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Verkehr => ÖPNV - Stadtverkehr => Straßenbahn => Thema gestartet von: Martin am Oktober 09, 2019, 20:02:39

Titel: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Martin am Oktober 09, 2019, 20:02:39
Im Augenblick steht eine Fahrzeugbeschaffung auf dem Programm der Graz Linien. Aus diesem Grund möchte ich hier eine kleine Diskussion in Gang setzen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzt.
Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Drehgestellfahrzeug im Gegensatz zu einem Multigelenkwagen (MGW) einen kleineren Niederfluranteil mitbringt, während zweiterer meist über 100%ige Niederflurigkeit verfügt.

In Europa setzen viele Straßenbahnbetriebe jedoch auf Teilniederflurfahrzeuge mit echten Drehgestellen statt auf MGW. Der Verschleiß von Schienen und Rädern ist dabei auf jeden Fall viel geringer.

Seit 2001 sind in Graz MGW mit einem Niederfluranteil von 100% im Einsatz. Waren es bis 2010 nur 18 Stück, so hat sich diese Zahl mit insgesamt 63 mehr als verdreifacht, wobei die 45 Variobahnen von Stadler auch schwerer sind als die Bombardier Cityrunner.
Derzeit werden täglich im Schnitt 50 MGW auf allen Linien eingesetzt.
Seit gut zehn Jahren merkt man, dass die Gleisbauarbeiten in Graz - jene in den Sommerferien, wie auch jene in den Nächten - rasant zugenommen haben. - Meiner Meinung nach eindeutig eine Folge des Fuhrparks, wo immer weniger gleisschonende Drehgestellfahrzeuge zum Einsatz kamen und immer mehr MG. Fast jeder Grazer ist immer schneller von Gleisbauarbeiten betroffen, egal ob ÖV-Nutzer oder Autofahrer, letztere beklagen sich ja sogar meist lauter wenn sie keine "freie Fahrt" haben.
Gleisbauarbeiten an den neuralgischen Punkten in der Innenstadt finden fast schon jährlich statt. Nach dem Jakominiplatzumbau wurden Weichen und Kreuzungen früher viel seltener getauscht.

Ist der Einsatz von 100% Niederflurwagen im Hinblick auf die Folgekosten beim Gleisbau sinnvoll oder sollte Graz wieder auf altbewährte Drehgestellqualität zurückgreifen, auch wenn diese nicht 100% niederflurig ist?
Wie hoch sind die Mehrkosten, die durch die Multigelenker entstehen?
Welche Faktoren spielen beim Fahrzeugkauf noch eine Rolle, wie Anzahl der Türen, Dauer des Fahrgastwechsels, Verhältnis Sitz zu Stehplätzen und ähnliches.

Auch beim Gleisbau selbst hat sich einiges geändert:
Gleise die kerzengerade verlaufen, sind vom Verschleiß logischerweise weniger betroffen als Kurven, Bögen, Verschwenkungen und insbesondere Weichen und Kreuzungen.
Warum setzt man in Graz seit Jahren bei Neubauten auf Verschwenkungen im Gleis, wie z.B. in der Annenstraße oder der Eckertstraße. Ja sogar auf den Renderings der neuen Tegethoffbrücke sind solche Verschwenkungen zu sehen. - In puncto Verschleiß
sind diese sicher kein Vorteil, warum baut man die Strecken also nicht gerade, soweit es möglich ist?

Ist den Entscheidungsträgern bewusst, dass 100% Niederflur-Fahrzeuge auf Dauer wesentlich teurer kommen?
Schaffen wir es, unsere Informationen massentauglich  aufzubereiten, dass auch ein Laie die Sachlage versteht?
Wie können wir ein Umdenken bei den Verantwortlichen herbeiführen, damit die Gleisbauarbeiten und auch die Kosten für die "ungeliebte" Straßenbahn verringert werden können?

https://de.wikipedia.org/wiki/Drehgestell
https://de.wikipedia.org/wiki/Gelenkwagen_(Straßenbahn)
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: FlipsP am Oktober 09, 2019, 20:26:09
Gutes Thema!

Ist der Einsatz von 100% Niederflurwagen im Hinblick auf die Folgekosten beim Gleisbau sinnvoll oder sollte Graz wieder auf altbewährte Drehgestellqualität zurückgreifen, auch wenn diese nicht 100% niederflurig ist?

