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Thema: Zwei vergessene Bahnlinien (13473-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Re: Zwei vergessene Bahnlinien
Antwort #15
Zwei Schmalspurbahnen in Prävali/Prevalje!
Durch die Befassung mit der Bergwerks-Industriebahn Prävali/Prevalje - Mießdorf/Mezica - Scheriau/Zerjav, die übrigens eine Länge von 14,620 km hatte und von 1918 bis 1934 in Betrieb war,  wurde mir bewusst, dass in Prävali eine weitere Schmalspurbahn existierte. Die HEWG (Hüttenberger Eisenwerk-Gesellschaft) transportierte ab 1874 die Glanzkohle aus den Gruben im Lieschatal (heute Leše) auf 950 mm-Spur zu ihrem Werk in Prävali. Dafür wurde von der HEWG die Dampflokomotive "FREY"beschafft (B-n2t, Krauss-München 328/1874). 1881 wurden das Hüttenwerk und die Kohlengruben von der ÖAMG übernommen und 1882 ein 2. Hochofen gebaut. Auch eine weitere Dampflokomotive mit 950 mm-Spur wurde gekauft (Name "PRÄVALI", B-n2t, Krauss-München 1052/1882). Im slowenischen Bergbaumuseum in Velenje ist ein Bild zu sehen, das beide Lokomotiven vor 1900 bei der Kohlenseparationsanlage zeigt.
Sollte wer dazu weitere Informationen oder gar Bildmaterial haben, wäre ein Rückmeldung sehr interessant!
Anmerkung: Bemerkenswert ist, dass es über diese Bahnen, die beide österreichische Wurzeln haben und deren Trassen nur ganz wenige km von der heutigen Staatsgrenze entfernt sind, in der österreichischen Literatur bisher so gut wie keine Informationen gibt.
Trotz Klimakrise und absehbares Ende des Verbrennungsmotors setzen viele große Firmen einzig auf den Straßenverkehr und errichten sogar Logistikzentren ohne  Bahnanschluss.

Re: Zwei vergessene Bahnlinien
Antwort #16

Anmerkung: Bemerkenswert ist, dass es über diese Bahnen, die beide österreichische Wurzeln haben und deren Trassen nur ganz wenige km von der heutigen Staatsgrenze entfernt sind, in der österreichischen Literatur bisher so gut wie keine Informationen gibt.


Ja, das war damals ein glücklicher Zufall, dass ich beim Kartenschau´n auf diese Strecken gestoßen bin. Obwohl zB. die Deutschlandsberger Waldbahn in der EB-Literatur vorkommt, war noch vor wenigen Jahren im Netz fast überhaupt nichts darüber zu finden. In der Zwischenzeit hat sich aber vieles getan. Hoffentlich wird ähnliches auch mit den, in diesem Thread behandelten, Bahnen passieren!

Wenn man dem "Obelix-sl.wiki-LINK" weiter folgt und die Kategorie Waldbahnen anklickt, werden weitere slowenische Strecken angezeigt:
http://sl.wikipedia.org/wiki/Kategorija:Gozdne_%C5%BEeleznice_v_Sloveniji
Nur bezüglich Industriebahnen bin ich da inzwischen noch nicht weitergekommen ...


Die HEWG (Hüttenberger Eisenwerk-Gesellschaft) transportierte ab 1874 die Glanzkohle aus den Gruben im Lieschatal (heute Leše) auf 950 mm-Spur zu ihrem Werk in Prävali.


Ob diese 950mm-Kohlenbahn auch eine Verbindung zum Bf. Prevalje gehabt hat?
Dann wäre es doch sehr naheliegend, dass diese Verbindung zum Bf. auch über dieselbe Rampe der 600mm-Bahn aus Mezica geführt hat. 2 verschiedene Spurweiten!
Tja, da gibt es wohl noch viele interessante Details zu erforschen!


LG, E.
Der Empedokles (ital. Empedocle) ist ein Unterwasservulkan in der Straße von Sizilien. Die höchste Erhebung liegt rund 7 bis 8 Meter unter der Meeresoberfläche. Ein starker Ausbruch des Empedokles könnte einen Tsunami auslösen.

Re: Zwei vergessene Bahnlinien
Antwort #17

Vor etwa 5 Jahren konnte man noch mittels "gis.steiermark" über die Staatsgrenze nach Slowenien "schauen".
Dabei entdeckte ich zwei vergessene Bahnlinien, die zwar auf der ÖK eingezeichnet waren, worüber ich aber noch nie etwas gehört hatte.


