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Verkehr => ÖPNV - Allgemein => Thema gestartet von: Martin am Dezember 15, 2017, 21:18:29

Titel: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Martin am Dezember 15, 2017, 21:18:29
Der ehemalige Präsidentschaftskandidat wird Infrastrukturminister.

Was das wohl bringen wird...  8)
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Vitus am Dezember 15, 2017, 23:17:12
Er hat vom Parafliegen etwas Ahnung, ist aber abgestürzt. Außerdem war  er Aufsichtsratsmitglied der Charterfluggesellschaft Mapjet AG.  Ob er jemals mit der Eisenbahn gefahren ist, ist nicht bekannt.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ch. Wagner am Dezember 16, 2017, 08:51:05
Die Burschenschafter bekommen eine Österreichcard. Mit Schmiß können sie 1. Klasse fahren.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Birkfelder am Dezember 16, 2017, 09:54:19
Immerhin wird man sich in ein paar Jahren noch namentlich an ihn erinnern im Gegensatz zu den fast unsichtbaren Vorgängern wie Leichtfried, Klug oder Stöger.  :frech:
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: amoser am Dezember 16, 2017, 22:04:41
Er passt recht gut in die Nichts-und-Niemand-Riege, warum soll man sich gerade an diese Figur erinnern? ???

Ich würde den Tatendrang der neuen Regierungsriege nicht unterschätzen. Kern war dagegen sicher nur eine Übergangsfigur ohne jeden Punch und natürlich ohne jede Ahnung was ein Campaigning ist ....

Anbei ein kleiner Auszug aus dem Regierungsprogramm, das auf den Seiten 148 bis 157 die Maßnahmen in den Bereichen Verkehr und Infrastruktur enthält, mit dem Maßnahmenkatalog auf Seite 153, für alle, die trotz der besinnlichen Tage wenig Zeit haben:
Erhaltung und Ausbau des öffentlichen Verkehrs und damit der Mobilität in urbanen Zentren
sowie im ländlichen Raum
− Bekenntnis zum regionalen, schienengebundenen Verkehr
− Evaluierung der technischen Standards (Einsparungsmöglichkeiten) für die Aufrechterhaltung
und den Betrieb von Nebenbahnen (z.B. Eisenbahnkreuzungsverordnung, Option autonomes
Fahren)
− Erarbeitung von Handlungsoptionen zur nachhaltigen Absicherung von Regional-, Neben-, und
Privatbahnen
− Sondertopf zur Attraktivierung von Nebenbahnen für die ÖBB-Rahmenplanperiode
2018-2023
− Valorisierung der bisherigen Programme im Bereich Privatbahnen
− Stärkere Einbettung in regionale Mobilitätskonzepte
− Ausbau des schienengebundenen Personennahverkehrs in urbanen Zentren
− .....

.... und für alle, die Interesse dafür zeigen, welche konstruktiven Maßnahmen in unserem Land in den nächsten fünf Jahren insgesamt geplant sind, auch wenn diese von Kern, Niessl, Schickhofer & Co. nur verteufelt werden, noch das gesamte türkis-blaue Regierungsprogramm:
https://www.oevp.at/download/Regierungsprogramm.pdf?emst=L3lGGuH585_113_1688537_1

Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: AGRAZER am Dezember 16, 2017, 23:12:23
Er passt recht gut in die Nichts-und-Niemand-Riege, warum soll man sich gerade an diese Figur erinnern? ???
Ich wiederhole den Beitrag von User "Vitus": Seit 1970, also seit 47 (!) Jahren stellte die ÖVP keinen einzigen Bundesminister für Verkehr. Es kann also gar nicht schlimmer kommen. Die gesamten Streckeneinstellungen gehen also auf das Konto dieser SPFPÖ Minister!!! Da sind auch so bekannten Namen wie Bures, Faymann, von Einem, Scholten, Klima, Lacina Streicher und andere Genossen dabei, von Gorbach (ja der von der FPÖ), Schmid, Reichold gar nicht zu reden.


Wer sollte Deiner Meinung nach Infrastruktur- bzw. Verkehrsminister sein?


Leider kann ich nicht zwei Beiträge in einer Antwort zitieren, verzeiht mir bitte.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: kroko am Dezember 17, 2017, 09:09:45
Was "Bekenntnis", "Erarbeitung" und "Evaluierung" heißt kann sich der gelernte Österreicher gut vorstellen - nämlich gar nichts. Mir fällt folgender Satz auf: "Das  aktuell  vorliegende  Bauprogramm  sieht  einen  weiteren  geplanten  Verschuldensanstieg  der  ÖBB  vor  (2025:  30  Milliarden  Euro).  Aufgrund  der  aktuell  guten  Baukonjunktur  gilt  es,  die  Kosten-Nutzen-Relation  bei  der  Bauwerkerstellung  optimal  zu  gestalten." Auf Deutsch heißt das für mich: beim Ausbau des Schienennetzes soll gebremst werden, dafür gibt es deutlich weniger Geld. Auffällig auch, dass es gerade mal einen Satz zu Fußgängern und Radfahrern gibt, nämlich die no-na-Floskel "Bekenntnis zu einem funktionierenden Miteinander sowie einem rücksichtsvollen Auskommen aller  Verkehrsteilnehmer:  Fußgänger,  Radfahrer,  öffentlicher  Verkehr  sowie  motorisierter Individualverkehr". Der Satz heißt auf Deutsch: keine Maßnahmen für Fußgänger, Radfahrer und ÖV, sofern sie auf Kosten des MIV gingen.


Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Vitus am Dezember 17, 2017, 16:08:46


Zitat
Wer sollte Deiner Meinung nach Infrastruktur- bzw. Verkehrsminister sein?
Ein Experte für Verkehr soll es sein (Kurz spricht ja immer von "Experten" ..., wo sind sie nur?), nicht bloß ein "Fachmann für eh alles", wie Hofer sich immer darstellt.

P.S.: Warum wird hier immer in Schubladen gedacht? Wenn ich die Blabla-Vorhaben der Regierunsgkoalition kritisiere, heißt das nicht, dass ich meine, eine Oppostionspartei macht es vielleicht besser. Ich würde mir wünschen, wenn der Horizont ein bisser größer als rechts/links wäre ....

Für die Nominierung Hofer war nicht Sebastian Kurz zuständig sondern der Juniorpartner H.C.Strache.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 4020er am Dezember 17, 2017, 16:39:18
Zitat
Die gesamten Streckeneinstellungen gehen also auf das Konto dieser SPFPÖ Minister!!!
Die Streckeneinstellungen werden größtenteils von den Ländern angetrieben, wie zum Beispiel der Kahlschlag in Niederösterreich 2007/2008. Die Landesregierung in Niederösterreich ist eine schwarze Mehrheit. Grundsätzlich ist es meiner Meinung nach aber durchaus in Ordnung Bahnlinien einzustellen, die schlicht und einfach kein Potential mehr aufweisen (Stichwort demografischer Wandel). Dass dabei einige Male übertrieben wurde, will ich aber gar nicht bestreiten.

Dass auf Jörg Leichtfried herumgehackt wird, der in der Steiermark in meinen Augen gute Arbeit geleistet hat, verstehe ich aber nicht. Die BR Kern wurde im Mai 2017 angelobt und hatte etwas mehr als ein halbes Jahr Zeit um tatsächlich Regierungsarbeit zu leisten, ähnelte aber eher einer Minderheitsregierung als einer Koalitation. Danach startete schon der Wahlkampf. Immerhin hatten die Schwarzen zu befürchten, dass die Regierung tatsächlich was weiter bringt.

Im übrigen sind nicht nur die Schwarzen in der Regierung, sondern auch die FPÖ - und die hat in ihrem Wahlprogramm bis auf ein Österreichticket sich klar zum mIV bekennt. Immerhin ist es die Freiheit jeden Bürgers sich individuell fortzubewegen! (Achtung, Sarkasmus). Wenn man sich Wahlprogramme ansieht, sind das meistens eher Wunschlisten ans Christkind als tatsächlich umsetzbare, konkrete Formulierungen.

Zitat
Ein Experte für Verkehr soll es sein (Kurz spricht ja immer von "Experten" ..., wo sind sie nur?), nicht bloß ein "Fachmann für eh alles", wie Hofer sich immer darstellt.
Expertise ist halt in einer Demokratie kaum gefragt.

Das Problem an einer schwarz-blauen Regierung wird nicht die Einstellung von einer, zwei oder drei Bahnstrecken sein. Vielmehr müssen wir uns wahrscheinlich auf einen liberalisierten Eisenbahnmarkt einstellen, was langfristig wohl das größte Problem darstellt.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ch. Wagner am Dezember 17, 2017, 17:10:49
Für die Nominierung Hofer war nicht Sebastian Kurz zuständig sondern der Juniorpartner H.C.Strache.

Juniorpartner WC. Strache (zit. K.Palm): BRUHAHAHA!
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: TW 581 am Dezember 17, 2017, 17:37:58
Der Fernverkehr wird wohl bald eigenwirtschaftlich gefahren werden und paar Fernverkehr Verbindungen werden daduch endgültig eingstellt wenn die sich nicht rechnen, damit umgeht man das man Leistungen im FV ausschreiben muss.

GKB, STLB SLB usw. werden sich wohl in Zukunft auch für die NV wo aktuell ÖBB PV fährt sicher bewerben um weiter überleben zu können und auch die EVU aus dem Ausland wird sicher stärker ins Land kommen sieht man in Deutschland aktuell sehr gut das die DB  Regio immer mehr am Boden verliert ähnlches erwarte ich auch bei der ÖBB PV.

Ein Österreichticket wäre schon längst überfällig, aber wirklich glauben kann ich ernsthaft nicht.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Moderator1 am Dezember 19, 2017, 10:15:57
Hofer möchte das Rechts abbiegen bei Rot testen lassen und über eine Anhebung der
Höchstgeschwindigkeit nachdenken.
Ziel ist ein verbesserter Verkehsfluss.

Pläne über die ÖBB sind kaum konkret, außer dass die ÖBB in ihm einen neuen Freund hätten. (Steht tatsächlich so im Artikel)
Brigitte Ederer als Aufsichtsratpräsidentin der ÖBB wird wohl abmontiert werden.

Quelle: http://www.kleinezeitung.at/politik/innenpolitik/5340841/InfrastrukturMinister-Hofer_Rechtsabbiegen-bei-roter-Ampel-wird
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ch. Wagner am Dezember 19, 2017, 10:33:08
Die Wertigkeit der Bahn wurde schon festgeschrieben:

inbesondere Straßen ... aber auch
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: scheurin am Dezember 19, 2017, 10:35:35
Hofer möchte das Rechts abbiegen bei Rot testen lassen

In den USA funktioniert das problemlos - es gibt hier in einigen Fällen sogar ein Links-Abbiegen bei rot - nur die Österreicher / Europäer sind sicher zu dumm dafür. Das kann nicht gut gehen. Gleich wie ein All way stop sign.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: kroko am Dezember 19, 2017, 11:02:52
Zitat
In den USA funktioniert das problemlos - es gibt hier in einigen Fällen sogar ein Links-Abbiegen bei rot - nur die Österreicher / Europäer sind sicher zu dumm dafür. Das kann nicht gut gehen. Gleich wie ein All way stop sign.

Geh bitte.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am Dezember 19, 2017, 12:09:38
Hofer möchte das Rechts abbiegen bei Rot testen lassen

In den USA funktioniert das problemlos - es gibt hier in einigen Fällen sogar ein Links-Abbiegen bei rot - nur die Österreicher / Europäer sind sicher zu dumm dafür. Das kann nicht gut gehen. Gleich wie ein All way stop sign.

Wenn ich schon höre, dass die Österreicher/Europäer dümmer sein sollen, als eines der dümmsten Völker der Welt :D

Tut Leid, aber da disqualifiziert sich der gesamte Beitrag.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 4020er am Dezember 19, 2017, 13:12:57
Kann mir ehrich gesagt nicht vorstellen, dass das gut funktioniert. Damit wird ziemlich sicher der Haupterverkehrsfluss gestört.

Bei dem Vorschlag wird gejubelt. Aber wehe die bösen Fussgänger dürfen bei rot über die Ampel gehen (wie es vor einigen Jahren diskutiert wurde), do kennat jo jeda kumman!
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ch. Wagner am Dezember 19, 2017, 13:27:26
nur die Österreicher / Europäer sind sicher zu dumm dafür. Das kann nicht gut gehen.

Eine sehr kuriose Ansicht, zumal das schon im real existierenden Sozialismus der DDR funktioniert hat, und zwar seit 1978. Und nach der Fusion hat das auch das ehemalige Westdeutschland übernommen, siehe "Der grüne Pfeil". Die anderen europäischen Länder: Frankreich, Polen, Rumänien, Tschechien, Ukraine, Litauen.

Und so stellt sich nun die Frage, wer der Blöde ist.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: amoser am Dezember 19, 2017, 17:18:04
@Dietmar: Deine Meinung, dass Nagl Null Taten für den Trambetrieb in Graz aufweist ist - wie schon mehrfach dargelegt - nicht korrekt. Wie einige andere teile ich diese Meinung jedenfalls nicht und bin auch für die Zukunft optimistisch. Details dazu möchte ich einfach nicht nochmals wiederholen. Vom Jammern auf hohem bis höchsten Niveau halte ich auch nichts und erwarte mir auch von Hofer doch einige positive Impulse für den städtischen, aber auch für den regionalen Schienenverkehr.
LG
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: PeterWitt am Dezember 19, 2017, 18:38:41
Nun, der grüne Pfeil ist an manchen Kreuzungen bestimmt sinnvoll, eine generelle Einführung an allen Kreuzungen sehe ich jedoch schon etwas problematisch.
Und beim Tempo macht er halt mal das, was schon Gorbach machte - ob das zusammen mit der Abschaffung von Feinstaub-100er und forciertem Straßenbau den Umweltzielen förderlich ist wage ich eher zu bezweifeln.
Aber Ok, die ersten Tage, da wirft man mal Zuckerl für´s Stimmvieh...
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Vitus am Dezember 19, 2017, 21:31:02
nur die Österreicher / Europäer sind sicher zu dumm dafür. Das kann nicht gut gehen.

Eine sehr kuriose Ansicht, zumal das schon im real existierenden Sozialismus der DDR funktioniert hat, und zwar seit 1978. Und nach der Fusion hat das auch das ehemalige Westdeutschland übernommen, siehe "Der grüne Pfeil". Die anderen europäischen Länder: Frankreich, Polen, Rumänien, Tschechien, Ukraine, Litauen.

Und so stellt sich nun die Frage, wer der Blöde ist.

Zum Nachlesen au der deutschen StVO:
Straßenverkehrs-Ordnung § 37 Abs. 2 Nr. 1 StVO (Deutschland)
Rot ordnet an: »Halt vor der Kreuzung«. Nach dem Anhalten ist das Abbiegen nach rechts auch bei Rot erlaubt, wenn rechts neben dem Lichtzeichen Rot ein Schild mit grünem Pfeil auf schwarzem Grund (Grünpfeil) angebracht ist. Der Fahrzeugführer darf nur aus dem rechten Fahrstreifen abbiegen. Er muss sich dabei so verhalten, dass eine Behinderung oder Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer, insbesondere des Fußgänger- und Fahrzeugverkehrs der freigegebenen Verkehrsrichtung, ausgeschlossen ist.

Warum sollte das bei uns nicht funktionieren? . Antwort: Weil es die FPÖ vorgeschlagen hat.

Off tropic: Das Rauchverbot kommt nicht! Antwort: Weil es die FPÖ vorerst durchgesetzt hat.


Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: kayjay am Dezember 20, 2017, 10:42:38
Ich befürchte, dass dadurch die Regelung, nur in die Kreuzung einzufahren, wenn auch gewärleistet ist, dass man sie auch unverzüglich verlassen kann, noch mehr NICHT beachtet wird.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Moderator1 am Dezember 22, 2017, 21:31:03
Droht das Ende der Rettungsgasse und des Luft-Hunderters?

http://mobil.krone.at/1597696
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: TW 529 am Dezember 22, 2017, 22:03:12
Über das Ende des Feinstaub 100ers wäre ich nicht trauig...
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Sanfte Mobilität am Dezember 23, 2017, 09:15:41
Naja, Fakt ist aber, dass Lärm- und Abgasemission mit einer höheren Geschwindigkeit steigen - insofern macht der Feinstaub-100er schon sind (ist aber nur EINE Maßnahme von vielen zur Luftreinhaltung).

Und: höheres Tempo auf Autobahnen reduziert natürlich die Kapazität von Straßen (wegen höheren Sicherheitsabstand) - sinnvoller wäre die Einführung von Tempo 120 auf Autobahnen, 100 auf vierspurigen Überlandstraßen (ohne Pannenstreifen) und 80 auf Bundesstraßen (um den Geschwindigkeitsunterschied zwischen den unterschiedlichen Fahrzeuggruppen zu reduzieren). Das wäre sinnvoll - wäre ...

W.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Cerberus2 am Dezember 23, 2017, 09:34:34
Würde ich ein Einsatzfahrzeug auf der Autobahn lenken, so kann ich auf dem Pannenstreifen relativ schnell fahren. Beim Slalomfahren in der Rettungsgasse könnte ich nicht so schnell fahren.

Autobahnstücke ohne Pannenstreifen sind relativ selten. Mit fällt da eine Brücke zwischen St. Valentin und Eins auf der Westautobahn ein, die bei Verbreiterung auf 3 Spuren nicht verbreitert wurde. Da müsste man hat sagen, alle nach links. Oder aber Freihalten des ersten Fahrstreifens.

Tunnels werden sowieso gesperrt, wenn was passiert. Und dann kommt man ja aus der Gegenrichtung leicht dazu.

Eine weitere Stelle ohne Pannenstreifen ist die Wiener Südosttangente bei der Auffahrt Gürtel. Dort ist die Rettungsgasse sinnlos, weil die 3 Fahrstreifen schmal sind. Bei perfekter Aufstellung des Staus und völligem Fehlen von LKWs und Bussen kommt dort vielleicht ein Rettungsauto oder ein Notarzt-PKW vorbei, ein Feuerwehr-LKW garantiert nicht.

Rechtsabbieger bei Rot bei explizit gekennzeichneten Kreuzungen halte ich für nicht gefährlich. Direkt im rechten Winkel querende Fussgänger sind leichter zu sehen also solche, die parallel zu meiner ursprünglichen Fahrtrichtung daherkommen. Gerade bei Bussen und LKW eigentlich sogar ein Sicherheitsgewinn.

Ich persönlich würde gerne 150 oder 160 auf der Autobahn fahren. Aber es kann ruhig bei 130 bleiben, das ist wahrlich kein brennendes Problem. Eher verstehe ich es nicht, wieso auf kurvenreichen Strecken auf der Autobahn (Pack oder NÖ Wechsel) ein 100er verordnet ist. Auf der Überlandstraße muss jeder Lenker ja auch schauen, wie viel jede Kurve verträgt - bei weitem nicht jede Kurve geht 100, da gibt es auch Spitzkehren ...

Was das IG-L und die Geschwindigkeitsbeschränkungen anbelangt, so halte ich es als erstes einmal notwendig, die Strafen zu vereinheitlichen. Warum soll ich bei Überschreitung nach IG-L mehr zahlen als bei Überschreitung nach StVO? Vereinheitlichen kann natürlich auch Erhöhung bei der StVO sein.

Ansonsten denke ich schon, dass seeeeehr viele PKW 130 statt 100 fahren können, bis der Mehrausstoss dem Ausstoss eines einzigen LKWs erreicht. Diese Lösung liegt wohl auf der Hand ...

Ein Detail: Ein E-Autofahrer ist bei Gericht abgeblitzt, weil er argumentiert hatte, er habe keinen Ausstoß gehabt und daher den Zweck der IG-L-Beschränkung nicht gefährdet. Das Gericht argumentierte mit "gleichmäßigem Verkehrsfluss" und "Sicherheit". Meines Erachtens nach ein Fehlurteil, weil das IG-L ja eindeutig auf Sauberkeit und nicht auf Sicherheit abzielt. Dieser Paragraf gehört geändert.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Martin am Dezember 23, 2017, 11:09:24
Schau mal was Dein Auto bei 100 km/h verbraucht und was bei 130. Die Differenz kannst auch als entsprechend mehr Schadstoffe betrachten.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: stef610 am Dezember 23, 2017, 11:29:17
Man kann jederzeit den Vergleich mit 60km/h anstellen, indem man auf der A2 nach Kärnten fährt (Sanierung der jeweils nicht benutzten Röhre von Gräberntunnel, Tunnelkette zwischen St. Andrä und Griffen, Kreuzergegend, Bettlerkreuz).
Dieses Tempo spart beim KFZ(!) sicher enorm Schadstoffe.
 :boese:
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ch. Wagner am Dezember 23, 2017, 12:28:07
Er ist auch Zugunfallexperte: sein Kommentar zum Unglück von Kritzendorf: wahrscheinlich menschliches Versagen. Woher will er das wissen? Die Waggons sind noch nicht einmal weggeräumt, die Untersuchungen sind im Gange. Das ist eine ungeheuerliche Einmischung.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Martin am Dezember 23, 2017, 12:29:42
Er vermutet, darf er das nicht?
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: kroko am Dezember 23, 2017, 13:17:17
Heute ist ein ausführliches Interview mit dem Herrn Minister in der Kleinen Zeitung. Einige Ideen sind recht verwunderlich. Zum Beispiel, was soll Tempo 140 ("auf ausgewählten Straßenstücken, bei ruhiger Verkehrslage, bei idealen Fahrverhältnissen"). Wenn man z.B. auf einem 20km-Straßenstück 140 statt 130 fahren darf, und mal angenommen man könnte wirklich die ganze Strecke mit 140 km/h fahren, dann verkürzt sich die Fahrzeit um ein bisschen mehr als eine Minute. Ist das nicht wurscht? Und dafür soll man Gesetze und Infrastruktur ändern, und alles mögliche Pipapo veranstalten? Hier zeigt sich ganz deutlich, worum's geht, nämlich einzig und allein um Symbolpolitik.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: leonhard am Dezember 23, 2017, 17:53:22
Die Ballade "Der Zauberlehrling" schrieb einst J.W.v.Goethe......"und nun sollen ............Geister auch nach meinem Willen leben" - liest sich dort.
leonhard
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Bus 15 O530 Citaro L am Dezember 23, 2017, 20:12:26
Ein Detail: Ein E-Autofahrer ist bei Gericht abgeblitzt, weil er argumentiert hatte, er habe keinen Ausstoß gehabt und daher den Zweck der IG-L-Beschränkung nicht gefährdet. Das Gericht argumentierte mit "gleichmäßigem Verkehrsfluss" und "Sicherheit". Meines Erachtens nach ein Fehlurteil, weil das IG-L ja eindeutig auf Sauberkeit und nicht auf Sicherheit abzielt. Dieser Paragraf gehört geändert.
Das Urteil ist vollkommen richtig, das es im Straßenverkehr IMMER in erster Linie um Sicherheit geht. Wenn jemand das nicht verstehen kann, hat er sowie nichts hinter dem Lenkrad verloren!
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 4020er am Dezember 24, 2017, 00:15:18
Sorry Cerberus2, da muss ich ganz intensiv einhaken.

Ich persönlich würde gerne 150 oder 160 auf der Autobahn fahren. Aber es kann ruhig bei 130 bleiben, das ist wahrlich kein brennendes Problem. Eher verstehe ich es nicht, wieso auf kurvenreichen Strecken auf der Autobahn (Pack oder NÖ Wechsel) ein 100er verordnet ist. Auf der Überlandstraße muss jeder Lenker ja auch schauen, wie viel jede Kurve verträgt - bei weitem nicht jede Kurve geht 100, da gibt es auch Spitzkehren ...
Die Geschwindigkeit am Wechsel bezieht sich auf die Radien der Kurven. Wie hoch die Geschwindigkeit bei einem bestimmten Kurvenradius sein darf, ist in der RVS geregelt. Die Einhaltung ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, gilt aber als Stand der Technik. Also würde ich dein Beispiel umdrehen: Wieso sind auf Überlandstraßen trotz kleiner Radien 100 km/h erlaubt?

Zitat
Was das IG-L und die Geschwindigkeitsbeschränkungen anbelangt, so halte ich es als erstes einmal notwendig, die Strafen zu vereinheitlichen. Warum soll ich bei Überschreitung nach IG-L mehr zahlen als bei Überschreitung nach StVO? Vereinheitlichen kann natürlich auch Erhöhung bei der StVO sein.
Das sehe ich überhaupt nicht so. Die StVO regelt den Straßenverkehr, das IG-L soll die Luft sauber halten. Allerdings muss ich sagen, dass ich in diesem Fall das von Urteil vom Gericht ebenfalls als falsch sehe. War das ein OGH-Urteil? Die Ziele des IG-L sind doch klar geregelt:
Zitat von: Bundesgesetz zum Schutz vor Immissionen durch Luftschadstoffe
§ 1. (1) Ziele dieses Bundesgesetzes sind                     
1.der dauerhafte Schutz der Gesundheit des Menschen, des Tier- und Pflanzenbestands, ihrer Lebensgemeinschaften, Lebensräume und deren Wechselbeziehungen sowie der Kultur- und Sachgüter vor schädlichen Luftschadstoffen sowie der Schutz des Menschen vor unzumutbar belästigenden Luftschadstoffen;
2. die vorsorgliche Verringerung der Immission von Luftschadstoffen und
3. die Bewahrung der besten mit nachhaltiger Entwicklung verträglichen Luftqualität in Gebieten, die bessere Werte für die Luftqualität aufweisen als die in den Anlagen 1, 2 und 5 oder in einer Verordnung gemäß § 3 Abs. 5 genannten Immissionsgrenz- und -zielwerte, sowie die Verbesserung der Luftqualität durch geeignete Maßnahmen in Gebieten, die schlechtere Werte für die Luftqualität aufweisen als die in den Anlagen 1, 2 und 5 oder in einer Verordnung gemäß § 3 Abs. 5 genannten Immissionsgrenz- und -zielwerte.

Zitat
Von Populisten kann man nichts anderes erwarten. Die gschwind herbeigeredete mögliche Geschwindigkeitserhöhung ist doch nur ein Ablenkungsmanöver von seiner Einfallslosigkeit, was echte Aufgaben angeht
Das sehe ich nicht so. Ich glaube, sie wissen es einfach nicht besser und haben auch kein Interesse daran es besser zu wissen...
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ch. Wagner am Dezember 24, 2017, 10:32:16
Er vermutet, darf er das nicht?

Nicht als zuständiger Minister.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Cerberus2 am Dezember 24, 2017, 17:01:10
Sorry Cerberus2, da muss ich ganz intensiv einhaken.

Ich persönlich würde gerne 150 oder 160 auf der Autobahn fahren. Aber es kann ruhig bei 130 bleiben, das ist wahrlich kein brennendes Problem. Eher verstehe ich es nicht, wieso auf kurvenreichen Strecken auf der Autobahn (Pack oder NÖ Wechsel) ein 100er verordnet ist. Auf der Überlandstraße muss jeder Lenker ja auch schauen, wie viel jede Kurve verträgt - bei weitem nicht jede Kurve geht 100, da gibt es auch Spitzkehren ...
Die Geschwindigkeit am Wechsel bezieht sich auf die Radien der Kurven. Wie hoch die Geschwindigkeit bei einem bestimmten Kurvenradius sein darf, ist in der RVS geregelt. Die Einhaltung ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, gilt aber als Stand der Technik. Also würde ich dein Beispiel umdrehen: Wieso sind auf Überlandstraßen trotz kleiner Radien 100 km/h erlaubt?

Die gesetzlicheren 100km/h auf Überlandstraßen sind genauso wie alle anderen verordneten Beschränkungen (wie zum Beispiel 70km/h bei einer unübersichtlichen Kreuzung) das Maximum, das gefahren werden darf, wenn technisch auch mehr ginge. Kurven und andere Verkehrssituationen muss jeder Fahrzeuglenker selbst einschätzen und die - wir wissen es eh alle - angepasste Fahrgeschwindigkeit wählen.

Und sind die Kurven am Wechsel in Niederösterreich wirklich enger als in der Steiermark? Keine Ahnung, aber ich tät mal sagen, die sind gleich ...
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ch. Wagner am Dezember 25, 2017, 11:06:10
Doch, Cerberus, sie sind enger, ähnlich auf der Pack.
Die Geschwindigkeitsbegrenzung Richtung Graz wurde vor über 10 Jahren eingeführt, die Unfälle gingen um ein Viertel zurück. 2007 kam dann die Begrenzung auch in Richtung Wien.

Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Moderator1 am Januar 10, 2018, 10:03:25
Nun scheint es ziemlich sicher zu sein, Aufsichtsratspräsidentin Brigitte Ederer wird bereirts im Februar durch Arnold Schiefer ersetzt. Die ÖBB sind für Arnold Schiefer nicht unbekannt, bis 2013 war er bereits im Konzern tätig.

Quelle: https://mobil.derstandard.at/2000071797548/Weichenstellung-fuer-Umbesetzungen-in-der-OeBB
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Moderator1 am Januar 17, 2018, 09:59:12
Mittletweile hatte Herr Hofer sein erstes Arbeitsgespräch mit dem CEO der ÖBB:

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180117_OTS0017/erstes-arbeitsgespraech-zwischen-infrastrukturminister-norbert-hofer-und-oebb-ceo-andreas-matthae-und-cfo-josef-halbmayr-bild
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Moderator1 am Januar 29, 2018, 20:45:26
Künftig sollen alle Einsatzfahrzeuge, die über einen Blaulichtbescheid verfügen, österreichs Autobahnen und Schnellstraßen kostenlos benutzen dürfen. Darunter fällt zum Beispiel auch die Bergrettung.

http://m.heute.at/oesterreich/news/story/57112423

Greenpeace sieht in Hofer einen "verlängerten Arm der Autolobby" , da er die Endrohrmessungen bei den Abgaskontrollen abschaffen wolle.
Dadurch würde nicht nur die Umwelt Schaden nehmen, sondern besonders auch unsere Gesundheit.

http://m.greenpeace.org/austria/de/high/presse/presseaussendungen/Greenpeace-Verkehrsminister-Hofer-muss-an-Abgasmessungen-festhalten-/
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ch. Wagner am Januar 30, 2018, 08:17:34
Nur so ganz nebenbei: sollte man nicht den Titel ändern, Norbert Hofer ist ja inzwischen Minister. Z.B. "Neues aus dem Infrastrukturministerium". Oder so.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Moderator1 am Januar 30, 2018, 09:57:13
Nur so ganz nebenbei: sollte man nicht den Titel ändern, Norbert Hofer ist ja inzwischen Minister. Z.B. "Neues aus dem Infrastrukturministerium". Oder so.

Wurde erledigt, Danke für den Hinweis.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Moderator1 am Februar 20, 2018, 19:32:15
Nun wird überlegt, ob nicht auch für Bundesstraßen eine Vignettenpflicht eingeführt werden sollte. Insbesondere für Transitverkehre, die Bundesstraßen quasi nur zur Mautflucht nutzen.

https://m.kurier.at/chronik/oesterreich/vignetten-flucht-hofer-will-maut-auf-ausweichstrecken-ausdehnen/311.463.738
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ragnitztal am März 23, 2018, 14:07:19
Da kann es, im Vergleich zu den Bahnprojekten, wieder einmal nicht schnell genug gehen.  :-\

Noch heuer soll eine Teststrecke auf der A1 mit 140 km/h Höchstgeschwindigkeit entstehen:
https://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/5393937/Hofer-richtet-noch-heuer-Teststrecke-fuer-Tempo-140-ein
 
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Moderator1 am März 23, 2018, 20:03:45
4x OT gelöscht!
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Moderator1 am März 29, 2018, 20:15:34
So wie es aussieht, dürfte bereits im 2. Halbjahr eine  Teststrecke für 140 km/h auf Autobahnen kommen. Wo ist noch nicht bekannt, es ist lediglich fix, dass es auf der Westautobahn sein soll.

Quelle: http://m.noen.at/st-poelten/westautobahn-st-poelten-140-km-h-durch-stadt-unrealistisch-westautobahn-tempo-140-norbert-hofer/86.018.911

Meiner Meinung nach unnötig, erhöht nur die Unfallgefahr und der Schadstoffausstoff steig viel stärker bei diesen Geschwindigkeiten. Zeitvorteil hat man auch kaum bis gar keinen, geschweige denn, dass der Verkehr flüssiger würde.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ragnitztal am September 16, 2018, 16:33:23
Infrastrukturminister Norbert Hofer will längerfristig auf etwa 2/3 des Autobahnnetzes Tempo 140 einführen:
https://orf.at/#/stories/3019661/
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Martin am September 16, 2018, 22:31:41
So a Bledsinn ...
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: AGRAZER am September 17, 2018, 21:19:45
Infrastrukturminister Norbert Hofer will längerfristig auf etwa 2/3 des Autobahnnetzes Tempo 140 einführen:
https://orf.at/#/stories/3019661/
Fährt fast jeder schon. Wenn man mit 130 auf der Autobahn fährt , gehörst eh schon zu den Langsamen.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ragnitztal am Oktober 01, 2018, 11:43:17
Weil es gut zum zuvor angesprochenen Thema passt.

Ein, vom Infrastrukturministerium beauftragtes, Gutachten kommt zum Schluss, dass, gemeinsam mit anderen Maßnahmen, auf allen Autobahnen Tempo 100 eingeführt werden müsste, um die Klimaziele von Paris zu erreichen.

Also ziemlich konträr zu den "140er Träumen" von Minister Hofer.

Hier die heutigen Artikel aus Standard und Kleiner Zeitung:
https://derstandard.at/2000088380942/Gutachten-fuer-Hofer-empfiehlt-Tempo-100
https://www.kleinezeitung.at/oesterreich/5505607/Fuer-Klimaziele_Tempo-100-auf-allen-Autobahnen-empfohlen
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: amoser am Oktober 01, 2018, 19:39:21
.....
Also ziemlich konträr zu den "140er Träumen" von Minister Hofer.
.....

Der Objektivität wegen sei zitiert, dass der Sprecher von BM Hofer in seiner Stellungnahme gesagt hat, dass das Tempo 140 km/h zurück genommen wird, wenn es sich als bedeutsamer  "Schadstoffvermehrer" (ein abgekürzter Begriff von mir) herausstellt.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ragnitztal am Oktober 03, 2018, 10:51:16
Fast jeden Tag eine neue Idee.  :hammer:  Gestern kam der Vorschlag an die Öffentlichkeit, Busspuren in Städen für Elektrofahrzeuge künftig freizugeben. Die Maßnahme soll Teil eines größeren Gesetzespakets sein. Bei den politischen Vertretern der Städte stößt man damit großteils auf Ablehnung. Verzögerungen im öffentlichen Verkehr werden, sollte das so umgesetzt werden, befürchtet.

Ein Beitrag im gestrigen Ö1-Mittagsjournal (2.10., 7 Tage nachzuhören):
https://oe1.orf.at/player/20181002/529312/123113000
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Amon am Oktober 03, 2018, 11:32:09
Auf der Website der Kleinen Zeitung kann man zu diesem Thema an einer Umfrage teilnehmen. Bittet votet, was das Zeug hält. Derzeit sind ca. 80 Prozent gegen eine Freigabe der Busspuren. Die Plus-Beschränkung lässt sich durch bestimmte Browser-Plugins oder durch Kopieren des Links in den Facebook-Messenger umgehen.

Leserbriefe sind sicher auch nicht verkehrt. Hofer hat noch nicht verstanden, dass die Ursache von Verkehrsproblemen in der Stadt der Platzverbrauch und nicht der Verbrennungsmotor ist. E-Autos lösen überhaupt keine Probleme.

Eine Frage an die Juristen: Wenn eine solche Gesetztesnovelle kommt, sind dann Busspuren automatisch für E-Autos geöffnet, oder hat die Stadt lediglich die Möglichkeit, E-Autos die Benutzung der Busspur zu erlauben (so wie ja auch etliche Busspuren für den Radverkehr geöffnet sind)?
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Amon am Oktober 03, 2018, 12:45:35
Nach einer gewissen Sperrzeit sind die Artikel sowieso frei zugänglich.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ragnitztal am Oktober 03, 2018, 14:41:09
ORF Steiermark-Artikel mit Stellungnahme von Verkehrsstadträtin Elke Kahr zu dem Vorschlag, Busspuren für E-Autos zu öffnen:
https://steiermark.orf.at/news/stories/2939474/
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Commanderr am Oktober 03, 2018, 18:10:03
Im Stau stehen dürfen alle außer den Öffis! Ich bin ganz klar gegen Busspurfreigaben für E-Fahrzeuge. Verursachen schließlich ganz genauso viel Stau.

