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Thema: Eggenberger Trasse stürzt Bürgermeister (7648-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • Michael
  • Styria Mobile Team
Eggenberger Trasse stürzt Bürgermeister

Eggenberger Trasse stürzt Bürgermeister

Überraschend verlor Gustav Scherbaum 1973 die Wahl - die Planung der Pyhrnautobahn mitten durch Eggenberg bedeutete sein politisches Ende.

Auch Hausherren sind schon gestorben, könnte man die Geschichte des Grazer Bürgermeisters Gustav Scherbaum übertiteln. Doch fangen wir mit dem positiven Beginn seiner Laufbahn an: Am 24. März 1968 wurde der allseits beliebte Gustav Scherbaum, ein hervorragender Schachspieler, als Bürgermeister wiedergewählt. Seine SPÖ konnte drei Mandate dazugewinnen und somit das beste Wahlergebnis seit 1932 erreichen.

Gut begonnen

Unter Scherbaum wurde die Fußgängerzone in der Herrengasse eingeführt und das Eggenberger Bad gebaut. Keine Wolke trübte seinen politischen Himmel, die absolute Mehrheit hielt bis zum 25. Februar 1973. An diesem Tag verlor die SPÖ entgegen allen Wahlprognosen und Hochrechnungen 16,7 Prozent - und eine ganze politische Welt stürzte ein.

Was war geschehen? Ganz einfach, Scherbaum war das Opfer einer neuen Zeit geworden, er wurde von der Welle des Bürgerunmuts gegen die technokratische Politik der 1960er-Jahre weggespült. Man feierte diesen Tag als Ende einer Fehlplanung, die auf dem "Irrglauben der autogerechten Stadt" basiert habe.

Stein des Anstoßes war die heftig diskutierte Frage der Trassenführung der Pyhrnautobahn durch Graz. Heimlich geplant war ursprünglich nämlich, dass die A9 mitten durch den Bezirk Eggenberg führen sollte. Eine auf Betonstelzen gebaute Hochautobahn war zuerst in Planung, die von den Stadtvätern aber schnell in eine überdachte Unterflurtrasse mit Zu- und Abfahrten für den Ziel- und Quellverkehr umgeändert wurde. Bloß die Bevölkerung wurde nie richtig informiert, alles lief eher wie eine geheime Kommandosache, die alle überraschen beziehungsweise wohl auch alle überfahren sollte.

Am 25. Juni 1970 - vor nunmehr fast 40 Jahren - beschlossen SPÖ und ÖVP gemeinsam im Gemeinderat, die Pyhrnautobahn quer durch Eggenberg zu führen.

Doch die Stadtregierung hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Und der Wirt war in diesem Fall die verärgerte Bevölkerung von Eggenberg, dem roten Kernbezirk der Landeshauptstadt. Eine Bürgerinitiative protestierte gegen die "Zerschneidung" ihres Bezirkes, die FPÖ unter Norbert Matzka und die KPÖ unter Walter Kosmus übernahmen deren Standpunkt.

37.000 Stimmen wurden im "Volksbegehren gegen die Pyhrn-Stadttrasse" gesammelt und am 8. Jänner 1973 in neun Aktenordnern dem Bürgermeister übergeben. Doch Scherbaum wollte das Volksbegehren nicht mehr vor den Gemeinderatswahlen am 25. Februar im Gemeinderat behandeln, sondern kündigte eine genaue Überprüfung aller Stimmen an, ob die Unterschreiber wohl wahlberechtigt wären. Das war zwar berechtigt, wurde aber von Viktor Strohmayer, dem Obmann des Schutzverbandes gegen die Trassenführung, als "Abwürgen der Demokratie" bezeichnet: "Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig als der ,offene Krieg' mit jenen, die das Volksbegehren abbiegen wollen." Auch die Grazer ÖVP unter ihrem Spitzenkandidaten Franz Hasiba vollzog nun einen schnellen Kurswechsel und trat für eine Verlegung der Autobahntrasse hinter den Plabutsch ein.


"Eigentlich" ungültige Wahl

Die Ergebnisse der Gemeinderatswahl vom 25. Februar 1973 bestätigten die Volkswut mit dem Verlust der absoluten SPÖ-Mehrheit. Die neue Mandatsverteilung: SPÖ 20, ÖVP 20, FPÖ 9, KPÖ 1. Die beiden bürgerlichen Parteien wählten in der Folge Alexander Götz (FPÖ) zum Bürgermeister, wobei aber ein juridischer Lapsus passierte: Ein ÖVP-Gemeinderat fehlte wegen Krankheit bei der konstituierenden Sitzung des Gemeinderates. Sein Ersatzmann war aber natürlich nicht von der Bevölkerung gewählt, also verfügte die ÖVP-FPÖ-Koalition nicht über die erforderliche Mehrheit - und die Wahl des Bürgermeisters war eigentlich ungültig.