Ja zur Rückkehr zur gleisschonenden Bauart (Drehgestell), aber ein ganz großes JA zu 100 % Niederflurigkeit.
Bestes Beispiel dafür sind die SIEMENS AVENIO.

Ist den Entscheidungsträgern bewusst, dass 100% Niederflur-Fahrzeuge auf Dauer wesentlich teurer kommen?
Schaffen wir es, unsere Informationen massentauglich  aufzubereiten, dass auch ein Laie die Sachlage versteht?
Wie können wir ein Umdenken bei den Verantwortlichen herbeiführen, damit die Gleisbauarbeiten und auch die Kosten für die "ungeliebte" Straßenbahn verringert werden können?

Hier sprichst du mMn etwas wichtiges an: Warum wurden Initiativen und Vereine die klar positiv zum ÖV eingestellt sind nicht zum "Straßenbahntest" eingeladen, sehr wohl aber die Leute von der Kasperltruppe BIM Anrainer, die sich zwar offiziell als "besorgte Anrainer" titulieren, jedoch eigentlich nicht mehr als NIMBYs sind?
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Sanfte Mobilität am Oktober 09, 2019, 20:39:21
Ja zur Rückkehr zur gleisschonenden Bauart (Drehgestell), aber ein ganz großes JA zu 100 % Niederflurigkeit.
Bestes Beispiel dafür sind die SIEMENS AVENIO.

Der aber vom Innenraum her eine einzige KATASTROPHE ist, was man eindrucksvoll in München feststellen kann. Das ist ein Gekraxele in diesen Kisten, nicht zu verstehen, warum das so sein muss ... - jedenfalls für den Alltagsbetrieb und gerade für die Grazer Verhältnisse ist das sicher nix ...

Zitat
Hier sprichst du mMn etwas wichtiges an: Warum wurden Initiativen und Vereine die klar positiv zum ÖV eingestellt sind nicht zum "Straßenbahntest" eingeladen, sehr wohl aber die Leute von der Kasperltruppe BIM Anrainer, die sich zwar offiziell als "besorgte Anrainer" titulieren, jedoch eigentlich nicht mehr als NIMBYs sind?

Das ist doch ganz logisch - der sachkundige Bürger (d. h. die Verkehrsinitiativen) würde ja nie auf die Idee kommen, lauthals gegen eine neue Straßenbahn zu protestieren und ggf. Strecke zu blockieren - der unkundige Bürger (="besorgte Anrainer") würde sowas machen und damit der Politik, Stadtwerken etc. ordentlich Probleme bereiten (siehe Variobahn). Deshalb versucht man hier den Kuschelkurs, um sich später diese Probleme vom Hals zu schaffen (es geht aber hier gar nicht darum, ob ein Fahrzeug z. B. im Sinne des Fahrgastes sinnvoll ausgestaltet ist o. ä. - das ist den Verantwortlichen letztlich wurscht ...).

Wie hat das zuletzt jemand gesagt: wir werden in Graz die Auswahl zwischen Pest und Cholera haben (wahlweise kann man Avenio und Flexity für diese Krankheiten einsetzen).

W.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: FlipsP am Oktober 09, 2019, 20:50:40
Ja zur Rückkehr zur gleisschonenden Bauart (Drehgestell), aber ein ganz großes JA zu 100 % Niederflurigkeit.
Bestes Beispiel dafür sind die SIEMENS AVENIO.
Der aber vom Innenraum her eine einzige KATASTROPHE ist, was eindrucksvoll in München feststellen kann. Das ist ein Gekraxele in diesen Kisten, nicht zu verstehen, warum das so sein muss ... - jedenfalls für den Alltagsbetrieb und gerade für die Grazer Verhältnisse ist das sicher nix ...

Die Avenio München kenne ich nur von 3 kurzen Fahrten, die Avenio Den Haag kenne ich dafür etwas besser und ich muss sagen, ich war von beiden Fahrzeugen begeistert. Das ist Gleis schonen und Niederflur zu gleich!

Zitat
Zitat
Hier sprichst du mMn etwas wichtiges an: Warum wurden Initiativen und Vereine die klar positiv zum ÖV eingestellt sind nicht zum "Straßenbahntest" eingeladen, sehr wohl aber die Leute von der Kasperltruppe BIM Anrainer, die sich zwar offiziell als "besorgte Anrainer" titulieren, jedoch eigentlich nicht mehr als NIMBYs sind?

