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Thema: Grazer beim Auto auf der Bremse (1609-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • Michael
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Grazer beim Auto auf der Bremse


Mobilitätsstudie: Grazer setzen vermehrt aufs Fahrrad, Auto verliert, Öffi stagniert. Pendler als Benzinbrüder.

GERALD WINTER

Eine Trendwende", jubelt die grüne Vizebürgermeisterin Lisa Rücker. Erstmals seit 30 Jahren steigen die Grazer weniger oft ins Auto. Wurden 2004 noch 47,3 Prozent aller Wege mit dem Pkw zurückgelegt, sind es heute nur noch 45,2. Im Gegenzug steigen die Grazer vermehrt auf ihren Drahtesel: Der Anteil ist von 14,1 auf 16,1 Prozent gestiegen (siehe Grafik).

Das sind die Ergebnisse des neuesten ,,Modal Split". 3200 Grazerinnen und Grazer wurden im Herbst 2008 nach ihrem Mobilitätsverhalten befragt. Die Ergebnisse sind für Lisa Rücker und Stadtbaudirektor Bertram Werle erfreulich: ,,Die Verschiebungen im Pkw- und Rad-Bereich innerhalb von vier Jahren sind sensationell." Ein Grund für das Erstarken der Pedalritter könnte der im Spätsommer hohe Benzinpreis sein, glaubt Rücker. ,,Aber das zeigt: Der Kostenfaktor spielt im Autoverkehr eine hohe Rolle."

Die Details aus der Mobilitätsstudie:

Fahrten: Insgesamt legt die Grazer Bevölkerung 900.000 Fahrten an einem Werktag zurück. Dazu kommen noch rund 350.000 Fahrten von Einpendlern. Diese entpuppen sich allerdings als Benzinbrüder - 300.000 dieser Fahrten erfolgen mit dem Pkw.

Modal Split: 19,9 Prozent aller Wege legen die Grazer mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln zurück; 35,7 Prozent fahren selbst mit dem Auto, 9,5 Prozent sind Mitfahrer; 16,1 Prozent treten in die Pedale; nur noch 18,8 Prozent gehen zu Fuß. 1982 waren es noch 31 Prozent.

Städtevergleich: In Wien fahren dank des U-Bahnnetzes 35 Prozent mit den Öffis, 27 Prozent gehen zu Fuß. ,,Das spricht für die hohe Urbanität und Dichte Wiens", sagt Baudirektor Werle. ,,Da hat Graz noch viel Möglichkeit nach oben." 4000 Menschen leben in Wien auf einem Hektar, in Graz nur 2000.

Verkehrszweck: 23 Prozent der Wege führen die Grazer zu ihrem Arbeitsplatz. Hier ist der Autoanteil mit insgesamt 50 Prozent am höchsten (siehe Grafik links unten). 30 Prozent aller Wege führen ins Kaufhaus, 24 Prozent dienen der Freizeitgestaltung.

Wohnung als Ausgangspunkt: Der am öftesten angetretene Weg ist der von der eigenen Wohnung in die Arbeit (24,7 Prozent). Generell gilt: Die Wohnung ist der häufigste Ausgangspunkt - 41,7 Prozent aller Wege führen von hier weg. Danach kommt der Arbeitsplatz (18,6 Prozent) und der Weg vom Einkaufen (17,5 Prozent).

Langsames Auto: Mit dem Rad werden pro Fahrt durchschnittlich 2,9 Kilometer gefahren. Dabei schaffen die Grazer Pedalritter das Tempo von elf Kilometern pro Stunde im Schnitt - jene, die bei dieser kurzen Strecke dennoch auf das Auto setzen, kommen nur mit neun Kilometern pro Stunde voran. Auch die Öffis sind hier konkurrenzfähig: Im Schnitt werden mit Bus und Tram 5,7 Kilometer bei elf km/h gefahren. Das Auto schafft dieselbe Strecke mit 14 km/h.

Politisches Resümee: Für Vizebürgermeisterin Lisa Rücker sind diese Zahlen eine gute Ausgangsbasis. ,,Wir müssen die angefangene Trendwende weiter forcieren und massiv in den Öffentlichen Verkehr investieren." Das wird auch notwendig sein, will die schwarz-grüne Rathaus-Koalition ihr selbst gestecktes Ziel erreichen: Die Grazer sollen nur noch bei 40 Prozent ihrer Wege ins Auto steigen. Der Rest soll sich auf Bus, Tram, Rad und Fußwege verteilen.

Um das zu unterstreichen, zitiert Rücker eine Studie der TU Wien: ,,Die belegt, dass Investitionen in den öffentlichen Verkehr mehr für die Wirtschaft und an Arbeitsplätzen bringen als Gelder in neue Straßen zu pumpen." Fazit: Jetzt, da Investitionsprogramme gegen die Krise aufgelegt werden, müsse der ÖV bevorzugt werden.

Quelle: www.kleine.at
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile