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Thema: Bahn reden, LKW leben - Verkehrspolitische Lenkungsmaßnahmen sind notwendig (2183-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Bahn reden, LKW leben - Verkehrspolitische Lenkungsmaßnahmen sind notwendig
Obwohl der Bahn in den Bemühungen um den Klimaschutz eine bedeutsame Rolle zugedacht ist, sieht es um den Güterverkehr auf der Schiene im Gegensatz zu den "Verlagerungsankündigungen" sehr traurig aus:
Der Güterverkehr auf der Schiene nahm bereits vor der Pandemie ab. In den vergangenen drei Jahren sank der Schienen-Güterverkehr von jährlich 107 Millionen Tonnen um fünf Millionen auf 102 Millionen Tonnen,während im selben Zeitraum der Straßen-Güterverkehr von 537 Millionen Tonnen um 37 (!) Millionen auf 574 Millionen Tonnen stieg. Die Schienenmaut ist fast zehnmal höher als der Maximalsatz auf der Straße (Euro 4,50 bzw. Euro 0,47). Auch bei der internationalen Vereinheitlichung (Fahrzeugzulassungen, Stromsysteme, Kupplungstechnik) sowie bei der Besteuerung des Bahnstromes und der AB-Förderung sind dringend Reformen notwendig, um den Anteil des Schienenverkehrs am Transportvolumen wieder zu erhöhen.

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wirtschaft/oesterreich/2076972-Bahn-reden-Lkw-leben.html#images-1

Zwei aktuelle Beispiele aus dem Großraum Graz zeigen, dass für Betriebe die Bahn keinen Stellenwert mehr hat. In Voitsberg wird ein riesiges Lagerhaus eröffnet. Eine Anschlussgleis oder eine Umlade- bzw. Verladeanlage bei der Bahn findet man dabei nirgends. In Kalsdorf errichtet eine große Transportfirma ein neues Logistikzentrum mit unzähligen LKW-Ladebereichen. Trotz der unmittelbaren Lage in Bahnnähe ist auch hier weder eine AB noch eine Ladeanlage zur bzw. von der Bahn vorgesehen. Das Unverständliche daran ist, dass diese Bauten geschehen, obwohl es in spätestens 15 Jahren keine Zulassung für LKW mit mineralischen Treibstoffen mehr geben soll oder sogar geben wird und alternative Antriebe bis dort hin wohl kaum in allgemein brauchbarer Art zur Verfügung stehen werden. Die Führungsköpfe der Firmen scheinen nicht zu erkennen oder erkennen zu wollen, dass mit der elektrisch betriebenen Bahn sehr wohl ein klimaschonendes Transportsystem zur Verfügung steht, dessen Leistungsfähigkeit auch für die Zukunft schon heute als gegeben angenommen werden kann.
Trotz Klimakrise und absehbares Ende des Verbrennungsmotors setzen viele große Firmen einzig auf den Straßenverkehr und errichten sogar Logistikzentren ohne  Bahnanschluss.

  • FlipsP
Re: Bahn reden, LKW leben - Verkehrspolitische Lenkungsmaßnahmen sind notwendig
Antwort #1
Ich bin immer ein Befürworter der Bahn, jedoch auch Realist. Die Lagerhäuser der Steiermark haben nicht unbedingt die Größe, dass man ständig Güter auf die Bahn verladen oder mit der Bahn bekommen könnte. Zu Gebrüder Weiss, deren Neubau du auch kritisierst, kann ich nur sagen. Der Neubau entsteht in Sehweite zum Cargo Center Graz und Gebrüder Weiss ist bekannt dafür, Güter auch per Bahn zu transportieren. Anschlussbahnen und aufwendiges Güterhandling entspricht aber nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. Das wird heute mit Containern oder WAB gemacht und dazu habe ich schon gehört, dass man Container/WAB Transporte per Bahn andenkt.
Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser.

