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Thema: Neues aus dem Infrastrukturministerium (62104-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • 7jgt
Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #90
Zitat
Die 365€ für ein ganzes Bundesland, wie im ursprünglichen Plan vorgesehen, halte ich eh fast für illusorisch
Wieso hältst du 365€ für illusorisch? Ich bin zwar auch nicht der Meinung, dass man den ÖV nur über den Preis attraktivieren sollte, aber das 1-2-3-Ticket hat als ursprüngliches (und sehr eingängiges!) Konzept eben ein 1€/Tag/Stufe-Preismodell vorgesehen - das war der Anspruch, mit dem man an das Projekt gegangen ist (zumindest medial).

Wenn die Steiermark da jetzt ausschert: Kostet dann ein 2er-Ticket 84% eines österreichweiten Tickets? Oder wenn auch andere Bundesländer nicht mitmachen: 2 Bundesländer, die denselben Preis wie die Steiermark verrechnen, würden schon mehr als das Ticket in der 3er-Stufe kosten!

Das derzeitige 1-Zonen-Ticket kostet 473€, die Stadt Graz fördert mit 175€, das macht einen Ticketpreis von 298€. Wenn die Stadt eine Förderung in gleicher Höhe für das 1er-Ticket gewähren würde, wäre man fast bei den 365€ (550-175=375€) - das kann/will sich das Land also nicht leisten, das ist zur Kenntnis zu nehmen.

Politisch: Eine schwarz-blaue Stadtregierung, die im Verkehrsbereich deutlich progressiver agiert als eine schwarz-rote Landeskoalition ist ein Armutszeugnis für die SPÖ.

Zitat
Bin gespannt, ob das dann in der Praxis tatsächlich so geht.
Das ist wirklich spannend; die Frage ist, ob dann wirklich Tag-genau abgerechnet wird.

  • FlipsP
Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #91
Vorweg: Ich bin überzeugter Befürworter des 1-2-3 Tickets!

Aber ich war sowieso nie ein Freund der 1€ pro Tag. Erstens wird man den Wert nicht über Jahre halten können und hat dann irgendwann ein Imageproblem und zweitens wären zB auch 500-1000-1500 € ein extrem positiver Schritt, der vermutlich gar nicht viel weniger Kunden angezogen hätte. Eventuell ergänzt um eine weitere Variante: Des Regionstickets, wie es das zB Schon in Salzburg oder Tirol gibt (zB G-GU südost, SO, WZ und HF oder G, GU südwest, LB, DL, VO um zB 250€).

Wenn man jetzt also draufkommt, dass die 365 Euro nicht gehalten werden können, sondern zB 550€, dann ist das zwar nicht ganz das was versprochen wurde, aber immerhin im Welten mehr, als die vorherigen Verkehrsminister geschafft haben. Nämlich ein brauchbares Österreichticket.
Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser.

- Sokrates

  • 7jgt
Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #92
Du hast schon Recht, die Inflation wird auch den einen Euro pro Tag unausweichlich kaputt machen, andererseits: Wie oft werden die Parkgebühren valorisiert? Das passiert ja - im Gegensatz zu den Verbundpreisen - nicht im Jahrestakt, sondern eher dekadenweise. Einen bestimmten Preis auch länger als ein Jahr zu halten, ist eben eine politische Entscheidung; kostendeckend - nur durch die Ticketverkäufe - wird das 1-2-3-Ticket ja nie sein (außer es würde zwar extrem vermehrt gekauft, aber nicht vermehrt genutzt werden).

Das konzeptionelle Problem sind natürlich ungleich große Bundesländer - insofern wird es spannend, wie sich die anderen Flächenbundesländer (Ober- und Niederösterreich) verhalten. Es wird aber unmöglich sein, einen ,,fairen" Weg zu finden (einheitlicher Preis pro angebotenem Personenkilometer im Verhältnis zur Einwohnerdichte, oder was auch immer eine rein angebots- und kostenbasierende Metrik wäre...) - Im Burgenland ist man ja auch sauer, dass Wien-Pendler in die 3er-Stufe fallen werden.