Das ist doch ganz logisch - der sachkundige Bürger (d. h. die Verkehrsinitiativen) würde ja nie auf die Idee kommen, lauthals gegen eine neue Straßenbahn zu protestieren und ggf. Strecke zu blockieren - der unkundige Bürger (="besorgte Anrainer") würde sowas machen und damit der Politik, Stadtwerken etc. ordentlich Probleme bereiten (siehe Variobahn). Deshalb versucht man hier den Kuschelkurs, um sich später diese Probleme vom Hals zu schaffen (es geht aber hier gar nicht darum, ob ein Fahrzeug z. B. im Sinne des Fahrgastes sinnvoll ausgestaltet ist o. ä. - das ist den Verantwortlichen letztlich wurscht ...).

Das wird natürlich so sein. Es macht ja auch Sinn im Vorhinein schon auf die "besorgten Bürger" zuzugehen. Jedoch könnte man gleich auch die "Pro-Initiativen" dazu einladen. So zu sagen als Gegengewicht.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Sanfte Mobilität am Oktober 09, 2019, 20:53:34
Jedoch könnte man gleich auch die "Pro-Initiativen" dazu einladen. So zu sagen als Gegengewicht.

Das interessiert niemand aus Politik, Magistrat und Holding. Könnten ja noch fachliche Fragen gestellt werden ...

W.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: PeterWitt am Oktober 09, 2019, 21:51:10
Seit gut zehn Jahren merkt man, dass die Gleisbauarbeiten in Graz - jene in den Sommerferien, wie auch jene in den Nächten - rasant zugenommen haben. - Meiner Meinung nach eindeutig eine Folge des Fuhrparks, wo immer weniger gleisschonende Drehgestellfahrzeuge zum Einsatz kamen und immer mehr MG. Fast jeder Grazer ist immer schneller von Gleisbauarbeiten betroffen, egal ob ÖV-Nutzer oder Autofahrer, letztere beklagen sich ja sogar meist lauter wenn sie keine "freie Fahrt" haben.
Gleisbauarbeiten an den neuralgischen Punkten in der Innenstadt finden fast schon jährlich statt. Nach dem Jakominiplatzumbau wurden Weichen und Kreuzungen früher viel seltener getauscht.
Also, ich denke, dass da zwar schon ein Funke Wahrheit drinnen steckt, aber das Bild dennoch auch etwas verzerrt ist. Ja, es gibt in den letzten Jahren verstärkt Gleisbauarbeiten, aber das ist unter anderem auch dem geschuldet, dass man a) die Gleismittenabstände für den Einsatz neuer Fahrzeuge aufweiten muss, sowie b) insbesondere durch die Variobahn verstärkt auf Vibrations/Schallschutz umgebaut wird.
Gerade letzteres bedingt ja auch, dass während der Bauarbeiten der Betrieb des betroffenen Streckenasts komplett eingestellt werden muss (anstatt wie früher die Gleise unter rollendem Rad aufzubocken und darunter die Tragplatte neu zu betonieren).
Zudem ist auch im Betrieb der Wille nicht mehr gegeben, den Betrieb aufrecht zu erhalten, viel lieber stellt man bestmöglich auf SEV um.
Das der Verschleiß an den Kreuzungen/Weichen tendenziell zunimmt liegt bestimmt an den Fahrzeugen, die aber aufgrund Bauart (27m auf 6 statt 8 Radpaaren) sowie zusätzlicher Ausrüstung (Klimaanlage) wesentlich höhere Achslasten haben, dazu kommen die großen ungefederten Massen beim der Variobahn (die ja quasi ein fahrender Schmiedehammer ist). Aber man sollte auch nicht vergessen, dass die Fahrpläne immer dichter werden, folglich auch mehr Fahrzeuge in der selben Zeitspanne die Strecken nutzen. Und, wenn wir beim Beispiel Jakominiplatz sind - dieser wurde 1995 fertig gestellt, die Gleiskreuzung beim Nowi wurde 2018/2019 erneuert, fast 25 Jahre, und das unter wirklich hoher Frequenz. Also, ganz so schlimm ist es wohl nicht....