- Sokrates

Re: Bahn reden, LKW leben - Verkehrspolitische Lenkungsmaßnahmen sind notwendig
Antwort #2
Lieber FlipsP!
Wenn Betriebe dieser Größenordnung keine Bahnladerampe, Ladegleise oder keine AB mehr haben, wird der LKW-Verkehr in kurzer Zeit die Marke von 600 Millionen Tonnen überschreiten und die Bahn unter die 100 Millionen Tonnen Marke fallen. Wo bleibt der Klimaschutz, wo die Ausrichtung auf eine Verringerung der Straßentransporte und vor allem wo die Erkenntnis, dass eine wirklich allgemein brauchbare Alternative zum Verbrennungsmotor nicht so rasch zur Verfügung stehen wird? Dein Realismus ist ein bedingungsloses w.o. zu den Bemühungen um den Klimaschutz!
Trotz Klimakrise und absehbares Ende des Verbrennungsmotors setzen viele große Firmen einzig auf den Straßenverkehr und errichten sogar Logistikzentren ohne  Bahnanschluss.

  • FlipsP
Re: Bahn reden, LKW leben - Verkehrspolitische Lenkungsmaßnahmen sind notwendig
Antwort #3
Wie geschrieben: Zur Bahnverladung braucht es heutzutage keine Bahnladerampe mehr. Was dagegen sehr wohl zu kritisieren ist, ist der Unterschied der Maut. Das ist gelinde gesagt eine Frechheit!
Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser.

- Sokrates

Re: Bahn reden, LKW leben - Verkehrspolitische Lenkungsmaßnahmen sind notwendig
Antwort #4
Passend zum Thema: In einem offenen Brief an die Bundesregierung fordern über 240 Unternehmen einen "Green Deal" für Österreich. U.a. wird eine stärkung des Transportmittels Bahn geforfert:

Über 240 Unternehmen fordern österreichischen ,,Green Deal"

Appell an Regierungsspitze für klima- und naturverträglichen Weg aus der Coronakrise: Energiespar-Offensive starten, rasch aus fossilen Energien aussteigen, Steuersystem reformieren

Wien (OTS) - 245 österreichische Unternehmen mit einem Umsatz von über 62 Milliarden Euro und 216.000 Beschäftigten haben am Donnerstag einen Appell für einen österreichischen Green Deal veröffentlicht. Auf Initiative der Umweltschutzorganisationen WWF Österreich und GLOBAL 2000 fordern die Unternehmen von Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler, ,,den Weg aus der Coronakrise auf allen Ebenen klima- und naturverträglich zu gestalten, damit Österreich langfristig krisensicher ist". ,,Damit sendet die österreichische Wirtschaft eine klare Botschaft an die Politik: Ein echter Neustart kann nur gelingen, wenn wir unsere Natur und unser Klima besser schützen. Es gibt kein Wirtschaften auf einem kaputten Planeten und es ist an der Politik, für eine krisensichere, planbare Zukunft der Wirtschaft zu sorgen", sagen Lisa Simon vom WWF Österreich und Johannes Wahlmüller von GLOBAL 2000. Gemeinsam mit den Unternehmen fordern die Umweltschutzorganisationen einen österreichischen Green Deal, der Lebensgrundlagen schützt und zugleich Chancen für neue Arbeitsplätze und Unternehmen in Zukunftsbranchen eröffnet. Neben einem neuen Klimaschutzgesetz brauche es dafür auch eine öko-soziale Steuerreform.

Der geforderte Aktionsplan soll an fünf zentralen Punkten ansetzen, um die wirtschaftliche Zukunft Österreichs zu sichern und sie in Einklang mit Natur- und Klimaschutzmaßnahmen zu bringen. Damit können wichtige Schritte in Richtung des Regierungsziels der Klimaneutralität 2040 gesetzt werden. ,,Ein klar definierter Plan zum Ausstieg aus fossilen Energien schafft das Fundament für eine langfristige Planungs- und Investitionssicherheit. Österreich könnte so seinen Wirtschaftsstandort langfristig stärken und eine Vorreiterrolle in Europa einnehmen", erklärt WIFO-Expertin Daniela Kletzan-Slamanig.

