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Thema: Berlin braucht Züge von Nachbar Österreich (2358-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Berlin braucht Züge von Nachbar Österreich
Zwischen Jüterbog, Berlin und Rathenow werden Bahnfahrer demnächst in österreichischen Wagen zur Arbeit fahren. Weil bestellte Züge noch nicht geliefert und zugelassen sind, will die Bahn des Nachbarlandes einspringen. Für die Deutsche Bahn wird das teuer.

Bahn-Pendler können bald internationales Flair genießen. Aller Voraussicht nach werden sie vom 9. Dezember an zwischen Jüterbog, Berlin und Rathenow in österreichischen Wagen zur Arbeit fahren - falls nicht noch das Unerwartete geschieht und die Ostdeutsche Eisenbahn (ODEG) dann schon genug eigene Züge hat. Weil weiter ungewiss ist, ob die von ihr bestellten neuen Fahrzeuge zum Fahrplanwechsel geliefert und zugelassen werden, hat sich ODEG-Chef Arnulf Schuchmann in Österreich umgeschaut. In Wien ist er fündig geworden.

Außen sind sie grau und rot lackiert, drinnen gibt es je 80 Sitzplätze und ein Mehrzweckabteil: So sehen die City-Shuttle-Wagen aus, von denen die Österreichischen Bundesbahnen 650 besitzen. Zwölf Wagen, die in Wien abgestellt sind, steht nun mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Auslandseinsatz bevor, der sie nach Berlin, Dallgow-Döberitz, Trebbin und zu anderen illustren Orten an der Regionalexpresslinie (RE) 4 führen wird. ,,Der Zustand ist tip-top", sagte Schuchmann. Eine deutsche Privatbahn stellt weitere vier Wagen zur Verfügung.

Er ist stolz darauf, dass nach einigen Monaten Fahrzeugsuche das Ersatzkonzept für die Linie RE 4 steht. Zwar bietet ein Zug mit vier einstöckigen City-Shuttle-Wagen nur 320 Sitzplätze - knapp 110 weniger als die Züge vom Typ KISS, die bei Stadler in Pankow bestellt worden sind und eigentlich zum Fahrplanwechsel bereit stehen sollten. Doch die ODEG-Leute sind froh, dass sie ihrer Kundschaft überhaupt genug Züge bieten können, denn Loks und Wagen sind nicht leicht zu bekommen. ,,Es ist ja nur für eine Übergangszeit", so Schuchmann.

Noch keine Zulassung

Sein Unternehmen hatte 16 KISS-Doppelstockzüge mit jeweils vier Wagen bestellt. Doch wegen diverser Schwierigkeiten konnte der Hersteller erst zwei liefern, ,,die wir zudem noch nicht abgenommen haben", wie der ODEG-Chef sagte. Ein dritter ,,komfortabler innovativer spurtstarker S-Bahn-Zug" (dafür steht das Kürzel KISS) sollte Montag eintreffen, doch dies sei kurzfristig abgesagt worden. Weiterhin gebe es noch keine Zulassung vom Eisenbahn-Bundesamt, obwohl das Verfahren bereits seit zwei Jahren läuft. Bisher hieß es aus der Behörde, dass noch nicht alle Unterlagen da sind.

Dem Vernehmen nach soll nun ein Gutachter in dieser Woche die letzten Dokumente in Bonn nachreichen. ,,Wenn das klappt und es eine positive Reaktion gibt, sieht sich das Amt in der Lage, zum 9. Dezember die Zulassung zu erteilen", sagte ein Beobachter. Doch selbst wenn dann zumindest die fünf Züge für die Linie RE 4 bei der ODEG auf dem Hof stehen, werden noch Ersatzfahrzeuge gebraucht. So schnell könnten nicht alle neuen Züge in Betrieb genommen werden, hieß es.

Auch für die noch stärker genutzte Linie RE 2 zwischen Cottbus, Berlin und Wismar ist eine Lösung in Sicht. Wie berichtet, hilft die Deutsche Bahn (DB) mit zehn eigenen Loks und 40 Wagen aus. Weil die Loks nicht so spurtstark sind wie die KISS-Züge, verlängert sich die Fahrzeit um dreieinhalb Minuten - was sich aber durch Streichung einiger Stopps in Breddin und Brand ausgleichen lasse, sagte Schuchmann.

Im Interesse der Fahrgäste

Allerdings beschert die Hilfeleistung der Bahn auch Probleme. Weil die 40 Wagen maximal bis April im Einsatz bleiben, können sie so lange nicht wie geplant in der Werkstatt für die Linie RE 1 umgebaut werden.

