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Thema: Ruhrgebiet (25066-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Ruhrgebiet
Aus für Straßenbahnen
Duisburg wurde von Mülheimer Nahverkehrsplänen eiskalt erwischt

Duisburg. Wegen zu hoher Kosten will Mülheim womöglich die Straßenbahnen abschaffen. Dieser Kurswechsel hat die lokale Politik in Duisburg wie auch die Verantwortlichen bei der DVG eiskalt erwischt. Für die täglich mehr als 16.000 Fahrgäste der Linie 901 in Richtung Mülheim wäre dann am Zoo Endstation.

Bus statt Bahn, der Kosten wegen: Dieser rasante Kurswechsel in der Nachbarstadt Mülheim hat die lokale Politik in Duisburg wie auch die Verantwortlichen bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) eiskalt erwischt: Der östliche Nachbar will in den kommenden Jahren komplett seine Straßenbahnen einmotten, die Tram- und U-Bahn-Linien stilllegen und künftig nur noch auf Bus-Verkehr setzen. Ein kompletter Systemwechsel!

Der Grund: Die extrem hohen Kosten für den Unterhalt der immer maroder werdenden Straßenbahnen-Linien mögen sich Mülheimer Politiker wie Verkehrs-Manager nicht mehr leisten. Die Konsequenz für Duisburg: Für die täglich mehr als 16.000 Fahrgäste der Straßenbahnlinie 901 allein in Richtung Mülheim wäre dann am Halt ,,Zoo / Universität" Endstation. Hier müssten sie in einen Bus nach Richtung Mülheim umsteigen. Wenn, ja wenn sie dann alle dort hineinpassen. Eine absurde Vorstellung?
,,Bizarrer Alleingang"

Für Herbert Mettler (SPD), Chef sowohl des DVG-Aufsichtsrates wie auch des Aufsichtsrats der VIA, einer Dienstleistungsgesellschaft der Städte Duisburg, Mülheim, Essen, wäre dies schlichtweg unvorstellbar. ,,Ich kenne keine Argumente", sagte er gestern auf Anfrage der NRZ, ,,die einen solchen bizarren Alleingang rechtfertigen würden."

Wirtschaftlich und ökologisch sei das System Straßenbahn dem des Busses weit überlegen. Unvorstellbar, sich die Straßenbahnen aus dem Verkehr des Ruhrgebietes wegzudenken. Mettler kritisierte in diesem Zusammenhang den Umgang Mülheims mit seinen Partnern Duisburg und Essen: ,,Es gab zu diesem Vorhaben mit uns keinerlei Abstimmung oder Gespräche, auch dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr ist diese neue Marschrichtung von Mülheim nicht bekannt. Das hat uns kalt erwischt. Das ist schon sehr befremdlich! Und diese Feststellung ist von mir jetzt sehr freundlich formuliert."

Gestern Morgen hatte dazu Duisburgs OB Link bei seiner Amtskollegin telefonisch angeklopft und höflich nachgefragt, was denn da eigentlich in Mülheim los sei. Zudem wird Link seiner Amtskollegin verdeutlicht haben, dass Mülheim keine Insel, sondern eine Stadt ist, die in ein Geflecht von Geben und Nehmen, von VRR und VIA eingebunden ist.

Vom Vorstand der Duisburger Verkehrsbetriebe gab es dazu gestern indes nur diplomatisch Abgewogenes aus der Pressestelle: ,,Wir sind als DVG gut beraten, uns nicht in die Nahverkehrsplanung der Stadt Mülheim einzumischen. Umgekehrt würden wir diesen Anspruch auch erheben." Aus dem Vorstandsbüro des neuen Chefs der Essener Verkehrsbetriebe EVAG, Michael Feller, war die Kritik an dem Mülheimer Alleingang schon deutlicher: ,,Ich sehe das sehr kritisch. Das konterkariert alle unsere Bemühungen und es wird zu einer städteübergreifenden Verschlechterung des Nahverkehrs-Systems führen."

