Re: Der Radweg-Thread
Antwort #368 –
- auch wenn die Fahrbahn keine 2m breit ist. - Was macht es bitte für einen Sinn, das zu legalisieren,
Für solche Fälle gibt es die extra anzubringenden Außnahmeschilder.
Eine viel blödere Situation sind Fußgänger, die zwischen parkenden Autos hervorhüpfen und nur in die falsche Richtung schauen. Ebenso ein Problem sind Schrägparker beim Ausparken. Ich hasse es als Autofahrer schon in der Normalsituation, schräg ausparken zu müssen. Wenn da jetzt noch in der anderen Richtung Radfahrer kommen, wirds echt blöd. Aber auch Parallelparker links sind ein Problem. Ich musste mal ausparken, da stand ein Lieferwagen vor mir. Was sich rechts vorne vor meinem Auto abspielt, sehe ich nicht, der rechte Außenspiegel geht blöderweise nur nach hinten.
Der mündige Bürger sieht auch bei Einbahnen
immer in beide Richtungen. Es gibt keine Garantie, dass niemand verbotenerweise (egal ob Rad oder Kfz) oder legal (Fahrzeuge mit Sondersignal) gegen die Einbahn fährt.
Zu deinem Lieferwagenproblem: Das kann dir auch in Straßen mit Gegenverkehr oder in Einbahnstraßen ausgenommen Fahrräder passieren.
Zum Thema Sicherheit:Laut
dieser Arbeit reichen unter gewissen Bedingungen bereits 3m Fahrbahnbreite für den Radgegenverkehr aus:
Begegnungen zwischen Bemessungsfahrzeugen, wie auch zwischen Kfz und Radfahrern müssen nicht überall möglich sein. Bei übersichtlichen Straßen genügen einige Ausweichstellen, wie sie z.B. bei Einfahrten ohnedies gegeben sind, um die Begegnung zu ermöglichen. So können selbst schmale, drei Meter breite Fahrbahnen von Radfahrern in Gegenrichtung befahren werden - geringe Verkehrsmengen und geringe Geschwindigkeiten vorausgesetzt. Außerdem sehr interessant:
Im Überholfall (z.B. von Radfahrern in Einbahnrichtung) sind bei verantwortungsbewusstem
Verhalten des Kfz-Lenkers größere seitliche Sicherheitsabstände erforderlich als im Begegnungsfall.
Dies begründet sich in der Tatsache, dass einander begegnende Fahrzeuglenker durch Blickkontakt
wesentlich vorhersehbarer die Reaktionen ihres Gegenüber abschätzen können als beim
Überholen. Auch erlaubt es die linksseitige Sitzposition des Lenkers im mehrspurigen Kfz, links die
seitlichen Abstände besser einzuschätzen als rechts. Bei Begegnungen zwischen Radfahrern und
Fußgängern in Fußgängerzonen konnte HANZL mittels Videobeobachtung im Verhalten der
Radfahrer deutlich geringere Seitabstände feststellen als bei Überholvorgängen [HANZL, 2001,
Seite 84f]. Es ist folglich Begegnung zwischen Kfz und Radfahrer zumindest überall dort möglich,
wo in Einbahnen Radfahrer von Kfz überholt werden.Die fett markierte Aussage wird auch durch Zahlen belegt; fast doppelt so viele Unfälle passieren in der Fahrtrichtung als gegen die Fahrtrichtung für den Lfz-Verkehr.
Möchte man die Sicherheit der Radfahrer nicht gefährden, müsste es also auch ein Verbot für das Überholen von Fahrrädern in Einbahnstraßen ohne Radgegenverkehr geben.
Und, was noch festgestellt wird:
Wo Radfahren gegen die Einbahnrichtung verboten ist, benutzen 60 % der Radfahrer die gegen die Einbahnrichtung fahren den Gehweg. Sobald Radfahren gegen die Einbahnrichtung legalisiert wird, sind es nur noch 23 %. Damit nehmen auch Unfälle zwischen Radfahrern und Fußgängern ab.Im Großen und Ganzen sieht man also,
dass die Sicherheit hier keine wesentliche Rolle spielt!Abgesehen davon wurde von Sanfte Mobilität schon erwähnt, dass diese Maßnahme den Radverkehr stark attraktivieren würde. Ich kann mir außerdem gut vorstellen, dass Ausnahmeregelungen oft einfach vergessen werden.
Und Radfahren gegen die Einbahn wie auch Radwege auf Gehsteigen stehen dem Bild des Fahrrads als vollwertiges Fahrzeug entgegen.
Fahrräder
sind vollwertige Fahrzeuge! Selbst wenn sie auf Gehsteigen fahren dürften!
Auf Gehsteigen und gegen die Einbahn bewegen sich eben nur Fußgänger, und so wird das Rad nur als "rollender Fußgänger" und nicht als "motorloses platzsparendes Auto" wahrgenommen.
Aber nur, weil es so im Gesetz so vorgeschrieben ist! Manchmal stellt es sich als sinnvoll heraus, Gesetze zu ändern (deswegen Tagen ab und zu so um die 180 Menschen in einem großen Gebäude in Wien und reden darüber).
Und: Das Rad ist kein rollender Fußgänder und kein platzsparendes Auto. Es ist ein Fahrrad, ein eigenständiger Verkehrsträger.
A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport.
-Gustavo Petro