Statistiken zufolge legen die Grazer 45% ihrer Wege mit dem Auto zurück, 10% dieser Wege sind kürzer als 1 Kilometer!

Das ist schon richtig - man muss aber sagen, dass hier der Anteil des Autoverkehrs stagniert bzw. leicht zurückgeht. Ganz im Gegenteil zum Autoverkehrsanteil beim Pendlerverkehr, der extrem hoch ist, und bei dem keine Anzeichen für eine signifikante Reduktion zu sehen sind.

Kürzere Stationsabstände sehe ich prinzipiell schon als Vorteil, natürlich dürfen sie nicht absurd kurz sein. Dennoch soll ja ein kurzer Weg zur nächsten Haltestelle auch ein Anreiz sein. Wenn man 300 oder 400 Meter laufen muss, überlegen einige vielleicht schon wieder, ob ihnen der ÖV wirklich Vorteile bringt.

Ich glaube nicht, dass es die innerstädtischen Verkehrsteilnehmer die langfristig Probleme verursachen, sondern die Pendler. Für diese sollen der ÖPNV so attraktiv sein, dass sie ihr Auto garnicht erst in die Stadt bringen. Eine lange Reisezeit innerhalb der Stadt steht dem entgegen.

Auch für die Pendler kann das System Straßenbahn attraktiv sein. Die kann nämlich auch über die Stadtgrenze fahren und außerhalb durchaus auch mal Stationsabstände im Kilometerbreich haben (womit die Fahrgeschwindigkeit bei konsequenter Bevorrangung/eigenen Gleiskörpern auch durchaus U-bahn-Niveau erreicht) um dann in den Wohnorten der Pendler wieder mehrere Stationen auf kleinem Raum anbieten zu können. Raaba - Hausmannstätten - Fernitz - Kalsdorf, Feldkirchen - Kalsdorf oder Andritz - Gratkorn - Gratwein wären m.E. ideale Routen für Überlandstraßenbahnen/Lokalbahnen, auch weil sie dort die S-Bahn optimal ergänzen könnten (z.B. wäre Fernitz - Kalsdorf - NVK Gösting - ... eine unschlagbar schnelle Verbindung quer ans andere Ende der Stadt).

In der Stadt heben kürzere Haltestellenabstände (nicht absurd kurz, das ist eh klar) aber die Attraktivität und auch die Reisegeschwindigkeit! Die Fahrgeschwindigkeit ist innerstädtisch ja nicht allein durch die Stationsabstände begrenzt sondern auch noch von vielen anderen Faktoren. Diese geringere Fahrgeschwindigkeit kann man aber durch kürzere Zugangswege zumindest teilweise ausgleichen, denn auch die Fußwege zur und von der Haltestelle zählen ja zur gesamten Reisezeit.

Die U-Bahn Idee finde ich auch utopisch, jedoch als S-Bahn in die Stadt wäre sie schon toll. Somit würde sie erst recht Anreize schaffen,
auf die ÖFFIS umzusteigen. Von zuhause am Land direkt mitten in die Stadt.

Das soll jetzt aber keinesfalls der Tod der Straßenbahn bedeuten oder so. Sie ist die wunderbare Ergänzung für den Stadtverkehr.

Die Überlandstraßenbahn wurde ja medial schon begraben. Naja, tun muss sich auf jeden Fall was.