Wo bleibt das Grün?
Dutzende Städte in ganz Europa haben längst erkannt, dass Rasengleise mit zusätzlicher Begrünung herum optisch wesentlich ansprechender und zeitgleich viel nützlicher sind, als vollständig "einbetonierte" Gleise. Dutzende grüne Straßenbahntrassen sind bereits erfolgreich in Betrieb gegangen und erfreuen sich großer Beliebtheit, dutzende weitere neue Rasengleise sind bereits im Bau. Rasengleise helfen dabei Lärm zu verringern, reduzieren gleichzeitig die Staubbelastung, heizen sich und Ihre Umgebung an heißen Sonnentagen viel weniger auf und tragen enorm dazu bei, das Wohlbefinden der Bevölkerung deutlich zu steigern. Darüber hinaus nutzt man beim Rasengleisneubau die Chance das Verkehrskonzept rund um bestehende Trassen herum "neu zu Denken", mehr Raum für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen, Straßenzügen ein komplett neues Aussehen zu verpassen und die zuvor versiegelten Flächen wieder zu begrünen.
Ein ganz wesentlicher Faktor dabei ist, das im Falle eines notwendigen Schienenersatzverkehrs die Rasengleise nicht von Bussen befahren werden. Das altbackene, längst überholte und an den Haaren herbeigezogene Thema, dass Busse unbedingt alle Gleistrassen befahren können müssen sollte auch in Graz endlich der Vergangenheit angehören. Stadttdessen sollten zahlreiche neue Umkehrschleifen und auch Ausweichrouten geschaffen werden, damit die Straßenbahnlinien im Störungsfall wenigstens kurzgeführt oder in Teilbereichen (im besten Fall weiter zum ursprünglichen Zielort) umgeleitet werden könnten.
Wollte man noch flexibler sein, so müsste man ab sofort auf Zweirichtungs- statt auf Einrichtungsfahrzeuge setzen. Denn dann könnte man im Netz endlich wieder platzsparende Wende- bzw. Kehranlagen errichten und könnte damit wesentlich effizienter auf Störungen im Straßenbahnnetz reagieren. (Die ursprünglichen Wendeanlagen wurden in Graz wegen der fehlenden Zweirichtungsfahrzeuge bereits vor Jahrzehnten aufgelassen, von der Anlage in der Steyrergasse abgesehen.) Schienenersatzverkehr-Busse müssten dann (wenn überhaupt) nur mehr sehr kurze Strecken überbrücken und nicht mehr kilometerweit fahren. Mit Zweirichtungsstraßenbahnen könnte man auch die Haltestellenbereiche platzsparender gestalten, nämlich nur mehr eine Haltestelle für beide Richtungen in der Mitte der beiden Gleise errichten, anstatt jeweils eine Haltestelle links und rechts der Gleise. Einer zusätzlichen Verwendung als Stadtbahn stünde dann eigentlich auch nichts mehr im Wege.
Die Grazer Stadtregierung sollte sich endlich an den vielen österreichischen und auch europäischen Vorbildern orientieren und entsprechende bauliche Maßnahmen (vor allem auch im bestehenden Schienenetz) umsetzen und sich nicht nur an Ihren Seilbahn-Utopien ergötzen! Für eine neue Konzipierung von Rasengleisen muss auch nicht mehr extra Geld für Studien ausgegeben werden, denn es gibt bereits zahlreiche fertige Studien zu dem Thema von anderen Verkehrsbetrieben aus ganz Europa, viele davon frei zugänglich im Internet gratis abrufbar.
Fazit: Liebe Politiker: Weniger engstirnig sein und auch auf die Bevölkerung hören, bestehendes Straßenbahnnetz deutlich ausbauen, zukunftsorientierter, vorausschauender, nachhaltiger planen, weniger nach Ausreden aller Art suchen sondern Straßenbahnneubauten deutlich rascher umsetzen! Dann klappt es auch in Graz hoffentlich wieder mit Rasengleisen, wie an den folgenden Beispielen ersichtlich: Bordeaux, Nantes, Helsinki, Paris, Kiel, Dresden, Karlsruhe, Wien, Budspest, Linz, München, Angers, Mainz, Freiburg, Würzburg (um nur einige zu nennen).