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Thema: ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten (5854-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • amadeus
  • Libertin & Hedonist
ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten
ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten

Der Spritpreis treibt viele Pendler in die Öffis. Zusätzliches Angebot an Zügen und Bussen ist trotzdem nicht in Sicht. Der ÖBB fehlt das Geld.


Wien - So freigebig die Bundesregierung bei den Milliarden für neue Bahntunnels und -strecken ist, so knausrig ist die öffentliche Hand bei den Zügen, die darauf fahren sollen. Derzeit sucht man im Verkehrsministerium händeringend nach Finanzmitteln, um dem ÖBB-Personenverkehr die Anschaffung neuen Wagenmaterials für den Nah- und Regionalverkehr zu ermöglichen.

Wohl gibt es einen Rahmenvertrag aus dem Jahr 2010, gemäß dem die Staatsbahn beim Elektromulti Siemens binnen fünf Jahren 190 bis 200 Züge des Typs Desiro ML abrufen kann. Wie beim Schnellzug Railjet (15 Stück wurden storniert), fehlen der ÖBB aber die Mittel, um die Züge zu bestellen. Nun kursieren im Ministerium alternative Überlegungen, etwa die neuerliche Verlängerung der Laufzeit der seit gut 35 Jahren herumkurvenden blau-weißen Schnellbahngarnituren des Typs 4020. Dagegen sprechen die Kosten. Erneuerungsbedarf und Wartungskosten für die alten Garnituren stünden in keiner Relation zu einer Neuanschaffung.

Länder zieren sich

Bleibt als Ausweg die öffentliche Hand, also die für Bestellung und Bereitstellung öffentlicher Verkehrsdienste zuständigen Länder - und der Bund. Letzterer sieht sich nur bedingt zuständig, weil mit dem soeben fixierten Verkehrsdienstevertrag mit der ÖBB bis 2019 das gesetzliche Grundangebot neu definiert worden sei. Die Länder zögern aber. Wien hat noch gar nichts bestellt für seine S-Bahn-Flotte, bei Vorarlberg, Oberösterreich und Niederösterreich seien die Vorhaben konkreter.

Die ÖBB bestätigt, dass bei Siemens noch keine Desiro bestellt wurden. Eine Sprecherin verweist aber auf laufende Gespräche mit den Ländern, mit denen man eine Kostenteilung anstrebe.

Viel Zeit bleibt nicht: Die erste Tranche über bis zu 35 Zuggarnituren muss heuer fixiert werden, verlautet aus Siemens-Kreisen, andernfalls wäre der Produktionsplan über fünf Jahre in Gefahr. Produziert werden die Züge, wie berichtet in Wien und Krefeld. Inklusive Wartung taxierte Siemens das Gesamtvolumen des Auftrags 2010 mit einer Milliarde Euro.

Spritpreis lässt Pendler umsteigen

Von wachsendem Bedarf ist angesichts der steigenden Treibstoffpreise - Bier ist derzeit um einiges billiger - auszugehen. Das belegen auch Fahrgastzahlen - nicht nur in Wien, sondern in der ganzen Ostregion. Für der Ostbahn beispielsweise beziffert die ÖBB den Fahrgastzuwachs im Februar (gegenüber Vorjahreszeitraum) mit zehn Prozent, auf Südbahn und Pottendorfer Linie mit je sechs Prozent.

Verdoppelt haben sich die Fahrgäste demnach seit 2002 auf der S3/Salzburg-Golling. In der Steiermark fuhren binnen fünf Jahren um 20 Prozent mehr Personen mit der S-Bahn. Laut Insidern wird ÖBB-intern bereits eine Verkürzung des 30-Minuten-Takts auf 15 Minuten für die S7 bis Wolfsthal, zumindest aber bis zum Flughafen diskutiert. Das wäre von der Zeitschiene theoretisch möglich, könnte aber den Airport-Express CAT beeinträchtigen, den Flughafen und ÖBB gemeinsam betreiben. Mitzahler an Wagenmaterial und den Kosten des Zugbetriebs, fehlen freilich.

Dass es auch an Waggons mangle, um vorhandene Züge zu verlängern (also in Doppeltraktion zu fahren) stellt die ÖBB in Abrede. Die vorhandenen Kapazitäten seien noch ausreichend.