Ergänzung: optimale Fahrzeuge sind für mich z.B. die Skoda4City in Bratislava, an den Enden Drehgestelle für den sanften und schonenden Kurvengang, in der Mitte quasi Multigelenker für optimale Platzaufteilung und möglichst hohen Niederfluranteil. Dass es an den Wagenenden jeweils einen kurzen Bereich gibt, der nur über eine Stufe erreichbar ist stört hier kaum bzw. ist leicht verschmerzbar.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Stefan 4076 am Oktober 10, 2019, 16:32:35
Wenn die Graz Linien ordentliche Fahrzeuge haben wollen, kommen eigentlich nur 2 Fahrzeugtypen infrage: der Tramlink von Stadler oder der Forcity Smart Artic von Skoda (siehe https://www.skoda.cz/de/referenz/strassenbahn-forcity-smart-pilsen/?from=prod (https://www.skoda.cz/de/referenz/strassenbahn-forcity-smart-pilsen/?from=prod)).
In München kämpfen die Verkehrsbetriebe genauso mit hohen Verschleißerscheinungen an den Schienen (und zahlreichen Schienenbrüchen), also sind Einzelgelenkwagen (wie der Avenio) auch nicht das Gelbe vom Ei. Wesentliche Nachteile des Fahrzeugtyps Avenio sind zudem die eingeschränkte Innenraumgestaltung (große Mehrzweckbereiche sind nicht realisierbar) und ein höherer Stückpreis (ein Fahrwerk mehr).
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Ch. Wagner am Oktober 10, 2019, 16:44:13
Und, wie wäre es mit dem: gebaut im einst österreichischen Lemberg:
der Elektron T5L64
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Stefan 4076 am Oktober 10, 2019, 17:09:24
Und, wie wäre es mit dem: gebaut im einst österreichischen Lemberg:
der Elektron T5L64
Dieser Multigelenkwagen entspricht nicht europäischen Normen. Mir ist nicht bekannt, dass dieser Fahrzeugtyp irgendwo in Europa bislang angeboten wurde. Die E-Ausrüstung stammt von einem deutschen Hersteller, welcher offenbar auch auf anderen Märkten seine Produkte verkaufen will.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Ch. Wagner am Oktober 10, 2019, 18:39:13
Mir ist nicht bekannt, dass dieser Fahrzeugtyp irgendwo in Europa bislang angeboten wurde.




Wie jetzt, die Ukraine ist aus Europa ausgetreten?
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: FlipsP am Oktober 10, 2019, 18:46:09
Wenn die Graz Linien ordentliche Fahrzeuge haben wollen, kommen eigentlich nur 2 Fahrzeugtypen infrage: der Tramlink von Stadler oder der Forcity Smart Artic von Skoda (siehe https://www.skoda.cz/de/referenz/strassenbahn-forcity-smart-pilsen/?from=prod (https://www.skoda.cz/de/referenz/strassenbahn-forcity-smart-pilsen/?from=prod)).
In München kämpfen die Verkehrsbetriebe genauso mit hohen Verschleißerscheinungen an den Schienen (und zahlreichen Schienenbrüchen), also sind Einzelgelenkwagen (wie der Avenio) auch nicht das Gelbe vom Ei. Wesentliche Nachteile des Fahrzeugtyps Avenio sind zudem die eingeschränkte Innenraumgestaltung (große Mehrzweckbereiche sind nicht realisierbar) und ein höherer Stückpreis (ein Fahrwerk mehr).

Und warum sind deiner Meinung nach diese Fahrzeuge besser?
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Ch. Wagner am Oktober 10, 2019, 18:54:23
Die E-Ausrüstung stammt von einem deutschen Hersteller, welcher offenbar auch auf anderen Märkten seine Produkte verkaufen will.



Also: die Trans Tec aus Brandenburg baut Drehgestelle. Und die Liste der Kunden ist lang: Bombardier, Siemens, DB, .... Die verkaufen schon sehr viel und weltweit.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: TW 22 am Oktober 10, 2019, 19:10:25
Alles Interessant, nur leider haben sich alle diese Anbieter in  Graz nicht beworben...

Und auf die Frage "warum nicht?" - tja dies können nur die jeweiligen Anbieter beantworten...
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Stefan 4076 am Oktober 10, 2019, 19:38:31
Mir ist nicht bekannt, dass dieser Fahrzeugtyp irgendwo in Europa bislang angeboten wurde.




Wie jetzt, die Ukraine ist aus Europa ausgetreten?
Die Wagen entsprechen nicht den Euronormen.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Stefan 4076 am Oktober 10, 2019, 19:45:27
Wenn die Graz Linien ordentliche Fahrzeuge haben wollen, kommen eigentlich nur 2 Fahrzeugtypen infrage: der Tramlink von Stadler oder der Forcity Smart Artic von Skoda (siehe https://www.skoda.cz/de/referenz/strassenbahn-forcity-smart-pilsen/?from=prod (https://www.skoda.cz/de/referenz/strassenbahn-forcity-smart-pilsen/?from=prod)).