Natürlich kann man noch mehr Zonen einführen und die Steiermark in drei oder vier Subzonen aufspalten (man könnte auch Graz als eigenes Bundesland neugründen - das Problem ist hierzulande ja ähnlich gelagert wie in Wien vs Niederösterreich -, aber ich vermute mal, dass der Stadtbereich nicht der Preistreiber sein wird...).

Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #93
Wieso hältst du 365€ für illusorisch?

365€ sind ja übertrieben gesagt nur ein "Wahlkampfschmäh" gewesen wegen dem 1€ pro Tag (so wie damals das propagierte 100€-Ticket in Wien ebenso illusorisch war). Insofern wäre ich persönlich ja mit 550€ höchst zufrieden, vor allem da ein Steiermarkticket derzeit ja unglaubliche 2337€ kostet.

  • 7jgt
Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #94
Das steiermarkweite Ticket (13 Zonen+) war schon immer überteuert. Eine ÖBB-Österreichcard (für alle Bahnen) und eine Verbundzone (für den Stadtverkehr) sind Preis-/Leistungstechnisch für die meisten Nicht-Regionalbus-Connoisseure (oder darauf Angewiesene) deutlich vorteilhafter.

Ich finde 550€ für die ganze Steiermark eh keinen schlechten Preis und viele Pendler werden sich mehrere hundert Euro im Jahr sparen können und/oder auf diese Weise überzeugt werden können, (zumindest zeitweise) mit dem ÖV zu fahren. Trotzdem torpediert es das Preiskonzept der weiteren Stufen.

Für Grazer wird spannend, was das Verbund-1-Zonen-Ticket im Vergleich dazu kosten soll, sofern es überhaupt noch angeboten wird und/oder ob die Stadt das 1-2-3-Ticket (auch?) fördern wird. 550€ als einzige Option für Graz wäre eine nicht hinnehmbare Teuerung und würde sicher den Verlust vieler Grazer Kunden bedeuten.

Wenn die Stadt eine mit der bisherigen Subvention vergleichbare Förderung anbietet, hätte sie das geschafft, was dem Land nicht gelingen will - ein 1er-Ticket um 365€, obwohl man eigentlich nur ein Stadtticket zu einem vernünftigen Preis anbieten will.

Würde das Land ein 250€-1-Zonen/Graz-Ticket anbieten, müsste es mit mehr als 220€ Wenigereinnahmen pro Ticket kalkulieren. Bei wie von dir, FlipsP, vorgeschlagenen Regionaltickets, die mehr als eine bisherige Zone umfassen, natürlich entsprechend mehr. Diese Mindereinnahmen sind aber jedenfalls größer als die 185€ Differenz zwischen 365€ (Plan Bund) und 550€ (Plan Land) für die steiermarkweite Stufe. Außerdem: Der Großteil der zukünftigen 1er-Ticket-Käufer wird vermutlich aus Graz stammen (bestes ÖV-Angebot, größter Ballungsraum).

Wenn die Verbundlinie bei ihrem bisherigen Preis von knapp 500€ für eine Zone bleibt, hätte das Land erfolgreich die Kosten an die Stadt abgewälzt. Dann kann sich die Stadt überlegen, ob sie (bei gleichen Kosten für sich selbst!) ein Ticket um knapp 300€ für Graz, oder für 75€ mehr für die ganze Steiermark anbietet. Es bleibt dabei: Die Stadt Graz muss sich leisten, was das Land nicht will/"kann".

Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #95
Zitat
Für Grazer wird spannend, was das Verbund-1-Zonen-Ticket im Vergleich dazu kosten soll, sofern es überhaupt noch angeboten wird und/oder ob die Stadt das 1-2-3-Ticket (auch?) fördern wird. 550€ als einzige Option für Graz wäre eine nicht hinnehmbare Teuerung und würde sicher den Verlust vieler Grazer Kunden bedeuten.