Unter dem Eindruck des Protestes

In Duisburg, so ließ DVV-Sprecher Torsten Hiermann verlauten, befürchte man nicht, dass dieses Beispiel Schule machen könnte. Die Städte Mülheim und Duisburg würden sich erheblich in Struktur und Verkehrsaufkommen unterscheiden. Straßenbahnverkehr durch Busse zu ersetzen, würde aus heutiger Sicht keine sinnvolle Option darstellen.

Unter dem Eindruck des sich aufbauenden Protestes in den Nachbarstädten hat der Mülheimer Stadtrat gestern dann vorerst einen Rückzieher gemacht und die Abkehr von der Straßenbahn vertagt. SPD, CDU und Grüne wollen nun eine ,,mittel- bis langfristige Investitionsstrategie" erarbeiten. Die Richtung aber ist vorgegeben. Denn Mülheims Kämmerer Uwe Bonan erklärt noch gestern: ,,Vor dem Hintergrund der katastrophalen Haushalts- und Verschuldungssituation der Stadt sowie grundsätzlich nicht vorgesehener Fördermittel durch Bund oder Land sind Investitionen ins Straßenbahnnetz nicht finanzierbar. Daher ist eine grundlegende Neuausrichtung des Mülheimer ÖPNV erforderlich." Es droht also weiterhin ein Straßenbahnnetz im Revier mit einem Loch namens ,,Mülheim".

Ein Kenner der Szene beschreibt die Lage ungeschminkt: ,,Wenn man wie die Stadt Mülheim jahrelang nichts für sein Straßenbahnnetz getan hat, darf man sich nicht wundern, wenn es am Ende dann furchtbar teuer wird."


Quelle: WAZ
  • Zuletzt geändert: Januar 23, 2014, 09:19:20 von Martin

Re: Mülheim
Antwort #1


Ein Kenner der Szene beschreibt die Lage ungeschminkt: ,,Wenn man wie die Stadt Mülheim jahrelang nichts für sein Straßenbahnnetz getan hat, darf man sich nicht wundern, wenn es am Ende dann furchtbar teuer wird."



Das lässt sich sehr schön auf eine andere Stadt umlegen...

Re: Mülheim
Antwort #2
Gestern gab es allerdings einen - faulen - Kompromiss: man beschafft nun doch 10 (statt der notwendigen 20) neuen Straßenbahnen (5 hat man im Vorfeld schon im Anschluss an eine Essener Bestellung geordert), aber keiner weiß so richtig, was das bringen soll - hws. werde weitere Netzteile auf Bus umgestellt, was das System Straßenbahn weiter schwächt. Hauptproblem sind die teuren Tunnelstrecken und nicht getätigte Investionen.

Jedenfalls pocht Essen auf die Betriebspflicht der gemeinsamen Linien 104 und U18 bis in den 2020er-Jahre (Konzessionsende).

Könnte also eine lange Diskussion werden, v. a. weil gerade keine wirklichen Fakten auf dem Tisch liegen ...

W.
"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
(Carlo Schmid, SPD, 1948)

Re: Mülheim
Antwort #3
Das Bizarre daran ist, das die Tunnelstrecken noch nicht lange in Betrieb sind. Zumindest der Abschnitt mit den Linien 102 und 901 vom Hauptbahnhof nach Westen. Das war in meinen Augen schon ein schwerwiegender Fehler, da auch oberirdisch die jetzige Betriebsstrecke für die Linien 104, 110 und 112 instandgehalten werden muß. Dann noch das Damoklesschwert mit der Eisenbahnbrücke in Styrum (Linie 112 Richtung Oberhausen) und die Probleme in Oberhausen selbst (Dort wurden die Anzahl der Fahrten auch aus Kostengründen reduziert, die restlichen Fahrten enden an der Stadtgrenze).

Re: Mülheim
Antwort #4
Zur Erhaltung der Mülheimer Straßenbahn gibt es jetzt eine Unterschriftenaktion - es sollen zwar 15 neue Straßenbahngarnituren angeschafft werden (teilweise gemeinsam mit Essen), allerdings bedeutet dies automatisch nicht den Erhalt des gesamten Netzes. Eine Teileinstellung (zum Flughafen) ist bereits erfolgt, darüber hinaus ist noch die Einstellung der kompletten Linie 110 geplant.