Und warum sind deiner Meinung nach diese Fahrzeuge besser?
Die meisten Fahrzeug-Ausschreibungen haben in letzter Zeit diese beiden Fahrzeugtypen gewonnen, das hat viele Gründe, diese zu erklären würde hier den Rahmen sprengen (empfehle Fachliteratur zu lesen). Für Testfahrten in Graz gibt es aktuell keine verfügbaren Wagen, was aber nicht heißen soll, dass sie den Graz Linien (nach erfolgter Ausschreibung) nicht angeboten werden.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: TW 22 am Oktober 10, 2019, 20:19:18
Sich nicht bewerben, bedeutet kein Interesse haben, somit also auch kein Anbot von diesen Fahrzeuglieferant. Dies ist so bei einer mehrstufige Ausschreibung. Alle diese Unternehmen haben kein Interesse an Graz bekundet ...

Somit ist diese Diskussion zwar interessant, aber ...
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Bus 15 O530 Citaro L am Oktober 10, 2019, 20:33:23
Sich nicht bewerben, bedeutet kein Interesse haben, somit also auch kein Anbot von diesen Fahrzeuglieferant. Dies ist so bei einer mehrstufige Ausschreibung. Alle diese Unternehmen haben kein Interesse an Graz bekundet ...

Somit ist diese Diskussion zwar interessant, aber ...
Kurze Frage fürs Verständnis:

Heißt das, dass die Ausschreibung so gestaltet ist, dass nur Anbieter liefern dürfen, die auch ein Testfahrzeug nach Graz schicken?
Also anders ausgedrückt, dass sowieso nur Bombardier (Flexity) und Siemens (Avenio) im Rennen sind?
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: FlipsP am Oktober 10, 2019, 21:29:17
Wenn die Graz Linien ordentliche Fahrzeuge haben wollen, kommen eigentlich nur 2 Fahrzeugtypen infrage: der Tramlink von Stadler oder der Forcity Smart Artic von Skoda (siehe https://www.skoda.cz/de/referenz/strassenbahn-forcity-smart-pilsen/?from=prod (https://www.skoda.cz/de/referenz/strassenbahn-forcity-smart-pilsen/?from=prod)).

Und warum sind deiner Meinung nach diese Fahrzeuge besser?
Die meisten Fahrzeug-Ausschreibungen haben in letzter Zeit diese beiden Fahrzeugtypen gewonnen, das hat viele Gründe, diese zu erklären würde hier den Rahmen sprengen (empfehle Fachliteratur zu lesen). Für Testfahrten in Graz gibt es aktuell keine verfügbaren Wagen, was aber nicht heißen soll, dass sie den Graz Linien (nach erfolgter Ausschreibung) nicht angeboten werden.

Auch wenn es laut TW22 hinfällig ist, darüber zu dikutieren:

Erklär mir mal bitte, wie du auf die Idee kommst, dass Tramlink und ForCity Smart "in letzter Zeit die meisten Ausschreibungen gewonnen haben". Es stimmt schon, beide Typen haben Ausschreibungen gewonnen, aber dagegen sprechen zB München und Bremen beim Avenio oder Wien und Zürich beim Flexity. Von "die meisten Ausschreibungen gewonnen" kann man daher ganz klar nicht schreiben.