Quelle: www.kleine.at


Zum Glück ist es nicht so weit gekommen. Trotzdem verdanken wir ihm die Fußgängerzone, worauf wir ja heute stolz sein können.
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile

Re: Eggenberger Trasse stürzt Bürgermeister
Antwort #1
Ich kann mich noch genau erinnern, allerdings durfte ich damals noch nicht unterschreiben :'(

  • 4020er
  • Styria Mobile Team
Re: Eggenberger Trasse stürzt Bürgermeister
Antwort #2
Gottseindank, das wäre ein Horror für alle Bewohner!
A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport.
-Gustavo Petro

  • kayjay
Re: Eggenberger Trasse stürzt Bürgermeister
Antwort #3
Bis heute sind ja die Vorboten dieser Variante sichtbar:
Der Autobahnstumpf in Webling, und die Freihaltezonen in Eggenberg, die erst recht spät nun doch bebaut wurden.

Re: Eggenberger Trasse stürzt Bürgermeister
Antwort #4
Um welche Zonen/Grundstücke handelt es sich hier? Bzw. anders formuliert, wo in Eggenberg sind diese Zonen? Hat da vll jemand eine Skizze?
Grüße aus 1200 Wien!!!

  • Michael
  • Styria Mobile Team
Re: Eggenberger Trasse stürzt Bürgermeister
Antwort #5

Nachdem ich mir den Luftbild-Stadtplan an meiner Türe genauer betrachtet habe, gehe ich mal davon aus, dass die einzig logische Führung folgendermaßen ausgesehen hätte (vom Verteilerkreis Webling beginnend):

Anton Mell Weg - Grazerfeldstraße - Brauhausstraße - Schrebergartenanlage Eckertstraße/Reininghausgründe - FH Campus (war das vor dem Bau dessen Brachland?) - Die weitere Führung könnten evt. andere wissen.
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile

  • amadeus
  • Libertin & Hedonist
Re: Eggenberger Trasse stürzt Bürgermeister
Antwort #6
Zitat

Die weitere Führung könnten evt. andere wissen.


FH Campus war ein Freiluft-Material- und Schrottlager von SGP. Und eine Faßbinderei hatte dort ihre Holzstapel zum Trocknen aufgebaut. Sonst war da eigentlich nichts, die SGP-Halle in der Eckertstraße kam ja erst viel später.
Als Anhaltspunkt kann ich dir aus dem Gedächtnis nur folgendes mitgeben: Die Trasse hätte genau den Spielplatz in der Krausgasse überquert, das Grundstück nördlich davon bis zur Georgigasse war auch (fast) unverbaut. Dann allerdings weiter genau zwischen Algersdorferstraße und Vinzenzgasse, da wäre doch einiges abzubrechen gewesen. Ungefähr bei den Luisengärten wäre wieder (damals) unverbautes Gebiet erreicht worden.

Ich bin sicher, damals einen schönen Plan mit Trassenverlauf und Kennzeichnung der abzubrechenden Objekte gesehen zu haben. Allerdings weiß ich nicht mehr, ob der in einer Zeitung oder einer Aussendung der Bürgerinitiative abgedruckt war.
Gruß aus Graz-Eggenberg
Wolfgang
      Für jedes Problem gibt es eine Lösung, die einfach, klar und falsch ist.
Im Übrigen bin ich der Meinung, daß das Fahrtziel eines Fahrzeuges mit dessen Fahrtzielanzeige übereinstimmen soll.


  • Michael
  • Styria Mobile Team
Re: Eggenberger Trasse stürzt Bürgermeister
Antwort #7

Weil ich's gerade ausgegraben habe...

Zitat
Ich bin sicher, damals einen schönen Plan mit Trassenverlauf und Kennzeichnung der abzubrechenden Objekte gesehen zu haben. Allerdings weiß ich nicht mehr, ob der in einer Zeitung oder einer Aussendung der Bürgerinitiative abgedruckt war.

Im Stadtbauamt gibt es einen Artikel (in einem Bildrahmen) darüber - man findet es im fünften Stockwerk. Glaube, ich habe davon schon mal ein Bild gemacht, werde schauen.
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile

  • Amon
Re: Eggenberger Trasse stürzt Bürgermeister
Antwort #8
Aus aktuellem Anlass. Stolpert auch Bürgermeister Nagl über ein fragwürdiges Straßenprojekt?

https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5760088/JosefHuberGasse_Zu-viel-Laerm-und-Freinstaub_Genehmigung-fuer

(Ein Transkript dieses Plus-Artikels befindet sich im Thread über die bewusste Unterführung: http://www.styria-mobile.at/home/forum/index.php/topic,12459.msg179458.html#msg179458)