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Thema: NVD-Doku [BL Annenstraße] (193883-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #345


Viele Architekten sind glaube ich nie wirklich selbst dort unterwegs, wo sie etwas planen. Siehe Jakominiplatz...


Das mag schon alles sein. Aber wer hat denn die Entwürfe ausgewählt? Wer ließ das bauen? Der Architekt doch sicher nicht. Vielleicht die "Haltestellenbaulobby"? Ankünder? Oder gar Herr Nagl selbst?


Auf den Visualisierungen sah es jedenfalls nicht so hoch aus: http://www.stadtentwicklung.graz.at/cms/dokumente/10135814_2852837/fcfa5eeb/Hauptperspektive%20NEUmittel.jpg (zwar auch am Fenstersims, aber ein Haus weiter, wo dieser aufgrund der Steigung niedriger liegt).

Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #346
A wie Annenstraße, A wie Asphalt

Die Annenstraße bietet nach ihrem 7,3 Millionen teuren Neustart ein zwiespältiges Bild.

Vor Jahren wäre die Grazer Annenstraße keine zwei Atemzüge nach ihrer Neueröffnung mit der Wiener Mariahilferstraße in Beziehung gebracht worden. Schließlich wurde letztere ebenfalls erst kürzlich als Fußgängerzone neu aufgestellt. Heute macht man sich mit solchen Vergleichen aber lächerlich. Eine Aufzählung der Unterschiede kann mit Verweis auf ungezählte Berichte zum Thema entfallen. Bleibt zur Einordnung der Ergebnisse noch die Gegenüberstellung von Wettbewerbseinreichung und Ausführung. Hier liegen Traum und Wirklichkeit weit näher aneinander. Allerdings werden in Details doch ein paar Abweichungen klar.

Anders als einige Konkurrenten haben die Architekten des Berliner Büro Mettler Landschaftsarchitektur keine große Gestik avisiert, sondern setzten mit ihrem siegreichen Entwurf auf die kleinen Unterschiede: auf dezent geäußerte Vielsprachigkeit innerhalb eines - seiner Grundidee nach - modernen bzw. geradlinigen Ensembles. Vor allem sollte sich das in Grünkonzept und Bodenbelag ausdrücken: Eine Bepflanzung mit unterschiedlichen Baumarten behübscht im Plan die Plätze und verbessert die Orientierbarkeit. Ob dieses Grünkonzept einmal aufgehen wird, sollen Botaniker entscheiden. Die gepflanzten Bäumchen wirken in ihrer Zartheit noch zu uniform, um dem Laien eine abschließende Beurteilung abzuverlangen. Und ob sich aus der Bepflanzung auch räumliche Verbindungen ergeben werden, soll ebenfalls später noch einmal diskutiert werden. Zwischen Metahofplatz und -park ist das nicht unwahrscheinlich. Auch wenn sich der osmotische Druck zwischen den beiden Bereichen derzeit noch in Grenzen hält, ist er doch allemal größer als jener zwischen Volksgarten und Roseggerhaus, den die Architekten am Plan ebenfalls durch Laubgestöber angedeutet haben.

Der Bodenbelag setzt sich im Entwurf aus unterschiedlichen Oberflächen zusammen. Im Straßenverlauf dominiert Asphalt, klassischerweise unterbrochen von Gehsteigkanten. An den befahrbaren Bereichen der Plätze werden die Granitsteine als kleinteilige Pflasterung verbaut, an den Ruhezonen treten sie glatter, als Platten in unregelmäßiger, schiefwinkelig verfugter Rasterung in Erscheinung. Dem antwortet die Gestaltung der Möblierungselemente. Bei der Umsetzung fällt an mehreren Stellen das Ersetzen des geplanten Kleinsteinpflasters durch Asphalt auf: Am Esperantoplatz sollte ein Kopfsteinpflaster die Hans Ressel Gasse bis zur Arbeiterkammer hin bedecken. Dass es anders kam, lag laut Auskunft der Stadt nicht an Sparzwängen. Die Radfahrer (!) waren dagegen, wollten keine Rüttelpiste. Stattdessen schließt also Asphalt die ,,Ruhezone" ein und vermittelt ihr so den Charakter einer möblierten Verkehrsinsel. Am Dominikanerplatz kann selbst von einer ,,Verkehrsinsel" nicht mehr gesprochen werden. Hier hat man just den Anschluss der Dominikanergasse zur Kreuzung hin als Behindertenparkplatz ausgewiesen, womit der Individualverkehr die ,,Ruhezone" Dominikanerplatz, genau zwischen den dort aufgestellten Bänken, kreuzen muss und also zur ,,Begegnungszone" umdeutet.