Außerdem kann man schlecht darauf schließen, dass es die besseren Fahrzeuge sind, nur weil sie mal Ausschreibungen gewonnen haben. Da spielen viel mehr Kriterien mit, als nur das "bessere" Fahrzeug zu sein.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Stefan 4076 am Oktober 10, 2019, 22:24:39
@Flipsp: Es haben sich zuletzt zahlreiche Städte/Verkehrsbetriebe für den Tramlink entschieden, die nicht das billigste Fahrzeug beschaffen, sondern in den Ausschreibungskriterien höchste Qualitätsansprüche in der Bewertung in den Vordergrund stellten: zuletzt waren dies Lugano, Zürich-Limmattalbahn, Baselland Transport, Bern, Mailand, Erfurt und Augsburg.
Höchsten Fahrkomfort bieten die Artic-Trams (nunmehr Skoda Forcity Smart genannt) und, um zum Eingangsthema zurückzukehren, es sind absolut Gleis-schonende Fahrzeuge. Frag nach in Helsinki!
Das Ausschreibungsverfahren kann in Graz noch nicht im Gange sein, da die Testfahrten gegen EU-Recht verstoßen würden. Es wird eher so sein, dass die gemachten Erfahrungen in den Ausschreibungskriterien Berücksichtigung finden.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Martin am Oktober 10, 2019, 23:53:02
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Graz Linien sich für ein Fahrzeug von Stadler entscheiden, auch wenn ich den Tramlink prinzipiell für ein geeignetes Fahrzeug halte.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Ch. Wagner am Oktober 11, 2019, 08:36:59
Es haben sich zuletzt zahlreiche Städte/Verkehrsbetriebe für den Tramlink entschieden, die nicht das billigste Fahrzeug beschaffen, sondern in den Ausschreibungskriterien höchste Qualitätsansprüche in der Bewertung in den Vordergrund stellten: zuletzt waren dies Lugano, Zürich-Limmattalbahn, Baselland Transport, Bern, Mailand, Erfurt und Augsburg.



Und für die Flexity Familie haben sich auch viele Städte entschieden.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: FlipsP am Oktober 11, 2019, 09:02:01
@Flipsp: Es haben sich zuletzt zahlreiche Städte/Verkehrsbetriebe für den Tramlink entschieden, die nicht das billigste Fahrzeug beschaffen, sondern in den Ausschreibungskriterien höchste Qualitätsansprüche in der Bewertung in den Vordergrund stellten: zuletzt waren dies Lugano, Zürich-Limmattalbahn, Baselland Transport, Bern, Mailand, Erfurt und Augsburg.
Höchsten Fahrkomfort bieten die Artic-Trams (nunmehr Skoda Forcity Smart genannt) und, um zum Eingangsthema zurückzukehren, es sind absolut Gleis-schonende Fahrzeuge. Frag nach in Helsinki!
Das Ausschreibungsverfahren kann in Graz noch nicht im Gange sein, da die Testfahrten gegen EU-Recht verstoßen würden. Es wird eher so sein, dass die gemachten Erfahrungen in den Ausschreibungskriterien Berücksichtigung finden.

Ich will ja gar nicht bestreiten, dass Tramlink und ForCity Smart Arctic gute und brauchbare Fahrzeuge wären. Deine Argumentation mit "Wenn die Graz Linien ordentliche Fahrzeuge haben wollen, kommen eigentlich nur 2 Fahrzeugtypen infrage" ist dagegen amüsant. Das basiert einfach auf 0 Fakten, außer dass diese Fahrzeuge Ausschreibungen gewonnen haben. Wie aber Ch.Wagner und ich schon geschrieben haben, habe auch andere Hersteller schon Ausschreibungen gewonnen!

Außerdem gehört auch der Tramlink der Kategorie Multigelenkfahrzeug an, welche bekanntermaßen nicht unbedingt gleisschonend unterwegs ist.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Graz Linien sich für ein Fahrzeug von Stadler entscheiden, auch wenn ich den Tramlink prinzipiell für ein geeignetes Fahrzeug halte.

Wobei man dazu aber auch sagen muss, dass es sich um ein gänzlich anderes Fahrzeug handelt, da es ja (wie die Variobahn vor ca 15 Jahren) nur ein Zukauf ist. Da würde ich (sollte Stadler doch ein Angebot legen) doch zuerst einmal drüber schauen, bevor ich es kategorisch ablehne.


@TW22 Soll die Ausschreibung nicht erst starten? Oder meinst du damit, dass sich nur 2 Hersteller zu den Tests beworben haben?
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Ch. Wagner am Oktober 11, 2019, 15:44:06
Die Wagen entsprechen nicht den Euronormen.



Nachdem diene Aussage zur Trans Tec schon falsch war, wieso ist diese Aussage jetzt richtig. In welchen Punkten widerspricht dieses Fahrzeug der EU-Norm?
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Ch. Wagner am Oktober 11, 2019, 15:55:41
Es wird eher so sein, dass die gemachten Erfahrungen in den Ausschreibungskriterien Berücksichtigung finden.



Ich fürchte, daß dir auch das Wesen der Ausschreibung a bissi fremd ist.