Wäre schön, wenn noch ein paar unterstützende Unterschriften von einem Straßenbahn-affinen Forum dazu kämen  :one:

W.
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  • Martin
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  • Styria Mobile Team
Re: Mülheim
Antwort #5
Hier der Link zur Online Petition: http://www.rettet-die-muelheimer-strassenbahn.de/
Erstellt am: September 30, 2013, 14:51:07
Ich bin schon online!  ;)
Liebe Grüße
Martin

Ruhrgebiet: Essen/Oberhausen
Antwort #6
Vielleicht kann man den Thread der Übersichtlichkeit halber in "Ruhrgebiet" umbenennen:

Neben der Neubaustrecke der Linie 109 in Essen, die hws. noch in diesem Herbst in Betrieb gehen wird, scheinen nun auch für die 105er-Verlängerung von Essen nach Oberhausen die Signale auf "Frei" zu stehen: http://www.derwesten.de/staedte/oberhausen/stoag-plant-verlaengerung-der-strassenbahnlinie-105-bis-2018-id8899594.html

W.
  • Zuletzt geändert: Januar 22, 2014, 21:15:45 von Sanfte Mobilität
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(Carlo Schmid, SPD, 1948)

Re: Ruhrgebiet
Antwort #7
In Mülheim wird es vielleicht auch noch Gelegenheit geben sich kreativere Lösungen einfallen zu lassen als die Einstellung von Straßenbahnstrecken: http://www.derwesten.de/staedte/muelheim/umbau-des-oepnv-fahrplans-bis-sommer-nicht-zu-schaffen-id8907487.html

[Danke für die Umbenennung des Threads ...]


Erstellt am: Januar 24, 2014, 11:53:41
Jetzt eiert man die Mülheim wieder am ÖPNV-Konzept weiter: http://www.derwesten.de/staedte/muelheim/kann-die-mvg-von-berlin-lernen-id8930901.html

W.
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Re: Ruhrgebiet
Antwort #8
Hier eine interessante Initiative gegen den Investitionsstau beim Öffentlichen Verkehr aus Essen: http://www.evag.de/aktuelles/meldung/artikel/champignonzucht-in-essener-u-bahn-tunneln.html

W.
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Re: Ruhrgebiet
Antwort #9
Und man bewegt sich doch noch: http://www.derwesten.de/nrz/staedte/oberhausen/etwa-80-millionen-euro-kostet-neue-strassenbahn-in-oberhausen-id9501542.html

2014 die Strecke über den Berthold-Beitz-Boulevard (Linie 109) und 2019 (hoffentlich) die Verlängerung nach Oberhausen. Schön wäre noch, wenn es die Bahnhofstangente vor Ende des GFVG Ende 2019 geben könnte ...

W.
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Re: Ruhrgebiet
Antwort #10
Liebe Grüße
Martin

Re: Ruhrgebiet
Antwort #11
Nur nicht die Nerven verlieren  ;D

W.
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Re: Ruhrgebiet
Antwort #12
Obwohl 90 % der Baukosten durch Land und Bund getragen werden würde, startet die SPD (!) nun in Oberhausen ein Bürgerbegehren gegen die Verlängerung der Linie 105: https://www.derwesten.de/staedte/oberhausen/oberhausener-sollen-ueber-neue-bahnlinie-entscheiden-id9849490.html

W.
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(Carlo Schmid, SPD, 1948)

Re: Ruhrgebiet
Antwort #13
Vielleicht mag wer diese Facebook-Seite "liken" und "teilen": https://www.facebook.com/SagJaZur105

W.
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Re: Ruhrgebiet
Antwort #14
Und hier noch ein Werbefilm pro Straßenbahn-Verlängerung in Oberhausen: https://www.youtube.com/watch?v=97XrjZUUg6E

Anfang März gibt es dazu einen Ratsbürgerentscheid!

W.
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