Hallo,

vergangenen August konnte ich die 2008 (wieder-)gebaute Straßenbahn in Bergen besuchen und habe dabei einige Fotos geschossen.
Da der Besuch der Straßenbahn eher spontan war, hatte ich meine DSLR nicht mit und so wurden die Fotos mit einer 08/15 Kompaktkamera aufgenommen. Trotzdem möchte ich euch die Bilder nicht vorenthalten und euch etwas von dem tollen Betrieb zeigen.

Begonnen hat meine Reise am Hauptbahnhof, wo ich versuchte Euro in norwegische Kronen zu wechseln. Leider gab es keine Wechselstelle, und der Automat für die Fahrkarte akzeptierte nur norwegische Münzen, also kaufte ich mir eine Packung Kaugummi und bekam als Rückgeld für meine 10€ Münzen.
Etwas enttäusch war ich vom Bahnhof, immerhin zählt Bergen 270 000 Einwohner und ist damit ähnlich groß wie Graz. Während wir eigentlich regen Zugverkehr auf unserem Bahnhof beobachten können, hält sich dieser in Bergen sehr in Grenzen: Er hat lediglich 4 Bahnsteige und bei meinem Besuch war kein einziger Zug zu sehen.


Bergen Hauptbahnhof. Hier endet die Strecke von Oslo, welche eine der höchst gelegenen Hauptbahn der Welt ist. Zwischen Start- und Endpunkt, die beide auf Meereshöhe liegen, erklimmt die Bahn hohe Berge und erreicht dabei 1250 Höhenmeter.

Nun ging es zur Straßenbahnhaltestelle die sich gleich neben dem Bahnhof befindet. Für 80 NOK (9,50€) erwarb ich eine 24-Stundenkarte und fuhr an die Endstation Lagunen, um die Strecke zuerst aus dem inneren der Straßenbahn zu erkunden.
Während der 13,4km langen Reise musste ich feststellen, dass es sich eigentlich um keine Straßenbahn, sondern viel mehr um eine Stadtbahn handelte. Die innerstädtische Fahrgastbeförderung spielt hier eindeutlig eine untergeordnete Rolle, viel mehr geht es um das Verbinden der Vororte mit der Stadt. Die von 1897 bis 1965 vorhandene Straßenbahn war lediglich in der Innenstadt unterwegs.
Nach ca. 20  Minuten Fahrzeit kam ich bei der südlichen Endstation Lagunen an.


Variobahn 207 wartet bis alle Fahrgäste ausgestiegen sind, um dann zu wenden.

Betrieben wird die Strecke mir Zweirichtungsfahrzeugen, die in ein "Wendegleis" fahren und dort ihre Ausgleichszeit verbringen. Dieses Gleis zweigt von der Streckenverlängerung zum Flughafen ab, an der seit 2013 gebaut wird. Wie man erkennen kann, verkehrt die Stadtbahn auch durch Tunnels.


Bald soll es hier zum Flughafen weitergehen.

Von Lagunen nach Skjord wird die Bahn von einem Radweg begleitet. "Hauptattraktion" von Lagunen ist das links zu sehende Einkaufszentrum.


Der uns bereits bekannte Wagen 207 macht sich wieder auf den Weg nach Bergen.

Hier ist es wirklich noch sehr ländlich, von der Stadt Bergen merkt man eigentlich nichts mehr. Wirklich beachtenswert ist, dass die Stadtbahn nie mit dem mIV auf einer gemeinsamen Fläche verkehrt. Ebenso positiv hervorzuheben ist die kaum auffallende Fahrleitung. Da mir mein Fotohügel, auf dem ich stand, eigentlich ganz gut gefiel wartete ich noch auf den Gegenzug.


VB 216 kurz vor der Endstation.

Grün statt grau - Straßenbahn statt Stau. Ganz kapiert habe ich das dortige System der Rasengleise allerdings nicht, anscheinend wollte man unbedingt Vignolschienen verwenden.


202 zwischen Lagunen und Skjort.