Dass von den abgehängten Dächern, die in der Einreichung die Haltestellen entlang der Annenstraße begleiteten, keine Rede mehr ist (stattdessen sind Haltestellenhäuschen vorgesehen), wird - angesichts der unzähligen, fragwürdig gestalteten Geschäftsvordächer wohl niemanden in Verzweiflung stürzen. Eine wirkliche optische Aufwertung würde die Annenstraße ohnehin nur nach Entfernung aller werbetechnischen Ungeheuerlichkeiten erfahren (da nützt auch der neue Chick der paarweise abgehängten Leuchtkörper nichts). So etwas gelingt in Graz aber nicht einmal in der Altstadt, worauf Anselm Wagner wiederholt hingewiesen hat.

Asphalt deckt, wie geplant (!), die gesamte Annenstraße, die zwischen Bahnhofgürtel und Roseggerhaus für den KFZ-Verkehr nur noch stadteinwärts befahrbar ist. Den einzelnen Verkehrsteilnehmern sind eigene Bereiche abgesteckt. Niveauunterschiede und Markierungen zeigen an, wer wo zuhause ist. Die Gehsteige sind erheblich breiter als zuvor. Die Kurzparkplätze sind verschwunden, die Straße wirkt erheblich breiter. Die Verkehrsberuhigung funktioniert! Gerade dieser wohl größte Erfolg, den die Neugestaltung für sich verbuchen kann, fällt aber unweigerlich zurück auf den Eindruck, den der viele Asphalt erwecken muss. In der Ausführung wirkt er nun wie eine verkehrspolitische Angstneurose: ,,Wir können alles im Handumdrehen zurücknehmen, wie 1999", will er sagen. Die ,,Trassenlage bietet von allen Varianten die größte Flexibilität für verschiedene Szenarien der Verkehrsorganisation des KFZ-Verkehrs für die Zukunft", heißt das im Amtsdeutsch. So wird Verkehr zur Zwangsvorstellung!

Verfasser / in: Ulrich Tragatschnig


Quelle und Link zu Bildern: gat.st


Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #347
Danke! Eine Spitzenanalyse.

Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #348
"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
(Carlo Schmid, SPD, 1948)

Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #349

Jetzt kommen die Wartehäuschen: http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/3532379/annenstrasse-erhaelt-wieder-ein-neues-gesicht.story


Damit das Zitat nicht auf die Dauer verloren geht:

Die Annenstraße erhält wieder ein neues Gesicht

2013 wurde die neue Grazer Annenstraße präsentiert. Nun zeigt sich: Es war nicht der letzte Schritt. Von neuen Wartehäuschen bis zum Großprojekt "Styria Center neu" - der Umbau geht weiter.
Im Rahmen des zweitägigen Eröffnungsfestes wurde so manches Tanzbein geschwungen und so mancher Preis verlost - vor allem aber wurden im September 2013 die Bohrer aus der Hand gelegt. Immerhin hatte man zuvor die Grazer Annenstraße eineinhalb Jahre lang umgebaut und acht Millionen Euro investiert - das sollte reichen.

Die neue Straße
Im Frühjahr 2012 begann der Umbau der Grazer Annenstraße, im September 2013 wurden die Ärmel vorerst runtergekrempelt - und die neue Straße feierlich eröffnet. Zu den größten Neuerungen zählt eine geänderte Verkehrsführung für Autolenker: Unter anderem wird die Straße stadteinwärts bis zum Roseggerhaus als Einbahn geführt, parallel wurden Kurzparkzonen zugunsten breiterer Gehsteige ausgebremst. Also bietet die neue Annenstraße auch mehr Platz für Radfahrer und Spaziergänger. Zudem wurden die Straßenbahngleise saniert, die gesamte Oberfläche in der Annenstraße erneuert und die angrenzenden Plätze neu gestaltet. Gesamtkosten: 8,3 Millionen Euro

Nun liegen die Pläne vor - und die dazugehörigen Skizzen des Büros "dreiplus", das den Architektenwettbewerb für sich entscheiden konnte: So erhält zum einen das Styria Center eine komplett neue Glasfassade im Eingangsbereich - zudem wird der aktuelle "Schilderwald" durch ein einheitliches Design ersetzt, das Vordach angehoben und die Häuserfassade darüber ebenfalls vereinheitlicht.

Parallel werden rund 90 neue Wohnungen geschaffen, teilweise mithilfe eines baulichen Lückenschlusses auf der Rückseite des Einkaufszentrums (Strauchergasse). Und: Die bestehende Parkfläche wird nicht nur erweitert und überdacht, sondern auch begrünt.

Neue Wartehäuschen
Doch auch die Stadt Graz legt ein Schäuferl nach: So werden bis Ende Februar acht neue Wartehäuschen für Öffi-Fahrgäste aufgestellt - in den Bereichen Esperantoplatz/Roseggerhaus. Von der Höhe her werden sie je nach Standort individuell ausgeführt - dafür aber einheitlich mit Dach und ohne Rückwand montiert, um die Sicht auf die Schaufenster dahinter nicht zu verstellen.

Für das Design ist erneut das Büro von Rita Mettler verantwortlich - die Landschaftsarchitektin gewann ja den Wettbewerb für die neue Annenstraße. Insofern sind die Kosten von 386.000 Euro für die Wartehäuschen ein Teil des gesamten 8-Millionen-Euro-Gesamtpakets.


MICHAEL SARIA
Der Empedokles (ital. Empedocle) ist ein Unterwasservulkan in der Straße von Sizilien. Die höchste Erhebung liegt rund 7 bis 8 Meter unter der Meeresoberfläche. Ein starker Ausbruch des Empedokles könnte einen Tsunami auslösen.

  • Ch. Wagner
Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #350
Das schöne Wetter hat mich zur "neuen" Annenstraße gelockt, sie sollte ja die große neue Flaniermeile werden. Weit gefehlt - es ist asphaltierter Architektur-Mist herausgekommen. Zunächst vom Leiner hinunter:
Erstellt am: März 17, 2014, 14:24:01
... und vom Roseggerhaus wieder hoch. Ein neues Verkehrsschild, zwei Stahlkolosse und schließlich eine schiefe Lampe - da weiß ich allerdings nicht, ob das nicht Kunst ist.
Fazit: Augen zu und durch.
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

  • Martin
  • Global Moderator
  • Styria Mobile Team
Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #351
Ja leider ist der Annenstraßenumbau in die Hose gegangen...

Ich würde als ersten Schritt eine Fußgängerzone draus machen und die Radfahrer in die Seitengassen verbannen... - Man stelle sich eine Rasengleistrasse mit Schanigärten und Flaniermeile a la France vor.  :-X

Liebe Grüße
Martin

  • TW 529
  • Global Moderator
Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #352
Als Autofahrer muss man in der Annenstraße extrem aufpassen, vor allem bei den Straßenbahnhaltestellen. :police:
Weil manche Autofahrer bleiben bei der Haltestelle stehen auch wenn die Bim gerade dort steht, sodass die Fahrgäste schwer ein bzw. aussteigen können.
Ich bleibe meist hinter der Straßenbahn stehen sodass die Fahrgäste bequem ein und aussteigen können. ;)

Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #353

Weil manche Autofahrer bleiben bei der Haltestelle stehen auch wenn die Bim gerade dort steht, sodass die Fahrgäste schwer ein bzw. aussteigen können.


Was Du meinst ist wahrscheinlich, daß die Autofahrer beim Warten auf die Grünphase die Kaphaltestellen verstellen und somit die aus-/einsteigenden Fahrgäste der BIM behindern?
Der Empedokles (ital. Empedocle) ist ein Unterwasservulkan in der Straße von Sizilien. Die höchste Erhebung liegt rund 7 bis 8 Meter unter der Meeresoberfläche. Ein starker Ausbruch des Empedokles könnte einen Tsunami auslösen.

Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #354
Was haben die da mit dem "Styria-Center" vor?!? Schon wieder eine nichtssagende Glasfassade, die sich nur mit Spiegelungen des Gegenübers, also mit fremden Federn, schmückt?

Dieses stattliche Eckhaus ist eines der wenigen substanziell erhaltenen Traditionsbauten aus der Frühzeit der Annenstraße mit einer noch nicht ganz zu Tode geglätteten Fassade! Die Fassade dieses einst schönen Eckhauses sollte unbedingt im Gründerzeitstil wiederstehen, das würde dann bestens mit dem prachtvoll feinteiligen "Bürgerspital-Stiftungs"-Eckhaus gegenüber harmonieren!

  • TW 529
  • Global Moderator
Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #355


Weil manche Autofahrer bleiben bei der Haltestelle stehen auch wenn die Bim gerade dort steht, sodass die Fahrgäste schwer ein bzw. aussteigen können.


Was Du meinst ist wahrscheinlich, daß die Autofahrer beim Warten auf die Grünphase die Kaphaltestellen verstellen und somit die aus-/einsteigenden Fahrgäste der BIM behindern?

Ja, besser wäre es gewesen man hätte die Annenstraße komplett Autofrei machen sollen.  :)

Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #356

Ja leider ist der Annenstraßenumbau in die Hose gegangen...

Das hast Du aber sehr verharmlost ausgedrückt!

Absolut ungeeignete, zu hoch angebrachte und zu kurze (dazu nach wie vor fehlende) Haltestellendächer, fehlende farbliche Abgrenzungen zwischen Fahrbahn und Gehsteig in den Haltestellen (die Leute rennen dort wie aufgescheuchte Hendln hin und her, ohne zu bemerken, dass sie sich auf der Fahrbahn befinden, da der Höhenunterschied sehr gering ist - ein z.B. rot-färbiger Randstein würde da schon sehr viel helfen), viel zu geringer Höhenunterschied der Caps zur Straßenbahn hin (die ausfahrbaren Treppen von den wenigen, ohnehin bald schon ausgemusterten Straßenbahnen sind eine erbärmliche Ausrede), druchgehende Asphaltwüste, in Schlangenlinien verlegte Gleise anstelle einer schnurgeraden Strecke, fehlende Haltestelle "Leiner" (die Haltestelle Hauptbahnhof wäre sich baulich durchaus auch auf der anderen Seite der fast-180°-Kurve ausgegangen; Vorteil dabei wäre ein viel kürzerer Weg zu den Bahnsteigen gewesen), wahnwitzig gepinselter Radweg mitten durch die Haltestellen, und und und...


Ich würde als ersten Schritt eine Fußgängerzone draus machen und die Radfahrer in die Seitengassen verbannen... - Man stelle sich eine Rasengleistrasse mit Schanigärten und Flaniermeile a la France vor. 

::)  Schön wär's!

  • TW 529
  • Global Moderator
Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #357
Aber die Annenstraße sieht trotzdem besser aus, als vor dem Umbau.  :one:

  • kestrel
Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #358

Aber die Annenstraße sieht trotzdem besser aus, als vor dem Umbau.  :one:

Ansichtssache

Für acht Millionen ist erstaunlich wenig dabei raus gekommen. Ich habe mehrere Bekannte die jetzt über längere Fußwege in der Annenstraße klagen, als vor dem Umbau.

  • Hubert Voller
Re: NVD-Doku [BL Annenstraße]
Antwort #359

Ich würde als ersten Schritt eine Fußgängerzone draus machen und die Radfahrer in die Seitengassen verbannen... - Man stelle sich eine Rasengleistrasse mit Schanigärten und Flaniermeile a la France vor. 

Diese Idee halte ich in höchstem Maße reizvoll :one: Würde der Annenstrasse neues Leben einhauchen. Aber leider können einige Verantwortliche nicht über den Tellerrand denken :boese:

l.g. rellov

Es ist besser, ein Licht zu entzünden, als über die Dunkelheit zu fluchen.