Mann starke Reparaturtrupp der ÖBB begann noch am Sonntagabend zum zweiten Mal mit den Reparaturarbeiten. "Das klingt kurios, ist aber erklärbar: Wir mussten schnell handeln, und in unserem Lagerbestand befanden sich nur Kupferkabel", erklärt Walter Mocnik, Sprecher der ÖBB. Aluminium-Stahl-Legierungskabel, die für Diebe uninteressant sind, hätten erst bestellt werden müssen.
Wie hoch der entstandene Schaden ist, muss erst geklärt werden. "Beim ersten Diebstahl wurde er auf mindestens 70.000 Euro geschätzt, das ist aber der unterste Wert", so Ledolter.
In der Nacht auf Montag schlugen die Diebe schon wieder zu - dieses Mal auf der Bahnstrecke zwischen Werndorf und Lebring. Allein im heurigen Jahr verursachten Buntmetalldiebe bei der ÖBB einen Schaden in der Höhe von 200.000 Euro. "Bisher wurde Buntmetall meist von Baustellen und Lagerplätzen gestohlen", betont Mocnik. Das Abmontieren der Erdungskabel sei in dieser Dimension noch nie da gewesen.
Drei Mal so viele AnzeigenDie Kriminalstatistik belegt, dass Buntmetalldiebe heuer besonders häufig zuschlagen. Im ersten Quartal des heurigen Jahres wurden bereits 55 solcher Taten angezeigt, im Vergleichszeitraum 2010 waren es nur 17, also ein Drittel davon. Bei den ÖBB, die von Buntmetalldieben wohl am häufigsten heimgesucht werden, setzt man auf gezielte Maßnahmen. Neben dem vermehrten Einsatz von Kabeln aus Aluminium-Stahl-Legierungen werden auf neuen Strecken anstatt der Erdungskabel sogenannte Rückleiterseile, die zwischen Masten und Oberleitung in sieben Meter Höhe verlaufen, angebracht.
Neue Kupferkabel werden zudem mit Mikropunkten markiert. Wird das Buntmetall ins Ausland gebracht oder geschmolzen, kann es dem Besitzer aber nicht mehr zugeordnet werden. Mocnik bittet deshalb die Bevölkerung um Mithilfe: "Anrainer, denen etwas Verdächtiges auffällt, sollen im Zweifel die Polizei informieren."
DANIELE MARCHER, RAINER BRINSKELLE
SPEKTAKULÄRE TATENMärz 2009: Gleich zwei Tonnen Kupfer im Wert von 4000 Euro werden aus einem ÖBB-Container von einem Lagerplatz beim Bahnhof Selzthal unbemerkt entwendet.
Juni 2010: 1,2 Kilometer Kabel, insgesamt viereinhalb Tonnen schwer, entfernen Diebe aus einer Leitung für die Koralmbahn in Weitendorf.
Juli 2010: Hinter dem Grazer Hauptbahnhof entdecken Polizisten ein Versteck voll mit gestohlenen Kupferkabeln - und drei rumänische Buntmetalldiebe.
August 2010: Nachdem sie von einem Lagerplatz beim Bahnhof Laßnitzhöhe eine Tonne Kupferkabel gestohlen haben, kann die Polizei drei Ungarn festnehmen.
Dezember 2010: Nach einem Unfall in Kärnten werden zwei Rumänen gefasst: Sie hatten vier Wochen davor aus einer Liezener Fabrik 750 Kilo Buntmetall gestohlen.
Jänner 2011: Polizisten stoppen in Eggersdorf einen ungarischen Kastenwagen, der eineinhalb Tonnen Starkstromkabel geladen hatte. Der Lenker (23) wird verhaftet.
Jänner 2011: Aus den unterirdischen Versorgungstrakten des LKH Graz werden 100 Meter verlegte Kupferkabel gestohlen. Der Schaden: Knapp 60.000 Euro.
März 2011: Elf Kabeltrommeln mit 7000 Laufmeter Kupferkabel verschwinden vom Gelände des Peggauer Bahnhofs.
Quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/2724244/kupferdiebe-stahlen-neu-installierte-erdungskabel-oebb.story