Um 18:15 sah die Umfrage so aus:
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am Oktober 03, 2018, 18:37:34
Als Fahrer eines Elektrofahrzeuges bin ich der Meinung: Bussupr soll Busspur bleiben!

Gratis Parken kann man aber gut als Förderung nehmen, denn hier wird durch diesen Vorteil der E-Fahrzeuge keiner benachteiligt.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Sanfte Mobilität am Oktober 03, 2018, 20:40:51
Die Regierung will jetzt offenbar die E-Auto Mitbenutzung auf Busspuren erzwingen: https://www.kleinezeitung.at/service/newsticker/5506881/Regierung-will-fuer-EMobilitaet-BusspurOeffnung-erzwingen

Frage ist das nur, wie es technisch gehen soll, z. B. bei besonderen Ampeln bzw. Ampelphasen für Busse ...

W.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ch. Wagner am Oktober 04, 2018, 07:59:51
Ein ausgewiesener Fachmann hat uns gestern dazu aufgeklärt; Herr Hofer kennt wohl die StVO nicht. Er hat keine gesetzliche Möglichkeit, diese unsinnige Idee durchzusetzen.
Abgesehen davon ist das Demokratieverständnis des Herrn Hofer nachzufragen: einfach drüberfahren - hat er das nicht anderen Parteien unterstellt?
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Amon am Oktober 04, 2018, 12:31:42
Könntest Du das bitte kurz näher erläutern?Weil grundsätzlich ist die STVO ja ein Bundesgesetz und könnte ja durchaus die Freigabe von Busspuren für elektrisch betriebene KFZ vorschreiben.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ch. Wagner am Oktober 04, 2018, 13:08:58
Die Stadt kann die "Busspur" aufheben und eine "Sonderspur" einrichten, die nur für besondere Fahrzeuge gilt.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Amon am Oktober 04, 2018, 13:16:39
Die Stadt kann die "Busspur" aufheben und eine "Sonderspur" einrichten, die nur für besondere Fahrzeuge gilt.

Also ein Fahrverbot mit Ausnahmen quasi. So sind ja schon jetzt manche Busspuren gekennzeichnet. Das muss allerdings die Politik auch wollen. Der Grazer Bürgermeister hat ja grundsätzlich - wie nicht anderes zu erwarten - Interesse bekundet.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ragnitztal am Dezember 11, 2018, 17:58:43
Verkehrsminister Hofer will ab 2019 Lufttaxis testen lassen:

https://futurezone.at/netzpolitik/verkehrsminister-hofer-kuendigt-teststrecke-fuer-flugtaxis-an/400350982
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ch. Wagner am Dezember 11, 2018, 18:32:58
-
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ragnitztal am Februar 02, 2020, 13:23:24
BM Gewessler will den 140 km/h Testbetrieb auf Autobahnabschnitten wieder bald beenden:

https://orf.at/#/stories/3152963/
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: just4fun am Februar 02, 2020, 19:56:50
BM Gewessler will den 140 km/h Testbetrieb auf Autobahnabschnitten wieder bald beenden:

https://orf.at/#/stories/3152963/

Das war doch immer klar dass der Norbert Hofer 140er genauso wieder verschwindet wie der Hubsi Gorbach Gedächtnis 150er.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Amon am Februar 02, 2020, 21:13:49
160 waren es bei Gorbach. Da gab es eine Teststecke auf der A10, aber das war genauso ein Rohrkrepierer, wie jede Idee eines FPÖ-Verkehrsministers.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: bahndoc am Februar 03, 2020, 19:43:33
an der Idee liegt es nicht, nur welche Partei mit welcher Macht etwas durchsetzt, aber viele Österreicher überschreiten das Tempo sowieso, egal ob Schritttempo, 10, 30, 50,.... 140 oder 160, auch die Gesetzgebenden oder Verantwortlichen in Stadt, Land und Staat und das nicht immer nur auf 4 Rädern. Man braucht nur die Augen aufmachen.
Christian
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Vitus am Februar 03, 2020, 20:29:17
BM Gewessler will den 140 km/h Testbetrieb auf Autobahnabschnitten wieder bald beenden:

https://orf.at/#/stories/3152963/

Ob es die Autofahrer auch beenden ist eine andere Sache. Wenn man mit 130 km/h fährt, sieht man nur in die Auspuffrohre der Überholenden
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am Februar 03, 2020, 20:50:55
Ja, ihr habt recht. Viele sehen das Tempolimit eher als Empfehlung.
Trotzdem ist dann 140 nicht besser, weil gerade die, die jetzt schon zu schnell fahren und sagen ,,ah, was sind denn 20 km/h mehr", dann halt mal 160 statt 150 fahren. Die Durchschnittageschwindigkeit geht als schon nach unten.
Außerdem bleiben die Strafen gleich. Das heißt, ist man bei 140 mit 158 km/h unterwegs, liegt man noch in der untersten ,,Strafklasse", bei erlaubten 130 und gefahrenen 158 ist man somit schon in der nächsten ,,Strafklasse" und zahlt dementsprechend mehr.
 
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: scheurin am Februar 03, 2020, 21:51:37
Ob es die Autofahrer auch beenden ist eine andere Sache. Wenn man wird 130 km/h fährt, sieht man nur in die Auspuffrohre der Überholenden

Da widerspreche ich mal. In den letzten 20-30 Jahren sehe ich immer weniger Raser. Damals fuhren welche 200 und mehr. Heute auf der A2 war gerade mal einer (!) mit so 160 unterwegs. Früher war ich mit 110-120 einer der langsamsten (abgesehen der damals gerade nicht mehr Ostblockgäste) heute bei weitem nicht mehr.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Stipe am Februar 04, 2020, 08:18:49
Ich meine auch, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit gesunken sei. Bei dem starken Verkehr aber eigentlich kein Wunder, dazu kommen halt mehr, die aus Überzeugung 120 fahren, die Strafen sind höher (wenn auch noch nicht hoch).
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: TW 581 am Februar 04, 2020, 12:41:11
Ja, ihr habt recht. Viele sehen das Tempolimit eher als Empfehlung.
Trotzdem ist dann 140 nicht besser, weil gerade die, die jetzt schon zu schnell fahren und sagen ,,ah, was sind denn 20 km/h mehr", dann halt mal 160 statt 150 fahren. Die Durchschnittageschwindigkeit geht als schon nach unten.
Außerdem bleiben die Strafen gleich. Das heißt, ist man bei 140 mit 158 km/h unterwegs, liegt man noch in der untersten ,,Strafklasse", bei erlaubten 130 und gefahrenen 158 ist man somit schon in der nächsten ,,Strafklasse" und zahlt dementsprechend mehr.
 

Es sollte gleich die höhren Strafen gaben, denn sonst fahren weiterhin genug Leute mit 140 km/h weiter und wenn mal was zahlen muss wirds kaum jemanden schmerzen.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Cerberus2 am Februar 04, 2020, 14:22:02
Da widerspreche ich mal. In den letzten 20-30 Jahren sehe ich immer weniger Raser. Damals fuhren welche 200 und mehr. Heute auf der A2 war gerade mal einer (!) mit so 160 unterwegs
Fahr mal so wie ich vor einem langen Wochenende von Wien aus nach Süden, zusammen mit den Wochenpendlern. Während es nördlich von Seebenstein verkehrsbedingt noch in etwa 120 bis 130 sind, schwimmst Du südlich des Wechsels mit 150 bis 160 ruhig mit.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: scheurin am Februar 04, 2020, 16:05:34
Fahr mal so wie ich vor einem langen Wochenende von Wien aus nach Süden, zusammen mit den Wochenpendlern. Während es nördlich von Seebenstein verkehrsbedingt noch in etwa 120 bis 130 sind, schwimmst Du südlich des Wechsels mit 150 bis 160 ruhig mit.

Nö, aus eigener Erfahrung (leider so 100-150 mal im Jahr Graz - Wien) sind das doch Ausnahmen. Meisst sind das Wiener und Ausländer aber auch ein paar Grazer. Es gibt ja einige Kontrollpunkte auf der Strecke und es wird viel geblitzt.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ragnitztal am Mai 21, 2020, 16:22:41
Das 1-2-3 Ticket könnte schon nächstes Jahr schrittweise eingeführt werden . Gespräche mit den Bundesländern dazu laufen. Außerdem dürfte das Budget für den Bahnausbau bis 2025 um 5% aufgestockt werden:


1-2-3-Ticket soll 2021 kommen

Das ,,1-2-3-Ticket" soll noch 2021 eingeführt werden. Das Projekt, das das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln um einen Euro pro Tag in einem Bundesland, um zwei Euro in zwei und um drei Euro täglich durch ganz Österreich vorsieht, ist bereits weit fortgeschritten, wie Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) in einem Interview mit dem Wochenmagazin ,,News" sagte.

Die Einführung sei ,,eventuell in Stufen" geplant, sagte sie in der morgen erscheinenden Ausgabe. Ob ein erster Schritt ein Ticket für je ein Bundesland nach dem Vorbild von Wien und Vorarlberg sein werde oder gleich eines für ganz Österreich, sei noch nicht entschieden. Die Gespräche mit den Verkehrsverbünden und Bundesländern würden gut verlaufen, versicherte die Ministerin. ,,Die Idee wird von allen positiv aufgenommen."

Mehr Mittel für ÖBB-Bahnausbau

Zur Ankurbelung der wegen der Coronavirus-Krise eingebrochenen Konjunktur kündigte Gewessler ,,kluge und nachhaltige Investitionen" im Bereich Umwelt und Klimaschutz an. Dazu gehörten auch mehr Mittel für die ÖBB, die heuer 2,3 Mrd. Euro in den Bahnausbau investieren.

Laut dem neuen Rahmenplan für die Jahre 2020 bis 2025, der, so Gewessler, ,,gerade finalisiert" wird, sollen es fünf Prozent mehr sein - also rund 2,5 Mrd. Euro. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Schienenverkehrs zu steigern, solle auch die Steuer auf Bahnstrom reduziert werden, so die Ministerin.

Sie trete auch für eine Senkung der Schienenmaut ein: ,,Dazu laufen Verhandlungen mit der EU, weil das ein europäisches Problem ist." Europaweit sei der Schienengüterverkehr krisenbedingt um rund 30 Prozent eingebrochen, und es drohe eine Rückverlagerung der Transporte auf die Lkws; deshalb sei die EU gefordert zu handeln. Klimaschutz bleibe weiter ein vorrangiges Thema, und deshalb brauchte es entsprechende Investitionen, so Gewessler - denn: ,,Die Krise ersetzt nicht die Klimapolitik."


Quelle: https://orf.at/#/stories/3166589/
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ragnitztal am November 21, 2020, 13:14:28

Grüne Pläne für Öko-Steuerreform: SUV höher besteuern - ohne Ausnahmen
Gewessler bringt Gesetzesantrag ein. Bonus für Öffis und Pendlerpauschale für Dienstfahrräder.

Umweltministerin Leonore Gewessler setzt die nächsten Schritte zur Ökologisierung des Steuersystems. Ein entsprechender Gesetzesantrag wurde nun im Parlament eingebracht. Wesentlichste Stoßrichtung ist eine Erhöhung der Normverbrauchsabgabe (NoVA) für emissionsstarke Autos sowie das Schließen der bisherigen NoVA-Schlupflöcher.
Künftig sind alle Fahrzeuge zur Personen und Güterbeförderung bis 3,5 Tonnen NoVa-pflichtig - auch SUVs, Pick-Ups und Vans, die als Klein-LKW gelten. Befreit sind nur noch Oldtimer.  "Die Stinker werden teurer", sagte Vizekanzler Werner Kogler bei der Präsentation der Pläne am Samstagvormittag.

Grenzwert wird abgesenkt
Der Grenzwert für den CO2-Malus wird in mehreren Schritten ab Mitte kommenden Jahres bis 2024 deutlich gesenkt. Der Malusbetrag wird in diesem Zeitraum von 50 auf 80 Euro erhöht. Auch beim CO2-Abzugsbetrag und beim Höchststeuersatz wird geschraubt. Die Regelung soll ab 1. Juni 2021 gelten. Wer einen Kaufvertrag vorher abschließt, für den gilt noch die alte Regelung. Laut ÖAMTC könnte sich durch die Neuberechnung die NoVA für Familienfahrzeuge wie den VW Sharan Family bis 2024 sogar verdoppeln.

Grüne Befreiung
Im Gegenzug von der NoVA befreit werden nunmehr explizit nicht nur Elektrofahrzeuge, sondern zum Beispiel auch mit Wasserstoff betriebene. Grundsätzlich gilt die Ausnahme künftig für alle Fahrzeuge mit einem CO2-Emissionswert von 0 g/km.

Pendlerpauschale für Dienstfahrräder
Änderungen gibt es auch bei der Pendlerpauschale. So wird klar gestellt, dass bei Fahrten mit Dienst-Fahrrädern bzw. Elektro-Fahrrädern das Pauschale auch nicht verloren geht, wenn sie privat genutzt werden. Steuerlich begünstigt sind Wochen-, Monats- oder Jahreskarte für ein Massenbeförderungsmittel. Das gilt nicht, wenn diese (vom Arbeitgeber) als Lohnbestandteil gesehen werden.

Weiters soll auch die Bahn von der Reform profitieren. Konkret soll von Eisenbahnunternehmen selbst erzeugter "grüner" Bahnstrom aus erneuerbaren Energieträgern gänzlich von der Elektrizitätsabgabe entlastet werden. Für sonstigen Bahnstrom ist eine Teil-Entlastung vorgesehen. Letztlich bringt das Umweltministerium auch den ermäßigten Steuersatz von 10 Prozent auf Reparaturdienstleistungen (inkl. Ausbesserungen und Änderungen) ins Parlament.

Umweltorganisationen: "Erster Schritt"
Die Umweltschutzorganisationen Global2000, WWF Österreich und VCÖ bewerten das Ökologisierungspaket als ersten Schritt, dem dringend weitere Maßnahmen und vor allem ein Gesamtkonzept der Bundesregierung folgen müssten. ,,Das gesamte Steuersystem muss auf Klimaschutz und Energieeffizienz ausgerichtet werden, um die Klimaziele zu erreichen. Dafür braucht es aber nicht nur eine hartnäckige Umweltministerin, sondern vor allem auch den vollen Einsatz von Bundeskanzler und Finanzminister", so  die Umweltschützer Karl Schellmann (WWF), Johannes Wahlmüller (Global200) und Michael Schwendinger (VCÖ).

Automobilbranche sauer
Erwartungsgemäß verärgert reagiert die Automobilbranche. Bei dem Gesetzesentwurf handle es sich "de facto um eine Steuererhöhung quer über alle Fahrzeugklassen", zeigt sich Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, über die  Maßnahmen der Bundesregierung "entsetzt". Dass inmitten eines Lockdowns Maßnahmen durch die Hintertür beschlossen würden, die noch einmal Verschärfungen bringen und zwar für eine Branche, die ohnehin bereits am Boden liege, lasse an Sensibilität und Wertschätzung der Automobilwirtschaft gegenüber vermissen und sei für die Branche nicht nachvollziehbar


Quelle: https://kurier.at/politik/inland/suv-werden-hoeher-besteuert-ohne-ausnahmen/401105100
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am November 21, 2020, 13:33:37
Wenn die Automobilindustrie darüber verärgert ist, dann kann es nur richtig sein, denn dann sollte man genau richtig getroffen haben.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ragnitztal am Mai 17, 2021, 15:53:01
Politische Vertreter Deutschlands, Tschechiens und Österreichs haben ein Memorandum bei der Fachkonferenz zum Europäischen Schienenverkehr in Berlin unterzeichnet, das den Ausbau der Strecke Wien - Prag - Berlin bis Mitte der 2030er Jahre vorsieht. Die Fahrzeit für Schnellzüge auf der Relation Wien-Berlin soll dann nur noch 4 Stunden betragen:


Neue Bahnverbindung Wien - Berlin in vier Stunden geplant


Eine neue Bahnverbindung zwischen Wien, Prag und Berlin soll die drei Hauptstädte enger aneinanderrücken und die Reise stark beschleunigen: Künftig ist eine Fahrzeit von Wien nach Berlin von vier Stunden geplant.

Ein entsprechendes Memorandum wurde von den Vertretern und Vertreterinnen Deutschlands, Tschechiens und Österreichs unterzeichnet. Für Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) ist das Projekt ein Beweis, dass dem Zug die Zukunft auf der Kurz- und Mittelstrecke in Europa gehöre.

Bis Mitte der 2030er Jahre erwartet

Deutschland, Tschechien und Österreich wollen die Bahnstrecke Wien - Prag - Berlin ausbauen. Mit einer Fertigstellung der Verbindung werde für Mitte der 2030er Jahre gerechnet, weil dafür auch ein Tunnel durch das Erzgebirge gebaut werden müsse, hieß es heute bei einer Fachkonferenz zum europäischen Schienenverkehr in Berlin.

Die Verbindung über Dresden und Prag soll Teil eines europäischen Netzes neuer Bahnverbindungen sein, die auch Nachtzüge beinhalten. Die Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Berlin und Dresden soll bereits 2025 fertig sein.

In Österreich ist für die neue Verbindung der Ausbau der Nordbahn notwendig. Das gesamte Projekt heißt ,,Via Vindobona" - obwohl auf Österreich nur ein kleiner Teil der Strecke entfällt. Von Wien aus über Brno soll in zwei Stunden Prag erreicht werden können, in rund drei Stunden Dresden, und in vier Stunden und fünf Minuten ist die Ankunft in Berlin geplant. Derzeit muss man für eine Zugsreise Wien - Berlin fast neun Stunden einplanen.


