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Thema: Neugestaltung Annenstraße (74058-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • kroko
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #120
Dass die Innenstädte "in Frankreich" ausgestorben sind (also im ganzen Land, ausnahmslos) ist wohl ein bisserl ziemlich drastisch. Meine eigenen Erfahrungen schauen jedenfalls anders aus. Dass die leute "mit zunehmendem Alter" wohin ziehen, wo sie das Auto vors Haus ziehen können, halte ich auch für eine seltsame Behauptung. Meiner Erfahrung nach ziehen Leute mit zunehmendem Alter aufs Land, weil sie a) irgendwann genug Geld dafür haben und b) mit ihrem Kindern (die sie "mit zunehmendem Alter" bekommen) wo leben wollen, wo's ruhig und grün ist. Tatsache ist jedenfalls, dass viele Leute aus den Städten rausziehen. Aber soll man dann wirklich die Stadt so gestalten, dass sie jenen passt, die weggezogen sind? Ich find's logischer, die Stadt so zu machen, dass sie jenen entspricht, die in ihr wohnen. Wer im Speckgürtel wohnt, fährt mit dem Auto einkaufen, und zwar in die Shopping-City. Soll sein. Dass irgendwann wieder die Zeit kommt, in der die Leute aus dem Umland in Massen in die Stadt kommen, glaub ich jedenfalls nicht. Die Stadt soll sich, das ist meine Meinung, auf ihre Stärken konzentrieren, statt an ihren Schwächen rumzudoktorn. Stärken der Stadt sind: gute Infrastruktur, große Auswahl, viel soziale Kontakte, gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr, usw.usf. Zu den Nachteilen gehören sicher zu wenig Parkplätze - aber, wie gesagt, ich glaub dass das ein Problem ist, das sich gar nicht lösen lässt, egal, wie man's angeht, und dass man sich daher auf anderes konzentrieren soll.
Dass Innenstädte aussterben ist jedenfalls ein Gerücht; genau das Gegenteil ist wahr: in ganz Europa boomen die Innenstädte (nicht von selbst! nur dort, wo man sie sorgfältig gestaltet!) Nicht umsonst wird von der "Renaissance der Stadt" gesprochen. Ich kenne viele junge Familien, die mit ihren Kindern bewusst in der Stadt bleiben, wegen der vielen Vorteile (und trotz der vielen Nachteile) - und habe das Gefühl, dass der Trend zum "Häuschen im Grünen" am abflauen ist (weil sich herausgestellt hat, dass sich die idyllischen Vorstellungen vom Wohnen im Grünen nicht bewahrheitet haben - fehlende Infrastruktur, mehr werdender Verkehr, schlechter Anschluss an Öffi-Netze usw.usf.)

  • Torx
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #121
Gut, das ist natürlich eine Henne-Ei-Frage. Ich merke nur dass Leute mit zunehmendem Alter (damit mein ich jetzt nicht das Pensionsalter) fauler werden und eher ein Auto vor der Tür haben mit dem sie dann auch überall hinfahren. Sicher auch weil sie es sich eher leisten können und/oder weil sie Kinder haben.

Die Frage ist natürlich ob sich die Stadt drauf einlassen sollte ist natürlich berechtigt, aber im großen und ganzen bin ich der Meinung dass das so eh recht gut passt und hoffentlich in Zukunft durch emissionsfreie Autos und umweltfreundliche Engergiegewinnung sich in nicht allzulanger Zeit von selbst löst (ersterer Punkt tritt schneller in Kraft...). Es wäre erfreulich wenn der Trend zu den Innenstädten zunimmst wie Du sagst - vor 5 Jahren habe ich da ja noch andere Dokus dazu im Fernsehen gesehen. Ich finde trotzdem dass man auch in der Stadt die gesetze so anpassen muss, dass auch Fahrgemeinschaften oder Car-Sharing möglich ist. Das geht derzeit nicht gut.

Wegen Frankreich habe ich natürlich nicht alle Städte angeschaut und mich auch eher aufs abendliche bezogen - aber da hat sich wohl mehr am Rand abgespielt als im Zentrum!