Es wird zunächst informiert, daß neue Straßenbahnen benötigt werden, damit sich die Herstellerfirmen überlegen können, ob sie daran interessiert sind. Grund: alleine die Kosten für die Erstellung der notwendigen Unterlagen kosten bis zu 1 Mill. €. Das heißt, Skoda, Pesa, und die anderen können sich ihre Chancen ausrechnen und gar nicht erst Anbote erstellen. Das ist also nur fair. Und dann wird quasi offfiziell ausgeschrieben, mit allem pipapo. Und dann wird man sehen, wer sich tatsächlich dafür interessiert.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Sanfte Mobilität am Oktober 11, 2019, 17:15:57
Soweit ich das verstanden habe, ist die Teilnahme an Vorführfahrten in Graz (faktisch) die Voraussetzung für die Teilnahme an der Ausschreibung.

Offenbar scheinen bis dato nur Bombardier und Siemens Interesse zu haben - den anderen Firmen ist es eben zu aufwendig ...

W.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Stefan 4076 am Oktober 14, 2019, 19:43:13
@CH.Wagner: Ja Bombardier konnte (im Vergleichszeitraum) Ausschreibungen gewinnen: Brüssel, WLB, Dresden
Der Elektron ist wie der Metelitsa von Stadler für den "russischen" Markt entwickelt worden (nicht nach EN).
Ja die Erstellung eines Angebots ist teuer, weshalb in Graz anscheinend nur die beiden Wiener Hersteller Interesse zeigen. Die anderen rechnen sich wohl zu geringe Chancen aus, haben volle Auftragsbücher oder der Aufwand (Entwicklungskosten) zur Anpassung des Fahrzeugtyps an die Grazer Verhältnisse ist (im Verhältnis zur kleinen Stückzahl) zu groß.

@Flipsp: Bei der Weiterentwicklung des Tramlink für Gmunden wurde speziell auf die Laufruhe sowie die Minimierung von Vibrationen und des Schienenverschleiss geachtet. Mit Erfolg, wie sich auch zahlreiche andere Verkehrsbetriebe überzeugten und sich für diesen Fahrzeugtyp entschieden haben. Noch besser gelungen ist das bei den ForCity Smart Arctic, die bekanntlich in Helsinki die Variobahnen ablösten. Wenn diese 3 Argumente (hohe Laufruhe, Minimierung von Vibrationen und des Schienenverschleiss) in Graz auch eine gewichtige Rolle spielen, dann müssten in der Bewertung beide Fahrzeugtypen vorne liegen. Doch dem Vernehmen nach nehmen Skoda und Stadler nicht an der Ausschreibung teil, oder?

Interessanter ist vielleicht, was die Wiener Hersteller anbieten. Bombardier den Flexity Berlin/Wien oder den Flexity 2, Siemens den Avenio oder den Avenio M?
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: TW 581 am Oktober 14, 2019, 21:12:00
Wenn die Graz Linien ordentliche Fahrzeuge haben wollen, kommen eigentlich nur 2 Fahrzeugtypen infrage: der Tramlink von Stadler oder der Forcity Smart Artic von Skoda (siehe https://www.skoda.cz/de/referenz/strassenbahn-forcity-smart-pilsen/?from=prod (https://www.skoda.cz/de/referenz/strassenbahn-forcity-smart-pilsen/?from=prod)).
In München kämpfen die Verkehrsbetriebe genauso mit hohen Verschleißerscheinungen an den Schienen (und zahlreichen Schienenbrüchen), also sind Einzelgelenkwagen (wie der Avenio) auch nicht das Gelbe vom Ei. Wesentliche Nachteile des Fahrzeugtyps Avenio sind zudem die eingeschränkte Innenraumgestaltung (große Mehrzweckbereiche sind nicht realisierbar) und ein höherer Stückpreis (ein Fahrwerk mehr).

Die Dresdner NGTs sind auch Top Fahrzeuge und wer braucht 100 % NF es reichen 70 % völlig und dafür hat man Drehgestelle!

Tramlink ist doch auch nur ein Multigelenker mit den ganzen Nachtteilen fürs Gleisnetz!
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Stefan 4076 am Oktober 15, 2019, 19:49:13
Ja Drehgestellfahrzeuge versprechen geringere Verschleißerscheinungen. Doch 70%-Niederflur bedeutet Verzicht auf die Türe beim Fahrer oder Stufen bei der ersten Tür (wie beim Flexity für Dresden), will man das? Und Stufen im Inneren sind bei regem Fahrgastwechsel von Nachteil, in Basel und Zürich entschied man sich deshalb für 100%-Niederflur-Multigelenkwagen.

