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Thema: Der Rückzug aus der Fläche (4364-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Der Rückzug aus der Fläche
Wenn man heute den Straßenverkehr auf der B 70 und auf der L 601 etwas bewusster beobachtet, fällt einem auf, das täglich eine Unmenge von LKW-Zügen im weststeirischen Land unterwegs ist und sehr viele davon ehemalige Bahnfracht transportieren. Insbesondere die Inbetriebnahme des CCG hat diese Entwicklung immens mit sich gebracht und die Transporte vieler früherer Bahnkunden auf die Straße verlagert. Leider hat dieser Trend auch in einigen Fällen Einzug gehalten, wo sogar eigene Anschlussbahnen oder Anschlussgleise eine Beistellung der Waggons bis ins Firmen- oder Betriebsgelände ermöglicht haben. Ich möchte in einigen Beiträgen Beispiele für diese nicht immer verständliche Verkehrsverlagerung aufzeigen und damit an die Bahnverwaltung appellieren, durch Tarif- und Serviceverbesserungen vielleicht doch den einen oder anderen Altkunden, vielleicht aber auch Neukunden für einen Gütertransport auf der Schienen (wieder) zu gewinnen. Diese Zukunftsperspektive ist auch der Grund dafür, dass ich dieses Thema nicht dem historischen Thread zugeordnet habe.
Beginnen möchte ich mit einem Bananentransportwagen, die durch viele jahre ein attraktiver "Aufheller" der Güterzüge waren und ihren Weg von Aschach a.d. Donau zu einem Obstgroßhändler an der AB Lannach nahmen. Seit einigen Jahren gibt es diese Transporte, aber auch die Firma in Aschach, die ebenfalls über eine interessante AB verfügte, leider nicht mehr.
Trotz Klimakrise und absehbares Ende des Verbrennungsmotors setzen viele große Firmen einzig auf den Straßenverkehr und errichten sogar Logistikzentren ohne  Bahnanschluss.

Re: Der Rückzug aus der Fläche
Antwort #1
Ich persönlich zweifle am Willen der RailCargo den Stückgutverkehr, bzw. die Einzelwagenfracht auf die Schiene verlagern zu wollen. Auch wir haben gute Beispiele. Herr Niederl von der Niederlmühle (großes Silo in Mureck) würde gerne mit der Bahn fahren, doch leider wurde ihm der Gütertransport per Bahn von der ÖBB so vermiest, dass er auf LKW umgestellt hat. Früher einmal fuhren die guten, alten Sammler von Sd nach Radkersburg und hatten stets vier fünf Wagen drauf. Leider seit Jahren nicht mehr. Lediglich die Firma Reichl Schrott in Spielfeld wird noch mit drei, vier EAOS in der Woche belegt!

Bahnhof-Halbenrain

Re: Der Rückzug aus der Fläche
Antwort #2
Ebenfalls nicht mehr zu sehen sind die früher immer wieder anfallenden vierachsigen Staubgutwagen mit Soda oder Quarzsand für die Glasfabriken in Bärnbach, Voitsberg und Köflach, die in den letzten Jahren meist aus Osteuropa kamen, wie die beiden Beispiele aus Polen (Graz Kbf.) und Rumänien (Köflach) zeigen.
Erstellt am: August 07, 2013, 15:17:14
Etwas seltener kamen auch zweiachsige Staubgutwagen auf die GKB-Strecken. Ein Bild zeigt den bei der FS eingestellten Wagen Uc 23 83 900 7056-9, der die Porzellanfabrik Frauental regelmäßig mit Quarzsand versorgte, am Graz-Köflacher Bahnhof. Wegen der Straßenrollerzustellung vom Bahnhof Frauental-Gams zum Werk durfte dafür kein längerer Wagentyp verwendet werden. Soda und Quarz zu den Glasfabriken und Zement zur Fa. Katzenberger wurden auch mit Wagen der Type Ucs geliefert. Das Bild zeigt den PKP-Wagen Ucs 23 51 910 9924-3 bereitgestellt für eine Reparatur am Köflacher Bahnhof in Graz.  
Trotz Klimakrise und absehbares Ende des Verbrennungsmotors setzen viele große Firmen einzig auf den Straßenverkehr und errichten sogar Logistikzentren ohne  Bahnanschluss.

  • kroko
Re: Der Rückzug aus der Fläche
Antwort #3
Falls es wen beruhigt, auch die LKW-Spediteure jammern dass sie's ach-so-schwer haben. http://www.vorarlbergernachrichten.at/markt/2013/08/05/spediteure-sauer-uber-fahrverbot-wildwuchs.vn

Re: Der Rückzug aus der Fläche
Antwort #4

Herr Niederl von der Niederlmühle (großes Silo in Mureck) würde gerne mit der Bahn fahren, doch leider wurde ihm der Gütertransport per Bahn von der ÖBB so vermiest, dass er auf LKW umgestellt hat. Früher einmal fuhren die guten, alten Sammler von Sd nach Radkersburg und hatten stets vier fünf Wagen drauf. Leider seit Jahren nicht mehr. Lediglich die Firma Reichl Schrott in Spielfeld wird noch mit drei, vier EAOS in der Woche belegt!


Das gehört wahrscheinlich alles ins ÖBB-Konzept, die Strecke Spielfeld - Radkersburg einstellungsreif zu machen. ("Fährt ja niemand." / "Gibt ja keinen Bedarf.")