Die bestehende JK Graz bleibt eh erhalten das traut sich kein Politiker abschaffen, nicht mal die ÖVP die brauchen auch nach 2022 politische Partner!

OÖ will seine Jahreskarte raus bringen um die 700 €.

Wegen Burgenland da soll es eine spezielle Lösung geben, Korridor über NÖ und ein Pries für Burgenland Wien Pendler wird günstiger als die 3er Stufe sein.
LG TW 581

Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #96
Zur Jahreskarte Graz muss man aber eh sagen, dass diese Dank der jährlichen Preiserhöhungen durch den steirischen Verkehrsverbund  vermutlich in zwei bis drei Jahren ohnehin über € 365,- liegen würde. Ist eigentlich eh ein Wahnsinn, wenn man bedenkt dass die vor ein paar Jahren gerade einmal € 228,- gekostet hat.

Wenn nun erst jedes Bundesland preislich ein eigenes Süppchen zu kochen scheint (ich persönlich finde auch, dass 365 Euro für große Bundesländer wie die Steiermark, OÖ oder NÖ schon sehr billig sind, das wäre meiner Meinung nach nur gerechtfertigt, wenn im Gegenzug die Pendlerpauschale komplett entfällt), dann würde ich es doch sinnvoller finden, wenn man an dem Zonensystem festhält. Denn wenn z.B.: jemand, der zwei bis drei mal pro Woche von Gratkorn nach Graz fährt den gleichen Preis wie jemand, der fünfmal pro Woche von Mürzzuschlag nach Graz pendelt, bezahlt (und dieser Preis dann doch deutlich über € 365,- liegt), fühlt man sich dann doch zurecht etwas verarscht. Natürlich müssten die Preise für ein Zonensystem doch deutlich unter den derzeitigen Preisen liegen. Also z.B.: eine Aufschüsselung mit einer Zone um ca. 250,- bis 300,- und weiteren Abstufungen bis eben zu den geplanten 550,- oder einem anderen angepeilten Preis. Jährliche Tariferhöhungen im derzeitigen Ausmaß müssten dann natürlich unterbleiben.

  • FlipsP
Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #97
Es hat noch niemand gesagt, dass die bestehenden Tickets abgeschafft werden. Somit wäre Gratkorn - Graz auch immer noch gleich. Aber man wird sich halt überlegen, ob man nicht um das selbe Geld gleich die ganze Steiermark haben will.
Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser.

- Sokrates

  • 7jgt
Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #98
Zitat
Die bestehende JK Graz bleibt eh erhalten das traut sich kein Politiker abschaffe
Richtig, aber was ist die Jahreskarte Graz? Antwort: Ein Verbund-1-Zonen-Ticket (um derzeit wohlfeine 473€) mit zusätzlicher Subvention (-175€) der Stadt. Dem Land/Verkehrsverbund kann es egal sein, wie viele Jahreskarten Graz verkauft werden, es bringt immer gleich viele Einnahmen wie jedes andere 1-Zonen-Ticket. Der Stadt aber entstehen 175€ Kosten pro Jahreskarte Graz!

Zitat
Zur Jahreskarte Graz muss man aber eh sagen, dass diese Dank der jährlichen Preiserhöhungen durch den steirischen Verkehrsverbund vermutlich in zwei bis drei Jahren ohnehin über € 365,- liegen würde.
Ja, weil die Stadt Graz ihre Förderung nicht erhöht hat und somit die Teuerungen vom Land/Verbundlinie nicht ausgeglichen hat. Kann man kritisieren, aber: Wieso muss die Stadt alle Kosten tragen? Es wäre eigentlich Aufgabe des Landes, den ÖV via Verbundlinie zu koordinieren und zu attraktiven Preisen anzubieten. Das ist eben mehr ein Versagen der Landespolitik als der Stadtpolitik.

