Zum Hauptinhalt springen
  • Wir sind gesiedelt! -> NEUES FORUM

    Sollte keine E-Mail gekommen sein, bitte um Neuregistrierung.

Thema: Steirischer Bahnverkehr nicht überall auf Schiene (5256-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Benutzer und 1 Gast betrachten dieses Thema.
  • Martin
  • Global Moderator
  • Styria Mobile Team
Steirischer Bahnverkehr nicht überall auf Schiene
Steirischer Bahnverkehr nicht überall auf Schiene

Experten sehen noch Verbesserungsmöglichkeiten, was den steirischen Schienenverkehr betrifft. Mit Semmeringbasistunnel und Koralmtunnel sind zwar Großprojekte in Arbeit, Aufholbedarf gebe es aber noch bei der Achse von Süden nach Norden.

,,Eisenbahninfrastruktur Steiermark - alles auf Schiene?" - mit dieser Frage setzten sich am Donnerstag Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft anlässlich einer Tagung in der Grazer Arbeiterkammer auseinander.

Wettbewerbsfähigkeit wird gefördert

Eine gute Anbindung an das europäische Schienennetz ist mittlerweile unerlässlich, sagt der Wiener Verkehrsexperte Helmut Adelsberger: ,,Eine gute Erreichbarkeit ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Wirtschaft, weil gute Erreichbarkeit bedeutet, schnelle Verbindungen zu Märkten und das ist für die Wirtschaft wichtig."

Schiene

Der Bau des Semmeringtunnels ist wieder auf Schiene. Das Verkehrsministerium hat den Weiterbau genehmigt - mehr dazu in Weiterbau des Semmeringtunnels genehmigt

Eine schnelle Verbindung würde auch kurze Zeiten bedeuten und Zeit sei eben Geld, so Adelsberger: ,,Durch die Verkürzung der Zeit sparen Unternehmen Kosten und werden gegenüber anderen Unternehmen an anderen Standorten wettbewerbsfähiger. Man bekommt bessere und mehr Aufträge. Das wiederum heißt mehr Beschäftigung, mehr Wohlstand und höhere Löhne und Gehälter."

Aufholbedarf von Süd nach Nord

Die Steiermark sei mit vielen Großprojekten zwar gut aufgestellt, es gebe aber vor allem in einem Bereich noch Aufholbedarf, sagt der Eisenbahnplanungsexperte Kurt Fallast: ,,Wo es derzeit schwierig ist, ist die Achse von Süden nach Norden, die Achse über die Pyhrn. Da herrschen für den Güter- und Personenverkehr noch schlechte Bedingungen."

Bei einem Ausbau der bestehenden Gegebenheiten oder beim Bau von neuer Infrastruktur sollte deshalb darauf geachtet werden, dass dieser Bereich künftig für eine hochrangigere Achse genützt werden könne, so Fallast. Der Schiene gehöre - vor allem was die Güterbeförderung betrifft - die Zukunft, aus ökologischen, aber vor allem aus wirtschaftlichen Gründen.

Quelle: http://steiermark.orf.at/news/stories/2654797/




Ein detaillierter Bericht ist in Arbeit...
Liebe Grüße
Martin

  • Martin
  • Global Moderator
  • Styria Mobile Team
Re: Steirischer Bahnverkehr nicht überall auf Schiene
Antwort #1
Alles auf Schiene?

Eine detaillierte Zusammenfassung des Vortrags von DI Dr. Helmut Adlesberger

Das transeuropäische Verkehrsnetz (TEN) enthält 9 Kernnetzkorridore. Einer davon ist der baltisch-adriatische Korridor (BAC), der durch die Steiermark führen soll.
Was diese Achse betrifft ist eigentlich alles auf Schiene. Kritiker der großen Tunnelprojekte sprechen zwar von einer günstigeren Führung über Westungarn, allerdings würde diese wichtige Achse dann an Österreich vorbeiführen. Helmut Adelsberger ist auch der Meinung dass eine Führung über Westungarn nicht billiger ist.
An einem Verzweigungspunkt des BAC befindet sich auch der so wichtige Güterterminal in Werndorf, der somit ein Kernnetz-Terminal ist.
Die größten Herausforderungen für die Zukunft sind dabei einerseits ein Ausbau der Phyrnachse, der Strecke Bruck an der Mur - Graz - Werndorf sowie ein Ausbau der Ostbahn.

Phyrnachse
Der Ausbau der Phyrnachse ist bereits in Planungen enthalten unter anderem der Neubau des Bosrucktunnels.