Quelle: https://orf.at/#/stories/3213320/
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: TW 581 am Mai 17, 2021, 16:02:52
Zitat
Bis Mitte der 2030er Jahre erwartet

Wie ich deutsche Verkehrspolitik kenne wohl frühenstens erst 2040 oder noch später und auf Ankündiungen von Bundesverkehrsminister Scheuer würde ich nicht ernst nehmen.

Via Nürnberg schafft man die Verbindung Wien - Berlin mit den direkten ICE in 7;43!
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ch. Wagner am Mai 17, 2021, 19:17:17

Es wird sich weisen, ob Herr Scheuer noch der nächsten Regierung angehört.

Abgesehen davon haben wohl Brenner- und Gotthardzufahrt weit höhere Priorität.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Commanderr am Mai 17, 2021, 21:33:05
bis Mitte der 2030er Jahre vorsieht
Mitte, also 35 oder 36, aufgerundet 37, also eh nicht vor 40. Und mit den typisch österreichischen Verschiebungen wohl eher 2047..:
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Bus 15 O530 Citaro L am Mai 17, 2021, 22:15:06
Weiß jemand näheres zur geplanten Höchstgeschwindigkeit? Abgesehen von den heutigen Artikeln (die alle recht identisch sind) finde ich nicht viel zu diesem Projekt.

Für den Güterverkehr sind natürlich Brenner-/Gotthardzufahrt wichtiger. Für den Personenverkehr würde ich aber dieses Projekt, dass immerhin 3 europäische Hauptstädte verbindet, als deutlich wichtiger einstufen.

Zum Fertigstellungstermin: Für Trassenauswahl, Detailplanung, Finanzierung, UVP, Ausschreibung und Bau halte ich 15 Jahre als äußerst knapp bemessen. Selbst wenn alle an einem Strang ziehen und das Projekt so schnell wie möglich, ohne Verzögerungen durchsetzen, würde ich von zumindest 20 Jahren bis zur Inbetriebnahme ausgehen.
Solche Großprojekte lassen sich nicht innerhalb weniger Jahre umsetzen.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: PeterWitt am Mai 17, 2021, 22:26:51
Mitte, also 35 oder 36, aufgerundet 37, also eh nicht vor 40. Und mit den typisch österreichischen Verschiebungen wohl eher 2047..:
Also, gerade da sehe ich das Problem weniger in AT als in den beiden anderen Ländern. In Österreich geht es ja um nicht viel, weder in Kilometern, noch in Kunstbauten. Ein paar kleinere Trassenkorrekturen ev., Unterführungen und neue Zugsicherung, das war's dann schon. Da ist das Erzgebirge bestimmt der größere Bremsklotz und Unsicherheitsfaktor.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Cerberus2 am Mai 18, 2021, 09:45:43
Wenn die Automobilindustrie darüber verärgert ist, dann kann es nur richtig sein, denn dann sollte man genau richtig getroffen haben.
Es gibt aber auch andere Aspekte: Wenn jeder Botendienst für jedes (neue) Lastfahrzeug mehr zahlen muss, zahlen das auch die Kunden. Und das trifft wieder die Ärmsten. Und auch die Gebrauchtfahrzeuge steigen im Preis, wenn die Neufahrzeuge teurer werden.

Die, die einen SUV wollen (einen richtig großen Luxuswagen), denen sind 5000 oder 10000 Euro mehr Anschaffungspreis sowie 2000 Euro im Jahr mehr egal.

Der arme Pendler, der sich seinen Gebrauchten nur mühevoll leisten kann und auf ihn angewiesen ist, der hat ein Problem.

Im Endeffekt hat der Staat mehr Geld, und der Umwelt ist nicht geholfen.

Und der Staat ist eher nicht dafür bekannt, gute Strategien beim Geldausgeben zu haben. Da wird eher viel Mist gemacht.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am Mai 18, 2021, 11:03:47
Sehe ich nicht so!

Denn durch eine höhere NoVA nimmt man vielleicht ein kleineres Fahrzeug. Auch die Gebrauchtpreise steigen dadurch nicht zwingend.

Außerdem geht es hier ja nicht um ,,Superreiche".  Die ,,es trifft die Armen" Karte ist natürlich immer ein gern gesehenes Instrument, zieht aber halt auch nicht immer.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: PeterWitt am Mai 18, 2021, 12:15:13
Es gibt aber auch andere Aspekte: Wenn jeder Botendienst für jedes (neue) Lastfahrzeug mehr zahlen muss, zahlen das auch die Kunden. Und das trifft wieder die Ärmsten. Und auch die Gebrauchtfahrzeuge steigen im Preis, wenn die Neufahrzeuge teurer werden.
Naja, mal ehrlich, wie viele Kilometer läuft zB so ein Sprinter von einem Botendienst? 400.000km? Wenn der in der Anschaffung 5000€ mehr kostet, dann sind das pro gefahrenem km 1,25c, und die müsste man dann wieder auf die Anzahl der ausgelieferten Päckchen herunter brechen.
Ja, diese Teuerung wird, so wie immer und überall, wohl der Endkunde vielfach bezahlen, aber wenn jetzt z.B. das Päckchen in der Zustellung 2c oder gar 5c teurer wird wird das genau niemanden interessieren.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 7jgt am Mai 27, 2021, 17:48:17
Eine Nachricht vom Verkehrslandesrat:

(Plus-Artikel) Öffis-Jahreskarte: Klima-Ticket für Steiermark soll 550 Euro kosten (https://www.kleinezeitung.at/steiermark/5985381/OeffisJahreskarte_KlimaTicket-fuer-Steiermark-soll-550-Euro-kosten)

 (https://www.kleinezeitung.at/steiermark/5985381/OeffisJahreskarte_KlimaTicket-fuer-Steiermark-soll-550-Euro-kosten)14 Millionen Euro soll der Bund dem Land jährlich für ein Klimaticket zuschießen.
[...]
Reicht das für die Billigjahreskarte? Jein. Nach internen Berechnungen wird damit die "Jahreskarte für alle steirischen Zonen" um 550 Euro machbar.
[...]
Der Zeitpunkt der Einführung hängt freilich noch von den anderen Bundesländern ab. Und von der Einführung des "3-Klimatickets" (eine Öffi-Karte für ganz Österreich um 1095 Euro). Im Idealfall würden beide Kartenmodelle zugleich eingeführt. Ein Umstieg von einem Klimaticket aufs andere soll jederzeit und kostenlos möglich sein.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: mellon collie am Mai 27, 2021, 22:02:20
Klima-Ticket für Steiermark soll 550 Euro kosten

Reicht das für die Billigjahreskarte? Jein. Nach internen Berechnungen wird damit die "Jahreskarte für alle steirischen Zonen" um 550 Euro machbar.

Die 365€ für ein ganzes Bundesland, wie im ursprünglichen Plan vorgesehen, halte ich eh fast für illusorisch, aber 550€ für die ganze Steiermark wären ja schon ein massiver Fortschritt und für viele Pendler eine deutliche Vergünstigung.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Bus 15 O530 Citaro L am Mai 27, 2021, 22:20:18
Zitat
Ein Umstieg von einem Klimaticket aufs andere soll jederzeit und kostenlos möglich sein.
Den Satz finde ich interessant! Das müsste doch theoretisch heißen, dass man grundsätzlich die Variante für ein Bundesland im Herbst kaufen kann, den Winter über, wenn man weniger unterwegs ist, so verwendet und dann im Sommer für Ausflüge auf die österreichweit gültige Variante aufzahlt und dabei wirklich nur die 2€/Tag für die restliche Gültigkeitsdauer aufzahlen muss ohne weitere Gebühren für den Wechsel (Storno der alten Karte, Kauf der neuen Karte) zu zahlen.

Bin gespannt, ob das dann in der Praxis tatsächlich so geht.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 7jgt am Mai 27, 2021, 22:27:36
Zitat
Die 365€ für ein ganzes Bundesland, wie im ursprünglichen Plan vorgesehen, halte ich eh fast für illusorisch
Wieso hältst du 365€ für illusorisch? Ich bin zwar auch nicht der Meinung, dass man den ÖV nur über den Preis attraktivieren sollte, aber das 1-2-3-Ticket hat als ursprüngliches (und sehr eingängiges!) Konzept eben ein 1€/Tag/Stufe-Preismodell vorgesehen - das war der Anspruch, mit dem man an das Projekt gegangen ist (zumindest medial).

Wenn die Steiermark da jetzt ausschert: Kostet dann ein 2er-Ticket 84% eines österreichweiten Tickets? Oder wenn auch andere Bundesländer nicht mitmachen: 2 Bundesländer, die denselben Preis wie die Steiermark verrechnen, würden schon mehr als das Ticket in der 3er-Stufe kosten!

Das derzeitige 1-Zonen-Ticket kostet 473€, die Stadt Graz fördert mit 175€, das macht einen Ticketpreis von 298€. Wenn die Stadt eine Förderung in gleicher Höhe für das 1er-Ticket gewähren würde, wäre man fast bei den 365€ (550-175=375€) - das kann/will sich das Land also nicht leisten, das ist zur Kenntnis zu nehmen.

Politisch: Eine schwarz-blaue Stadtregierung, die im Verkehrsbereich deutlich progressiver agiert als eine schwarz-rote Landeskoalition ist ein Armutszeugnis für die SPÖ.

Zitat
Bin gespannt, ob das dann in der Praxis tatsächlich so geht.
Das ist wirklich spannend; die Frage ist, ob dann wirklich Tag-genau abgerechnet wird.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am Mai 27, 2021, 22:34:17
Vorweg: Ich bin überzeugter Befürworter des 1-2-3 Tickets!

Aber ich war sowieso nie ein Freund der 1€ pro Tag. Erstens wird man den Wert nicht über Jahre halten können und hat dann irgendwann ein Imageproblem und zweitens wären zB auch 500-1000-1500 € ein extrem positiver Schritt, der vermutlich gar nicht viel weniger Kunden angezogen hätte. Eventuell ergänzt um eine weitere Variante: Des Regionstickets, wie es das zB Schon in Salzburg oder Tirol gibt (zB G-GU südost, SO, WZ und HF oder G, GU südwest, LB, DL, VO um zB 250€).

Wenn man jetzt also draufkommt, dass die 365 Euro nicht gehalten werden können, sondern zB 550€, dann ist das zwar nicht ganz das was versprochen wurde, aber immerhin im Welten mehr, als die vorherigen Verkehrsminister geschafft haben. Nämlich ein brauchbares Österreichticket.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 7jgt am Mai 27, 2021, 22:55:19
Du hast schon Recht, die Inflation wird auch den einen Euro pro Tag unausweichlich kaputt machen, andererseits: Wie oft werden die Parkgebühren valorisiert? Das passiert ja - im Gegensatz zu den Verbundpreisen - nicht im Jahrestakt, sondern eher dekadenweise. Einen bestimmten Preis auch länger als ein Jahr zu halten, ist eben eine politische Entscheidung; kostendeckend - nur durch die Ticketverkäufe - wird das 1-2-3-Ticket ja nie sein (außer es würde zwar extrem vermehrt gekauft, aber nicht vermehrt genutzt werden).

Das konzeptionelle Problem sind natürlich ungleich große Bundesländer - insofern wird es spannend, wie sich die anderen Flächenbundesländer (Ober- und Niederösterreich) verhalten. Es wird aber unmöglich sein, einen ,,fairen" Weg zu finden (einheitlicher Preis pro angebotenem Personenkilometer im Verhältnis zur Einwohnerdichte, oder was auch immer eine rein angebots- und kostenbasierende Metrik wäre...) - Im Burgenland ist man ja auch sauer (https://burgenland.orf.at/stories/3053624/), dass Wien-Pendler in die 3er-Stufe fallen werden.

Natürlich kann man noch mehr Zonen einführen und die Steiermark in drei oder vier Subzonen aufspalten (man könnte auch Graz als eigenes Bundesland neugründen - das Problem ist hierzulande ja ähnlich gelagert wie in Wien vs Niederösterreich -, aber ich vermute mal, dass der Stadtbereich nicht der Preistreiber sein wird...).
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: mellon collie am Mai 27, 2021, 23:03:18
Wieso hältst du 365€ für illusorisch?

365€ sind ja übertrieben gesagt nur ein "Wahlkampfschmäh" gewesen wegen dem 1€ pro Tag (so wie damals das propagierte 100€-Ticket in Wien ebenso illusorisch war). Insofern wäre ich persönlich ja mit 550€ höchst zufrieden, vor allem da ein Steiermarkticket derzeit ja unglaubliche 2337€ kostet.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 7jgt am Mai 27, 2021, 23:54:31
Das steiermarkweite Ticket (13 Zonen+) war schon immer überteuert. Eine ÖBB-Österreichcard (für alle Bahnen) und eine Verbundzone (für den Stadtverkehr) sind Preis-/Leistungstechnisch für die meisten Nicht-Regionalbus-Connoisseure (oder darauf Angewiesene) deutlich vorteilhafter.

Ich finde 550€ für die ganze Steiermark eh keinen schlechten Preis und viele Pendler werden sich mehrere hundert Euro im Jahr sparen können und/oder auf diese Weise überzeugt werden können, (zumindest zeitweise) mit dem ÖV zu fahren. Trotzdem torpediert es das Preiskonzept der weiteren Stufen.

Für Grazer wird spannend, was das Verbund-1-Zonen-Ticket im Vergleich dazu kosten soll, sofern es überhaupt noch angeboten wird und/oder ob die Stadt das 1-2-3-Ticket (auch?) fördern wird. 550€ als einzige Option für Graz wäre eine nicht hinnehmbare Teuerung und würde sicher den Verlust vieler Grazer Kunden bedeuten.

Wenn die Stadt eine mit der bisherigen Subvention vergleichbare Förderung anbietet, hätte sie das geschafft, was dem Land nicht gelingen will - ein 1er-Ticket um 365€, obwohl man eigentlich nur ein Stadtticket zu einem vernünftigen Preis anbieten will.

Würde das Land ein 250€-1-Zonen/Graz-Ticket anbieten, müsste es mit mehr als 220€ Wenigereinnahmen pro Ticket kalkulieren. Bei wie von dir, FlipsP, vorgeschlagenen Regionaltickets, die mehr als eine bisherige Zone umfassen, natürlich entsprechend mehr. Diese Mindereinnahmen sind aber jedenfalls größer als die 185€ Differenz zwischen 365€ (Plan Bund) und 550€ (Plan Land) für die steiermarkweite Stufe. Außerdem: Der Großteil der zukünftigen 1er-Ticket-Käufer wird vermutlich aus Graz stammen (bestes ÖV-Angebot, größter Ballungsraum).

Wenn die Verbundlinie bei ihrem bisherigen Preis von knapp 500€ für eine Zone bleibt, hätte das Land erfolgreich die Kosten an die Stadt abgewälzt. Dann kann sich die Stadt überlegen, ob sie (bei gleichen Kosten für sich selbst!) ein Ticket um knapp 300€ für Graz, oder für 75€ mehr für die ganze Steiermark anbietet. Es bleibt dabei: Die Stadt Graz muss sich leisten, was das Land nicht will/"kann".
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: TW 581 am Mai 28, 2021, 01:21:57
Zitat
Für Grazer wird spannend, was das Verbund-1-Zonen-Ticket im Vergleich dazu kosten soll, sofern es überhaupt noch angeboten wird und/oder ob die Stadt das 1-2-3-Ticket (auch?) fördern wird. 550€ als einzige Option für Graz wäre eine nicht hinnehmbare Teuerung und würde sicher den Verlust vieler Grazer Kunden bedeuten.

Die bestehende JK Graz bleibt eh erhalten das traut sich kein Politiker abschaffen, nicht mal die ÖVP die brauchen auch nach 2022 politische Partner!

OÖ will seine Jahreskarte raus bringen um die 700 €.

Wegen Burgenland da soll es eine spezielle Lösung geben, Korridor über NÖ und ein Pries für Burgenland Wien Pendler wird günstiger als die 3er Stufe sein.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 5047er am Mai 28, 2021, 06:38:08
Zur Jahreskarte Graz muss man aber eh sagen, dass diese Dank der jährlichen Preiserhöhungen durch den steirischen Verkehrsverbund  vermutlich in zwei bis drei Jahren ohnehin über € 365,- liegen würde. Ist eigentlich eh ein Wahnsinn, wenn man bedenkt dass die vor ein paar Jahren gerade einmal € 228,- gekostet hat.

Wenn nun erst jedes Bundesland preislich ein eigenes Süppchen zu kochen scheint (ich persönlich finde auch, dass 365 Euro für große Bundesländer wie die Steiermark, OÖ oder NÖ schon sehr billig sind, das wäre meiner Meinung nach nur gerechtfertigt, wenn im Gegenzug die Pendlerpauschale komplett entfällt), dann würde ich es doch sinnvoller finden, wenn man an dem Zonensystem festhält. Denn wenn z.B.: jemand, der zwei bis drei mal pro Woche von Gratkorn nach Graz fährt den gleichen Preis wie jemand, der fünfmal pro Woche von Mürzzuschlag nach Graz pendelt, bezahlt (und dieser Preis dann doch deutlich über € 365,- liegt), fühlt man sich dann doch zurecht etwas verarscht. Natürlich müssten die Preise für ein Zonensystem doch deutlich unter den derzeitigen Preisen liegen. Also z.B.: eine Aufschüsselung mit einer Zone um ca. 250,- bis 300,- und weiteren Abstufungen bis eben zu den geplanten 550,- oder einem anderen angepeilten Preis. Jährliche Tariferhöhungen im derzeitigen Ausmaß müssten dann natürlich unterbleiben.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am Mai 28, 2021, 07:41:11
Es hat noch niemand gesagt, dass die bestehenden Tickets abgeschafft werden. Somit wäre Gratkorn - Graz auch immer noch gleich. Aber man wird sich halt überlegen, ob man nicht um das selbe Geld gleich die ganze Steiermark haben will.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 7jgt am Mai 28, 2021, 10:03:07
Zitat
Die bestehende JK Graz bleibt eh erhalten das traut sich kein Politiker abschaffe
Richtig, aber was ist die Jahreskarte Graz? Antwort: Ein Verbund-1-Zonen-Ticket (um derzeit wohlfeine 473€) mit zusätzlicher Subvention (-175€) der Stadt. Dem Land/Verkehrsverbund kann es egal sein, wie viele Jahreskarten Graz verkauft werden, es bringt immer gleich viele Einnahmen wie jedes andere 1-Zonen-Ticket. Der Stadt aber entstehen 175€ Kosten pro Jahreskarte Graz!

Zitat
Zur Jahreskarte Graz muss man aber eh sagen, dass diese Dank der jährlichen Preiserhöhungen durch den steirischen Verkehrsverbund vermutlich in zwei bis drei Jahren ohnehin über € 365,- liegen würde.
Ja, weil die Stadt Graz ihre Förderung nicht erhöht hat und somit die Teuerungen vom Land/Verbundlinie nicht ausgeglichen hat. Kann man kritisieren, aber: Wieso muss die Stadt alle Kosten tragen? Es wäre eigentlich Aufgabe des Landes, den ÖV via Verbundlinie zu koordinieren und zu attraktiven Preisen anzubieten. Das ist eben mehr ein Versagen der Landespolitik als der Stadtpolitik.

Zitat
wenn im Gegenzug die Pendlerpauschale komplett entfällt
Zumindest das kleine Pendlerpauschale (die bei Zumutbarkeit der Benützung eines Massenverkehrsmittels gezahlt wird) sollte entfallen, ja. Das zahlt aber sowieso der Bund, nicht das Land.

Zitat
Es hat noch niemand gesagt, dass die bestehenden Tickets abgeschafft werden. Somit wäre Gratkorn - Graz auch immer noch gleich. Aber man wird sich halt überlegen, ob man nicht um das selbe Geld gleich die ganze Steiermark haben will.
Das ist eine Möglichkeit, ja. Wie ich in #94 ausgeführt habe, gibt es drei Möglichkeiten, wie eine Jahreskarte Graz künftig möglich gemacht werden könnte:

1. Die Verbund-Zonenkarten werden abgeschafft, es gibt nur mehr die 1er-Stufe des 1-2-3-Tickets um 550€. Die Stadt Graz zahlt ihre Förderung für die Jahreskarte Graz so wie bisher weiter: Die Jahreskarte Graz ist gleichzeitig ein steiermarkweites Ticket um 375€!

2. Die Verbund-Zonenkarten bleiben unverändert bestehen und behalten ihren bisherigen Preis (ab 1. Juli: 490€). Dann gibt es also für knapp 500€ eine Zone/Graz, oder für 60€ mehr die gesamte Steiermark. Auch hier: Durch die Förderung der Stadt würde eine Jahreskarte Graz auf Zonenbasis 315€ kosten, auf 1-2-3-Basis 375€ (allerdings dafür natürlich in der ganzen Steiermark gelten!).

3. Die Verbundzonen werden verändert und/oder der Preis für eine Zone wird gesenkt. Diese Verluste müsste das Land bezahlen, nicht die Stadt. Wenn eine gleich groß bleibende Zone zB nur mehr 250€ (statt 490€) kosten soll, bedeutet das Mindereinnahmen in Höhe von 240€ für die Verbundlinie. Die Stadt Graz würde eine Jahreskarte Graz wohl nicht mehr zusätzlich fördern müssen und spart sich so 175€ pro verkauftem Ticket.

185€ mehr an Verlust für ein steiermarkweites 1-2-3-Ticket sind unmöglich, aber 240€ Verlust bei der 1-Zonen-Karte wären ok? Und das, obwohl der Großteil - Pendler hin oder her - der zukünftigen 1-2-3-Ticket-Käufer sowieso aus Graz kommen wird und die Steiermark nur als Bonus dazugekauft hätte?

Das ist mein Punkt: Entweder verliert das Land durch eine Vergünstigung der Zonentickets mehr Geld pro Ticket, als ein generelles 365€-Steiermarkticket zusätzlich kosten würde, oder die Stadt muss weiterhin auf eigene Kosten fördern, um eine Jahreskarte Graz unter 500€ anbieten zu können. Diese Förderung ist in einer Höhe, die das Land für sich als nicht machbar befunden hat - aber die Stadt soll es sich leisten, wenn sie diesen unsäglichen ÖV schon unbedingt fördern möchte. Gleichzeitig würde eine Grazer Förderung ein 365€-1er-Ticket (mit steiermarkweiter Geltung) zumindest für Grazer (fast) möglich machen. Aus Sicht der Stadt Graz: Wer solche Freunde (Land) hat, braucht keine Feinde mehr.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am Mai 28, 2021, 10:47:53
@7jgt Gut geschrieben!

Die Zonen abschaffen würde aber heißen, dass man bei nur einer benötigten Zone mehr zahlen muss. Die Frage ist, wie hoch der Anteil derer ist, die nur eine Zone benötigen und außerhalb von Graz wohnen.

Wenn wirklich das 1 Ticket um 550€ kommt, dann wäre es toll, wenn die Stadt Graz ihre Jahreskartenförderung um dieses Ticket erweitert. Das hätte wirklichen Mehrwert ohne wirkliche Mehrkosten für die Stadt.

Alle Zonen abzuschaffen würde vermutlich auch eine Vereinfachung des Tarifsystems bedeuten, aber würde zB Tageskarten verkomplizieren, außer man sagt auch hier, dass man nur mehr Tickets für die gesamte Steiermark kaufen kann. Hier hätte man dann aber wieder Mindereinnahmen.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 4020er am Mai 28, 2021, 11:14:06
Im Großen und Ganzen wird es wohl einen ÖV-Nulltarif brauchen, bis zukünftiges Geld nicht mehr in (fragwürdige) Preispolitik, sondern endlich in das Angebot fließt.

Zitat
(ich persönlich finde auch, dass 365 Euro für große Bundesländer wie die Steiermark, OÖ oder NÖ schon sehr billig sind, das wäre meiner Meinung nach nur gerechtfertigt, wenn im Gegenzug die Pendlerpauschale komplett entfällt)
Das halte ich mal für einen vernünftigen Vorschlag. Wieso man in Zeiten der Klimakrise Menschen für erhöhten Energieverbrauch kompensiert, ist für mich unverständlich (jaja, Wählerstimmen und so - ich meine aus fachlicher Sicht).

Zitat
Zumindest das kleine Pendlerpauschale (die bei Zumutbarkeit der Benützung eines Massenverkehrsmittels gezahlt wird) sollte entfallen, ja. Das zahlt aber sowieso der Bund, nicht das Land.
So wie das Klimaticket.

Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 7jgt am Mai 28, 2021, 12:11:27
Das Pendlerpauschale ist eben eine Subventionierung eines weniger effizienten Lebensraums. Infrastruktur wird pro Kopf billiger, wenn die Bevölkerungsdichte zunimmt, so einfach ist das. Dass das Land Steiermark im Besonderen seit vielen Jahrzehnten eine katastrophale Raumordnungspolitik (Zersiedelung) verfolgt, ist weithin bekannt.

Im Prinzip ist die ÖV-Güte bereits im Grundstücks-/Mietpreis eingepreist. Auch wurde meines Wissens bereits gezeigt, dass hohe Einkommensschichten überproportional von der Pendlerpauschale profitieren. Darum bin ich für ein ersatzloses Streichen des kleinen Pendlerpauschales (=wenn ÖV zumutbar ist) und eine sozial verträgliche Lösung für das große Pendlerpauschale. Ich bin zwar grundsätzlich kein Freund von Sozialpolitik durch Verkehrspolitik, aber hier haben sich wohl doch einige auf das Pauschale verlassen (müssen) - daher sehe ich kein Problem darin, niedrige Einkommen vorerst weiterhin zu bezuschussen, sofern es kein (!) zumutbares ÖV-Angebot gibt. Das man - gerade im städtischen Bereich - auch an anderen Schrauben drehen muss, ist klar.

Aber all diese Dinge haben nur bedingt mit dem Klimaticket zu tun und liegen außerhalb des Einflussbereichs des Landes. Das habe ich mit ,,zahlt der Bund, nicht das Land" gemeint: Die Höhe des Pendlerpauschales hat keinen Einfluss auf die Preisgestaltung des 1er-Tickets von Seiten des Landes. Nur weil das Pendlerpauschale abgeschafft wird, hat das Land nicht plötzlich mehr Geld zu Verfügung!

Zur Preispolitik: Natürlich braucht es auch ein entsprechendes Angebot - ob die Bundeslandkarte dann 365€ oder 500€ kostet, ist egal - es muss aber ins Gesamtkonzept passen. Ein niedrigerer Preis kann aber meiner Meinung nach Menschen überzeugen, die nicht 100% der Wege mit dem ÖV erledigen können - denn das Auto ist ,,eh schon da", da spielen die variablen Kosten gedanklich keine Rolle mehr; wohl aber wirkt ein hoher ÖV-Ticketpreis abschreckend.

Auch die geförderte Jahreskarte Graz hat sehr wohl einen Einfluss auf die Nachfrage! In Graz ist ein niedriger Preis nötig, um Wenigfahrer vom Kauf einer Jahreskarte zu überzeugen. Wenn gedanklich nicht jede Fahrt Kosten auslöst, wird der ÖV auch von Radfahrern und Autofahrern häufiger genutzt. Und außerdem haben die Billigflieger gezeigt, dass ein niedriger Preis an sich schon Nachfrage hervorrufen kann.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 4020er am Mai 30, 2021, 11:39:09
Zitat
Das Pendlerpauschale ist eben eine Subventionierung eines weniger effizienten Lebensraums.
Genau das meinte ich.

Zitat
Aber all diese Dinge haben nur bedingt mit dem Klimaticket zu tun und liegen außerhalb des Einflussbereichs des Landes. Das habe ich mit ,,zahlt der Bund, nicht das Land" gemeint: Die Höhe des Pendlerpauschales hat keinen Einfluss auf die Preisgestaltung des 1er-Tickets von Seiten des Landes. Nur weil das Pendlerpauschale abgeschafft wird, hat das Land nicht plötzlich mehr Geld zu Verfügung!
Das ist mir klar, das Klimaticket wird jedoch vom Bund subventionert. Der Vorschlag von 5047er wäre genausogut darauf anwendbar. Der Thread heißt ja "Neues aus dem Infrastrukturministerium". Abgesehen davon gibt es ja noch den Finanzausgleich.

Zitat
Ein niedrigerer Preis kann aber meiner Meinung nach Menschen überzeugen, die nicht 100% der Wege mit dem ÖV erledigen können - denn das Auto ist ,,eh schon da", da spielen die variablen Kosten gedanklich keine Rolle mehr; wohl aber wirkt ein hoher ÖV-Ticketpreis abschreckend.
Genau darin liegt das Problem: "Das Auto ist eh schon da". Nicht-Kfz-Inhaber sind die treusten Nutzer des Umweltverbundes. Nicht umsonst wurde in der Seestadt die U-Bahn lange vor dem Rest gebaut, die Bewohner sollten sich von vorne herein kein Auto kaufen müssen.
Ein Auto kostet in Österreich im Schnitt rund  €500 pro Monat (https://www.leaseplan.com/de-at/blog/carcostindex-2020/). Bei ca. 625 Kfz pro Tausend Einwohner (https://www.statistik.at/web_de/statistiken/energie_umwelt_innovation_mobilitaet/verkehr/strasse/kraftfahrzeuge_-_bestand/index.html) ergibt alleine das Auto ca. Kosten €312 pro Monat pro ÖsterreicherIn. Da ist auch Wien eingerechnet, wo es wesentlich weniger Pkw gibt. Es wird also pro Person im Schnitt €3 744 im Jahr für eine (die schädlichste) Mobilitätsform ausgegeben. Man kann daher glaube ich festhalten, dass Kosten bei der Wahl der Mobilitätsform eine eher untergeordnete Rolle spielen.
Der ÖV-Ticketpreis ist irrelevant, wenn es keinen ÖV gibt. Eine geschenkte Jahreskarte hilft mir nicht, wenn ich im Schichtdienst arbeite und regelmäßig um 24:00 Uhr nach Köflach muss. Oder wenn ich am Sonntag zum spazieren auf die Teichalm möchte (keine Verbinung heute laut BusBahnBim). Wenn ich um 3:00 Uhr vom Fortgehen heim nach Wetzelsdorf will, eine Studentenstadt es aber nicht schafft eine Nightline nach 2:30 Uhr zu betreiben.

Österreich will bis 2040 klimaneutral werden. Wie soll das denn gehen, wenn wir jetzt darüber diskutieren ob der Preis für den ÖV günstiger sein soll, weil sowieso schon ein Auto daheim steht? Wie kann denn das eintreten, wenn wir nach wie vor keinen Beschkuss über die Elektrifizeriung der GKB und der Ostbahn haben? Wie soll das den funktionieren, wenn nach wie vor auf der grünen Wiese gebaut wird, sodass es gar keinen vernünftigen ÖV geben kann? Die Klimabilanz für 2040 wird jetzt einzementiert und es wird allen ernstes darüber diskutiert, ob die Jahreskarte für die Steiermark nun €550 kostet oder €2 300. Das ist eine Maßname, die man 2039 umsetzen kann, wenn alles andere erledigt ist. Die jetzige Diskussion ist in etwa so, als wenn ein Herzinfarktpatient gerne etwas weniger für seine Medikamente bezahlen möchte, obwohl doch die einzige Lösung für sein Problem Sport und gesunde Ernährung ist.
Ich vermische hier Zuständigkeiten der Gebietskörperschaften, aber der Streit über die Preisfrage im ÖV und das Ignorieren der anderen Pull-Faktoren zieht sich quer durch die österreichische Verkehrspolitik.

Zitat
Auch die geförderte Jahreskarte Graz hat sehr wohl einen Einfluss auf die Nachfrage! In Graz ist ein niedriger Preis nötig, um Wenigfahrer vom Kauf einer Jahreskarte zu überzeugen
Der Kauf einer Jahreskarte alleine bezweckt nur leider nichts. Der ÖV Anteil im Modal Split ist von 2013 auf 2018 nicht gestiegen. (https://www.graz.at/cms/beitrag/10329333/7760448/) Einführung der Jahreskarte war 2014/2015. Hätte es eine Änderung des Mobilitätsverhaltens gegeben, wäre das im Modal Split ersichtlich. Der große Gewinner war das Fahrrad. Meines Wissens nach wurde aber beim Fahrrad nicht am Kostenfaktor geschraubt, sehr wohl aber die Infrastruktur ausgebaut.

Zitat
Und außerdem haben die Billigflieger gezeigt, dass ein niedriger Preis an sich schon Nachfrage hervorrufen kann.
ÖV im klassischen Sinne soll aber keine neue Nachfrage generieren, sondern bestehende oder zu erwartende Nachfrage bedienen. Hier spielt Preis nur eine untergeordnete Rolle in der Verkehrsmittelwahl.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am Mai 30, 2021, 12:13:57
2 Punkte:

1. ist es ja nicht so, dass der ÖV steiermark- oder österreichweit unbrauchbar ist
2. sagt niemand, dass das Angebot am Stand von heute bleibt. Eher im Gegenteil - Jahr für Jahr wird mehr oder weniger staek ausgebaut.

Es ist ein Henne - Ei Problem und auf einer Seite beginnt man jetzt eben.

Ich kann dir zB sagen, dass ich gerne mit dem ÖV öfter Ausflüge in die Obersteiermark machen würde. Um 2300€ kaufe ich mir aber kein ,,Steiermarkticket", um 550 € oder sogar 365 € eher zu 99 % schon.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: PeterWitt am Mai 30, 2021, 12:35:39
Es ist ein Henne - Ei Problem und auf einer Seite beginnt man jetzt eben.

Ich kann dir zB sagen, dass ich gerne mit dem ÖV öfter Ausflüge in die Obersteiermark machen würde. Um 2300€ kaufe ich mir aber kein ,,Steiermarkticket", um 550 € oder sogar 365 € eher zu 99 % schon.
Sehe ich auch so - früher wurden Ausflüge nach Wien, Klagenfurt oder Salzburg mit dem PKW gemacht, weil schneller und trotzt Vorteilscard billiger. Seit ich aber die Österreichcard Family habe ist das kein Thema, einsteigen und los geht's, weil eben so Gelegenheitsfahrten im ÖV überproportional teuer sind.
Wenn man es aber schon hat, so nutzt man es halt auch, zumal keine weiteren Kosten entstehen, beim PKW aber sehr wohl.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 5047er am Mai 30, 2021, 13:37:27
Ich bin ganz klar der Meinung, dass es notwendig ist, das Angebot auszubauen und für so viele Menschen wie vernünftig möglich, brauchbar zu machen und andererseits aber die Preispolitik so zu gestalten, dass der ÖV einen deutlichen Preisvorteil zum PKW bietet.

Als Beispiel:

Wenn ich morgen Montag mit meinen drei Geschwistern zum Verwandschaftsbesuch von Graz nach Deutschlandsberg möchte, bin ich mit der S6 40 Minuten mit dem Zug unterwegs, von Tür zu Tür vielleicht etwas über eine Stunde, also durchaus attraktiv, was die Fahrzeit betrifft. Wenn wir aber zu viert € 87,20 hin und retour bezahlen (ab 1. Juli z.B. noch etwas mehr), würden die meisten wohl mit dem Auto fahren.

Wenn wir aber beispielsweise am Sonntag um 12 Uhr in Deutschlandsberg eingeladen wären und es eine 365-Euro Steiermark-Karte gäbe, würde uns die Fahrt zwar "nix" kosten, Tür zu Tür mit Wartezeiten und Fahrt mit der S61 wäre man dann aber rund zweieinhalb Stunden unterwegs. Wenn man um 8 Uhr zum Frühstück eingeladen wäre oder sonstwarum um diese Uhrzeit da sein soll, hat man gar keine Möglichkeit, öffentlich anzureisen. Also hier würden vermutlich noch mehr Leute ganz klar mit dem Auto fahren.

Hier muss es ganz klar zu einem Systemwandel kommen.

Der ÖV in der Steiermark ist halt tagsüber in Graz für einen Großteil der Leute grundsätzlich brauchbar, auch aus dem unmittelbarem Umland bzw. der an den Bus- bzw. Bahnachsen liegenden regionalen Bereichen ist der ÖV unter der Woche tagsüber einigermaßen brauchbar. Doch es gibt halt auch einige Leute in Graz, die vor 6 und nach 23 Uhr gelegentlich zur Arbeit oder sonstige Erledigungen machen müssen und auch Leute, die am Wochenende aus oder in den regionalen Bereich müssen, und da ist der ÖV leider großteils unbrauchbar.