Nach meinem Fussmarsch setzte ich mich wieder in die Straßenbahn und fuhr 3 Stationen weiter nach Nesttun stentrum und durchquerte dabei den Skjoldtunnel und den Nesttunhaugtunnel. Leider habe ich einen wolkigen Tag erwischt und so erscheint der Ort ziemlich grau. Trotzdem bringen ein paar Pflanzen Farbe und diesen grauen Tag.


216 zwischen den Haltestellen Nesttun und Nesttun sentrum.

Als ich mich zu Fuss auf den Weg nach Nestrun mache kommt mir VB 218 entgegen. Befahren wurde die Strecke übrigens im 10-Minutentakt - ob das auch unterm Schuljahr so ist weiß ich nicht.


218 schlängelt sich durch den Bergener Vorort Nesttun.

Gebaut wird die Bahn in 3 Etappen: Die erste Etappe war von Bergen bis Nesttun, die zweite Etappe ist nun in Betrieb und geht bis Lagunen. Derzeit wird an der dritten Etappe zum Flughafen gebaut. Bei der ehemaligen Endstation Nesttun fiel mir die Genialität dieser Haltestelle auf: Auf der rechten Seite des Bahnsteiges hält die Straßenbahn, auf der anderen Seite der Bus. So wird der Fussweg kurz gehalten, was bei Regen und Kälte (und die soll es in Norwegen angeblich manchmal geben   ) das Umsteigen von der Bahn zum Bus sehr angenehm macht. Beim stadteinwärtigen Bahnsteig rechts funktioniert das System gleich.
Der Oberbau erinnert eher an die Eisenbahn.


Niveaugleiche Bahnstiege, eigene Gleiskörper, hohe Geschwindikeiten und teure Fahrkarten - die Bergener Stadtbahn ist das genaue Gegenteil von Graz.

Während man sich bei der HGL statt einem informativen Fahrgastinformationssystems Werbung auf den Bildschirmen ansehen darf, gibt es in Bergen dauerhaft Informationen über nächste Haltestellen, Datum, Uhrzeit und Liniennummer. Rechts unten ist ein Entwerter zu sehen, Fahrkarten werden hier elektronisch gelöst. Anders als in den Niederlanden, wo sowohl ein-, als auch ausgecheckt werden muss (finde die OV-chipkaart allerdings super), reicht hier einmaliges Entwerten. Etwas nervös war ich allerdings schon, da man in Norwegen mit Englischen Informationen sehr sparsam umgeht und ich keine Ahnung hatte wie das System funktioniert. Also hielt ich die Karte ein zweites mal vor den Entwerter und deutete das rote Aufleuchten so, dass ich wohl nicht auschecken muss.


Nächster Halt: Paradis. Hier befinden wir uns wahrlich.

In Paradis bin ich ausgestiegen um die Gegend dort zu begutachten. Bis auf eine Straße, eine Haltestelle und ein paar Häuser gibt es hier nicht viel. Gleich hinter der Haltestelle beginnt der 1107 Meter lange  Fantofttunnel, der der längste Tunnel der Bergener Stadtbahn ist.


209 verlässt gerade die Haltestelle Paradis.

Alle Haltestellen sind gleich aufgebaut und besitzen einen Fahrkartenautomaten. Im Fahrzeug ist es nicht möglich ein Ticket zu erwerben.
Auch hier sehen wir wieder den vollbahnartigen Oberbau. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt übrigens 70km/h.


Saubere und überdachte Haltestellen - hier wartet man gerne.

Langsam kommen wir wieder in den urbanen Raum zurück. Hier verkehr die Straßenbahn bereits wieder durch Häuserschluchten, trotzdem ist ein baulich abgetrennter Gleiskörper selbstverständlich.


216 verlässt die Haltestelle Sletten.

Nun begebe ich mich wieder zurück in die Stadt und steige bei der Haltestelle Florida aus um das wunderschön gepflegte Rasengleis zu begutachten.


Wie es hier wohl vor der Stadtbahn ausgesehen hat?

Zu Fuss ging es weiter stadteinwärts. Im Hintergrund sieht man ein kurzes Stück, in dem die Tram im Mischverkehr ist.


211 präsentiert sich im Gegenlicht.

Nun kommen wir zum Ausgangspunkt meiner Reise mit den Bybanen: Der Hauptbahnhof. Es ist die vorletzte Station vor der Endhaltestelle Byparken.