Ein wesentlicher Punkt, um die Phyrnachse in das EU-Kernnetz für den Güterverkehr zu bekommen ist den Missing Link in Slowenien (Krapina Bahn zwischen Maribor und Zagreb) zu beseitigen. Der derzeitige Umweg von 60 Kilometer ist ein großer Nachteil im Vergleich zur Tauernachse, die ihrerseits wiederum aufgrund der Steigungen (30 Promille) zu steil für den schweren Güterverkehr ist. Hier wäre eine Kooperation mit Slowenien und Kroateien unbedingt erforderlich um dieses fehlende Stück ergänzen zu können. Helmut Adelsberger zufolge würde der Anteil von Slowenien am Neubau der Krapina-Bahn mit maximal 50 Mio. Euro zu Buche stehen. Diese Summe erscheint ziemlich gering, wenn man bedenkt, dass man dadurch eine europäische Güterachse in die Steiermark bekommen könnte und den Güterverkehr auf lange Sicht auf Schiene bringen würde.
Die Krapina Bahn kann natürlich nur unter der Vorraussetzung ins EU-Kernnetz aufgenommen werden, wenn es kein Kernnetz über Westungarn gibt.

Bruck-Graz-Werndorf
Diese Strecke stellt gewissermassen die Aorta des steirischen Eisenbahnnetzes dar und müsste langfristig auch ausgebaut werden. Im Falle einer Aufnahme der Phyrnachse in das Kernnetz stellt dann Graz Bruck natürlich einen Engpass dar, der beseitigt werden muss.

Ostbahn
Ein Ausbau und eine Elektrifizierung der Ostbahn wäre nur mit einer Neubaustrecke sinnvoll, da die derzeitige Bahn aufgrund ihres stark gekrümmten Verlaufs zwischen Graz und Szombathely keiner Korridorlogik entspricht.
Derzeit liegen die Projekte auf Eis aber langfristig wäre ein Neubau entlang der A2 ab der Koralmbahn sicher interessant.
Ein Lückenschluß über Körmend - Vasvar/Zalaegerszeg und oder Gleisdorf - Hartberg - Oberwart Szombathely sind die Visionen von Helmut Adelsberger.




Weitere Maßnahmen die längerfristig umgesetzt werden sollten:

GKB: Elektrifizierung
Murtalbahn: Umspurung und Elektrifizierung zwischen Unzmarkt und Murau, da die Strecke Unzmarkt - Bruck/Mur nach Fertigstellung der KAB viel an Bedeutung verlieren wird.
Spielfeld-Bad Radkersburg: Durchbindung nach Murska Sobota mit Elektrifizierung und Errichtung einer Schleife Spielfeld.
Liebe Grüße
Martin

  • Hubert Voller
Re: Steirischer Bahnverkehr nicht überall auf Schiene
Antwort #2
@Martin: Erstmals Dankef für die Zusammenfassung des Vortrages von DI Dr. Helmut Adlesberger. Hast du vielleicht auch einen Bericht über den Vortrag ,,Schieneninfrastrukur Steiermark: Auswirkung auf die regionale und internationale Erreichbarkeit des Zentralraumes Graz" von DI Dr.techn. Kurt Fallast, GF IBV?

l.g. rellov


Es ist besser, ein Licht zu entzünden, als über die Dunkelheit zu fluchen.

  • Martin
  • Global Moderator
  • Styria Mobile Team
Re: Steirischer Bahnverkehr nicht überall auf Schiene
Antwort #3
Der Vortrag von DI Dr.techn Kurt Fallast war nicht minder interessant, allerdings war dieser ziemlich allgemein gehalten und da ging es in erster Linie um Dinge, die bei uns ohnehin bekannt sind. ;)
Liebe Grüße
Martin

Re: Steirischer Bahnverkehr nicht überall auf Schiene
Antwort #4
Aha, wir brauchen also groß angelegte Streckenneu- und Ausbauten um den Güterverkehr auf dem kürzest möglichen Weg (kleinräumige Umwege sind nicht tolerierbar = missing link) auf einem neu geschaffenen Nord-Süd Korridor im EU-Kernnetz durch das Land zu schleußen, da die in den letzten Jahrzehnten massiv ausgebaute Tauernbahn erstaunlicherweise doch nicht die ideale Route für schweren Güterverkehr darstellt. Graz - Bruck muss in dem Zug natürlich auch augebaut werden, dafür verlagert sich - auch durch so wichtige Projekte wie die Krapina-Bahn - der Güterverkehr wie von selbst auf die Schiene. Wenn das geschehen ist, kann man sich ja dem Neubau der sterischen Ostbahn widmen und diese endlich entsprechend der Korridorlogik ausbauen (gibt ja eh noch viel zu wenig Korridore in der Region)

Re: Steirischer Bahnverkehr nicht überall auf Schiene
Antwort #5
Zitat

Bruck-Graz-Werndorf
Diese Strecke stellt gewissermassen die Aorta des steirischen Eisenbahnnetzes dar und müsste langfristig auch ausgebaut werden. Im Falle einer Aufnahme der Phyrnachse in das Kernnetz stellt dann Graz - Bruck natürlich einen Engpass dar, der beseitigt werden muss.