"Mobilitätsapartheid"

Das sieht ÖBB-Konzernbetriebsratschef Roman Hebenstreit anders. Er ortet sehr wohl einen Mangel an Fahrzeugen und fordert von Bund und Ländern eine Höherdotierung des Fahrbetriebs: "Angesichts höherer Treibstoffpreise und des Versagens der Politik in der Klimaschutzstrategie ist es ein Gebot der Stunde, aus sozialen und ökologischen Gründen eine Öffi-Offensive einzuleiten." Sonst könnten sich immer mehr Menschen Mobilität nicht mehr leisten und es komme zu einer Art "Mobilitätsapartheid".

Auch die 700 Millionen Euro an Steuergeld wären bei Öffis besser angelegt als bei Co2-Zertifikaten, die die Regierung als Ersatz für Klimaschutzmaßnahmen kaufen musste, wetterte Hebenstreit am Freitag. Dringend überdenken sollte die Regierung auch die Milliarden für Bahntunnels. Sie seien für den Nahverkehr nur bedingt von Nutzen.

(Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 7./8./9.4.2012)

Quelle: http://derstandard.at/1333528601365/Sparschiene-OeBB-kann-sich-neue-Pendlerzuege-nicht-leisten
Gruß aus Graz-Eggenberg
Wolfgang
      Für jedes Problem gibt es eine Lösung, die einfach, klar und falsch ist.
Im Übrigen bin ich der Meinung, daß das Fahrtziel eines Fahrzeuges mit dessen Fahrtzielanzeige übereinstimmen soll.


Re: ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten
Antwort #1
Zitat
Der Spritpreis treibt viele Pendler in die Öffis. Zusätzliches Angebot an Zügen und Bussen ist trotzdem nicht in Sicht. Der ÖBB fehlt das Geld.


Die ÖBB hat doch schon begonnen CityShuttle Garnituren an die GySEV zu verkaufen!

Die Wiener S-Bahn bräuchte wohl am dringendes neue Fahrzeuge, denn die 4020er wird man kurz oder lang ersertzen müssen und man würde auch ein paar Talente frei bekommen, diese könnte man etwa besser in Voarlberg oder Salzburg einsetzen.
  • Zuletzt geändert: April 07, 2012, 13:51:35 von TW 581
LG TW 581

Re: ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten
Antwort #2
Als erstes wäre ich einmal dafür, der steirischen "S-Bahn" mehr S-Bahn-taugliche Fahrzeuge (sprich Talente) bereit zu stellen, bevor ich mir über Wien Sorgen mache. "Die da draußen" sind noch nie zu kurz gekommen, dafür haben sie genug Beziehungen.
(Haben nicht österreichische Behörden mit der Zulassungskeule dafür gesorgt, dass Graz den Wiener Linien ihre alten E1 abkaufen musste, anstatt neuere und längere Straßenbahnen in Deutschland um weniger Geld zu kaufen?)

Im Übrigen wundert es mich, dass Luise Ungerboeck im "Standard" den ganzen Artikel hindurch die Bundesbahnen in die Einzahl setzt, anstatt schon die Schlagzeile lauten zu lassen

ÖBB können sich neue Pendlerzüge nicht leisten

  • Martin
  • Global Moderator
  • Styria Mobile Team
Re: ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten
Antwort #3
Ein weiteres Argument für eine einkommensabhängige österreichweite Nahverkehrsabgabe.
Liebe Grüße
Martin

Re: ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten
Antwort #4

Die Wiener S-Bahn bräuchte wohl am dringendes neue Fahrzeuge, denn die 4020er wird man kurz oder lang ersertzen müssen und man würde auch ein paar Talente frei bekommen, diese könnte man etwa besser in Voarlberg oder Salzburg einsetzen.


Wieso sollte man, vor allem in Vorarlberg noch mehr Talente benötigen? Die westlichen Bundesländer haben sicher den modernsten Fuhrpark.


Im Übrigen wundert es mich, dass Luise Ungerboeck im "Standard" den ganzen Artikel hindurch die Bundesbahnen in die Einzahl setzt, anstatt schon die Schlagzeile lauten zu lassen


Die Ungerboeck verbreitet in ihren Artikeln schon genug hetzerische Halbwahrheiten, die wie in diesem Fall auch noch von der Fahrzeugindustrie unterstützt werden, da fällt es nicht in Gewicht, dass "ÖBB" eigentlich Plural ist.

Jedes Bundesland bekommt die Fahrzeuge, die es bezahlt (hat), so einfach ist das und nicht nur bei den ÖBB so üblich (Kostenbeteiligung bei Anschaffung oder Umbau). Deswegen ist auch ein Austausch von nicht gleichwertigen Garnituren nicht so einfach möglich.

Re: ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten
Antwort #5

Ein weiteres Argument für eine einkommensabhängige österreichweite Nahverkehrsabgabe.


Aber sicher nicht um nur der ÖBB noch mehr Geld in den Rachen zu stopfen.

Es wäre mal höchste Zeit jede Strecke für die auch nur 1cent an Subventionen fliesst europaweit auszuschreiben. Damit würde man in ganz österreich Jahr für Jahr sicherlich ein paar hundert Millionen Euro sparen, und hätte gleichzeitig dann auch noch bessere Verbindungen und besseres Wagenmaterial.

  • Martin
  • Global Moderator
  • Styria Mobile Team
Re: ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten
Antwort #6
Da wird sich bloß niemand finden, der das machen wird. ;)
Die Westbahn AG soll ja auch schon "krachen"...

ÖV wird nicht leicht kostendeckend sein. Ohne Subventionen würde das System zusammenbrechen.
Eine Nahverkehrsabgabe würde sich positiv auf die Akzeptanz des ÖV auswirken und eventuell ein Umdenken beim autofahrenden Normalbürger ergeben.

Mit NVA und gratis ÖV müsste man einerseits das bestehende System weiter ausbauen und attraktiveren.
Bei anderen Dingen (Automaten, Kontrollen, Entwerter, ....) kann man wieder viel Geld einsparen.

Kostendeckenden oder gar profitablen ÖPNV wird es nicht leicht geben.
Liebe Grüße
Martin

Re: ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten
Antwort #7
Wieso sollte sich niemand finden? Schau mal nach Deutschland, da funktioniert das super!
Die Westbahn fährt auf eigene Kosten, das kann man ja nicht mit einer ausgeschriebenen Strecke vergleichen...

  • Ch. Wagner
Re: ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten
Antwort #8

Im Übrigen wundert es mich, dass Luise Ungerboeck im "Standard" den ganzen Artikel hindurch die Bundesbahnen in die Einzahl setzt


Das ist allerdings vielen Usern hier auch nicht klar.
LG! Christian
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

Re: ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten
Antwort #9


Wieso sollte sich niemand finden? Schau mal nach Deutschland, da funktioniert das super!


Naja: 1920 erreichte das Bahnnetz in Deutschland mit 72.000 Kilometer seine größte Dichte. 2008 waren es nur mehr 38.000!

LG
H.P.


Bei uns schaut es wohl auch nicht viel besser aus. In Deutschland hat der Bahnverkehr durch die Ausschreibungen aber eindeutig an Qualität und Attraktivität gewonnen.

  • Ch. Wagner
Re: ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten
Antwort #10


Im Übrigen wundert es mich, dass Luise Ungerboeck im "Standard" den ganzen Artikel hindurch die Bundesbahnen in die Einzahl setzt


Das ist allerdings vielen Usern hier auch nicht klar.
LG! Christian


Die AUA heißt doch auch Austrian Airlines. Warum setzt man denn die in Einzahl. Also zB. die AUA hat ein Defizit müßte demnach richtig heißen die AUA haben ein Defizit
LG!Christian
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

Re: ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten
Antwort #11
Abgesehen davon, dass ja genügend Cityshuttle-Garnituren und auch FV-Wagen zur Verfügung stehen sollten (sofern man sie sinnigerweise nicht vermietet oder gar verkauft), wäre auch ein sinnvoller Wageneinsatz schon sehr hilfreich. Wer will denn schon stundenlang mit einem Talent oder Desiro durch die Gegend zuckeln, wenn man im langen Schlieren eigentlich besser aufgehoben wäre.

Da könnte man schon eine Menge gewinnen - immerhin gibt es 160 vierteilige Talente!!!

W.
"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
(Carlo Schmid, SPD, 1948)

Re: ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten
Antwort #12

Die AUA heißt doch auch Austrian Airlines. Warum setzt man denn die in Einzahl. Also zB. die AUA hat ein Defizit müßte demnach richtig heißen die AUA haben ein Defizit
LG!Christian


Möglicherweise ist das ein Indikator für die Qualität der Recherchen... :-\
  • Zuletzt geändert: April 10, 2012, 19:30:46 von st.georg

Re: ÖBB kann sich neue Pendlerzüge nicht leisten
Antwort #13

Wer will denn schon stundenlang mit einem Talent oder Desiro durch die Gegend zuckeln, wenn man im langen Schlieren eigentlich besser aufgehoben wäre.
W.


Deshalb ist es für mich so schwer begreiflich, dass bei der Regiobahn die mehr oder minder S-Bahn-tauglichen Talente eingesetzt werden,
dagegen bei der S-Bahn die eher FV-/Regiobahn-tauglichen City-Schüttler...