Natürlich hatte ich damals (vor ~10 Jahren) die ÖK aus dem GIS-Steiermark heruntergeladen, aber inzwischen sind mind. 3 Computergenerationen verstrichen und diese Dateien sind im Pixelmüll leider nicht mehr auffindbar. Nun habe ich aber von einem Kollegen - der mittlerweile auch in diesem Forum mitliest - ein paar Ausdrucke von dieser ÖK bekommen. Anscheinend hatte ich seinerzeit diese Pläne auch an Interessierte weitergegeben. Leider ist die Qualität nicht optimal, aber dieser "Fund" dürfte für unsere Spurensucher dennoch eine Hilfe sein.

Die folgenden Anhänge 1 bis 4 zeigen die ÖK-Ausschnitte der Bahnlinie Podvelka-Josipdol, wobei der Anhang 4 eine Gesamtübersicht der Strecke ist.
Im Anhang 5 sieht man den Verlauf der Strecke Prevalje-Zerjav, allerdings nur im nördlichsten Bereich der Strecke. Leider hatte ich seinerzeit den Streckenverlauf graphisch nachbearbeitet.


LG, E.

Edit: Anhang 5 wird noch heute nachgereicht! - Erledigt.
Der Empedokles (ital. Empedocle) ist ein Unterwasservulkan in der Straße von Sizilien. Die höchste Erhebung liegt rund 7 bis 8 Meter unter der Meeresoberfläche. Ein starker Ausbruch des Empedokles könnte einen Tsunami auslösen.

  • Obelix
  • Gourmet & Connaisseur
Re: Zwei vergessene Bahnlinien
Antwort #18

Ob diese 950mm-Kohlenbahn auch eine Verbindung zum Bf. Prevalje gehabt hat?  Dann wäre es doch sehr naheliegend, dass diese Verbindung zum Bf. auch über dieselbe Rampe der 600mm-Bahn aus Mezica geführt hat. 2 verschiedene Spurweiten!

Diese mutige These dürfte wohl nach Ansicht der "Anlage 5" ad absurdum sein.
MfG., Obelix.
Ein ganzes Wildschwein ist für mich trotzdem nur eine halbe Lösung!

Re: Zwei vergessene Bahnlinien
Antwort #19


Ob diese 950mm-Kohlenbahn auch eine Verbindung zum Bf. Prevalje gehabt hat?
Dann wäre es doch sehr naheliegend, dass diese Verbindung zum Bf. auch über dieselbe Rampe der 600mm-Bahn aus Mezica geführt hat. 2 verschiedene Spurweiten!
Tja, da gibt es wohl noch viele interessante Details zu erforschen!



Die Causa ist nicht leicht zu beantworten, da es über die Streckenführung der Kohlenförderung aus dem Lieschatal an konkreten Belegen mangelt. Fakt ist, dass das Hüttenwerk der HEWG westlich des Ortes Prävali situiert war, die Hochöfen der ÖAMG jedoch unmittelbar im Südwesten des Bahnhofes (siehe alte AK, Hüttenwerk im Vordergrund, Hochöfen im Hintergrund). Zur Kohlenförderung aus dem Lieschatal habe ich in einem slowenischen Forum auch noch ein Bild gefunden. Das Bild zeigt vermutlich die kleine Krauss-Lokomotive der HEWG.
Auch die zeitliche Gegebenheit wäre dabei zu berücksichtigen:
Die Kohlenförderung mit einer Lokomotive begann 1874, bereits 1899 wurde das Hüttenwerk stillgelegt. Wie weit die Kohlenförderung dann noch per bzw. zur Bahn erfolgte, ist vorerst ungeklärt.
Die Bahn nach Zerjav wurde erst 1918 provisorisch in Betrieb genommen.
Trotz Klimakrise und absehbares Ende des Verbrennungsmotors setzen viele große Firmen einzig auf den Straßenverkehr und errichten sogar Logistikzentren ohne  Bahnanschluss.