Wie die Graz Linien heute bekannt gaben, erfolgt die Ausschreibung erst 2020. Somit ist noch alles offen, man darf gespannt sein, wer alles anbietet. Ähnliche Testfahrten mit Gastfahrzeugen gab es zuletzt in Nürnberg und Zürich, auch jeweils vor Beginn der Ausschreibung. Hätte mich gewundert, wenn das in Graz anders ablaufen würde, wie einige hier meinten.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: FlipsP am Oktober 15, 2019, 19:54:42
....wer braucht 100 % NF es reichen 70 % völlig und dafür hat man Drehgestelle!

Ich bin ganz klar für 100% Niederflur. Alles darunter ist mMn nicht mehr wirklich zeitgemäß!
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: schwann am Oktober 15, 2019, 22:17:48
Erhöhter Verschleiß, häufigere Baustellen  --  ist d a s heute zeitgemäß ??
MfG  Gerold
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: FlipsP am Oktober 16, 2019, 08:01:01
100 % Niederflur und gleisschonender als andere Fahrzeuge schließen sich aber nicht aus. Das beweisen unter anderem SIEMENS Avenio, Skoda Transtech Smart Arctic und (wenn man Stefan 4076 glauben darf) auch Stadler Tramlink.

Abgesehen davon kann man, wie weiter oben von anderen schon angemerkt, den Verschleiß nicht mit dem vor Jahrzehnten vergleichen. Da haben sich auch andere Parameter, außer der Fahrwerke und Bodenhöhe geändert, wie zB die Frequenz der Linien, das Gewicht der Bahnen (Klima usw) und vieles mehr.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: schwann am Oktober 16, 2019, 09:25:02
Die von dir angeführten Parameter sind ja unbestritten, aber gerade deshalb stellt sich die Frage, ob starre Fahrwerke der Weisheit letzter Schluß sind. Und daß politisch motivierte Wünsche und technische Gegebenheiten nicht immer zusammenpassen, ist wohl auch bekannt.
MfG   Gerold
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: FlipsP am Oktober 16, 2019, 09:30:14
Die von dir angeführten Parameter sind ja unbestritten, aber gerade deshalb stellt sich die Frage, ob starre Fahrwerke der Weisheit letzter Schluß sind. Und daß politisch motivierte Wünsche und technische Gegebenheiten nicht immer zusammenpassen, ist wohl auch bekannt.
MfG   Gerold

Wie gesagt 100 % Niederflur kann man nicht nur über eine Variante bekommen. Der Avenio hat Drehgestelle und Skoda bietet zB mehrere Varianten an. Es gibt nicht nur schwarz-weiß!
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: PeterWitt am Oktober 16, 2019, 10:05:26
Wie gesagt 100 % Niederflur kann man nicht nur über eine Variante bekommen. Der Avenio hat Drehgestelle und Skoda bietet zB mehrere Varianten an. Es gibt nicht nur schwarz-weiß!
Eh, nur gerade das ist ja auch der Punkt: es liegt auch an den Prioritäten, weil eben beim Avenio (ich denke, du meinst die Einzelgelenk-Version) die Aufteilung der Türen und des Innenraums durch die Fahrwerke fix vorgegeben ist, haben sich viele Betriebe zugunsten Multigelenker entschieden.
Daher wird es immer ein Kompromiss sein, dessen Ausprägung von der Gewichtung der einzelnen Faktoren abhängt.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: FlipsP am Oktober 16, 2019, 11:01:33
Natürlich wird es immer ein Kompromiss. Perfekte Fahrzeuge wird es, wie überall im Leben, nicht geben.

PS: Ich meine jedenfalls den Einzelgelenk Avenio, der Multigelenk Avenio heißt ja Avenio M.
Titel: Re: Drehgestellfahrzeug vs Multigelenker
Beitrag von: Stefan 4076 am Oktober 16, 2019, 16:59:03
Was die Schienenabnutzung betrifft, kommt es nicht nur auf das Fahrzeug an, sondern auch auf die Gleislage. Viele Verkehrsbetriebe sind erst im Nachhinein draufgekommen, dass die Gleisgeometrie und der eingesetzte Fahrzeugtyp nicht zusammenpassen. Oft sind auch Schienenkopf und Lauffläche des Rades nicht aufeinander abgestimmt oder es fehlen Schmiereinrichtungen, was sich ungünstig auf den Verschleiß auswirkt.