Daß dieser Streckenabschnitt künftig einen Engpass darstellen wird, ist jedem logisch denkenden (auch ohne Doktor- u. Ingenieurtitel) Menschen klar. Die CD hat das auf ihren Hauptstrecken sehr gut umgesetzt, weil diese größtenteils 3-gleisig ausgebaut sind.

Zitat

Ostbahn
Ein Ausbau und eine Elektrifizierung der Ostbahn wäre nur mit einer Neubaustrecke sinnvoll, da die derzeitige Bahn aufgrund ihres stark gekrümmten Verlaufs zwischen Graz und Szombathely keiner Korridorlogik entspricht.
Derzeit liegen die Projekte auf Eis aber langfristig wäre ein Neubau entlang der A2 ab der Koralmbahn sicher interessant.
Ein Lückenschluß über Körmend - Vasvar/Zalaegerszeg und oder Gleisdorf - Hartberg - Oberwart Szombathely sind die Visionen von Helmut Adelsberger.


Na wie war die seinerzeitige Idee der sog. Kukuruz-Bahn? Da wollte man doch auch über das ungarische Staatsgebiet ausweichen! Wird das genau jetzt, wo die Slowenen mit den Ungarn einen Lückenschluß über Hodoz ausbauen, politisch wieder aktuell? Das Projekt der Slowenen und der Ungarn ist ganz sicher billiger umzusetzen, als den Semmeringtunnel zu bauen. Es bringt auch nur dem Güterverkehr Nutzen (wo das eigentliche Geld verdient wird) und wird zusätzlich auch noch von der EU finanziell unterstützt.

Was den angesprochenen Lückenschluß Fehring - Szentgotthard - Körmend - Vasvar - Zalaegerszeg betrifft, kann eigentlich nur der Bahnknoten Zalaszentiván als Ziel gemeint sein, weil seit geraumer Zeit die Strecke von Szombathely über den besagten Knoten Zalaszentiván bis nach Nagykanizsa von der GySEV betrieben wird und dort auf die elektrifizierte MAV-Strecke nach Zagreb trifft. Im Knoten Zalaszentiván würde der erwähnte Lückenschluß auf die elektrifizierte MAV-Strecke von Hodos nach Budapest treffen, ohne Zalaegerszeg zu berühren.

Wenn schon an eine Neubaustrecke Gleisdorf - Hartberg - Oberwart - Szombathely (über Sopron und die Pottendorferlinie) gedacht wird, dann würde ich diese über Eisenstadt, Bruck a/d Leitha und von dort über den Flughafen-Schwechat mit Wien anschließen. Die alte Strecke über Laßnitzhöhe, Gleisdorf nach Weiz würde ich (wie in diesem Forum bereits vorgeschlagen wurde) von einer Überlandstraßenbahn (á la Karlsruhe) befahren lassen, welche sich in Weiz in weitere Äste verzweigen könnte.

Zitat

Weitere Maßnahmen die längerfristig umgesetzt werden sollten:
GKB: Elektrifizierung
Murtalbahn: Umspurung und Elektrifizierung zwischen Unzmarkt und Murau, da die Strecke Unzmarkt - Bruck/Mur nach Fertigstellung der KAB viel an Bedeutung verlieren wird.
Spielfeld-Bad Radkersburg: Durchbindung nach Murska Sobota mit Elektrifizierung und Errichtung einer Schleife Spielfeld.


Die Elektrifizierung der GKB-Strecken könnte zur Beschleunigung der lahmen Diesel-Triebfahrzeuge beitragen, wobei bei den neuen GTW´s ja "nur" das Antriebsmodul getauscht werden müsste.

Zur Idee der Umspurung der Murtalbahn und deren Elektrifizierung nur bis Murau habe ich ein sehr ungutes Gefühl. Das müsste mit einem sehr gut abgestimmten Fahrplan genau so gut (und viel billiger) hinzukriegen sein!

Die gedachte Durchbindung von Bad Radkersburg nach Murska Sobota halte ich für eine exzellente Idee! Eine Schleife in Spielfeld/Straß und die Elektrifizierung würde ich allerdings (nach der Dringlichkeit) eher nach die Gesamt-Elektrifizierung der GKB-Strecken reihen.

