Kontrollore: ,,Wurden zum Schwarzfahren animiert"Von Johanna Vuak
johanna.vucak@grazer,at
In den Reihen der Fahrscheinkontrollore der Firma Securitas, die für die Holding Graz die Fahrscheinüberprüfungen durchführt, gärt es: Nachdem bekanntlich im September fünf von ihnen gekündigt wurden, weil es Leistungsmängel gegeben hatte, folgten Ende Oktober die nächsten Dienstfreistellungen. Einige der Ex-Kontrollore wollen das jedoch nicht auf sich sitzen lassen und nennen nun, wie sie behaupten, den wahren Grund für die Kündigungswelle: ,,Wir mussten gehen, weil unser internes ,Schwarzfahr-System' aufgeflogen ist!" Das soll folgendermaßen funktioniert haben.
Kontrollor A.*: ,,Ich war gerade drei Wochen dabei, da wurde mir gesagt, dass es üblich ist, dass Kontrollore, aber auch deren Partner, Kinder, Geschwister und Bekannte gratis mit Bus und Bim fahren. Dazu braucht der Kontrollor nur seine Dienstnummer auf einen Fahrschein zu schreiben - und ihn an seine Angehörigen weiterzugeben. Kommt es zu einer Fahrscheinüberprüfung, weiß jeder Kontrollor, der den Schein mit Dienstnummer sieht, dass es sich um den Angehörigen eines Kollegen handelt. Und es wurde nicht gestraft. Sogar der Einsatzleiter hat uns dazu geraten."
Alle haben es gemacht
Kontrollor B.*: ,,Dann hat jedoch ein junger Kollege einen Fehler gemacht - er hat im Mobilitätszentrum einen Fahrschein gekauft und vor den Augen des Schalterbeamten seine Dienstnummer draufgeschrieben. Der Schein war für seine Schwester bestimmt. Der Beamte hat das seinem Vorgesetzten gemeldet, und so kam der Stein ins Rollen. Der junge Kollege wurde von der Securitas sofort dienstfrei gestellt - dann kamen wir dran. Ich habe bei der Befragung zugegeben, auch Dienstnummern-Fahrscheine an Angehörige weitergegeben zu haben. Der Regionalstellen-Leiter hat dann auf mich eingeredet, dass ich dazu eine eidesstattliche Erklärung unterschreiben soll. Ich habe es gemacht - dann wurde ich gekündigt."
Alle haben es gewusst
Kontrollor C.*: ,,Ich war in der zweiten Kündigungswelle dran. Da ist schon alles über die Gewerkschaft gelaufen. Wir, sieben Kontrollore, wurden ins Gewerkschaftsgebäude nach Eggenberg zitiert und dort dienstfrei gestellt. Da hat es auch heftige Szenen gegeben - Vorwürfe der Geldunterschlagung, es wurde mit der Polizei gedroht. Wir haben diese Erklärung aber nicht mehr unterschrieben. Die Gewerkschaft hat uns vorbereitet, die Sache hat ja sofort die Runde gemacht. Jeder hat von diesem ,Dienstnummern-System' gewusst, es war ein offenes Geheimnis - alle haben es praktiziert. Manche sicher an die zehn Jahre hindurch."
Alle streiten es jetzt ab
Kontrollor A.*: ,,Ich habe diese Erklärung unbedacht unterschrieben, das macht mir derart zu schaffen, dass ich in ärztlicher Behandlung bin. Wir sind Opfer eines Systems, von dem alle Vorgesetzten wussten. Jetzt streiten es alle ab. Es sollen ja in den nächsten Wochen auch die verbliebenen Kollegen ausgetauscht werden."
Quelle:
www.grazer.at