Damit kann die Bahn ihr Versprechen, auf der Ost-West-Strecke zwischen Magdeburg, Berlin, Frankfurt (Oder) und Cottbus ab dem Fahrplanwechsel nur noch renovierte Doppelstockzüge einzusetzen, nicht halten. ,,Zunächst stehen für die Linie RE 1 nur drei umgebaute Züge zur Verfügung", sagte Renado Kropp von DB Regio. Dort wird befürchtet, dass die Hilfeleistung die Bahn teuer zu stehen kommt. Wenn sie deshalb nicht die vereinbarte Qualität anbieten kann, dürfe der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg seine Zahlungen kürzen - die Rede ist von einigen Millionen Euro.

,,Wir sprechen über Pönalen", bestätigte Verbund-Sprecherin Elke Krokowski die Verhandlungen über Vertragsstrafen. Intern war aber zu erfahren, dass für die RE-2-Wagen keine Abzüge berechnet werden. ,,Schließlich ist das Ersatzkonzept im Interesse der Fahrgäste", hieß es.

Kürzungen würden dagegen für etwas anderes fällig: Die Bahn sei mit ihrem Wagenumbauprogramm ,,grundsätzlich im Verzug".


Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/berlin/bahnverkehr-berlin-braucht-zuege-von-nachbar-oesterreich,10809148,20968304.html

Re: Berlin braucht Züge von Nachbar Österreich
Antwort #1
Da gehts zu  :o

Stadler Rail droht Millionenklage in Deutschland
Die verspätete Auslieferung von Zügen des Typs Kiss bringt den Thurgauer Bahnhersteller und seine Kunden in Schwierigkeiten.
Von Bernhard Odehnal.

Ein Grossauftrag der russischen Staatsbahnen über 360 Millionen Franken, neue Aufträge in Deutschland und gute Chancen auf eine umfangreiche Bestellung in Ungarn: Das Jahr begann gut für den Ostschweizer Bahnbauer Stadler Rail. Vor allem die Doppelstockzüge des Typs Kiss («komfortable, innovative, spurstarke S-Bahn-Züge») sind sehr gefragt.

Die Kiss-Züge werden unter anderem bereits von den SBB als Zürcher S-Bahnen und - als Fernverkehrsvariante - von der privaten Westbahn in Österreich eingesetzt. Bald sollen sie auch auf der Moskauer Flughafenbahn, im Grossraum Berlin, rund um Hannover und in Luxemburg fahren.

Jetzt aber bringt der Kiss für Stadler Probleme und vielleicht sogar einen Rechtsstreit über einen zweistelligen Millionenbetrag. Die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg) muss seit Dezember 2012 Ersatzzüge und Personal mieten, weil Stadler Pankow, eine deutsche Tochterfirma der Stadler Rail Group, die bestellten Kiss-Garnituren verspätet ausliefert. Der finanzielle Schaden sei für sein Unternehmen «substanziell», sagt Odeg-Chef Arnulf Schuchmann. Er will, dass Stadler für den Schaden von 10 bis 12 Millionen Euro haftet.

DB verklagt Bombardier

Der Geschäftsführer von Stadler Pankow, Michael Daum, schliesst einen Rechtsstreit nicht aus. Stadler werde sich vertragskonform verhalten, sagt Daum dem TA, «aber wenn die Behörde Normen verändert, können nicht wir dafür verantwortlich gemacht werden». Durch diese Änderungen sei auch Stadler Pankow erheblicher Schaden entstanden.

Die vor zehn Jahren gegründete Odeg bekam 2009 vom Berliner Verkehrsverbund den Zuschlag für einen Teil der Regionallinien rund um die deutsche Hauptstadt. Um den Verkehr zu bewältigen, bestellte man bei Stadler Pankow 16 Kiss-Züge. Sie sollten im Dezember 2012 in Betrieb gehen. Zu diesem Zeitpunkt konnte Stadler allerdings erst fünf Züge liefern, und die Odeg musste rasch einen Ersatzbetrieb organisieren.

Lieferschwierigkeiten und Mängel treffen nicht nur kleinere Unternehmen. Die Deutsche Bahn wartet seit einem Jahr auf 16 neue ICE von Siemens. Der Konzern hat als Schadenersatz einen 17. Zug gratis angeboten. Auch die Firma Bombardier kann ihre Nahverkehrszüge «Talent 2» nicht rechtzeitig liefern, weil ihnen zum Teil die Zulassung fehlt. Bei Garnituren eines anderen Typs kommt es immer wieder zu technischen Gebrechen. Die DB habe deshalb Klagen gegen Bombardier über 160 Millionen Euro eingebracht, berichtet die «Berliner Zeitung»: Das deutsche Eisenbahn-Bundesamt EBA werfe den Herstellern vor, Züge zu schnell in Serienfertigung zu bringen.

