Heute war die Laufbahneröffnung in der Jakoministraße....
Erstellt am: September 22, 2010, 17:10:40
"Der Dreck fällt ja nicht vom Himmel"Auf der "Laufbahn" im Jakominiviertel spricht Stadträtin Sonja Grabner über das Projekt, das gestern eröffnet wurde. Und weiter polarisiert.
Bürgermeister Siegfried Nagl, Wirtschafts- und Tourismusstadträtin Sonja Grabner und Gemeinderätin Andrea Pavlovec-Meixner eröffneten gemeinsam mit Unternehmern und Anrainern die Visuelle Klammer als 750-Meter-Laufbahn durch das Jakominiviertel.
F rau Stadträtin, wir hatten ein Streitgespräch zwischen Ihnen und einem Kritiker der "Laufbahn" im Kopf. Jetzt sitze bloß ich Ihnen hier gegenüber. Warum? SONJA GRABNER: Ich sehe keinen Anlass für ein Streitgespräch, weil es hier nichts zu streiten gibt. Diese Laufbahn ist ein über Jahre laufendes Projekt, das die Wirtschaft und die Kreativen fördert. Mit Erfolg. Im letzten Jahr haben sich 17 Unternehmen hier angesiedelt, auch dank unserer Mietförderung. Und weitere 40 haben sich angemeldet.
Auch wenn Sie nicht streiten wollen, andere wollen zumindest ihre Kritik loswerden. Und Letztere fragen sich halt, ob man 65.000 Euro zum Wohle des Viertels nicht anders investieren sollte. GRABNER: Sicherlich gibt es verschiedene Möglichkeiten der Wirtschaftsförderung, aber man braucht auch etwas fürs Auge. Und da hatten wir eben mit dieser Laufbahn, der Visuellen Klammer, ein passendes Siegerprojekt. Das muss man dann auch durchziehen. Und wurde nicht die Stadt Graz jahrelang dafür kritisiert, dass man in der Jakoministraße nichts tut? Na also.
Welche Reaktionen haben Sie zuletzt von den hier ansässigen Unternehmern geerntet? GRABNER: Viele haben sich gemeldet, weil sie erbost sind über diese Form der Kritik. Und über das immens Negative, das vielfach geschrieben wurde. Dabei ist diese Laufbahn so gut gelungen. Sie sollten einmal in der Früh hier sein, wenn die Sonne aufgeht und die Häuser dieses warme Karminrot widerspiegeln.
Dieses Rot hat aber augenscheinlich auch die Eigenschaft, dass es jeglichen Schmutz geradezu unterstreicht. Wird hier im Jakominiviertel künftig eine Spezialreinigung fällig sein? GRABNER: Sie haben recht, auf diesem Belag fallen einem Abfälle viel eher auf. Im Projektbudget sind auch tatsächlich vier Sonderreinigungen inkludiert, also über die gängigen Maßnahmen hinaus. Aber an dieser Stelle sage ich schon auch: Der Dreck fällt ja nicht einfach so vom Himmel. Daher auch mein Appell an alle Grazerinnen und Grazer, ein wenig mitzuhelfen.
Ein Viertel lebt aber wohl nicht von Farbe allein. Inwieweit sind Ihrer Meinung nach die Unternehmer gefordert, über diese neue Laufbahn hinaus? GRABNER: Dieses Projekt ist keine Hängematte, ganz klar. Die Politik kann ja auch nur die Rahmenbedingungen schaffen und auf die Wünsche und Bedürfnisse der Wirtschaftstreibenden eingehen. Aber auf lange Sicht sind auch hier im Jakominiviertel die Unternehmer gefordert, sich auf die Beine zu stellen und sich etwas einfallen zu lassen. Aber ehrlich gesagt weiß ich aus eigener Erfahrung nur zu gut, dass Unternehmer, die für Arbeitsplätze sorgen, ohnehin Tag für Tag gefordert sind.
Apropos eigene Erfahrung: Können Sie sich eigentlich erinnern, wann Sie zuletzt hier im Viertel etwas eingekauft haben? GRABNER: In der Jakoministraße hab' ich mir meine Maturafrisur machen lassen. Und in den letzten Jahren bin ich halt eher nur durchspaziert. Daraus schließe ich, dass es diesen Reiz und diese Dynamik offenbar nicht gegeben hat. Umso wichtiger war es ja, dass etwas passiert.
INTERVIEW: MICHAEL SARIA
DAS PROJEKT711.000 Euro stellt die Stadt Graz für das Jakominiviertel zur Verfügung - für drei Jahre.
Die "Laufbahn" selbst, die von der Jakoministraße über die Grazbach- und die Klosterwiesgasse bis zum Jakominiplatz führt, kostet 65.000 Euro.
quelle:
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2490255/dreck-faellt-ja-nicht-vom-himmel.story