Zitat

Ein wesentlicher Punkt, um die Phyrnachse in das EU-Kernnetz für den Güterverkehr zu bekommen ist den Missing Link in Slowenien (Krapina Bahn zwischen Maribor und Zagreb) zu beseitigen. Der derzeitige Umweg von 60 Kilometer ist ein großer Nachteil im Vergleich zur Tauernachse, die ihrerseits wiederum aufgrund der Steigungen (30 Promille) zu steil für den schweren Güterverkehr ist. Hier wäre eine Kooperation mit Slowenien und Kroateien unbedingt erforderlich um dieses fehlende Stück ergänzen zu können. Helmut Adelsberger zufolge würde der Anteil von Slowenien am Neubau der Krapina-Bahn mit maximal 50 Mio. Euro zu Buche stehen. Diese Summe erscheint ziemlich gering, wenn man bedenkt, dass man dadurch eine europäische Güterachse in die Steiermark bekommen könnte und den Güterverkehr auf lange Sicht auf Schiene bringen würde.
Die Krapina Bahn kann natürlich nur unter der Vorraussetzung ins EU-Kernnetz aufgenommen werden, wenn es kein Kernnetz über Westungarn gibt.


Wieso bringt die Krapina-Bahn nur dann etwas, wenn es "kein Kernnetz über Westungarn gibt"? Das vorgeschlagene Projekt wäre sogar für den Personenverkehr sehr interessant. Minus 60 km bringt schon was!

Daß die Pyhrnachse die niedrigste Alpenüberquerung (ausgenommen der Gesäusestrecke) ist, ist allen Eisenbahntechnikern bekannt. Der Grund warum stattdessen die Tauernbahn um sündteures Geld ausgebaut wurde, dürfte wohl in der seinerzeitigen BB-Direktion Villach zu suchen sein. Um DAS Geld hätte man schon vor 30 Jahren Passau - Wels - Schlierbach - Selzthal ausbauen können! - Eigentlich war es ja ursprünglich so geplant. Aber man hat die depperte Trauner Schleife gebaut, die in Wirklichkeit gar nix bringt.


LG, E.
Der Empedokles (ital. Empedocle) ist ein Unterwasservulkan in der Straße von Sizilien. Die höchste Erhebung liegt rund 7 bis 8 Meter unter der Meeresoberfläche. Ein starker Ausbruch des Empedokles könnte einen Tsunami auslösen.

Re: Steirischer Bahnverkehr nicht überall auf Schiene
Antwort #6

Aber man hat die depperte Trauner Schleife gebaut, die in Wirklichkeit gar nix bringt.


Wieso soll die nix bringen?

Re: Steirischer Bahnverkehr nicht überall auf Schiene
Antwort #7
Das meinte ich im Vergleich zur ehemals geplanten Pyhrn- u. Schoberpaßachse, die ja von Wels direkt nach Schlierbach hätte führen sollen. Damals war das Güterzugaufkommen noch weitaus größer gewesen und es hätte sich wirklich ausgezahlt.

1994 wurde dann die "Sparvariante" als Trauner Schleife ausgeführt, die in den ersten Jahren kaum benutzt wurde. Die Rola Regensburg - Graz wendete weiterhin in Linz und in der Gegenrichtung wurde sowieso durch den "Graben" über St. Valentin gefahren. Erst zur Jahrtausendwende, als die Knittelfelder Lokführer bis Wels und die Selzthaler bis Passau geschult waren, wurde die Schleife intensiver genutzt. Inzwischen befahren sogar einige REX-Pärchen zwischen Linz und Wels die Trauner Schleife.

Die optimalere Verbindung zwischen Wels und Schlierbach wird mMn. nie mehr gebaut werden!
Denn genau entlang dieser Trasse hat man später die A9 gebaut.


LG, E.
Der Empedokles (ital. Empedocle) ist ein Unterwasservulkan in der Straße von Sizilien. Die höchste Erhebung liegt rund 7 bis 8 Meter unter der Meeresoberfläche. Ein starker Ausbruch des Empedokles könnte einen Tsunami auslösen.

  • Hubert Voller
Re: Steirischer Bahnverkehr nicht überall auf Schiene
Antwort #8
Die gesamten Vorträge von DI Dr. Helmut Adlesberger und DI Dr.techn. Kurt Fallast. Wk-St. hat es mir freundlicherweise zugesandt und ich möchte es dem Forum nicht vorenthalten.

l.g. rellov
Es ist besser, ein Licht zu entzünden, als über die Dunkelheit zu fluchen.