  • kroko
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #122
Wegen dem Aus-der-Stadt-wegziehen bin ich nicht so recht überzeugt. Meiner Erfahrung nach ziehen Leute so um die 35 Jahre aus der Stadt, wenn die Kinder so groß werden dass sie entsprechenden "Auslauf" brauchen, und wenn genug Geld da ist. "Mit zunehmendem Alter" wird's dann aber weniger reizvoll - wer mit, sagen wir mal, 50 Jahren vom Stadtzentrum in ein Einfamilienhaus am Speckgürtel zieht ist für mich persönlich - mit Verlaub - ein Volltrottel. Schließlich muss den Leuten klar sein, dass sie mit, sagen wir mal, 60 oder 65 Jahren, im Falle einer Krankheit oder was auch immer, imstand sein müssen, auch ohne Auto einkaufen zu können, zum Arzt zu kommen, usw.usf.
Die Entwicklung zum Elektroauto seh ich einigermaßen skeptisch: das löst zwar das Abgasproblem (lokal, nicht insgesamt), aber andere wichtige Probleme, vor allem das Platzproblem, bleiben bestehen. Mein Tipp: der (Stadt)-Autoverkehr der Zukunft beruht in allererster Linie auf Car-Sharing-Modellen. Ein riesiger Anteil der Stadtbevölkerung, sagen wir mal 60 oder 70%, braucht das Auto nur recht selten - für solche Leute wäre eine Art Abo für ein Car-Sharing-Angebot ideal. Wirklich ein privates Auto besitzen, weil man es Tag für Tag für lange Zeit braucht - das halte ich (in der Stadt!) für ein Auslaufmodell. Und falls sich Car-Sharing durchsetzt, wird nur noch ein Bruchteil an Parkplätzen benötigt.

  • Torx
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #123

wer mit, sagen wir mal, 50 Jahren vom Stadtzentrum in ein Einfamilienhaus am Speckgürtel zieht ist für mich persönlich - mit Verlaub - ein Volltrottel. Schließlich muss den Leuten klar sein, dass sie mit, sagen wir mal, 60 oder 65 Jahren, im Falle einer Krankheit oder was auch immer, imstand sein müssen, auch ohne Auto einkaufen zu können, zum Arzt zu kommen, usw.usf.

Naja so alt habe ich nicht unbedingt gemeint aber die Pensionisten leisten sich dann auch eher ein Taxi! Aber sinnvoll ist es vielleicht nicht unbedingt, wenn man mit 50 noch in der Innenstadt wohnt. Ausser man hat 35jährige Kinder die am Stadtrand wohnen und einen nie länger als 3 Stunden besuchen kommen. ;)


Die Entwicklung zum Elektroauto seh ich einigermaßen skeptisch: das löst zwar das Abgasproblem (lokal, nicht insgesamt), aber andere wichtige Probleme, vor allem das Platzproblem, bleiben bestehen.

Meiner Meinung nach kann man das Parkplatzproblem auch entschärfen wenn man spezielle Parkplätze für kleine Autos wie zB sowas wie einen Smart macht und es zB SUV-Fahrern in der Stadt erschwert, aber auch erstere dürften ja glaube ich nicht mal quer parken auch wenn sie kurz genung wären.

Zitat

Mein Tipp: der (Stadt)-Autoverkehr der Zukunft beruht in allererster Linie auf Car-Sharing-Modellen. Ein riesiger Anteil der Stadtbevölkerung, sagen wir mal 60 oder 70%, braucht das Auto nur recht selten - für solche Leute wäre eine Art Abo für ein Car-Sharing-Angebot ideal. Wirklich ein privates Auto besitzen, weil man es Tag für Tag für lange Zeit braucht - das halte ich (in der Stadt!) für ein Auslaufmodell. Und falls sich Car-Sharing durchsetzt, wird nur noch ein Bruchteil an Parkplätzen benötigt.

So lange man ein eigenes Auto braucht um länger als 3 Stunden vor seiner Wohnung stehen zu dürfen wird sich das ganze nicht durchsetzen. Wenn man von den Leuten will dass die sich das Auto teilen, Fahrgemeinschaften bilden etc. dann muß auch das Parken in der Zone flexibler werden. Die Gesetze sind aber momentan dahingehend dass vorgesehen ist dass jeder sein eigenes Auto hat weil er sonst trotz Wohnung nicht als Anrainer gilt. Irgendeine flexibilität ist bei weitem nicht in Sicht.