Bystasjonen. Im Hintergrund das Bahnhofsgebäude.

Kurzzeitig kam dann die Sonne raus. Die Gelegenheit nutze ich und so konnte ich 217 ablichten. Im Hintergrund ist ein hübscher Park zu sehen, der auch einen See zu bieten hat. Dahinter wacht der rote Rathausturm Turm der Johanneskirken über die Stadt.


Der gut gefüllte Wagen 217 gegenüber des Hauptbahnhofs.


Kurz vor der Endstation dann noch eine Doppelkreuzungsweiche.

Und Endstation. Leider hat man die Stadtbahn direkt vor der Altstadt enden lassen. Allerdings kann man hier in zahlreiche Bus- und O-Buslinien umsteigen um in das Zentrum zu kommen.


209 ist gerade in der Station Byparken angekommen und gönnt sich eine Pause, bevor es wieder zurück nach Lagunen geht.

Anschließend machte ich noch einen Abstecher zu den Fløibanen. Dabei handelt es sich um eine 850m lange Standseilbahn die auf den 399 Meter hohen Fløyen führt.


Ein Wagen ist blau, der andere rot. Die Talstation befindet sich unter der Erde.

Zum Abschluss noch die wunderschöne Aussicht auf die wirklich schöne Stadt.


Ich hoffe der Bericht hat gefallen. Allgemein muss ich sagen, dass Norwegen ein wirklich schönes Land und sicherlich einen Besuch wert ist.

LG

Interessant, danke! Hatte noch nie das Vergnügen einer Mitfahrt.

Im Hintergrund ist ein hübscher Park zu sehen, der auch einen See zu bieten hat. Dahinter wacht der rote Rathausturm über die Stadt.

Das ist die Johanneskirken, das Radhus findet sich in seiner ganzen waschbetonierten Pracht am Ende der Kaigatan in unmittelbarer Nähe der Endstation der Bybanen.

Etwas enttäusch war ich vom Bahnhof, immerhin zählt Bergen 270 000 Einwohner und ist damit ähnlich groß wie Graz. Während wir eigentlich regen Zugverkehr auf unserem Bahnhof beobachten können, hält sich dieser in Bergen sehr in Grenzen: Er hat lediglich 4 Bahnsteige und bei meinem Besuch war kein einziger Zug zu sehen.

Najo, SPNV im Nahbereich wird ja jetzt eh durch die Bybanen geboten, die Bergenbahn verschwindet ja seit einigen Jahren direkt hinter dem Bahnhof im Tunnel nach Arna, wohin eh zumindest zwei Fahrten pro Stunde angeboten werden, zusätzlich gibt es noch Lokalverkehr etwa stündlich bis Voss. Viel mehr Potenzial gibt's bei der Trassierung halt nicht und hinter Voss ist man eh schon in der Wildnis.

Allgemein muss ich sagen, dass Norwegen ein wirklich schönes Land und sicherlich einen Besuch wert ist.

...hat's das Geldbörsel überlebt?

Das ist die Johanneskirken, das Radhus findet sich in seiner ganzen waschbetonierten Pracht am Ende der Kaigatan in unmittelbarer Nähe der Endstation der Bybanen.

Danke, schon geändert.

Najo, SPNV im Nahbereich wird ja jetzt eh durch die Bybanen geboten, die Bergenbahn verschwindet ja seit einigen Jahren direkt hinter dem Bahnhof im Tunnel nach Arna, wohin eh zumindest zwei Fahrten pro Stunde angeboten werden, zusätzlich gibt es noch Lokalverkehr etwa stündlich bis Voss. Viel mehr Potenzial gibt's bei der Trassierung halt nicht und hinter Voss ist man eh schon in der Wildnis.

Danke für die Info! Bei einer Bevölkerungsdichte von ganzen 13EW/km^2 ist klar, dass der Zug - zumindest am Land - wahrscheinlich nicht das Mittel der Wahl sein wird.

...hat's das Geldbörsel überlebt? 

Familienurlaub - das schont das Geldbörserl.
Beim nächsten Besuch werde ich dann hoffentlich schon etwas mehr verdienen.

Wirklich schöne Bilder und das noch dazu von Handy!