Und um nochmals auf die Penderpauschale zurück zu kommen:
Hier besteht dringendst Reformbedarf!
Ich bin der Meinung, dass Personen, die für ihre Mobilität PKW mit Verbrennungsmotoren verwenden, einfach keinesfalls eine Förderung dafür bekommen dürfen. Die kleine Pendlerpauschale würde ich sie schon geschrieben, gänzlich abschaffen, und die große Pendlerpauschale an die Nutzung eines Elektroautos oder Fahrrades und dergleichen knüpfen. Somit würde ich auch die Förderung zum Ankaufs eines Elektro-PKW (derzeit mit € 5.000 sogar prozentuell gesehen paradoxerweise höher als die Förderung eines vernünftigen Lastenfahrrads) streichen.

Mit dem Geld, das man so wieder hinein bekommt kann man den ÖV österreichweit auf alle Fälle günstiger gestalten. Zusätzlich wäre ein weiterer Ausbau wichtig und notwendig.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am Mai 30, 2021, 14:10:58
Zuerst zu deinem Beispiel:
Okay mir ist klar, dass sonntags die Intervalle ausgedünnt sind und die S6 gar nicht fährt. Aber, wie kommst du auf die 2,5 fache Zeit?
Die S61 braucht 15 Minuten mehr. Unter der Woche rechnest du 20 Minuten als Vor- und Nachlauf dazu, also um jeden Bahnhof rund 10 Minuten, selbst wenn wir diese Werte verdoppeln, weil man zB zu Fuß gehen muss, statt mit dem Bus zufahren, dann kommen wir auf 1,5 Stunden, und somit wine Stunde weniger, als von dir genannt.

Natürlich muss das Angebot noch ausgebaut werden. Mehr Fahrgäste erhöhen hier den Druck auf die Besteller. Mehr Fahrgäste kommen zB durch das günstige 1-2-3 Ticket. Wenn heute angenommen 3 Leute aus Graz sonntags um 6:00 Uhr in Deutschlandsberg sein wollen und nach dem Ticket sind es zB 6 oder 10, weil die das Ticket jetzt nutzen wollen, dann erhöht das den Druck und es werden auch due Randzeiten ausgebaut.

Deine Ansichten zur Pendlerpauschale finde ich gut.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 5047er am Mai 30, 2021, 15:55:24
Ich wollte im genannten Beispiel auch darauf hinweisen, dass auch die Intervalle am Wochenende dort, wo immerhin ein ÖV vorhanden ist, zum Teil unbrauchbar ist. Wenn du also um 12 Uhr in Deutschlandsberg sein willst/musst, musst du aktuell um 10:04 in Graz abfahren, da der Zug nur alle zwei Stunden fährt.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 7jgt am Mai 30, 2021, 16:09:07
Ich wollte die Preisfrage des steirischen 1er-Tickets vor allem im vorgegebenen Rahmen des 1-2-3-Tickets (wie vorgestellt mit einer österreichweiten Karte um 1095€) diskutieren und keine Grundsatzdiskussion starten. Wie die Finanzierung/der Ausgleich zwischen Bund und Land letztlich abläuft und wie das gegenfinanziert wird, ist eine andere Ebene.
 
Das grundsätzlich mehr Maßnahmen als nur günstige Tickets notwendig sind, ist uns glaube ich allen klar. Dieses ,,Henne-Ei-Problem" (danke, FlipsP) muss ganzheitlich angegangen werden.

Ein Auto kostet in Österreich im Schnitt rund €500 pro Monat (https://www.leaseplan.com/de-at/blog/carcostindex-2020/). Bei ca. 625 Kfz pro Tausend Einwohner (https://www.statistik.at/web_de/statistiken/energie_umwelt_innovation_mobilitaet/verkehr/strasse/kraftfahrzeuge_-_bestand/index.html) ergibt alleine das Auto ca. Kosten €312 pro Monat pro ÖsterreicherIn.
Zumindest in der Übergangzeit - während mehr Angebot geschaffen wird - ist es naiv davon auszugehen, dass der ÖV das Auto für die meisten Neukunden komplett ersetzen wird. Die Kosten müssen daher als Kfz+ÖV betrachtet werden und da ist ein niedrigerer Preis (hoffentlich) ein Argument.

ob die Jahreskarte für die Steiermark nun €550 kostet oder €2 300.
Klar ist, dass auch Infrastruktur ausgebaut und neues Angebot geschaffen werden muss. Elektrifizierung der GKB und der Ostbahn sind überfällig, kein Widerspruch. Ob das schneller geschieht, nur weil das Steiermarkticket 2300€ kostet, sei dahingestellt.

Die bisherige Jahreskarte Steiermark ist mit 2340€ zu teuer; das Herzstück des ÖVs über so weite Strecken ist die Bahn, da gibt es die ÖBB Österreichcard um 1940€ für fast alle Bahnen in Österreich. Mit einer Verbundzone für den Stadtverkehr kommt man +/- auf das gleiche, kann aber Österreichweit Bahnreisen ,,kostenlos" unternehmen.

Der ÖV Anteil im Modal Split ist von 2013 auf 2018 nicht gestiegen. (https://www.graz.at/cms/beitrag/10329333/7760448/)
Das stimmt, aber konnte eine Abwanderung vermieden werden? Auto->ÖV und ÖV->Rad? In Graz kommt dazu, dass die nötige Dichte für einen ÖV-Ausbau gegeben ist - dass trotzdem (fast) nichts passiert ist, ist natürlich ein Armutszeugnis der Politik!

Am Land wird es niemals möglich sein, in jeden letzten Winkel ein entsprechendes Angebot anzubieten, dass wirklich niemand mehr ein eigenes Kfz benötigt (,,weniger effizienter Lebensraum"). Da muss man sich eben auf Korridore konzentrieren, die genug Fahrgäste bringen und ein gewisses Grundangebot in die davon entfernten Siedlungen anbieten. Da muss natürlich massiv ausgebaut werden, aber: Am Land wird es weiterhin Kfz geben, dass realistische Ziel muss also sein, diese Korridore (in die Stadt) als ÖV anzubieten und den lokalen Verkehr mittels Rad und E-Mobilität zu bewerkstelligen.

Seit ich aber die Österreichcard Family habe ist das kein Thema, einsteigen und los geht's, weil eben so Gelegenheitsfahrten im ÖV überproportional teuer sind.
Genauso ein Effekt kann eben doch Nachfrage generieren (oder eben vom Kfz umschichten).

Die kleine Pendlerpauschale würde ich sie schon geschrieben, gänzlich abschaffen, und die große Pendlerpauschale an die Nutzung eines Elektroautos oder Fahrrades und dergleichen knüpfen.
Diese Forderung finde ich auch gut. Allerdings: Wer rechnen kann, wird als Kfz-Pendler bereits heute ein E-Auto kaufen. Für das Fahrrad werden die Entfernungen meist zu groß sein.

Natürlich muss das Angebot noch ausgebaut werden. Mehr Fahrgäste erhöhen hier den Druck auf die Besteller. Mehr Fahrgäste kommen zB durch das günstige 1-2-3 Ticket
Das ist auch meine Hoffnung. Parallel muss massiv ausgebaut werden und auch an Push-Faktoren gedacht werden, wo bereits ein attraktives ÖV-Angebot geschaffen wurde (auch wenn das politisch viel schwieriger durchzusetzen ist). Das 1-2-3-Ticket ist nicht der alleinige Heilsbringer.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am Mai 30, 2021, 17:30:43
Ich wollte im genannten Beispiel auch darauf hinweisen, dass auch die Intervalle am Wochenende dort, wo immerhin ein ÖV vorhanden ist, zum Teil unbrauchbar ist. Wenn du also um 12 Uhr in Deutschlandsberg sein willst/musst, musst du aktuell um 10:04 in Graz abfahren, da der Zug nur alle zwei Stunden fährt.

Alles klar. Aber wie geschrieben: Es ist ja nicht festgesetzt, dass das Angebot nicht mehr verbessert wird.

In dem Zusammenhang finde ich es eh interessant, dass das Land mit zweierlei Maß misst: Leibnitz, Feldbach, Gleisdorf, Judenburg und Knittelfeld spendiert man auch sonntags S-Bahnen im Stundentakt. Voitsberg, Köflach, Deutschlandsberg und Mürzzuschlag dagegen bekommen gerade einmal alle 2 Stunden S-Bahnen und Weiz muss sich mit einem annähernden Zweistundenbustakt zufrieden geben.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Moderator1 am Mai 30, 2021, 17:34:14
(...)
In dem Zusammenhang finde ich es eh interessant, dass das Land mit zweierlei Maß misst: Leibnitz, Feldbach, Gleisdorf, Judenburg und Knittelfeld spendiert man auch sonntags S-Bahnen im Stundentakt. Voitsberg, Köflach, Deutschlandsberg und Mürzzuschlag dagegen bekommen gerade einmal alle 2 Stunden S-Bahnen und Weiz muss sich mit einem annähernden Zweistundenbustakt zufrieden geben.

Nur kurze Korrektur, die S8 fährt auch sonntags nur im 2-Stundentakt von stündlichen Verstärkerzügen am Nachmittag abgesehen bzw. hat Weiz mit dem 200er und 201er überlagert einen Stundentakt.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am Mai 30, 2021, 17:45:11
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In dem Zusammenhang finde ich es eh interessant, dass das Land mit zweierlei Maß misst: Leibnitz, Feldbach, Gleisdorf, Judenburg und Knittelfeld spendiert man auch sonntags S-Bahnen im Stundentakt. Voitsberg, Köflach, Deutschlandsberg und Mürzzuschlag dagegen bekommen gerade einmal alle 2 Stunden S-Bahnen und Weiz muss sich mit einem annähernden Zweistundenbustakt zufrieden geben.

Nur kurze Korrektur, die S8 fährt auch sonntags nur im 2-Stundentakt von stündlichen Verstärkerzügen am Nachmittag abgesehen bzw. hat Weiz mit dem 200er und 201er überlagert einen Stundentakt.


Danke! Ich habe nur den Nachmittag angesehen und daher auch die Verstärker gezählt. Bei Weiz meinte ich die Buslinie 202 entlang der S31.  Die Regionalbusse habe ichallgemein absichtlich außen vorgelassen.

Zitat
Am Land wird es niemals möglich sein, in jeden letzten Winkel ein entsprechendes Angebot anzubieten, dass wirklich niemand mehr ein eigenes Kfz benötigt (,,weniger effizienter Lebensraum"). Da muss man sich eben auf Korridore konzentrieren, die genug Fahrgäste bringen und ein gewisses Grundangebot in die davon entfernten Siedlungen anbieten. Da muss natürlich massiv ausgebaut werden, aber: Am Land wird es weiterhin Kfz geben, dass realistische Ziel muss also sein, diese Korridore (in die Stadt) als ÖV anzubieten und den lokalen Verkehr mittels Rad und E-Mobilität zu bewerkstelligen.

Sehe ich genau so! Man muss ,,starke ÖV-Korridore" schaffen, ergänzt mit MikroÖV (mMn schlauer als irgendwelche Linien, auf denen 2 Kurse am Tag geführt werden). Das würde schon extrem helfen. Dazu Rad- und Fußverkehr fördern. Aber eines muss klar Sein: Der PKW ist am Land nicht komplett austauschbar, jedoch kann man die Nutzung durch oben genannte Faktoren stark einschränken.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 4020er am Mai 31, 2021, 14:26:35
2 Punkte:

1. ist es ja nicht so, dass der ÖV steiermark- oder österreichweit unbrauchbar ist
2. sagt niemand, dass das Angebot am Stand von heute bleibt. Eher im Gegenteil - Jahr für Jahr wird mehr oder weniger staek ausgebaut.

Es ist ein Henne - Ei Problem und auf einer Seite beginnt man jetzt eben.

Ich kann dir zB sagen, dass ich gerne mit dem ÖV öfter Ausflüge in die Obersteiermark machen würde. Um 2300€ kaufe ich mir aber kein ,,Steiermarkticket", um 550 € oder sogar 365 € eher zu 99 % schon.
Zu 1: Das habe ich auch nicht behauptet. Von einer standardisierten, qualitativen Bedienung wie etwa in der Schweiz sind wir aber noch weit entfernt.
Zu 2: Das ist in den Diskussionen aber nicht im selben Ausmaß vertreten, das 1-2-3-Ticket ist einfach ein Herzensprojekt der Grünen und hat keinen verkehrswissenschaftlichen Hintergrund. Außerdem ist eine Angebotssteigerung jetzt notwendig. Die Auslastung zu den Hauptverkehrszeiten ist massiv. Es ist ja nicht so, dass der ÖV leer durch die Gegend fährt - im Gegenteil, die meisten Verkehrsbetriebe kämpfen mit Kapazitätsproblemen.

Es ist kein Henne - Ei Problem. Jahreskarten sind bereits massiv subventioniert. ÖV deckt seine Kosten etwa zu einem Drittel selbst. Daher auch mein ursprünglicher Kommentar: Es wird wohl einen ÖV-Nulltarif brauchen, bevor diese Diskussion endlich verebbt. Sollte der Preis eine derart große Rolle spielen müsste es aufgrund der jährlichen Preiserhöhung in der 1,75-fachen Menge des VPI eigentlich eine Abwanderung vom ÖV geben. Das ist aber nicht der Fall. Die Literatur ist sich einig, dass die Preiselastizität im ÖV sehr gering ist und das zeigen auch alle Feldversuche.
Die Reduktion auf die zwei Faktoren Angebot und Preis, dabei aber Verkehrserzeuger sowie Raumplanung außen vor zu lassen ist außerdem viel zu trivial.

Die Anzahl jener, die zum Spazierenfahren €550 ausgeben, wird eher überschaubar sein. Wie oft fährt man denn als G bzw. GUler in die Obersteiermark? Vier, fünf mal im Jahr? Da halte ich die Verkehrsstromsteuerung durch Preise bei Einzelfahrscheinen, wie es die ÖBB mit der Sparschiene, Flixbus oder Fluganbieter machen, sinnvoller.

Zitat
Zumindest in der Übergangzeit - während mehr Angebot geschaffen wird - ist es naiv davon auszugehen, dass der ÖV das Auto für die meisten Neukunden komplett ersetzen wird. Die Kosten müssen daher als Kfz+ÖV betrachtet werden und da ist ein niedrigerer Preis (hoffentlich) ein Argument.
Das habe ich auch nicht beschrieben. Es ging darum, dass die Kosten für Mobilität hoch sind und Menschen bereit sind Geld dafür auszugeben. Sonst würde man ja nicht für ein Wochenende nach Mallorca fliegen oder eben einen beachtlichen Teil seines Gehalts für das private Kfz ausgeben.

Zitat
Ob das schneller geschieht, nur weil das Steiermarkticket 2300€ kostet, sei dahingestellt.
Wenn solche Themen in den Medien präsent wären wie eben das Klimaticket oder das Steiermarkticket wäre der Druck aus der Bevölkerung wesentlich höher, es wäre also schon davon auszugehen.

Zitat
Die bisherige Jahreskarte Steiermark ist mit 2340€ zu teuer; das Herzstück des ÖVs über so weite Strecken ist die Bahn, da gibt es die ÖBB Österreichcard um 1940€ für fast alle Bahnen in Österreich.
Weil? Wieso besteht die Notwendigkeit den Steierinnen und Steirer eine Netzkarte für das gesamte Bundesland hinterher zu werfen?

Zitat
Das stimmt, aber konnte eine Abwanderung vermieden werden? Auto->ÖV und ÖV->Rad?
Da der Modal Split in den letzten Jahrzehnten relativ konstant war, ist nicht davon auszugehen. Die Tatsache, dass der MIV an seiner Kapazitätsgrenze ist (trotz sinkendem Modal Share steigen die absoluten Zahlen), lässt eine Abwanderung aus deisem Verkehrsträger vermuten. (Und selbst wenn es so wäre ist es doch ein Armutszeugnis, dass ÖV-Kunden abwandern und scheinbar nur durch den Preis gehalten werden können.)

Zitat
Am Land wird es niemals möglich sein, in jeden letzten Winkel ein entsprechendes Angebot anzubieten, dass wirklich niemand mehr ein eigenes Kfz benötigt (,,weniger effizienter Lebensraum"). Da muss man sich eben auf Korridore konzentrieren, die genug Fahrgäste bringen und ein gewisses Grundangebot in die davon entfernten Siedlungen anbieten. Da muss natürlich massiv ausgebaut werden, aber: Am Land wird es weiterhin Kfz geben, dass realistische Ziel muss also sein, diese Korridore (in die Stadt) als ÖV anzubieten und den lokalen Verkehr mittels Rad und E-Mobilität zu bewerkstelligen.
Die von dir geschilderten Punkte treffen genauso auf günstige Fahrkarten zu. Wo es kein Angebot gibt, hilft nicht einmal eine Gratisfahrkarte. Zumal die jetzigen Korridore auch nicht optimal bedient werden, wie einige User ja bereits erklärten.

Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 7jgt am Mai 31, 2021, 21:22:47
Sollte der Preis eine derart große Rolle spielen müsste es aufgrund der jährlichen Preiserhöhung in der 1,75-fachen Menge des VPI eigentlich eine Abwanderung vom ÖV geben.
Vielleicht spielt es einfach keine Rolle, weil Menschen, die auf den ÖV angewiesen sind keine Alternative haben. Auch wer bereits ein gutes Angebot vorfindet und den ÖV schon zum Pendeln benutzt, ist offensichtlich bereits überzeugt. In diesem Segment mag die Preiselastizität gering sein.

Aus anekdotischer Evidenz (😊) kann ich dir aber zumindest für den Stadtverkehr berichten, dass es sehr wohl Menschen gibt, die erstmals mit der Jahreskarte Graz eine ÖV-Jahreskarte gekauft haben - sonst sind sie hauptsächlich mit dem Rad oder dem Auto unterwegs (andere Personen, aber auch dieselbe Person im Wechsel: Winter=PKW, sonst per Rad). Lohnt sich die Jahreskarte im Vergleich zu den (erwarteten) Einzelfahrten nicht, wird keine Jahreskarte gekauft. Besitzt man aber keine Jahreskarte, ist die Hemmschwelle den ÖV zu benutzen gleich höher (löst doch jede Fahrt direkt Kosten aus). Diese Personen kaufen sich keine Zonenkarte um 500€ für Graz.

