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Die Pläne zur Rettung der Spitäler

Die Pläne zur Rettung der Spitäler

Von der Verkleinerung des Grazer Uniklinikums bis zum Verkauf von Grundstücken: Im steirischen Spitalswesen soll kein Stein auf dem anderen bleiben.
Kostendruck und Überlastung: Ärzten und Spitälern hilft nur ein Strukturwandel


98 Tage vor der Landtagswahl ist ein trügerischer Friede in die Spitalsdiskussion eingekehrt: Die Anträge von ÖVP und KPÖ, dass keine Landesspitäler geschlossen werden, sind vom Landtag einstimmig angenommen worden. Standortgarantien werden verteilt und SPÖ-Spitalslandesrätin Bettina Vollath sieht "keinen Sinn" darin, Maßnahmen, die nach der Wahl kommen könnten, jetzt zu besprechen.

Es ist die Realität, die nicht nur den Politikern Angst macht: Die steirische Krankenanstaltengesellschaft (Kages) ist so marod, dass sie den laufenden Betrieb aus Krediten ihrer Immobilientochter bestreiten muss. Ab 2011 sind Rückzahlungen für Anleihen in der Höhe von 1,2 Milliarden Euro fällig.


Pleite und Lügen

"Wenn man jetzt nichts an der Struktur ändert, verzichtet man darauf, mit dem gleichen Geld ein Mehr an Gesundheitsversorgung aufzubauen", analysiert Buchautor Martin Rümmele ("Zukunft Gesundheit"), der bereits die Pleite des steirischen Spitalssystems prophezeite. "Man lügt den Leuten etwas vor und weckt falsche Hoffnungen. Irgendwann müssen die Karten doch auf den Tisch." Steirische Spitalsexperten verschiedener Parteirichtungen haben das getan: Die Kleine Zeitung durfte Einblick in deren Pläne nehmen, die im Land diskutiert werden.


Alles neu im LKH West

Im ersten Plan wird die Uridee vom LKH West aufgegriffen und verfeinert: Spitzenmedizin - hochkomplexe Operationen zum Beispiel - soll im Uniklinikum Graz konzentriert werden; die tägliche Basis- und Routineversorgung findet im LKH West statt. Das LKH Voitsberg (bereits zart mit dem Uniklinikum vernetzt) und Hörgas-Enzenbach kommen in einen Spitalsverbund mit dem LKH West, auch Weiz ist im Gespräch. Das "Leitspital" Uniklinikum Graz kontrolliert alle Patientenflüsse.


Umbau der Kleinspitäler

Man will mit dieser Verbund-Idee die Intensivbetten besser auslasten - und wenn notwendig einige davon auch kappen. Aufgrund des komplizierten Verrechnungssystems werden viele Intensivbetten "künstlich" am Leben erhalten, um ganze Abteilungen vor der Kages zu rechtfertigen. Ein Beinbruch reicht manchmal schon, um als Intensivpatient geführt zu werden, weil es keine entsprechenden Kontrollmechanismen gibt.

Kleinspitäler wie Mürzzuschlag, Bad Aussee oder Mariazell könnten parallel und langfristig zu Rehabilitations-, Geriatrie- und Pflegezentren umgewandelt werden. Ihre medizinischen Abteilungen werden mit einem auf die ganze Steiermark ausgerichteten Versorgungsplan abgestimmt. In Ansätzen gibt es ja bereits Kooperationen zwischen den Spitälern - aber das ist erst der Beginn einer totalen Neustrukturierung.


Ferrari in Fußgängerzone

Wie notwendig der Strukturwandel ist, erklärt Rümmele so: "40 Prozent jener alten Menschen, die auf internen Stationen liegen, brauchen keine akutmedizinische, sondern Pflegebetreuung. Das ist so, als ob Sie mit einem Ferrari in der Fußgängerzone spazieren fahren. Sie zahlen viel und kommen nicht vorwärts." Ein Akutbett im Spital kostet ein Vielfaches eines Pflegebetts.

Die Neu-Ordnung der Spitalslandschaft in Leitspitäler und der Voll-Ausbau der bisher auf wackligen Beinen stehenden Spitalsverbünde wird weitere Konsequenzen zeitigen: Für Bruck und Leoben wird etwa die Zusammenlegung chirurgischer Abteilungen an einem Ort überlegt.


Kapital Freud-Grundstücke

Das zweite große Spitalskonzept hat ebenfalls das LKH West im Mittelpunkt: Als Tagesklinik. Parallel dazu wird eine gravierende Reduktion der Betten des Uniklinikums diskutiert. Die Versorgung soll mit einer viel tiefer greifenden Spitals-Vernetzung als bisher keine Qualitätseinbußen erleiden. Partner: Barmherzige Brüder, Elisabethinen, Hörgas-Enzenbach. Und Grundstücke der Freud-Klinik könnten - obwohl angeblich belehnt - als Kapital eingesetzt werden, um den LKH-West-Umbau mit neuen Abteilungen zu finanzieren.


Neue Ärzte-Öffnungszeiten

Außerdem sollen niedergelassene Ärzte stärker ins System integriert werden, was auch Ärztekammer-Vizepräsident Martin Wehrschütz unterstützt: "Wenn die Fachärzte in der neuen Struktur überleben wollen, müssen sie ihre Öffnungszeiten ändern - und die Politiker für sie bessere Voraussetzungen schaffen."

Die Ideen der Planer gehen so weit, dass nur noch jene Leistungen bezahlt werden, die im jeweiligen Gebiet laut Bedarfsplanung auch als sinnvoll erachtet werden. So will man einen "Angebots-Wildwuchs" vermeiden.

Aber all diese Pläne werden genauso auf vehementen Widerstand stoßen wie die Idee einer noch engeren Zusammenführung der Spitäler Feldbach/Fürstenfeld. Unter Umständen auf nur einen Standort.


Fakten

Kages-Spitäler: Rund 1,2 Millionen Euro minus täglich.

5,9 Spitalsbetten gibt es pro 1000 Steirer. Wien: 6,75, Burgenland 4,48.

Die Kages muss ab 2011 Anleihen in der Höhe von 1,2 Milliarden Euro zurückzahlen.

40 Prozent: Prozentsatz jener Patienten auf der "Internen", die kein Akut-, sondern ein Pflegebett benötigen.

Quelle: www.kleine.at
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile