Millionen-Investitionen für Potsdam Der städtische Verkehrsbetrieb in Potsdam will ein 50-Millionen-Euro-Programm zur Fahrzeugbeschaffung und zur Erweiterung des Schienennetzes umsetzen. Doch die Finanzierung ist nicht sicher.
Die Beschaffung der Vario-Bahnen von Stadler war in den Augen von Verkehrsbetriebs-Geschäftsführer Oliver Glaser ein Fehler. ,,Für 2,5 Millionen Euro das Stück haben wir uns Probleme ins Haus geholt, die wir früher nicht hatten", sagte Glaser am Mittwochabend bei einer Informationsveranstaltung zu den geplanten Investitionen des ViP in den nächsten fünf Jahren. Er musste Bürgern Recht geben, die die Varios als zu laut und als zu eng im Sitz- und Gehbereich kritisierten, konnte aber auch erklären, warum das so ist.
Die Radsätze seien im Gegensatz zu den Combino-Bahnen von Siemens nur über Gummiringe gefedert, und die Enge rühre vom Nabenantrieb, der bei Stadler an den Rädern sitzt und dieses Paket so dick macht, dass es den Knieraum der Passagiere verkleinert. Solange er beim ViP etwas zu sagen habe, würden keine Straßenbahnen mit solchen Radnabenmotoren mehr angeschafft, sagte Glaser. Diese Motorisierung sei zudem zu schwach für eine Verlängerung der Niederflurstraßenbahnen um zwei Segmente, die in die Mitte der Züge eingehängt werden sollen, um mehr Menschen zu befördern. Bei Stadler müsse man Einhängeteile motorisieren, was die Vergrößerung unvertretbar teuer mache und die Bahn viel zu schwer für Brückenüberfahrungen.
Die sogenannten ,,Sänften" bei den Combinos bräuchten keine eigenen Antriebe, weil der Zug stark genug ist dafür. Sowohl bei Trams als auch bei Bussen wird Glaser zufolge dafür gesorgt, dass es künftig auch im Heckteil eine Tür gibt. Damit können Kunden leichter das Fahrzeug verlassen, weil sie sich nicht zur Mitteltür durchdrängeln müssen; bei den Varios führt das zu Verspätungen.
Die Combino-Verlängerung von 30 auf 40 Meter ist beschlossene Sache; sie bringt ein Kapazitätserweiterung von 175 auf 214 Fahrgäste. Die acht jüngsten Siemens-Bahnen werden entsprechend nachgerüstet; ihre Lebensleistung verlängert sich um acht bis zehn Jahre. 18 Millionen Euro kostet die Aktion.
Die Varios sind laut Glaser vor dessen Amtszeit und nur deshalb beschafft worden, weil nach der Combino-Krise wegen Rissen in den Fahrzeugkästen Siemens aus dem Rennen war, keine osteuropäischen Hersteller auf dem Markt präsent waren, die Iberer abwinkten und Bombardier nur Bahnen liefern wollte, die 2,60 statt 2,40 Meter breit sind; man hätte dafür das gesamte Schienennetz durch Auseinanderrücken der Gleise anpassen müssen.
Geändert wurde inzwischen die Anbindung des Plattner-Campus am Jungfernsee und des neuen Quartiers in Krampnitz. Statt bislang zweigleisig fährt die Tram dereinst nur einspurig stadtauswärts rechts an den roten Kasernen vorbei, passiert die Havel über eine neu zu bauende Brücke neben der neuen Brücke des Friedens und danach die ausreichend starke Nordbrücke. Ob sie Krampnitz in Fahrbahn-Mittellage oder seitlich erreicht, ist noch nicht geklärt. Nicht geklärt ist auch die Frage der Finanzierung des insgesamt 50 Millionen Euro schweren Zukunftspaketes des ViP. Die Verträge seien unterschriftsreif, sagte Glaser. Er sei ,,guter Hoffnung", dass sie bald abgeschlossen werden.
Quelle:
http://t.maz-online.de/Lokales/Potsdam/Millionen-Investitionen-fuer-Potsdam