Re: Zwei vergessene Bahnlinien
Antwort #20
Nach umfangreichen weiteren Recherchen kann ich euch zu den Industriebahnen im Raum Prävali/Prevalje einige weitere Informationen geben: Wie schon vermutet, führte die Industriebahn der HEWG (ab 1881 ÖAMG) auf einer eigenen Trasse zum Hüttenwerk. Der Lageplan aus dem ÖAMG-Buch von Schuster (ÖAMG 1881 - 1931), das sich in meinem Archiv, aber auch im Bestand meines Freundes Manfred Hohn findet, zeigt die 1873 erbaute Bahn, die vom Bahnhof zunächst auf einem Damm in Richtung Süden führte und nach dem Erreichen der Mieß nach Westen in Richtung des Hüttenwerkes schwenkte. Beim Schwenkbogen gab es auch noch ein Stutzgleis zu einer Sturzhalde. Im Werksbereich führte ein Gleis über die Mieß zur Kohlensortierungsanlage. Frau Dr. Karla Oder vom Regionalmuseum in Slovenj Gradec hat mir dazu eine schöne Ansicht aus dem Jahr 1887 geschickt, die einerseits den Verlauf der 1862 eröffneten Südbahn, aber auch die Trassenführung der vorhin beschriebenen Industriebahn gut sichtbar macht. Eine Garnitur der Industriebahn ist auf dem bereits erwähnten Damm etwa in der Bildmitte darauf gerade ich Richtung Hüttenwerk unterwegs. Das Gleis führt entlang der Mieß weiter zum linken unteren Bildrand in Richtung Hüttenwerk. Nach der Holzbrücke stehen zwei Wägelchen der Bahn auf einem Abstellgleis bereit. Die Sortieranlage war am Fuße des Bremsberges (violette Markierung im Plan) der 1872 aus dem Lieschagraben errichteten 2. Kohlenförderbahn angeordnet. Bereits 1835 bestand zwischen Liescha und dem Hüttenwerk eine Pferdebahnverbindung, die jedoch nach kurzer Zeit wieder aufgegeben worden war. Dabei wurde die aus dem Lieschagraben geförderte Glanzbraunkohle vom Höhenrücken südlich des alten Hüttenwerkes in einem hölzernen Sturzschacht ins Werksgelände "geschüttet". Zur Spurweite und zu den Daten des Fahrzeugparks dieser beiden Kohlenbahnen konnte ich bis auf das bereits gemailte Bild bisher nicht finden. Bei der Lokomotive handelt es sich um eine kleine Krauss-Lok, die typenmäßig der in Belgrad erhaltenen RAMA und der einst bei SBS Mürzzuschlag tätigen IDA entsprach. Beides waren ehemalige Baulokomotiven der Wiener Firma Hügel & Sager mit einer Spurweite von 760 mm, die einst beim Bau der Bosnabahn eingesetzt waren. Die Spurweite der Industriebahn Bahnhof - Hüttenwerk betrug gesichert 950 mm. Die 1918 provisorisch und 1921 definitiv eröffnete Bergwerksbahn ins Mießtal mit einer Spurweite von 600 mm endete zwar auch im Bahnhofsbereich von Prävali führte aber - wie der ÖK 205 von Empedokles zu entnehmen ist - auf einer eigenen Trasse (siehe rote Verlaufslinie im Plan) vom höher gelegenen Bahnhof in Richtung Talsohle der Mieß. Sie wurde 1934 definitv schon wieder eingestellt. Dass sie auch später noch viele Jahre auf Landkarten zu sehen war, war offensichtlich ein Versäumnis der aktualisierenden Mitarbeiter.
Nach all diesen Recherchen sei mir auch erlaubt, anzumerken, dass es sich im hinterfragten Bereich - ohne die vielen Grubenbahnen - insgesamt eigentlich um  fünf vergessene Bahnen handelt!
Sollte dazu wer weitere Ergänzungen oder gar Bildmaterial haben, bitte ich herzlich um Eingabe, damit wir diesen bisher nur sehr spärlich bearbeiteten Bereich der österreichischen Industrie- und Werksbahngeschichte noch weiter aufhellen können.


ModEdit: Erste Karte um 90° gedreht hinzugefügt.
Trotz Klimakrise und absehbares Ende des Verbrennungsmotors setzen viele große Firmen einzig auf den Straßenverkehr und errichten sogar Logistikzentren ohne  Bahnanschluss.

Re: Zwei vergessene Bahnlinien
Antwort #21
Ein großes Dankeschön für die umfangreiche Recherche!


LG, E.
Der Empedokles (ital. Empedocle) ist ein Unterwasservulkan in der Straße von Sizilien. Die höchste Erhebung liegt rund 7 bis 8 Meter unter der Meeresoberfläche. Ein starker Ausbruch des Empedokles könnte einen Tsunami auslösen.