Zitat
wenn im Gegenzug die Pendlerpauschale komplett entfällt
Zumindest das kleine Pendlerpauschale (die bei Zumutbarkeit der Benützung eines Massenverkehrsmittels gezahlt wird) sollte entfallen, ja. Das zahlt aber sowieso der Bund, nicht das Land.

Zitat
Es hat noch niemand gesagt, dass die bestehenden Tickets abgeschafft werden. Somit wäre Gratkorn - Graz auch immer noch gleich. Aber man wird sich halt überlegen, ob man nicht um das selbe Geld gleich die ganze Steiermark haben will.
Das ist eine Möglichkeit, ja. Wie ich in #94 ausgeführt habe, gibt es drei Möglichkeiten, wie eine Jahreskarte Graz künftig möglich gemacht werden könnte:

1. Die Verbund-Zonenkarten werden abgeschafft, es gibt nur mehr die 1er-Stufe des 1-2-3-Tickets um 550€. Die Stadt Graz zahlt ihre Förderung für die Jahreskarte Graz so wie bisher weiter: Die Jahreskarte Graz ist gleichzeitig ein steiermarkweites Ticket um 375€!

2. Die Verbund-Zonenkarten bleiben unverändert bestehen und behalten ihren bisherigen Preis (ab 1. Juli: 490€). Dann gibt es also für knapp 500€ eine Zone/Graz, oder für 60€ mehr die gesamte Steiermark. Auch hier: Durch die Förderung der Stadt würde eine Jahreskarte Graz auf Zonenbasis 315€ kosten, auf 1-2-3-Basis 375€ (allerdings dafür natürlich in der ganzen Steiermark gelten!).

3. Die Verbundzonen werden verändert und/oder der Preis für eine Zone wird gesenkt. Diese Verluste müsste das Land bezahlen, nicht die Stadt. Wenn eine gleich groß bleibende Zone zB nur mehr 250€ (statt 490€) kosten soll, bedeutet das Mindereinnahmen in Höhe von 240€ für die Verbundlinie. Die Stadt Graz würde eine Jahreskarte Graz wohl nicht mehr zusätzlich fördern müssen und spart sich so 175€ pro verkauftem Ticket.

185€ mehr an Verlust für ein steiermarkweites 1-2-3-Ticket sind unmöglich, aber 240€ Verlust bei der 1-Zonen-Karte wären ok? Und das, obwohl der Großteil - Pendler hin oder her - der zukünftigen 1-2-3-Ticket-Käufer sowieso aus Graz kommen wird und die Steiermark nur als Bonus dazugekauft hätte?

Das ist mein Punkt: Entweder verliert das Land durch eine Vergünstigung der Zonentickets mehr Geld pro Ticket, als ein generelles 365€-Steiermarkticket zusätzlich kosten würde, oder die Stadt muss weiterhin auf eigene Kosten fördern, um eine Jahreskarte Graz unter 500€ anbieten zu können. Diese Förderung ist in einer Höhe, die das Land für sich als nicht machbar befunden hat - aber die Stadt soll es sich leisten, wenn sie diesen unsäglichen ÖV schon unbedingt fördern möchte. Gleichzeitig würde eine Grazer Förderung ein 365€-1er-Ticket (mit steiermarkweiter Geltung) zumindest für Grazer (fast) möglich machen. Aus Sicht der Stadt Graz: Wer solche Freunde (Land) hat, braucht keine Feinde mehr.

  • FlipsP
Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #99
@7jgt Gut geschrieben!

Die Zonen abschaffen würde aber heißen, dass man bei nur einer benötigten Zone mehr zahlen muss. Die Frage ist, wie hoch der Anteil derer ist, die nur eine Zone benötigen und außerhalb von Graz wohnen.