Aus der Reihe Ideen, die nicht umsetzbar sind: Vielleicht müsste jede PKW-Zulassung zwingend den Kauf eines ÖV-Tickets vorschreiben?

Aber ich gebe dir recht: Wenn das Angebot (auch im Vergleich zu den Alternativen - in der Stadt für viele auch das Rad) wirklich sehr gut ist, spielt der Preis - für die, die es sich leisten können - nur mehr eine untergeordnete Rolle. Das ausgebaut werden muss, ist eh klar.

Da halte ich die Verkehrsstromsteuerung durch Preise bei Einzelfahrscheinen, wie es die ÖBB mit der Sparschiene, Flixbus oder Fluganbieter machen, sinnvoller.
Ich dachte du bist der Meinung, dass ÖV keine Nachfrage durch den Preis generieren kann?

Es ging darum, dass die Kosten für Mobilität hoch sind und Menschen bereit sind Geld dafür auszugeben. Sonst würde man ja nicht für ein Wochenende nach Mallorca fliegen oder eben einen beachtlichen Teil seines Gehalts für das private Kfz ausgeben.
In dieser Denke ist das Auto zwar durchaus teuer, aber eben ,,schon da", weil ,,notwendig" (manchmal wirklich, manchmal nur gefühlt). Die ÖV-Kosten fallen als zusätzliche Ausgabe emotional schwerer ins Gewicht, als sie rein rational-ökonomisch sollten. Der gesamte Mallorca-Urlaub kostet vermutlich weniger als die Hälfte des Steiermarktickets in der jetzigen Form und wird unter ,,Erholung/Urlaub" verbucht, nicht unter ,,notwendige Mobilitätsausgabe". Sieh es so: Auto+2 Mallorcaurlaube im Jahr oder Auto+Steiermarkticket...

Wenn solche Themen in den Medien präsent wären wie eben das Klimaticket oder das Steiermarkticket wäre der Druck aus der Bevölkerung wesentlich höher, es wäre also schon davon auszugehen.
Ich glaube Koralm- und Semmeringbasistunnel sind ein gutes Beispiel, dass teure Eisenbahninfrastrukturprojekte nicht bundesöffentlich in den Medien verhandelt gehören. Zumindest über die GKB-Elektrifizierung wird in den Regionalmedien ja schon berichtet (so oft wie diese Elektrifizierung medial schon gestartet wurde, müsste sie aber schon dreimal fertig sein). Mal schauen, ob das Land da in den Finanzierungsverhandlungen für das Klimaticket mit dem Bund etwas Bindendes ausbedungen hat.

Wieso besteht die Notwendigkeit den Steierinnen und Steirer eine Netzkarte für das gesamte Bundesland hinterher zu werfen?
Niemand spricht von hinterherwerfen. Auch bin ich nicht der Ansicht, dass das 1-2-3-Ticket unbedingt 1/2/3*365€ kosten muss (oder dass zB 600€ pro Stufe zu teuer wären) - nur dass sich der Preis für die Steiermark innerhalb eines bundesweiten Gefüges sinnvoll einzugliedern hat.
 
Das 1,2,3-Ticket wird ja erstmals eine Netzkarte für (quasi) den gesamten ÖV in Österreich ermöglichen - trotzdem gibt es auch bisher eine ÖBB-Österreichcard um 1900€. Da soll nur die Steiermark 2300€ wert sein? So viel Regionalbus fahren 99% der Käufer wohl nicht - wer regelmäßig so weite Strecken fährt, tut dies zuallermeist mit der Bahn. Dann eine (oder maximal zwei) Zone(n) dazukaufen und man kommt auf einen ähnlichen Preis.

2340€ nur für die Steiermark, wobei nur der Stadtverkehr Graz und die Bahnen (ja, ein paar brauchbare Regionalbuskorridore gibt es) ein gutes Angebot bieten, ist - zumindest mir - zu viel. Vielleicht schließe ich fälschlicherweise auf andere. Andererseits: In der Schweiz kostet ein Generalabo 2430 € (Kaufkraft-angepasst) - verschleudern die Eidgenossen ihr Ticket? Sollte besser jeder Kanton 2300€ (oder auf die Fläche gerechnet: für die Schweiz insgesamt 5800€) verlangen?

Und selbst wenn es so wäre ist es doch ein Armutszeugnis, dass ÖV-Kunden abwandern und scheinbar nur durch den Preis gehalten werden können
Zum MIV-Anteil am Modal Split möchte ich nicht weiter spekulieren, da fehlt mir einfach das Hintergrundwissen. Ad Armutszeugnis: Naja, in der Stadt gibt es auch Alternativen im Umweltverbund, da kann aufs Rad gewechselt werden, ohne nennenswert länger für seine Wege zu brauchen. Pro ÖV spricht dann nur die Bequemlichkeit und die Wetterfestigkeit, dagegen sprechen die Zusatzkosten und die Abhängigkeit (Takt; dank MIV im Stau gestanden etc...). Wer 40km pendelt kann nur vom ÖV aufs Auto oder umgekehrt wechseln, aber in der Stadt fällt der Wechsel leichter.

Die von dir geschilderten Punkte treffen genauso auf günstige Fahrkarten zu. Wo es kein Angebot gibt, hilft nicht einmal eine Gratisfahrkarte. Zumal die jetzigen Korridore auch nicht optimal bedient werden, wie einige User ja bereits erklärten.
Ich sage ja, dass das 1,2,3-Ticket nicht der alleinige Heilsbringer ist. Nur sehe ich es nicht als gesetzt an, dass der ÖV ausgebaut wird/das Angebot an Qualität gewinnt, nur weil die Ticketpreise höher sind.

Wenn die gesellschaftlichen Prioritäten entsprechend sind, ist es egal, ob die Fahrgäste 1/3 oder die Hälfte oder 0% direkt zur Finanzierung beitragen. Sonst müsste auch jede Angebotsausweitung zumindest anfangs, bis mehr Fahrgäste lukriert werden konnten, eine Preiserhöhung mit sich bringen.

So gesehen, ja: Lieber einen ÖV-Nulltarif als öffentliche Daseinsfürsorge zur Stimulierung einer Nachfrage zur politischen Überzeugung des Ausbaus, als ein mittelmäßiges Angebot zu hohen Preisen. Ein MIV-Gedanke: Ist die Straßenqualität (das gesamte Angebot, nicht nur die eine Prestigestrecke) in Ländern, die eine kilometerabhängige Maut einheben, besser als in Deutschland, wo der Staat (für PKW) einen Nulltarif bietet?
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 4020er am Juni 02, 2021, 19:25:54
Zitat
Vielleicht spielt es einfach keine Rolle, weil Menschen, die auf den ÖV angewiesen sind keine Alternative haben. Auch wer bereits ein gutes Angebot vorfindet und den ÖV schon zum Pendeln benutzt, ist offensichtlich bereits überzeugt. In diesem Segment mag die Preiselastizität gering sein.
Nein, die Preiselastizität ist auch beim Neukundengewinn niedrig. Preissenkungen müssen genau deswegen subventioniert werden, weil eben der neue Preis nicht so viele Neukunden anzieht, wie für einen Ausgleich der geringeren Fahrkarteneinnahmen notwendig wären.

Zitat
Lohnt sich die Jahreskarte im Vergleich zu den (erwarteten) Einzelfahrten nicht, wird keine Jahreskarte gekauft. Besitzt man aber keine Jahreskarte, ist die Hemmschwelle den ÖV zu benutzen gleich höher (löst doch jede Fahrt direkt Kosten aus). Diese Personen kaufen sich keine Zonenkarte um 500€ für Graz.
Genau, deswegen werden sich das €550-Ticket all jene kaufen, die bereits für die Jahreskarte mehr als diesen Betrag bezahlen. Wenn ich keine oder nur wenig Fahrten erwarte (weil ÖV zu langsam, selten oder unbequem), ergibt es keinen Sinn €550 auszugeben. Möchte ich den ÖV zusätzlich zum PKW benutzen wäre doch eine Subvention (wenn es denn schon sein muss) der Einzelfahrscheine viel sinnvoller als eine Subvention einer Fahrkarte die eine hohe Einstiegshürde hat. €550 auf ein Mal sind immerhin nicht wenig Geld. Ließt jemand hauptsächlich den Kurier wird diese Person nicht ein Abo für die Kleine Zeitung abschließen, um sie gelegentlich zu lesen.

Zitat
Aber ich gebe dir recht: Wenn das Angebot (auch im Vergleich zu den Alternativen - in der Stadt für viele auch das Rad) wirklich sehr gut ist, spielt der Preis - für die, die es sich leisten können - nur mehr eine untergeordnete Rolle.
Genau deswegen finde ich diese Diskussionen ja so schade. Für jene, die sich teurere Fahrkarten nicht leisten können, lassen sich auch andere Lösungen finden.

Zitat
Ich dachte du bist der Meinung, dass ÖV keine Nachfrage durch den Preis generieren kann?
Dieser Meinung bin ich nicht. Ich bin der Meinung, dass eine Erhöhung der Verkehrsnachfrage aus klimapolitischer Sicht von vorne herein kontraproduktiv ist. Daher sollte der ÖV bereits existierende (z.B. in Form von mIV) oder zu erwartende (z.B. Entstehung neuer Stadtteile wie Reininghaus) Nachfrage bedienen anstatt neue zu generieren.
Würde die Fahrt mit dem Flixbus nach Wien €0,99 kosten, wären die Busse ohne Zweifel voll mit Menschen die in der Hauptstadt Essen gehen oder einen Cafe trinken möchten und dann wieder nach Hause fahren. ÖV um des ÖVs Willen ist aber nicht sinnvoll.
Schafft man es hingegen Menschen, die bisher mit dem Auto nach Wien fuhren, den ÖV schmackhaft zu machen, weil es eben bequemer und schneller ist, ergibt das eine verbesserte Klimabilanz.
Mir ist klar, dass eine Maßnahme sowohl Verkehrserzeugung als auch -umlegung bewirkt, ich glaube aber, dass manche Maßnahmen eher die Umlegung und manche eher die Erzeugung fördern.
Grundsätzlich meinte ich mit "Verkehrsstromsteuerung durch Preise bei Einzelfahrscheinen" aber, dass preiselastische Fahrgäste günstige Angebote nutzen und nicht sehr preiselastischere Fahrgäste eher teure (weil volle) Verbindungen wählen. Warum sind die Züge zu den Tagesrandzeiten denn viel billiger, als jene mit angenehmen Ankunfts- oder Abahrzeiten? Damit sich Fahrgäste besser auf die unterschiedlichen Verbindungen aufteilen und Kapazitäten damit besser genutz werden. Finanziell schwache Kunden können so trotzdem preisgünstig ihr Ziel erreichen.

Zitat
Der gesamte Mallorca-Urlaub kostet vermutlich weniger als die Hälfte des Steiermarktickets in der jetzigen Form und wird unter ,,Erholung/Urlaub" verbucht, nicht unter ,,notwendige Mobilitätsausgabe".
Die in diesem Thread genannte Fahrt zur Erholung ins Ennstal ist doch genau so Urlaub/Erholung und keine notwendige Mobilitätsausgabe.

Zitat
Niemand spricht von hinterherwerfen. Auch bin ich nicht der Ansicht, dass das 1-2-3-Ticket unbedingt 1/2/3*365€ kosten muss (oder dass zB 600€ pro Stufe zu teuer wären) - nur dass sich der Preis für die Steiermark innerhalb eines bundesweiten Gefüges sinnvoll einzugliedern hat.
Ich verstehe deine Argumentation, und die Eingliederung mag durchaus Sinn machen. Warum ich trotzdem gegen dieses Ticket bin, führe ich weiter unten aus.

Zitat
Nur sehe ich es nicht als gesetzt an, dass der ÖV ausgebaut wird/das Angebot an Qualität gewinnt, nur weil die Ticketpreise höher sind.
Natürlich nicht. Geld ist aber endlich, daher ist es durchaus hinterfragenswert, wohin es fließt.

Zitat
Wenn die gesellschaftlichen Prioritäten entsprechend sind, ist es egal, ob die Fahrgäste 1/3 oder die Hälfte oder 0% direkt zur Finanzierung beitragen. Sonst müsste auch jede Angebotsausweitung zumindest anfangs, bis mehr Fahrgäste lukriert werden konnten, eine Preiserhöhung mit sich bringen.
Wenn die gesellschaftliche Priorität Klimaschutz und Stärkung des ÖVs lautet, gibt es unterschiedliche Wege dieses Ziel zu erreichen. Ich halte die weitere Förderung von Fahrkarten aus den bereits genannten Günden nicht als den effizientesten Weg und maximal als Teil-, jedoch nicht als Gesamtlösung. Jedenfalls sollte das entsprechende Angebot bestehen bevor der Preis attraktiviert wird. Das ist in der Steiermark meiner Meinung nach nicht der Fall. Bezüglich des restlichen Österreichs habe ich leider keine Erfahrungen.

Zitat
So gesehen, ja: Lieber einen ÖV-Nulltarif als öffentliche Daseinsfürsorge zur Stimulierung einer Nachfrage zur politischen Überzeugung des Ausbaus, als ein mittelmäßiges Angebot zu hohen Preisen. Ein MIV-Gedanke: Ist die Straßenqualität (das gesamte Angebot, nicht nur die eine Prestigestrecke) in Ländern, die eine kilometerabhängige Maut einheben, besser als in Deutschland, wo der Staat (für PKW) einen Nulltarif bietet?
Es liegt durchaus an den Politkern und Beamten die sinnvollsten und effizientesten Wege zu finden um ein deklariertes Ziel zu erreichen. Der Ausbau der S6 wurde nicht wehement von den Fahrgästen gefordert und trotzdem gibt es massive Fahrgaststeigerungen. Wie sagte Henry Ford: "Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: »schnellere Pferde«".

Ich kenne den Zustand der deutschen Autobahnen und anderer Länder nicht, trotzdem zwei Punkte:
1. In Deutschland werden die Autobahnen über die Kfz-Steuer finanziert. Auf den ÖV umgemünzt entspräche das am ehesten einer ÖV-Abgabe (Nahverkehrsabgabe) und keinem Nulltarif.
2. Als Maßnahme zur Verkehrsreduktion und damit für den Klimaschutz wäre eine kilometerabhängige Maut definitv sinnvoller, als generelle Freifahrt.

Ich verstehe schon, dass ein günstiges Ticket, das die Einstiegsbarriere in den ÖV senkt, sinnvoll ist. Ich denke nur, dass es nicht die beste Variante für mehr Klimaschutz ist, weil es existierente Defizite im ÖV nicht verschwinden lässt und damit weniger Geld und vor allem Bewusstsein für die Beseitigung dieser Defizite vorhanden ist. Die Devise scheint zu sein: "Das Klimaticket wirds schon richten" und dem stimme ich nicht zu. Wenn man mit dem ÖV doppelt so lange in die Arbeit braucht, wie mit dem Auto, werden die Leute trotzdem weiterhin Autofahrer bleiben. Wenn der ÖV drei mal täglich fährt, werden die Leute trotzdem weiterhin Autofahrer bleiben. Wenn der ÖV ungemütlich ist, weil die Kapazitäten fehlen und man dicht gedrängt 30 Minuten lang stehen muss, werden die Leute trotzdem weiterhin Autofahrer bleiben.
Umgestiegen wird, und das beweisen die Weststrecke und die S-Bahn Steiermark sehr gut, wenn es einen zeitlichen und komforttechnischen Vorteil ergibt. Autofahren ist nämlich bereits teurer als der ÖV.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am Juni 07, 2021, 21:20:36
Zu 1: Das habe ich auch nicht behauptet. Von einer standardisierten, qualitativen Bedienung wie etwa in der Schweiz sind wir aber noch weit entfernt.

Völlig richtig. Das wiederum habe ich nicht behauptet.

Zu 2: Das ist in den Diskussionen aber nicht im selben Ausmaß vertreten, das 1-2-3-Ticket ist einfach ein Herzensprojekt der Grünen und hat keinen verkehrswissenschaftlichen Hintergrund. Außerdem ist eine Angebotssteigerung jetzt notwendig. Die Auslastung zu den Hauptverkehrszeiten ist massiv. Es ist ja nicht so, dass der ÖV leer durch die Gegend fährt - im Gegenteil, die meisten Verkehrsbetriebe kämpfen mit Kapazitätsproblemen.

Kann ich nur eingeschränkt zustimmen. Ja, eine Angebotssteigerung wäre auch jetzt schon nötig, aber sieht du diese? Ich nicht. Unabhängig vom Ticket oder nicht. Wenn ich an den Busbereich denke hat hier auch die Marke Regiobus wenig gebracht. Das Bündel Graz-Weiz-Birkfeld ist mMn sehr gelungen, aber bei den weiteren Vergaben kann ich wenig Positives erkennen. Das war eher nur ein "Busumfärbeln".


Es ist kein Henne - Ei Problem. Jahreskarten sind bereits massiv subventioniert. ÖV deckt seine Kosten etwa zu einem Drittel selbst. Daher auch mein ursprünglicher Kommentar: Es wird wohl einen ÖV-Nulltarif brauchen, bevor diese Diskussion endlich verebbt. Sollte der Preis eine derart große Rolle spielen müsste es aufgrund der jährlichen Preiserhöhung in der 1,75-fachen Menge des VPI eigentlich eine Abwanderung vom ÖV geben. Das ist aber nicht der Fall. Die Literatur ist sich einig, dass die Preiselastizität im ÖV sehr gering ist und das zeigen auch alle Feldversuche.

Ja. Die Theorie habe ich auch gelernt.

Ob 2.000 € oder 2.100 € ist im Prinzip "egal", jedoch ist ein Steiermarkticket um 350 - 550 Euro, statt aktuell 2.300 € schon ein Unterschied. Selbst eine Fahrkarte beispielsweise von Leibnitz nach Graz kostet aktuell über 1.000 €, von Bruck nach Graz über 1.400 € und das sind schon Preise die weh tun (auch wenn der ÖV günstiger ist, als der PKW. Was real immer vergessen wird: "Der PKW ist ja da"). Da hat man keine Lust noch einmal für zB einen Familienausflug (2x Erwachsen, 3x Kind) von Bruck nach Liezen weitere 99 € aufzubringen. Da nimmt man lieber den PKW. Wenn man aber schon das Steiermarkticket hat und damit eben auch die Ausflüge öffentlich durchführen kann, dann sieht die Welt schon anders aus.

