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Thema: Projekt „Augen auf die Straße – Trittsicher unterwegs“ (1595-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Projekt „Augen auf die Straße – Trittsicher unterwegs“
Neue Kampagne gegen Kinderunfälle in Öffis

Immer wieder verunglücken Kinder bei Unfällen mit und in Bussen oder Straßenbahnen. Mit einer neuen Kampagne wollen das Land und der Verein ,,Große schützen Kleine" die Zahl dieser Unfälle senken bzw. solche Unfälle überhaupt verhindern.

Das Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins ,,Große schützen Kleine" wertete mit Unterstützung des Verkehrsressorts des Landes Unfälle aus, bei denen Busse und Straßenbahnen beteiligt waren und analysierte die Ergebnisse; ein besonderer Fokus wurde dabei auf Kinder- und Jugendunfälle gelegt. Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde das Projekt ,,Augen auf die Straße - Trittsicher unterwegs" entwickelt.

Unfälle oft mit ,,fatalen Folgen"

Laut ,,Große schützen Kleine" ereignen sich in der Steiermark jährlich etwa 280 Verkehrsunfälle mit Bus oder Straßenbahn, dabei werden 375 Menschen verletzt.

40 Kinder müssen im Krankenhaus behandelt werden - diese Anzahl sei an sich nicht dramatisch, sagt der Vorstand der Kinderchirurgie am LKH Graz, Holger Till, aber es gebe oft schwere Unfälle mit fatalen Folgen: ,,Im Vordergrund stehen die Kopfverletzungen, und das sind zum Teil Schwerstverletzungen, das sind Tragödien, die sich da abspielen können. Die Knochenbrüche, die wir gut versorgen können, die erwähne ich schon gar nicht mehr, aber der Sinn ist es, diese Schwerstverletzungen zu vermeiden." Das soll mit der Aktion ,,Augen auf die Straße - trittsicher unterwegs" gelingen, die das Land nun gemeinsam mit ,,Große schützen Kleine" startet.

2,5 Prozent aller Unfälle mit oder in Öffis

Ausgewertet wurde die Verkehrsunfallstatistik der Jahre 2018 und 2019 analysiert, weiters wurde die Datenbank der Kinder- und Jugendchirurgie am LKH Graz durchforstet. Insgesamt wurden für den Zeitraum 2018 und 2019 1.859 Unfälle aller Altersgruppen ausgewiesen, bei denen zu 69 Prozent ein Linienbus und zu 31 Prozent eine Straßenbahn beteiligt war. Im selben Zeitraum kam es in Österreich zu 72.582 Verkehrsunfällen mit Personenschäden - somit waren bei 2,5 Prozent aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden öffentliche Verkehrsmittel beteiligt.

Stürze in Öffis häufigste Unfallursache

Stolpern und Stürzen beim Ein- und Aussteigen führen zu rund einem Viertel die Statistik der Unfallmechanismen an, Stürze bei Kurven und Bremsen, Einklemmen bei der Tür beim Ein- und Aussteigen stehen ebenso auf der Liste der Ursachen; zu zehn Prozent spielten auch umstürzende Kinderwagen beim Kurven und Bremsen der Öffis sowie beim Ein- und Aussteigen eine Rolle. Bei jedem sechsten bis siebenten Unfall kommt es zu schweren Verletzungen, betroffen sind dann meistens der Kopf sowie Arme und Beine.

Volksschüler seien vor allem bei schließenden Türen beteiligt: Die in diesem Alter auch entwicklungsbedingt noch vorhandene Trittunsicherheit führe durch den Stoß der Türe, auch wenn diese eine Schließsicherung hat und sich wieder öffnet, häufig zu einem Sturz, schilderte Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle von ,,Große schützen Kleine": ,,Hinein- und Hinausquetschen sollte dringend unterlassen werden, und in der Verkehrserziehung von Kindern ist vor allem der Vorrang des Schienenfahrzeugs zu besprechen." Laut den Kindersicherheitsexperten könnte das Vermeiden von Ablenkung wie etwa das Handy oder das Drängeln beim Ein- und Aussteigen schon Einiges bewirken.

Kinder sollen für Fahrten in Öffis ,,gerüstet sein"

Mit speziellen Übungen können Pädagoginnen und Pädagogen Turn- und Verkehrserziehungsunterricht kombinieren und so mit Spiel und Spaß Trittsicherheit, Koordinationsfähigkeiten und Verkehrskompetenz von Schülerinnen und Schülern fördern, sagte Landesverkehrsreferent Anton Lang (SPÖ) im Rahmen der Pressekonferenz in Graz.

Die Kurzvideos zeigen den Pädagogen, wie sie mit Kinder diese Fähigkeiten steigern können; auch ein Projekthandbuch mit spielerischen Übungen für den Turn- und Verkehrsunterricht und ein Übungsposter fürs Klassenzimmer wurde entwickelt. Mit dem Projekt ,,Augen auf - Trittsicher unterwegs" sollen Kinder- und Jugendliche für eine sichere Fahrt in den öffentlichen Verkehrsmitteln gerüstet sein, so Lang.

Immer mehr Radfahrer in Öffi-Unfälle verwickelt

Die Benutzung eines öffentlichen Verkehrsmittels zählt laut Experten allgemein zu den sichersten Transportmöglichkeiten - vor allem im innerstädtischen Raum sind schwere oder gar tödliche Verletzungen für Mitfahrern von Linienbussen oder Straßenbahnen selten.

Für ungeschützte Verkehrsteilnehmer - vor allem für Fahrrad- und Mopedlenker - stellt hingegen die Größe der öffentlichen Verkehrsmittel eine entsprechende Gefahr für schwere Verletzungen dar: ,,Jede zweite Person, die beim Öffi-Unfallgeschehen verletzt wurde, kam als Mitfahrer im öffentlichen Verkehrsmittel zu Schaden. Im Falle eines Unfalls mit einem Öffi sind es vor allem die ungeschützten Verkehrsteilnehmer, die oft schwer verletzt werden: Liegt dieser Anteil bei den Öffi-Mitfahrern bei rund zehn Prozent, so sind es bei den ungeschützten Verkehrsteilnehmern rund 25 Prozent", so Spitzer.

Das relative Risiko für eine schwere oder tödliche Verletzung ist bei an Bus- und Straßenbahnunfällen beteiligten Fußgängern nur halb so groß wie beim ,,allgemeinen Fußgängerunfall" im Verkehr, bei Radfahrern ist das Risiko bei einem Bus- oder Bim-Unfall jedoch gleich zehn Mal höher.


Quelle: https://steiermark.orf.at/stories/3146290/