Wenn wirklich das 1 Ticket um 550€ kommt, dann wäre es toll, wenn die Stadt Graz ihre Jahreskartenförderung um dieses Ticket erweitert. Das hätte wirklichen Mehrwert ohne wirkliche Mehrkosten für die Stadt.

Alle Zonen abzuschaffen würde vermutlich auch eine Vereinfachung des Tarifsystems bedeuten, aber würde zB Tageskarten verkomplizieren, außer man sagt auch hier, dass man nur mehr Tickets für die gesamte Steiermark kaufen kann. Hier hätte man dann aber wieder Mindereinnahmen.
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- Sokrates

  • 4020er
  • Styria Mobile Team
Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #100
Im Großen und Ganzen wird es wohl einen ÖV-Nulltarif brauchen, bis zukünftiges Geld nicht mehr in (fragwürdige) Preispolitik, sondern endlich in das Angebot fließt.

Zitat
(ich persönlich finde auch, dass 365 Euro für große Bundesländer wie die Steiermark, OÖ oder NÖ schon sehr billig sind, das wäre meiner Meinung nach nur gerechtfertigt, wenn im Gegenzug die Pendlerpauschale komplett entfällt)
Das halte ich mal für einen vernünftigen Vorschlag. Wieso man in Zeiten der Klimakrise Menschen für erhöhten Energieverbrauch kompensiert, ist für mich unverständlich (jaja, Wählerstimmen und so - ich meine aus fachlicher Sicht).

Zitat
Zumindest das kleine Pendlerpauschale (die bei Zumutbarkeit der Benützung eines Massenverkehrsmittels gezahlt wird) sollte entfallen, ja. Das zahlt aber sowieso der Bund, nicht das Land.
So wie das Klimaticket.

A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport.
-Gustavo Petro

  • 7jgt
Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #101
Das Pendlerpauschale ist eben eine Subventionierung eines weniger effizienten Lebensraums. Infrastruktur wird pro Kopf billiger, wenn die Bevölkerungsdichte zunimmt, so einfach ist das. Dass das Land Steiermark im Besonderen seit vielen Jahrzehnten eine katastrophale Raumordnungspolitik (Zersiedelung) verfolgt, ist weithin bekannt.

Im Prinzip ist die ÖV-Güte bereits im Grundstücks-/Mietpreis eingepreist. Auch wurde meines Wissens bereits gezeigt, dass hohe Einkommensschichten überproportional von der Pendlerpauschale profitieren. Darum bin ich für ein ersatzloses Streichen des kleinen Pendlerpauschales (=wenn ÖV zumutbar ist) und eine sozial verträgliche Lösung für das große Pendlerpauschale. Ich bin zwar grundsätzlich kein Freund von Sozialpolitik durch Verkehrspolitik, aber hier haben sich wohl doch einige auf das Pauschale verlassen (müssen) - daher sehe ich kein Problem darin, niedrige Einkommen vorerst weiterhin zu bezuschussen, sofern es kein (!) zumutbares ÖV-Angebot gibt. Das man - gerade im städtischen Bereich - auch an anderen Schrauben drehen muss, ist klar.

Aber all diese Dinge haben nur bedingt mit dem Klimaticket zu tun und liegen außerhalb des Einflussbereichs des Landes. Das habe ich mit ,,zahlt der Bund, nicht das Land" gemeint: Die Höhe des Pendlerpauschales hat keinen Einfluss auf die Preisgestaltung des 1er-Tickets von Seiten des Landes. Nur weil das Pendlerpauschale abgeschafft wird, hat das Land nicht plötzlich mehr Geld zu Verfügung!

Zur Preispolitik: Natürlich braucht es auch ein entsprechendes Angebot - ob die Bundeslandkarte dann 365€ oder 500€ kostet, ist egal - es muss aber ins Gesamtkonzept passen. Ein niedrigerer Preis kann aber meiner Meinung nach Menschen überzeugen, die nicht 100% der Wege mit dem ÖV erledigen können - denn das Auto ist ,,eh schon da", da spielen die variablen Kosten gedanklich keine Rolle mehr; wohl aber wirkt ein hoher ÖV-Ticketpreis abschreckend.

