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Thema: Glaskästen (2900-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • Torx
Glaskästen
Nun letztens bei einer Fahrt durch die Stadt in der Dämmerung ist mir aufgefallen wie trendig es offenbar ist Glaskästen hinzustellen. Vom Allianz-Bau in der Grabenstraße über den Zubau der Steiermärkischen am Andreas-Hofer-Platz und dann noch Kovats' Goldener Würfel am Entenplatz. Wobei ich ja gar nicht mal sagen möchte dass das unbedingt schlecht ist - der Würfel am Entenplatz ist ja nicht schlecht und obwohl er anders ist, noch immer so dezent dass er mir zuerst lange Zeit gar nicht aufgefallen ist und abgerissen hat man wenigstens auch nichts dafür.

Nur: Arbeiten möchte ich in sowas nicht. Man sieht sehr gut was alle Leute machen und kann beim vorbeifahren auch noch unter den ein oder anderen Minirock schauen, und so wird das wohl der Grund sein warum das letzte mal die halben Fenster durch eine Rollo geschlossen waren. Der von aussen ersichtliche Kabelsalat hinter den Schreibtischen tragt auch nicht unbedingt zur Verschönerung der Gebäude bei und eine Lichverschmutzung entsteht dabei auch. Viele Gebäude dieser Art leben ja eher von der beleuchtung und wenn man abends durch die Stadt fährt dann leuchen sie regelrecht penetrant heraus.

Obwohl ich die Gebäude (naja das von der Allianz schon) nicht hässlich finde frage ich mich schon ob dieser Trend denn wirklich sein muss, wie seht ihr das? Bei der Bombenentschärfung waren's übrigens auch nur die Glasfassaden die kaputt gegangen sind. ;)

  • kroko
Re: Glaskästen
Antwort #1
Ich hab, so wie wahrscheinlich jeder andere auch, geteilte Meinungen. Die negativen Punkte sind sowieso klar, ich möchte daher was zu den positiven sagen: ich find's grundsätzlich gut, wenn der Stadtraum durchlässig ist - ob das jetzt räumlich oder optisch ist. In einem Büro ohne Fenster oder mit Fenster auf eine Hauswand zu arbeiten wäre für mich ein Horror - ich hab's gern wenn ich aus dem Fenster schauen kann und was sehe. Die Stadt ist ein sozialer Raum - und ich find's gut, wenn das menschliche Miteinander auch irgendwie erkennbar ist. Das schlimmste für eine Stadt sind tote Erdgeschoßzonen (z.B. weil Parkgaragen dahinter sind) - da findet kein Leben mehr statt. Wenn hingegen wo Fenster sind, wenn Leute rausschauen und reinschauen find ich das irgendwie positiv - da findet Kommunikation statt, de kann man jemanden sehen und erkennen, da merkt man das Leben da ist. Ein mögliches Gegenteil davon sind Speckgürtelsiedlungen mit übermannshohen Thujenhecken - da gibt's kein soziales Leben mehr, da ist jeder in seine Koje abgekapselt und für sich allein. Traurig.

(PS: Eine allgemeine Anmerkung: mich wundert, wie sehr es manche Leute stört, wenn jemand bei ihnen reinsehen könnte. Sogar meine Eltern, die auf dem Land wohnen, haben ganztags die Vorhänge zu, damit ja niemand reinschauen könnte. Offenbar ist die Angst, jemand könnte reinschauen, viel weniger wichtig als die Möglichkeit, selbst rauszuschauen - ich finde das irgendwie seltsam.)

  • Torx
Re: Glaskästen
Antwort #2
Naja, ich weiß nicht... Vielleicht ist es lustig wenn man beim Vorbeigehen anderen in die Wohnung schauen kann. Aber selbst würde ich das nicht wollen wenn hinterm Fenster dauernd Leute vor meiner Nase vorbeigehen. Auch wenn man den Sicherheitsfaktor bedenkt wird in Erdgeschoßwohnungen am öftesten eingebrochen. Und wie siehts in so einer Glaskastenwohnung dann aus, macht man sich der Erregung öffentlichen Ärgernisses strafbar, wenn man nach dem Aufstehen nackt durch die Wohnung rennt?

Aber es gibt ja auch Leute die den ganzen Tag nix anderes zu tun haben als bei anderen Fenstern reinzuspechteln. Also diese Form der Kommunikation kann mir echt erspart bleiben. Man sieht auch was wenn man aus dem Fenster schaut, grün sieht und ein paar Vögel dazu. Das kann auch in der Thujenhecke passieren... (Wobei es wirklich so ist dass man zu den Nachbarn am wenigsten Kontakt hat die sowas aufziehen).

Ausserdem: Wenns wie an dem einen Tag draussen dämmert und man innen einen hell beleuchteten Raum hat - so wie bei den vielen Glasbauten - dann ist aber die Kommunikation nur ein ziemlich einseitiges Vergnügen. Der drinnen sieht draußen eh nicht viel und für den draußen drängen sich die Leute innen regelrecht auf.

  • kroko
Re: Glaskästen
Antwort #3
Nur ums klarzustellen: na freilich mach ich abends die Vorhänge zu, was sonst. Und ich lauf auch nicht nackt durch die Wohnung, wenn andere reinschauen. Aber ich verstehs eben nicht, wenn z.B. hier bei mir in der Firma bei manchen Büros Tag und Nacht die Jalousin herunten sind und das Licht brennt - das ist doch bescheuert. Kommt aber vor, und zwar gar nicht so selten. Das ist m.E. nicht der Sinn von Fenstern.

  • Ch. Wagner
Re: Glaskästen
Antwort #4
Wer kennt sie nicht, die Frauen und Männer, die mit dem Polsterl am Fensterbankerl hängen, um alles auf der Gassn mitzubekommen. Um sich dann, wie heißt es doch heute so schön, mit den Anderen auszutauschen. Früher hätte man tratschen gesagt, aber ihr wißt ja, daß ich höflich bin. Leider stirbt auch diese Spezies aus, das Handy hat auch diese Kommunikation umgebracht.
Und mit dem Reinschauen ist's halt auch so a Sach'. Da könnte man ja sehen, wieviel wirklich gearbeitet wird. Wie in der Polizei am Paulustor.
LG!Christian
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

Re: Glaskästen
Antwort #5
Ich persönlich würde für mein Einfamilienhaus wegen der aufwändigen Reinigungsarbeit und vor allem der Hitze im Sommer auf eine Glasfassade verzichten.