Re: Der Rückzug aus der Fläche
Antwort #5
Möchte doch wieder auf die GKB zurück führen und weitere ehemalige Schienentransporte aufzeigen:
Nach der Einstellung des Kohlenbergbaues wurde die ehemalige Kohlenbahn zur Holzbahn umfunktioniert. Neben den immer mehr werdenden Rundholztransporten bereitete das Großsägewerk Leitinger in Preding für einige Jahre ein sehr großes Verkehrsaufkommen mit bis zu drei Ganzzügen am Tag (Bild folgt später) und einem täglichen Turnuswagenlauf mit Holzschnitzeln zum slowenischen Krsko (Gurkfeld). Dafür wurden von den ÖBB eine Reihe von offenen Güterwagen der Sonderbauart Fbs bereit gestellt, die aus ehemaligen Gbs umgebaut wurden. Täglich wurden drei Wagen von Preding-WD abgefertigt, die fix als Turnuswagen Preding - WD -Krsko - Preding - WD beschriftet waren.
Erstellt am: August 09, 2013, 15:42:04
In einigen Fällen endenden die Bahntransporte durch das Ende der Firma, des Betriebes oder auch durch Aufgabe des Bahnanschlusses. Beispielsweise erfolgten jahrelang Abfalltransporte zu Verfüllung des Karlschachtes nach Bärnbach. Das Bild vom 05.01.2009 zeigt einen der letzten dieser Transporte mit UEG-Containern, die mit LKW zum Karlschacht gebracht und deren Inhalt in den Tiefen des Karlschachtes abgelagert wurde. Leider gab die Wolfram-Hütte in Bergla ihre noch vom Kohlenbergbau stammende Anschlussbahn auf, über die durch viele Jahre chemische Flüssigkeiten (Säuren) per Bahn direkt ins Werk gebracht worden waren. Das Bild des vierachsigen tschechischen Kesselwagens für Kieselsäure Zacs 33 54 7866 194-5, aufgenommen am 19.02.1997 im Bhf. Wies-Eibiswald, soll an diese ehemalige Bahnfracht erinnern.
Trotz Klimakrise und absehbares Ende des Verbrennungsmotors setzen viele große Firmen einzig auf den Straßenverkehr und errichten sogar Logistikzentren ohne  Bahnanschluss.

Re: Der Rückzug aus der Fläche
Antwort #6


Herr Niederl von der Niederlmühle (großes Silo in Mureck) würde gerne mit der Bahn fahren, doch leider wurde ihm der Gütertransport per Bahn von der ÖBB so vermiest, dass er auf LKW umgestellt hat. Früher einmal fuhren die guten, alten Sammler von Sd nach Radkersburg und hatten stets vier fünf Wagen drauf. Leider seit Jahren nicht mehr. Lediglich die Firma Reichl Schrott in Spielfeld wird noch mit drei, vier EAOS in der Woche belegt!


Das gehört wahrscheinlich alles ins ÖBB-Konzept, die Strecke Spielfeld - Radkersburg einstellungsreif zu machen. ("Fährt ja niemand." / "Gibt ja keinen Bedarf.")


Das hat in Österreich ja Tradition. Und vorher wird die Strecke meist nochmal saniert; auch das trifft auf die Radkersburgerbahn ja zu - man darf also durchaus Angst haben  :boese:

Was ich mich aber frage: warum hört man von solchen Dingen wie sie Herr Niederl erzählt so selten bis gar nie in den Medien? Auch bei der Diskussion um die Pinkatalbahn kam (zumindest außerhalb der lokalen Medien) praktisch nie vor, dass es dort doch einige Anlieger gibt, die gerne per Bahn beliefert werden. Wenigstens wurde dort breitgetreten, dass kurz zuvor noch Sanierungsarbeiten durchgeführt wurden - aber ohne den Kontext wird das von den Leuten dann auch eher als "wozu die Geldverschwendung, wird eh eingestellt" aufgenommen, statt als "warum wird die Stecke eingestellt, wenn'S doch Bedarf gibt".

Re: Der Rückzug aus der Fläche
Antwort #7
Die Frage nach dem Bedarf bzw. der Nachfrage stellt man sich ja nie und beruft sich zumeist auf betriebswirtschaftliche Kennzahlen.

Am Beispiel Neuberger Bahn kann man ja auch ganz deutlich den Niedergang einer ganzen (Teil-)Region erkennen. Fuhr da einstmals die Bahn im Stundentakt zum Knoten Mürzzuschlag, fährt heute alle "heiligen Zeiten" (und das auch nur mit entsprechender finanzieller Hilfe) der Bus: http://www.verbundlinie.at/busbahnbim-auskunft/pdf/j13/stv_51195m_j13.pdf

Die Gemeinden wollten damals größtenteils die Bahn, aber mitzahlen wollte keiner und die ÖBB hatten leichtes Spiel die Strecke einzustellen!

So marginalisiert sich halt die "Fläche" ...

W.
  • Zuletzt geändert: August 11, 2013, 16:38:12 von hubertat
"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
(Carlo Schmid, SPD, 1948)

Re: Der Rückzug aus der Fläche
Antwort #8
Dabei könnte man die Radkersburger, pardon (darf man dieses schöne Wort überhaupt noch verwenden, oder muss man jetzt "Südostler" schreiben?) seitens der ÖBB nicht mal mit einem noch so schicken Radweg auf der Bahntrasse ködern: Es gibt um Bad Radkersburg ja schon so viele herrliche, abwechslungsreiche Radwege...