Auch die geförderte Jahreskarte Graz hat sehr wohl einen Einfluss auf die Nachfrage! In Graz ist ein niedriger Preis nötig, um Wenigfahrer vom Kauf einer Jahreskarte zu überzeugen. Wenn gedanklich nicht jede Fahrt Kosten auslöst, wird der ÖV auch von Radfahrern und Autofahrern häufiger genutzt. Und außerdem haben die Billigflieger gezeigt, dass ein niedriger Preis an sich schon Nachfrage hervorrufen kann.

  • 4020er
  • Styria Mobile Team
Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #102
Zitat
Das Pendlerpauschale ist eben eine Subventionierung eines weniger effizienten Lebensraums.
Genau das meinte ich.

Zitat
Aber all diese Dinge haben nur bedingt mit dem Klimaticket zu tun und liegen außerhalb des Einflussbereichs des Landes. Das habe ich mit ,,zahlt der Bund, nicht das Land" gemeint: Die Höhe des Pendlerpauschales hat keinen Einfluss auf die Preisgestaltung des 1er-Tickets von Seiten des Landes. Nur weil das Pendlerpauschale abgeschafft wird, hat das Land nicht plötzlich mehr Geld zu Verfügung!
Das ist mir klar, das Klimaticket wird jedoch vom Bund subventionert. Der Vorschlag von 5047er wäre genausogut darauf anwendbar. Der Thread heißt ja "Neues aus dem Infrastrukturministerium". Abgesehen davon gibt es ja noch den Finanzausgleich.

Zitat
Ein niedrigerer Preis kann aber meiner Meinung nach Menschen überzeugen, die nicht 100% der Wege mit dem ÖV erledigen können - denn das Auto ist ,,eh schon da", da spielen die variablen Kosten gedanklich keine Rolle mehr; wohl aber wirkt ein hoher ÖV-Ticketpreis abschreckend.
Genau darin liegt das Problem: "Das Auto ist eh schon da". Nicht-Kfz-Inhaber sind die treusten Nutzer des Umweltverbundes. Nicht umsonst wurde in der Seestadt die U-Bahn lange vor dem Rest gebaut, die Bewohner sollten sich von vorne herein kein Auto kaufen müssen.
Ein Auto kostet in Österreich im Schnitt rund €500 pro Monat. Bei ca. 625 Kfz pro Tausend Einwohner ergibt alleine das Auto ca. Kosten €312 pro Monat pro ÖsterreicherIn. Da ist auch Wien eingerechnet, wo es wesentlich weniger Pkw gibt. Es wird also pro Person im Schnitt €3 744 im Jahr für eine (die schädlichste) Mobilitätsform ausgegeben. Man kann daher glaube ich festhalten, dass Kosten bei der Wahl der Mobilitätsform eine eher untergeordnete Rolle spielen.
Der ÖV-Ticketpreis ist irrelevant, wenn es keinen ÖV gibt. Eine geschenkte Jahreskarte hilft mir nicht, wenn ich im Schichtdienst arbeite und regelmäßig um 24:00 Uhr nach Köflach muss. Oder wenn ich am Sonntag zum spazieren auf die Teichalm möchte (keine Verbinung heute laut BusBahnBim). Wenn ich um 3:00 Uhr vom Fortgehen heim nach Wetzelsdorf will, eine Studentenstadt es aber nicht schafft eine Nightline nach 2:30 Uhr zu betreiben.