Möglich wird die Energiewende nur durch eine starke Senkung des Energieverbrauchs. Unternehmen und ihre Kunden brauchen hier klare Vorgaben, sagt Robert Schmid, Geschäftsführer der Schmid Industrie Holding: ,,Die einzige Energie, die klimaneutral ist, ist die nichtverbrauchte Energie! Daher ist das Dämmen von Häusern und die Versorgung mit Waren aus der Region der beste Weg, um unser Leben nachhaltiger zu machen ohne auf Komfort zu verzichten. Wir können damit tausende Arbeitsplätze in unseren Branchen schaffen und sichern." Vöslauer-Geschäftsführer Herbert Schlossnikl betont: ,,Der Einsatz erneuerbarer Energien in Produktionsprozessen ist eine zentrale Herausforderung, für die es eine Lösung braucht, ebenso wie Unterstützung für die Realisierung nachhaltiger Innovationen im Recyclingbereich, um die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen zu stärken. Die Regierung muss einen verlässlichen Fahrplan vorlegen."

Wirtschaft auf Schiene bringen

Für den Bereich Verkehr und Mobilität betont Clemens Först, Vorstandssprecher der ÖBB Rail Cargo Group: ,,Wir unterstützen die Bundesregierung auf ihrem Weg zur nachhaltigen Mobilitätswende. Um noch mehr Unternehmen zu überzeugen, arbeiten wir intensiv an innovativen Produkten und einem einfachen Zugang zum System Schiene im Rahmen unserer Digitalisierungsoffensive. Erfolgsentscheidend sind jedoch faire Wettbewerbsbedingungen mit der Straße, Kostenwahrheit und eine leistungsfähige europäische Infrastruktur."


Quelle: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210506_OTS0061/ueber-240-unternehmen-fordern-oesterreichischen-green-deal

  • PeterWitt
Re: Bahn reden, LKW leben - Verkehrspolitische Lenkungsmaßnahmen sind notwendig
Antwort #5
Da wäre es ja fein, wenn die ÖBB zum Beispiel Anschlussbahnen als Gesamtpaket anbieten würde - also zB. mit Batteriebetriebenem Rangierroboter auf Mietbasis, wenn ein Defekt vorliegt, eine Revision zu machen ist etc., dann kommt die RCA mit einem baugleichen Tauschgerät, und weiter geht's. Selbiges mit dem Gleisbau, Weichenwartung etc. - es wird quasi eine Art Anlagenmiete bezahlt, die die Firma vielleicht auch gesondert gefördert bekommt oder extra steuerlich geltend machen kann, und somit hat die Firma an sich keinen großen Aufwand mehr.

Re: Bahn reden, LKW leben - Verkehrspolitische Lenkungsmaßnahmen sind notwendig
Antwort #6
Das sind auf jeden Fall interessante Ideen! Wenn die Firmen nur einen monatlichen/jährlichen Pauschalbetrag zahlen müssen und sich dafür nicht aktiv um den Zustand von Rollmaterial und Gleis kümmern müssen, wird das sicher für einige Firmen deutlich attraktiver als bisher.
Die RCA kann durch Großbestellung der Rangierroboter und Wartung der gesamten Flotte auch sicher günstige Preise für die einzelnen Firmen anbieten.

  • PeterWitt
Re: Bahn reden, LKW leben - Verkehrspolitische Lenkungsmaßnahmen sind notwendig
Antwort #7
Die RCA kann durch Großbestellung der Rangierroboter und Wartung der gesamten Flotte auch sicher günstige Preise für die einzelnen Firmen anbieten.
Bzw. mitunter in eigener Werkstatt quasi billig "Restlverwerung" betrieben, so wie die 2060er der StLB. Anderenfalls, sowas wie der Rangiertraktor bei der TS in der Waagner Biro Straße ist wohl für viele Firmen praktischer, da der im eingedeckten Bereich einfach auf sehr wenig Platz von einem zum anderen Gleis wechseln kann. Wenn aber z.B. RCA gleich mal 100 solcher Dinger bestellt wird man bestimmt auch einen besseren Preis bekommen als bei einem.