Und auch wenn ich so offizielles ein Car-Sharing-Angebot annehme weil ich mal eine Woche eine Auto haben will, wo bitte soll ich das Auto hinstellen? Oder gibts für die andere Regeln?

  • Ch. Wagner
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #124
Da frage ich mich schon, in welchen Städten du warst. Zwei Beispiele von mir:
Erstellt am: Februar 19, 2011, 21:04:38
Und das keineswegs zue Hauptreisezeit. Und Parkplätze: kein Problem, man sucht sich ein Hotel mit Garage oder Parkplatz aus. Und tagsüber zahlt man halt beim Automaten, wie es auch bei uns üblich ist.
LG!Christian
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

  • kroko
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #125
Die aktuelle Gesetzeslage ist ganz sicher nicht auf Car-Sharing ausgerichtet. Aber das wird sich ändern (müssen!) Mein Tipp: in zehn Jahren ist flexibles, modernes Car-Sharing in Österreich weit verbreitet (sagen wir mal, 5% der Bevölkerung nehmen teil). In 30 Jahren ist der Besitz eines Privat-PKW (für Stadtbewohner!) die Ausnahme.

In Paris startet übrigens diesen Sommer "autolib", so eine Art Elektroauto-Version des Leihfahrrad-Systems "velib". Spannend! http://www.autolib.fr/

  • 4010
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #126

In Paris startet übrigens diesen Sommer "autolib", so eine Art Elektroauto-Version des Leihfahrrad-Systems "velib". Spannend! http://www.autolib.fr/


In Wien soll nächstes Jahr ein Carsharing-Projekt starten: http://wien.orf.at/stories/499572/

Auch interessant im Zuge dessen - wie schaut die Zukunft der Städte aus? Ein Vortrag von der Vizebürgermeisterin und Planungsstadträtin in Wien: http://www.architekturpolitik.at/index.php?idcat=95

  • Torx
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #127

Da frage ich mich schon, in welchen Städten du warst.

Ich glaube da stellt sich eher die Frage nach der Zeit. :)

Tagsüber waren die Städte eh voll. Aber nachts? Da wars als ob keiner dort wohnt und jeder ab 23 Uhr nach Hause geht. Kein Licht mehr in irgendeinem Haus - alles finster. Unglaublich... Wohnen tut dort offenbar niemand wirklich. Wie gesagt ich kann jetzt natürlich nicht für alle fanzösischen Städte sprechen.

Zitat
Und Parkplätze: kein Problem, man sucht sich ein Hotel mit Garage oder Parkplatz aus.

Teure Hotels sind aber nicht so meins, ich mache lieber sowas wie zB Couchsurfing, wo man auch Einheimische kennenlernt. Dann muss ich also zuerst mal hin Gepäck abladen, fragen wo ich das Auto hinstellen kann, und dann hoffen dass es abseits der Innenstadt in ruhigeren Bereichen nicht wie zB in Budapest dann mit einem fremden Kennzeichen dann ein potentielles Ziel ist für die die es aufbrechen wollen.

Oder wenn man aus einem Land kommt das nicht so gewissenhaft ist wie Österreich dann kann man die Parkzetteln als Souvenir sammeln wie es ein Couchsufer bei uns mal gemacht hat.

Die Situation war übrigens bei uns relativ gut bevor die flächendeckende Zonen eingeführt wurden. Gewisse Gebiete in denen mangels direkten Anrainern jetzt die Parkplätze leergefegt sind (wie zB Augartenpark) waren vorher für Besucher und Car-Sharer gut.

  • kroko
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #128
Zitat
In Wien soll nächstes Jahr ein Carsharing-Projekt starten: http://wien.orf.at/stories/499572/


Danke für den Hinweis, hab ich nicht gewusst, find ich aber hochinteressant. Spannend, wie sich das entwickelt - nur als gelernter Österreicher hab ich leider das unangenehme Vorgefühl, dass da nur eine halbe Sache rauskommt (so wie das Wiener "Citybike" nur eine halbe Sache im Vergleich zum "velib" ist).