Österreich will bis 2040 klimaneutral werden. Wie soll das denn gehen, wenn wir jetzt darüber diskutieren ob der Preis für den ÖV günstiger sein soll, weil sowieso schon ein Auto daheim steht? Wie kann denn das eintreten, wenn wir nach wie vor keinen Beschkuss über die Elektrifizeriung der GKB und der Ostbahn haben? Wie soll das den funktionieren, wenn nach wie vor auf der grünen Wiese gebaut wird, sodass es gar keinen vernünftigen ÖV geben kann? Die Klimabilanz für 2040 wird jetzt einzementiert und es wird allen ernstes darüber diskutiert, ob die Jahreskarte für die Steiermark nun €550 kostet oder €2 300. Das ist eine Maßname, die man 2039 umsetzen kann, wenn alles andere erledigt ist. Die jetzige Diskussion ist in etwa so, als wenn ein Herzinfarktpatient gerne etwas weniger für seine Medikamente bezahlen möchte, obwohl doch die einzige Lösung für sein Problem Sport und gesunde Ernährung ist.
Ich vermische hier Zuständigkeiten der Gebietskörperschaften, aber der Streit über die Preisfrage im ÖV und das Ignorieren der anderen Pull-Faktoren zieht sich quer durch die österreichische Verkehrspolitik.

Zitat
Auch die geförderte Jahreskarte Graz hat sehr wohl einen Einfluss auf die Nachfrage! In Graz ist ein niedriger Preis nötig, um Wenigfahrer vom Kauf einer Jahreskarte zu überzeugen
Der Kauf einer Jahreskarte alleine bezweckt nur leider nichts. Der ÖV Anteil im Modal Split ist von 2013 auf 2018 nicht gestiegen. Einführung der Jahreskarte war 2014/2015. Hätte es eine Änderung des Mobilitätsverhaltens gegeben, wäre das im Modal Split ersichtlich. Der große Gewinner war das Fahrrad. Meines Wissens nach wurde aber beim Fahrrad nicht am Kostenfaktor geschraubt, sehr wohl aber die Infrastruktur ausgebaut.

Zitat
Und außerdem haben die Billigflieger gezeigt, dass ein niedriger Preis an sich schon Nachfrage hervorrufen kann.
ÖV im klassischen Sinne soll aber keine neue Nachfrage generieren, sondern bestehende oder zu erwartende Nachfrage bedienen. Hier spielt Preis nur eine untergeordnete Rolle in der Verkehrsmittelwahl.
A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport.
-Gustavo Petro

  • FlipsP
Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #103
2 Punkte:

1. ist es ja nicht so, dass der ÖV steiermark- oder österreichweit unbrauchbar ist
2. sagt niemand, dass das Angebot am Stand von heute bleibt. Eher im Gegenteil - Jahr für Jahr wird mehr oder weniger staek ausgebaut.

Es ist ein Henne - Ei Problem und auf einer Seite beginnt man jetzt eben.

Ich kann dir zB sagen, dass ich gerne mit dem ÖV öfter Ausflüge in die Obersteiermark machen würde. Um 2300€ kaufe ich mir aber kein ,,Steiermarkticket", um 550 € oder sogar 365 € eher zu 99 % schon.
Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser.

- Sokrates

  • PeterWitt
Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Antwort #104
Es ist ein Henne - Ei Problem und auf einer Seite beginnt man jetzt eben.

Ich kann dir zB sagen, dass ich gerne mit dem ÖV öfter Ausflüge in die Obersteiermark machen würde. Um 2300€ kaufe ich mir aber kein ,,Steiermarkticket", um 550 € oder sogar 365 € eher zu 99 % schon.
Sehe ich auch so - früher wurden Ausflüge nach Wien, Klagenfurt oder Salzburg mit dem PKW gemacht, weil schneller und trotzt Vorteilscard billiger. Seit ich aber die Österreichcard Family habe ist das kein Thema, einsteigen und los geht's, weil eben so Gelegenheitsfahrten im ÖV überproportional teuer sind.
Wenn man es aber schon hat, so nutzt man es halt auch, zumal keine weiteren Kosten entstehen, beim PKW aber sehr wohl.