Luxemburgische Bahn erwartet Lieferung im Mai


Die Industrie hingegen macht das Eisenbahn-Bundesamt für die Lieferschwierigkeiten verantwortlich. So auch der Geschäftsführer von Stadler Pankow. Mitten im Produktionsprozess habe das EBA überraschend neue Vorschriften für Bremsen und Achsen eingeführt, sagt Michael Daum: «Wir mussten alles neu dimensionieren. Dadurch geriet unsere Produktion ins Stocken. Weil wir dann Unterlagen erst spät einreichen konnten, bekamen wir die Zulassung nicht rechtzeitig.» Um die Folgen der Verzögerung zu mindern, habe Stadler Pankow sogar den unwirtschaftlichen Dreischichtbetrieb eingeführt und zusätzlich Personal eingestellt, sagt Daum. Dadurch sei es «zu dem einen oder anderen Qualitätsproblem gekommen».

In Berlin wird die Kritik an den umständlichen Behördenverfahren immer lauter. Vom «Eisenbahn-Bummelamt» schreibt die «Frankfurter Allgemeine Zeitung»: Zulassungen für einen Zug in Deutschland würden zehnmal so lang wie im Rest Europas dauern. Michael Daum warnt, dass die Eisenbahnindustrie in Deutschland nicht mehr verlässlich planen könne: «Die wirtschaftlichen Schäden sind kein Spass mehr.»

Auf Stadler Pankow kommt ein weiteres Problem zu. Die Luxemburgische Eisenbahn CFL hat acht dreiteilige Kiss-Garnituren gekauft und erwartet die Auslieferung ab Mai. Da die Züge auch über die Grenze nach Deutschland fahren sollen, werden die Normänderungen des EBA Auswirkungen auf diesen Liefertermin haben, sagt Daum: «Wir sind aber der Überzeugung, dass wir noch 2013 liefern können.»

«Schweizer Qualität verärgert»

Auch in Tschechien verlief der erste Einsatz von Stadler-Zügen nicht reibungslos. «Schweizer Qualität verärgert», titelte Ende vergangenen Jahres die Prager Tageszeitung «Mlada Fronta Dnes»: «Nur die Hälfte der Züge kann fahren.» Auf der Strecke Prag-Olomouc-Ostrava betreibt der Jungunternehmer Leoš Novotný seinen «Leo-Express» mit fünf brandneuen, im Thurgauer Bussnang hergestellten Stadler-Zügen des Typs Flirt. Die eleganten, schwarz-gold lackierten Fahrzeuge wurden bei ihrer Präsentation von der Presse sehr gelobt, bald danach aber heftig kritisiert.

«Dnes» berichtete von Schwierigkeiten mit den Türen, mit der Heizung und dem Getriebe der Züge. Leo-Express musste im Dezember mehrere Züge aus dem Fahrplan nehmen. Der Sprecher von Stadler Bussnang, Tim Büchele, bestätigt dem TA, dass es bei drei Zügen Probleme mit den Getrieben gegeben habe. Die deutsche Herstellerfirma habe die Teile in Sonderschichten während der Weihnachtsfeiertage ausgetauscht. Seit Anfang Januar seien die Flirt planmässig im Einsatz.

Der Verweis auf Schweizer Wertarbeit wird von Leo Express seither jedoch seltener eingesetzt. Seit Anfang Februar verzichtet das Unternehmen auf die Bezeichnung «Švýcarské kvality» (Schweizer Qualität) auf Bahnhofsanzeigen und in Bahnhofsansagen der Leo-Züge. Man vertraue stattdessen auf die Kraft der eigenen Marke, erklärte ein Unternehmenssprecher.     

Quelle: Tagesanzeiger vom 21.2.2013

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  • Styria Mobile Team
Re: Berlin braucht Züge von Nachbar Österreich
Antwort #2
Zitat
Jetzt aber bringt der Kiss für Stadler Probleme und vielleicht sogar einen Rechtsstreit über einen zweistelligen Millionenbetrag.

Endlich jemand, der anscheinend noch ein zeugungsfähiges Geschlechtsorgan in seinem Beinkleid hat.
A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport.
-Gustavo Petro