  • kestrel
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #129

Tagsüber waren die Städte eh voll. Aber nachts? Da wars als ob keiner dort wohnt und jeder ab 23 Uhr nach Hause geht. Kein Licht mehr in irgendeinem Haus - alles finster. Unglaublich... Wohnen tut dort offenbar niemand wirklich. Wie gesagt ich kann jetzt natürlich nicht für alle fanzösischen Städte sprechen.


Ab 23 Uhr ist aber auch bei uns genau nichts mehr los. Da musst du schon in Großstädten unterwegs sein wo bis spät in die Nacht Halligalli ist.

  • Torx
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #130

Ab 23 Uhr ist aber auch bei uns genau nichts mehr los. Da musst du schon in Großstädten unterwegs sein wo bis spät in die Nacht Halligalli ist.

Das stimmt nicht. Erstens gibts noch in einigen Häusern licht. Zum Beispiel in Avignon war wirklich ohne Ausnahme alles finster, da hat man gemerkt dass dort eigentlich niemand wohnt.

Lokale findet man in der Innenstadt auch noch, und auch Leute die einem erklären können wo. Die machen nicht alle dicht und man muss dann zu sowas wie der Fledermaus fahren wenn man noch ein Bier haben will. War natürlich beim Fortgehen immer nur gestopft volle Lokale will der wird unter der Woche vielleicht nicht so glücklich werden, aber wozu sollte man das wollen?

  • kroko
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #131
Gerade bei Avignon kann ich bestätigen, dass die Stadt wirklich eher schlecht beinand ist. Dort ist das historische Zentrum halt wirklich extrem eng, extrem alt, und für moderne Wohnbedürfnisse sehr schlecht geeignet - das ist noch viel extremer als in vielen anderen "alten" französischen Städten. Andererseits: der Hinweis auf die moderne französische Stadtplanung, der ja diese ganze Frankreich-Diskussion losgetreten hat, betrifft ganz sicher NICHT Avignon - dort wurde und wird sehr wenig gemacht, und vor allem den in vielen sehr erfolgreiche Stadtumbau mittels Straßenbahnneubau hat's in Avignon NICHT gegeben.

  • Torx
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #132
Naja extrem eng und extrem alt ist ja kein Widerspruch zu belebten Städten - gibt es doch einige Beispiele wo die Leute dann ja trotzdem gern dort wohnen.

Aber irgendwas läuft ja in Frankreich wie gesagt komisch, Montpellier war innen ja dann auch ziemlich ausgestorben, tagsüber natürlich sehr belebt. Ich kenne mich leider in Frankreich zu wenig aus um die Situation zu beurteilen - also Avignon war offenbar ein schlechtes Beispiel. Nicht mal die Brücke hat man ganz fertig gebaut. ;)

  • kroko
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #133
Zitat
Nicht mal die Brücke hat man ganz fertig gebaut.


Die Brücke hat man sehr wohl unter immensem Aufwand fertig gebaut, aber wie sie dann kaputt wurde hat's keinen mehr gefreut sie zu reparieren - nicht ganz untypisch für Frankreich.

  • 4010
Re: Neugestaltung Annenstraße
Antwort #134

...und vor allem den in vielen sehr erfolgreiche Stadtumbau mittels Straßenbahnneubau hat's in Avignon NICHT gegeben.


Kommt noch! ;) (Dort haben bei einer Umfrage übrigens 81% der befragten Bürger gemeint, dass die Straßenbahn positive Auswirkungen auf das Image und die Attraktivität der Stadt ausüben wird! Dort scheint man Öffentlichkeitsarbeit recht gut können...)


Aber irgendwas läuft ja in Frankreich wie gesagt komisch, Montpellier war innen ja dann auch ziemlich ausgestorben, tagsüber natürlich sehr belebt.


Du bringst immer die selben zwei Städte ins Gespräch. Das ist so wie wenn ich um 21:00 ins Stubaital fahre und dann behaupte, in Österreich ist alles sehr komisch und ausgestorben.

Um aber in der Gegend zu bleiben: In Nice ist in der Nacht auch außerhalb der Ferien mehr als genug los, gleiches gilt für Marseille.