Junge Menschen mobil
Liebe ÖV-Interessierte!
ich bin neues Mitglied von Styria mobil und würde dieses Forum gerne nutzten um eine paar grundsätzliche Fragen von Mobilität und öffentlichem Verkehr zu diskutieren.
Ein Thema, das mich in den letzen Wochen besonders interessiert hat, ist die (öffentliche) Mobilität junger Menschen. Unten meine Thesen/Behauptungen/Beobachtungen dazu. Ich würde mich über Rückmeldungen, Beobachtungen, Widerspruch, Bestätigungen jeder Art wirklich sehr freuen:
Junge Menschen, Menschen zwischen 16 und 30 Jahren, sind heute anders mobil als früher. Sie
- haben seltener einen Führerschein,
- besitzen seltener ein eigenes Auto,
- fahren seltener mit dem Auto,
- nutzen öfter Öffentliche Verkehrsmittel und
- fahren öfter mit dem Fahrrad.
Die Ursachen für diese Veränderungen im Mobilitätsverhalten sind vielfältig, die wichtigsten dürften sein:
1. Ökonomische Gründe: der Erwerb des Führescheins, der Kauf eines Autos und insbesondere der Erhalt und die Nutzung eines Autos ist kostspielig. Dem gegenüber steht die prekärer gewordene ökonomische Situation junger Menschen. Und sie schätzen ihre wirtschaftliche Perspektive deutlich pessimistischer ein als noch vor einigen Jahren.
2. Die Nutzung anderer Verkehrsmittel als den eigenen Pkw ist deutlich attraktiver geworden. Einige Gründe sind:
o Beschleunigung durch Infrastrukturausbau: Die Grazer Schieneninfrastruktur wie auch die ÖPNV-Schieneninfrastuktur um Graz wurde ausgebaut, nun auch in der Obersteiermark (S-Bahn!);
o Attraktivierung des rollenden Materials: Straßenbahnen, S-Bahngarnituren sowie innerstädtische und Regional-Busse sind wesentlich komfortabler als in früheren Jahren, ebenso der im Fernverkehr eingesetzten RailJet, sowie Fernbusse. Hinzu kommt die kostenlose Verfügbarkeit von Strom und WLAN in diesen öffentlichen Verkehrsmitteln;
o Beschleunigung durch Bevorrangung und Frequenzsteigerung: Durch Bestellungen der Gebietskörperschaften ist die Frequenz auf einer Reihe von Linien deutlich gesteigert worden, verbunden - auch durch ÖV-Bevorrangung - mit einer Zeitersparnis für KundInnen;
o Mit der Einrichtung des Verkehrsverbunds und der damit einhergehenden tariflichen Maßnahmen, wie auch durch die Einführung zusätzlicher, fahrpreisreduzierender Angebote (Vorteilscard, Sparschiene, TOP-Ticket, Grazer Jahreskarte u.a.) ist der Preisvorteil des ÖV größer geworden;
o Vor dem Hintergrund der Investitionen in einen besseren Öffentlichen Verkehr wurden auch die infrastrukturellen Voraussetzungen für multimodale Mobilität verbessert, etwa durch Ausbau von Park&Ride und Bike&Ride, aber auch durch die Modernisierung von Bahnhöfen.
o Der Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur (Radwege, Abstellanlagen), Bevorrangungen des Radverkehrs sowie neue, (technisch) verbesserte Fahrräder haben das Radfahren attraktiviert.
o Nicht zuletzt seien die Vielzahl von Aktivitäten von Betrieben genannt, die einen Umstieg ihrer MitarbeiterInnen auf ÖV und Fahrrad zum Ziel haben
3. Smartphones werden in Verbindung mit Apps zur universellen Schnittstelle zu (integrierten) Mobilitätsplattformen. Das bedeutet:
o Echtzeitinformationen zu allen Angeboten des Öffentliche Verkehrs (kostengünstigste, fahrzeitsparendste ÖV-Angebote);
o elektronisches Ticketing, bequeme Abrechnung anderer Mobilitätsdienstleistungen;
o Ermöglichung einer fahrpreis- und fahrzeitoptimierten integrierten Nutzung verschiedener Mobilitätsformen, insbesondere ÖV, Fahrrad, Carsharing, Bikesharing und eigenes Fahrrad - hin zu individuellen, intermodalen Transportketten.
4. Neue, flexible ÖV-Angebote und Angebote zu Schwachlastzeiten: Gerade im ländlichen Raum, aber auch zu Zeiten in denen ein regulärer Öffentlicher Verkehr zu vertretbaren Kosten nicht betrieben werden kann werden vermehrt flexible (Ruf-)Systeme angeboten. In den Nachtstunden wird der ÖV durch Nachtbusse oder Diskobusse ergänzt.
5. Umweltgründe sprechen objektiv und subjektiv verstärkt für die Nutzung von Alternativen zum eignen Pkw. Der Verkehr - und hier bei weitem überwiegend der Kfz-Verkehr - trägt rund eine Viertel zu den Treibhausgasemissionen bei. Eine wachsende Zahl von Menschen, insbesondere junge Menschen ziehen bei der Wahl ihrer Mobilitätsform auch Umweltgründe in Erwägung.