Glanz und Licht für den ErzherzogBaustopp, Quecksilberfund und hohe Ansprüche: In der Grazer Altstadt sanieren Baufirmen behutsam altehrwürdige Häuser des Joanneums. Das von Erzherzog Johann gestiftete Kulturviertel wird saniert und erhält ein unterirdisches, modernes Besucherzentrum. Läuft alles nach Plan wird das 33-Millionen-Euro-Projekt 2012 eröffnet.
Das Grazer Joanneumsviertel vibriert Ende Dezember. Rhythmen eines Flaschenrüttlers dringen ans Ohr. Ein Bauarbeiter parkt gerade einen Flügelglätter auf dem schmalen Lagerplatz der Baustelle. Dazu Schüttungsarbeiten in den Bestandsgebäuden. Hier, im Herzen der Grazer Altstadt stiftete 1811 Erzherzog Johann seinem Volk Landesmuseum. Heute findet mit Hochdruck eine Sanierung und Modernisierung statt, die zum Jubiläum - zum Großteil fertig sein soll.
Denn eigentlich sanieren bis September 2012 Baufirmen im Auftrag der Landesimmobiliengesellschaft Steiermark drei Bauwerke unterschiedlicher Epochen. Zum einen die historischen Häuser des Universalmuseums Joanneum, das Besuchern intime Einblicke in die letzten 400 Millionen Jahre der Erdgeschichte eröffnet. Zugleich wird das Zuhause der steiermärkischen Landesbibliothek mit ihren 700.000 Büchern, Zeitschriften und Zeitungen ebenfalls aufpoliert.
Die Bibliothek ist Österreichs älteste Landesbibliothek. Zusammen soll ein Zentrum für Kunst, Kultur und Wissen entstehen - verbunden über ein neues unterirdisches Besucherzentrum. Dieser Neubau wird im Dezember 2011 planmäßig zum Jubiläum fertig.
Veraltet und zu kleinSeit Jahren wissen die Steirer um die schlechten Ausstellungs- und Arbeitsbedingungen vor Ort. Forschungs- und Besucherbetrieb wurden fast schon gewaltsam vermischt. Aus Platzgründen wurden die Besucherströme ,,durch die Sammlungsräume gelenkt", weiß Architekt Gerhard Eder. Gemeinsam mit Madrider Kollegen hat er in der Arbeitsgemeinschaft Nieto Sobejano Arcquitectos - eep architekten die architektonische Gestaltungshoheit inne.
Platzmangel war aber nur ein Grund für die baulichen Maßnahmen. Fenster und Klimaanlagen der Museumsgebäude stammten großteils aus dem Jahre Schnee. Konstante Museumstemperaturen um die 20 Grad waren so kaum realisierbar. Um nichts besser der Zustand der Lüftungsanlage. Die bauphysikalische Ertüchtigung der Häuser soll nun vieles besser machen. Architekt Eder: ,,Die Häuser werden einen modernen Museumsbetrieb bieten".
100.000 Bescher pro JahrDie Grazer rechnen mit bis zu 100.000 Museumsbesuchern pro Jahr. Der Lesliehof in der Raubergasse 10 wird weiterhin Teile der musealen Ausstellung Natur, die Verwaltung der Landesbibliothek und Leseräume beherbergen. Der Hof ist für die Steirer von kultureller Bedeutung. Er dürfte ein barockes Kloster gewesen sein. Die Neutorgasse 45 ist ein historischer Monumentalbau aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In diesem Gebäude wird auf 2.100 Quadratmetern die Neue Galerie Graz untergebracht sein, gemeinsam mit der Verwaltung und der Multimedialen Sammlungen.
Die Grazer Multimedialen Sammlungen sind mit ihren über zwei Millionen Objekten eine der bedeutendsten audiovisuellen heimischen Sammlungen. Die mit historischer neobarocker Fassade und Dachbalustrade errichtete Kalchberggasse 2 bleibt schließlich das Stammhaus der Landesbibliothek. Zwischen den Häusern durfte kein Hochbau stattfinden - angesichts der Bausubstanz verständlich. Deshalb legen die Bauspezialisten das Besucherzentrum unter die Erde. Jedoch nicht so tief wie ursprünglich geplant.
,,Zunächst waren drei Untergeschoße vorgesehen", erzählt Robert Eder von Baukoord; Er ist Bauleiter und verantwortlich für die örtliche Bauaufsicht. Nach politischem Hickhack gab es für das redimensionierte, jetzt zweigeschoßig in die Tiefe gehende Projekt 2007 endlich grünes Licht. Baustart war Anfang 2010. ,,Aus logistischen Gründen begannen die Ausräumarbeiten in den Bestandsgebäuden ein paar Wochen früher", erinnert sich Bauleiter Eder.
Quelle:
http://www.solidbau.at/home/artikel/Reportage_Joanneum_Graz/Glanz_und_Licht_fuer_den_Erzherzog/aid/5650?analytics_from=indexBei dem Bericht handelt es sich um eine Reportage - Bilder gibt es in der Quelle