Unpassend? Schlichtweg falsch! Weil, die Automaten wurden ja - wie bekannt - von einer anderen Firma geliefert und nur die Variobahnen EINGEBAUT wurden. Wieder einmal toll recherchiert liebe KleZe ...
Keinesfalls möchte ich einen Journalisten in Schutz nehmen, aber:
Ich als Herr Daum wäre für die Frage sehr dankbar: Ergibt sie doch für Stadler die Möglichkeit, für die breite Bevölkerung klarzustellen, dass die Automaten NICHT von Stadler gekommen sind.
WIR hier wissen das, deshalb ist aus unserer Sicht die Frage provokant. 99% der Leser wissen das aber nicht, haben irgendwann etwas wegen Variobahn-kann-nicht-fahren-wegen-defekten-Automaten gelesen und glauben natürlich, dass Stadler auch für das Automatendesaster verantwortlich ist.
Immerhin gibt die abgedruckte Antwort Klarstellung darüber. Zumindest diejenigen 20% der Leser, die die Frage und Antwort begriffen haben, wissen nun Bescheid
Zur Variobahn selbst:
Die HGL hat es nicht geschafft, von Anfang an ein positives Image für die neuen Wagen aufzubauen. Dabei hat das 'positive Image' interessanterweise mit der 'Funktionalität' in der Einführungsphase absolut nichts zu tun.
Wenn ich als HGL ein Produkt (eben die Variobahn) professionell am Markt einführen möchte, dann ist das durchaus Aufwand:
Ziel 1)
Das Produkt muss so designed werden, dass es emotionale Sympathie per se erzeugt: Das bedeutet: ansprechendes Aussehen (Front!), ansprechende Lackierung, ansprechendes Inneres etc.
Stadler bietet nicht umsonst unterschiedliche Fahrzeugfronten an: die HGL hat sich mit treffender Sicherheit für eine designmäßig fade, emotionsfreie Variante entschieden
Das plumpe Äußere assoziiert nicht umsonst 'trampeln', 'poltern', 'derb', 'laut'
Die graue Lackierung wirkt zusammen mit der faden Kopfform nicht elegant, sondern verstärkt den 'langweiligen, plumpen' Eindruck. Die weißen Flächen auf den Seiten vermitteln lediglich, dass sie als Untergrund für Folienreklame dienen sollen. Ein emotional ansprechendes Lackierungskonzept ist nicht erkennbar - es ist eine reine Zwecklackierung, wohl ausgerichtet auf den Zweck der Reklamebeklebung: Das Grau des Fahrzeuges kommt nicht in Konflikt mit den Reklamefarben.
Ziel 2)
- Die Werbekampagne muss
vor der Vorstellung der Variobahn gerührt werden. Die HGL hätten ausreichend Gratis-Werbeplatz zur Verfügung gehabt (an Altfahrzeugen), die Stadt hätte mit der BIG ein Billigstwerbemedium und der Ankünder wird für die HGL auch einen Haustarif verrechnen.
Die Zeitungen gewinnt man, indem man sie nach Berlin zu Stadler einlädt oder in eine Stadt, wo die Variobahnen fahren.
Die GKB + Verbund zeigen, wie man es macht: Spritzige Plakate in der Region um Deutschlandsberg (GTW fährt durchs Plakat!) und Bewerbung der GTWs und der neuen S6.
Ziel 3)
- Einbindung der Bevölkerung z.B. durch Abhalten eines 'Tages der offen Remise' mit Besichtigung der ersten eingetroffenen VBs, feierliche Erstinbetriebnahme der VB mit Durchschneiden eines Bandes am Hauptplatz mit Bürgermeister, Musik und Presse am Hauptplatz, Papiervariobahnen zum Ausschneiden für die Kinder, Variobahn-PC-Spiele für die Jugendlichen etc. Wegen jedem Mist gibts Veranstaltungen, für die Einführung einer 100 Mio Euro Investition nicht!
Die GKB zeigt, wie man es macht: Spezielle Kennenlernfahrten für die Bevölkerung mit den neuen GTWs, auch für die Mitarbeiter usw.
Ziel 4)
- Professionelle Nachbetreuung des Produktes Variobahn nach dem Einsatz im Lininverkehr: Information über Inbetriebnahmefortschritte, Information über technische Verbesserungen, Veröffentlichung über Erfolgsdaten (Fahrgastzahl, geleistete Kilometer etc.)
Die Salzburg AG zeigt wie man es macht: ORF und Presse berichten regelmäßig über Zahlen aus Salzburg oder dem Pinzgau.
Fazit:
Dank der herausragenden Unprofessionaltät schon bei der Einführung der Variobahn ist man nunmehr an einem Punkt, wo das Thema Variobahn nicht nur bei vielen Mitarbeitern der HGL, sondern auch in der Bevölkerung emotional negativ besetzt ist. Die negative Presse ist nur die Folge davon.
Der
Karren die Variobahn ist verfahren, flottmachen ist teuer und viel Wasser wird die Mur herunterfließen, bis Ruhe eingekehrt ist.
Die HGL müssen sich folgende Frage gefallen lassen:
- Wieso hat man es nicht geschafft, das Thema Variobahnbeschaffung schon vor der Lieferung positiv zu bewerben?
- Warum sind nicht die meisten Grazer stolz drauf, dass wir mit der VB in Graz top-moderne Fahrzeuge haben?
- Warum gehen nörgelnde Einzelmeinungen zur VB (zu laut etc.) nicht in einer Pro-Variobahnstimmung unter?
- Warum hat man die 100 Mio Euro Investition nicht genützt, um dem Thema ÖV in Graz eine ungeheuren Vorwärtsschub zu verpassen?
Leider muss man als Beobachter feststellen, dass obige Punkte bei den HGL gar nie Thema waren!
Würde man jemals ein Produkt, das man bei der Bevölkerung positiv platzieren möchte, in der Einführungsphase mit Werbung versehen? Schlimmer noch: Man hat dem Fahrzeug nie eine emotionale Identität durch Form und durchdachte Lackierung gegeben! Man hat eine fahrende Reklamesäule geschaffen, mehr nicht!
Und ja: die HGL hat die Rechnung für ihr Versagen bekommen: Negativreklame, Ablehnung in der Bevölkerung, zusätzliche Kosten, schlechte Presse
Und bezahlen darf das der Steuerzahler
Und natürlich das System ÖV, dem mit dem Variobahndesaster ein Bärendienst erwiesen wurde.