Das ist zB ein Punkt dem mMn zu wenig Beachtung geschenkt wird.

Die Reduktion auf die zwei Faktoren Angebot und Preis, dabei aber Verkehrserzeuger sowie Raumplanung außen vor zu lassen ist außerdem viel zu trivial.

Stimmt. Aber dann kommen wir vom Hundertsten ins Tausendste und werden vermutlich dieses Thema "sprengen".

Die Anzahl jener, die zum Spazierenfahren €550 ausgeben, wird eher überschaubar sein. Wie oft fährt man denn als G bzw. GUler in die Obersteiermark? Vier, fünf mal im Jahr? Da halte ich die Verkehrsstromsteuerung durch Preise bei Einzelfahrscheinen, wie es die ÖBB mit der Sparschiene, Flixbus oder Fluganbieter machen, sinnvoller.

So war es auch nicht gemeint. Es geht nicht ums spazieren fahren um 550 € (wobei selbst der Betrag relativ schnell mit unseren Tagespreisen erreicht ist), sondern darum das Spazierenfahren zusätzlich öffentlich abzuwickeln, weil das Ticket ja eh vorhanden ist.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 4020er am Juni 07, 2021, 22:31:24
Zitat
Völlig richtig. Das wiederum habe ich nicht behauptet.
Ich erlaube mir das mal ad absurdum zu führen: Ich habe nie behauptet, du hättest das behauptet. Ich behauptete, das Angebot sei nicht gut genug und habe auf deine Rückfrage geantwortet, warum ich das so sehe.

Zitat
Ja, eine Angebotssteigerung wäre auch jetzt schon nötig, aber sieht du diese? Ich nicht. Unabhängig vom Ticket oder nicht.
Ich leider auch nicht. Genau das kritisiere ich. So unabhängig vom Ticket sehe ich das nicht:
Möglichkeit 1: Das Ticket zieht neue Fahrgäste an. Die werden aufgrund der fehlenden Kapazitäten und des fehlenden Angebots, mit der Ausnahme einzelner Korridore, eher nicht so begeistert sein. Dass diese Personen Stammkunden bleiben, ist zu bezweifeln.
Möglichkeit 2: Das Ticket zieht keine neuen Fahrgäste an, die Kapazitäten bleiben ausgeschöpft.

In beiden Fällen wäre es besser das Angebot vor dem Ticket auszubauen.

Zitat
(auch wenn der ÖV günstiger ist, als der PKW. Was real immer vergessen wird: "Der PKW ist ja da")
Das kritisiere ich ebenfalls. Wenn man die Verkehrswende unter der Annahme "der PKW ist ja eh da" versucht umzusetzen, ist das von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Diese Realität mag zwar im Jahr 2021 zutreffen*, aber Klimaneutralität im Jahr 2040 wird aus dieser Denke heraus nicht möglich sein. Wir sind ca. zwei Autolebenszyklen von diesem selbsternannten Ziel entfernt. Die Weichen der Mobilität im Jahr 2040 werden jetzt gestellt und das offentichtlich unter der Annahme, dass jeder Haushalt einen Pkw oder mehr besitzt. Viel Glück.

*Im übrigen ist der PKW  bei Menschen mit genügend Einkommen im Alter von 18 bis ca. 70 Jahre da, nicht grundsätzlich. Sozial Schwächere, Junge, Alte und Menschen mit Mobilitätseinschränkung werden hier gerne vergessen, was bei der in Österreich vorherrschenden Raumplanung einer sozialen Exklusion entspricht.

Zitat
Da hat man keine Lust noch einmal für zB einen Familienausflug (2x Erwachsen, 3x Kind) von Bruck nach Liezen weitere 99 € aufzubringen. Da nimmt man lieber den PKW. Wenn man aber schon das Steiermarkticket hat und damit eben auch die Ausflüge öffentlich durchführen kann, dann sieht die Welt schon anders aus.
Sehr gut, dann wäre der Pkw endlich einmal zu 100% ausgelastet und damit sogar eine sinnvolle Verkehrsmittelwahl.
Inwiefern es sinnvoll ist wegen an einer Hand abzählbare Ausflüge im Jahr so viel Geld in eine Fahrkarte zu pulvern erschließt sich mir nicht ganz.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Bus 15 O530 Citaro L am Juni 07, 2021, 22:45:47
Sehr gut, dann wäre der Pkw endlich einmal zu 100% ausgelastet und damit sogar eine sinnvolle Verkehrsmittelwahl.
Inwiefern es sinnvoll ist wegen an einer Hand abzählbare Ausflüge im Jahr so viel Geld in eine Fahrkarte zu pulvern erschließt sich mir nicht ganz.
Wie ist denn das bitte zu verstehen? Wenn man ein Auto hat, muss man jedes mal damit fahren und darf nicht mehr zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad oder mit dem Zug fahren?
Das Auto verursacht bei JEDER Fahrt Schadstoffe! Es ist also sicher nicht eine sinnvolle Verkehrsmittelwahl, wenn man auch Öffis zur Verfügung hat! Auch wenn man ein Auto hat, ist es gut, wenn man es möglichst wenig auslastet und nur wenig damit fährt.

Mir erschließt sich der Sinn, Geld in eine Fahrkarte ,,zu pulvern" ganz eindeutig! Wenn man nur eine Jahreskarte für Leoben hat, wird man für Fahrten außerhalb von Leoben eher das Auto nehmen, wenn man sowieso eines hat, da Einzelfahrten durch mehrere Zonen zur Zeit recht teuer sind. Wenn man aber um nicht einmal 100 € mehr eine Steiermark weit gültige Fahrkarte hat, reichen ein paar wenige Fahrten schon aus, damit es sich ausgezahlt hat, dass man das Geld in die Fahrkarte ,,gepulvert" hat.
Zusätzlich ist die Hemmschwelle sehr gering öfters auch spontan die Öffis außerhalb der Stammstrecke zu verwenden.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 5047er am Juni 08, 2021, 07:35:21
Zu 2: Das ist in den Diskussionen aber nicht im selben Ausmaß vertreten, das 1-2-3-Ticket ist einfach ein Herzensprojekt der Grünen und hat keinen verkehrswissenschaftlichen Hintergrund. Außerdem ist eine Angebotssteigerung jetzt notwendig. Die Auslastung zu den Hauptverkehrszeiten ist massiv. Es ist ja nicht so, dass der ÖV leer durch die Gegend fährt - im Gegenteil, die meisten Verkehrsbetriebe kämpfen mit Kapazitätsproblemen.
Kann ich nur eingeschränkt zustimmen. Ja, eine Angebotssteigerung wäre auch jetzt schon nötig, aber sieht du diese? Ich nicht. Unabhängig vom Ticket oder nicht. Wenn ich an den Busbereich denke hat hier auch die Marke Regiobus wenig gebracht. Das Bündel Graz-Weiz-Birkfeld ist mMn sehr gelungen, aber bei den weiteren Vergaben kann ich wenig Positives erkennen. Das war eher nur ein "Busumfärbeln".
Leider liegt genau hier das Problem. Denn ich gehe davon aus, dass das 1-2-3-Ticket in erster Linie von Pendlern genutzt werden wird, die derzeit teilweise mit dem PKW fahren, diese fahren in der Regel meist zu den Stoßzeiten in der Früh und am Nachmittag mit dem ÖV. Und genau zu diesen Uhrzeiten ist der ÖV bereits annähernd voll ausgelastet (wer's nicht glauben mag, dem sei empfohlen, sich einmal am Grazer Hbf an einem Werktag die ankommenden Züge zwischen 6:30 und 8 Uhr anzuschauen). Und genau zu diesen Uhrzeiten ist in der Regel sowohl was die Fahrzeuge, als auch das Personal betrifft, ohnehin alles unterwegs. Und genau hier muss es eben mit der Einführung eines solchen Tickets zu einer Ausweitung des Angebots kommen, sprich mehr oder längere Fahrzeuge, leider passiert dies jedoch nicht. Ich gehe daher davon aus, dass hier die Qualität des ÖV doch ziemlich darunter leiden wird (von Graz nach Leibnitz oder Deutschlandsberg stehen zu müssen ist nicht besonders lustig...). In der Ostregion (Wien - St.Pölten bzw. -Wr.Neustadt etc.) ist dieses "Problem" noch deutlich schlimmer, da gehen auch physisch gesehen keine Leute mehr in den Zug rein.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 5047er am Juni 08, 2021, 09:36:16
Sehr gut, dann wäre der Pkw endlich einmal zu 100% ausgelastet und damit sogar eine sinnvolle Verkehrsmittelwahl.
Inwiefern es sinnvoll ist wegen an einer Hand abzählbare Ausflüge im Jahr so viel Geld in eine Fahrkarte zu pulvern erschließt sich mir nicht ganz.
Wie ist denn das bitte zu verstehen? Wenn man ein Auto hat, muss man jedes mal damit fahren und darf nicht mehr zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad oder mit dem Zug fahren?
Das Auto verursacht bei JEDER Fahrt Schadstoffe! Es ist also sicher nicht eine sinnvolle Verkehrsmittelwahl, wenn man auch Öffis zur Verfügung hat! Auch wenn man ein Auto hat, ist es gut, wenn man es möglichst wenig auslastet und nur wenig damit fährt.

Mir erschließt sich der Sinn, Geld in eine Fahrkarte ,,zu pulvern" ganz eindeutig! Wenn man nur eine Jahreskarte für Leoben hat, wird man für Fahrten außerhalb von Leoben eher das Auto nehmen, wenn man sowieso eines hat, da Einzelfahrten durch mehrere Zonen zur Zeit recht teuer sind. Wenn man aber um nicht einmal 100 € mehr eine Steiermark weit gültige Fahrkarte hat, reichen ein paar wenige Fahrten schon aus, damit es sich ausgezahlt hat, dass man das Geld in die Fahrkarte ,,gepulvert" hat.
Zusätzlich ist die Hemmschwelle sehr gering öfters auch spontan die Öffis außerhalb der Stammstrecke zu verwenden.

Du hast das Problem absolut richtig erkannt. Leider halte ich jedoch den Lösungsansatz für den falschen. Denn von Leoben aus hast du in der Regel nicht überall hin die besten Verbindungen. Meiner Meinung nach sollten daher die variablen Kosten eines PKW unbedingt stark steigen, die Fixkosten eines PKW (zumindest von umweltfreundlicheren Modellen) würde ich hingegen senken, denn wie gesagt "brauchen" zumindest am Land eben die meisten Menschen ein Auto und das wird sich auch in Zukunft nicht wesentlich ändern. Wenn aber der Sprudel so wie jetzt gerade mal einen Euro pro Liter kostet (die meisten Leute rechnen für ihre Fahrten einfach nur den Treibstoff ein, viel mehr variable Kosten gibt es eh nicht), dann ist Autofahren wohin auch immer, immer noch billig. Wenn aber der Sprudel zwei bis drei Euro pro Liter kosten würden, zudem Parken überall etwas kosten würde und ein Roadpricing auf allen Straßen (natürlich auch Variabel) stattfindet, dann würden ganz einfach sehr viele Autofahrten so nicht stattfinden, das wäre meiner Meinung nach die Lösung!
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am Juni 08, 2021, 22:15:59
Ich leider auch nicht. Genau das kritisiere ich. So unabhängig vom Ticket sehe ich das nicht:
Möglichkeit 1: Das Ticket zieht neue Fahrgäste an. Die werden aufgrund der fehlenden Kapazitäten und des fehlenden Angebots, mit der Ausnahme einzelner Korridore, eher nicht so begeistert sein. Dass diese Personen Stammkunden bleiben, ist zu bezweifeln.
Möglichkeit 2: Das Ticket zieht keine neuen Fahrgäste an, die Kapazitäten bleiben ausgeschöpft.

In beiden Fällen wäre es besser das Angebot vor dem Ticket auszubauen.

Ich meine es wäre schlauer beides gleichzeitig anzugehen.

Zitat
(auch wenn der ÖV günstiger ist, als der PKW. Was real immer vergessen wird: "Der PKW ist ja da")
Das kritisiere ich ebenfalls. Wenn man die Verkehrswende unter der Annahme "der PKW ist ja eh da" versucht umzusetzen, ist das von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Diese Realität mag zwar im Jahr 2021 zutreffen*, aber Klimaneutralität im Jahr 2040 wird aus dieser Denke heraus nicht möglich sein. Wir sind ca. zwei Autolebenszyklen von diesem selbsternannten Ziel entfernt. Die Weichen der Mobilität im Jahr 2040 werden jetzt gestellt und das offentichtlich unter der Annahme, dass jeder Haushalt einen Pkw oder mehr besitzt. Viel Glück.

*Im übrigen ist der PKW  bei Menschen mit genügend Einkommen im Alter von 18 bis ca. 70 Jahre da, nicht grundsätzlich. Sozial Schwächere, Junge, Alte und Menschen mit Mobilitätseinschränkung werden hier gerne vergessen, was bei der in Österreich vorherrschenden Raumplanung einer sozialen Exklusion entspricht.

Bleiben wir bei der Realität am Land: Ohne PKW geht es nicht und sei es nur um zum nächsten Bahnhof zu kommen.
Wenn man es aber durch das Ticket und weitere Maßnahmen (Rad stärken, MicroÖV, etc) schafft, dass der Zweitwagen eingespart wird und der Erstwagen immer öfter stehen bleibt, dann ist das ein riesen Erfolg.

Mit deinem * kommen wir wieder ins Tausendste. Dazu möchte ich aber nur kurz anmerken, dass genau die von dir angesprochenen Gruppen oft nur das Auto als einzige Mobilitätsform sehen.

Zitat
Da hat man keine Lust noch einmal für zB einen Familienausflug (2x Erwachsen, 3x Kind) von Bruck nach Liezen weitere 99 € aufzubringen. Da nimmt man lieber den PKW. Wenn man aber schon das Steiermarkticket hat und damit eben auch die Ausflüge öffentlich durchführen kann, dann sieht die Welt schon anders aus.
Sehr gut, dann wäre der Pkw endlich einmal zu 100% ausgelastet und damit sogar eine sinnvolle Verkehrsmittelwahl.
Inwiefern es sinnvoll ist wegen an einer Hand abzählbare Ausflüge im Jahr so viel Geld in eine Fahrkarte zu pulvern erschließt sich mir nicht ganz.

Nein es wäre keine sinnvolle Verkehrsmittelwahl, denn es bleibt der PKW (wenn auch zu 100 % ausgelastet). Sinnvoll wäre es auch hier den ÖV zu nehmen.
Noch einmal (ich glaube zum dritten Mal jetzt): Es geht nicht darum das Ticket nur für die Ausflüge zu kaufen, sondern das Pendlerticket auch für die Ausflüge oder selbst nur für die Freizeitwege (Verwandtenbesuch, Einkaufen, etc) verwenden zu können. Dann dann kann ich beim ÖV mit der Aussage "das Ticket ist ja vorhanden" punkten.


Zu 2: Das ist in den Diskussionen aber nicht im selben Ausmaß vertreten, das 1-2-3-Ticket ist einfach ein Herzensprojekt der Grünen und hat keinen verkehrswissenschaftlichen Hintergrund. Außerdem ist eine Angebotssteigerung jetzt notwendig. Die Auslastung zu den Hauptverkehrszeiten ist massiv. Es ist ja nicht so, dass der ÖV leer durch die Gegend fährt - im Gegenteil, die meisten Verkehrsbetriebe kämpfen mit Kapazitätsproblemen.
Kann ich nur eingeschränkt zustimmen. Ja, eine Angebotssteigerung wäre auch jetzt schon nötig, aber sieht du diese? Ich nicht. Unabhängig vom Ticket oder nicht. Wenn ich an den Busbereich denke hat hier auch die Marke Regiobus wenig gebracht. Das Bündel Graz-Weiz-Birkfeld ist mMn sehr gelungen, aber bei den weiteren Vergaben kann ich wenig Positives erkennen. Das war eher nur ein "Busumfärbeln".
Leider liegt genau hier das Problem. Denn ich gehe davon aus, dass das 1-2-3-Ticket in erster Linie von Pendlern genutzt werden wird, die derzeit teilweise mit dem PKW fahren, diese fahren in der Regel meist zu den Stoßzeiten in der Früh und am Nachmittag mit dem ÖV. Und genau zu diesen Uhrzeiten ist der ÖV bereits annähernd voll ausgelastet (wer's nicht glauben mag, dem sei empfohlen, sich einmal am Grazer Hbf an einem Werktag die ankommenden Züge zwischen 6:30 und 8 Uhr anzuschauen). Und genau zu diesen Uhrzeiten ist in der Regel sowohl was die Fahrzeuge, als auch das Personal betrifft, ohnehin alles unterwegs. Und genau hier muss es eben mit der Einführung eines solchen Tickets zu einer Ausweitung des Angebots kommen, sprich mehr oder längere Fahrzeuge, leider passiert dies jedoch nicht. Ich gehe daher davon aus, dass hier die Qualität des ÖV doch ziemlich darunter leiden wird (von Graz nach Leibnitz oder Deutschlandsberg stehen zu müssen ist nicht besonders lustig...). In der Ostregion (Wien - St.Pölten bzw. -Wr.Neustadt etc.) ist dieses "Problem" noch deutlich schlimmer, da gehen auch physisch gesehen keine Leute mehr in den Zug rein.

Stimme ich dir zu! Aber wie geschrieben, schließt das Ticket ja den Ausbau nicht aus.

Sehr gut, dann wäre der Pkw endlich einmal zu 100% ausgelastet und damit sogar eine sinnvolle Verkehrsmittelwahl.
Inwiefern es sinnvoll ist wegen an einer Hand abzählbare Ausflüge im Jahr so viel Geld in eine Fahrkarte zu pulvern erschließt sich mir nicht ganz.
Wie ist denn das bitte zu verstehen? Wenn man ein Auto hat, muss man jedes mal damit fahren und darf nicht mehr zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad oder mit dem Zug fahren?
Das Auto verursacht bei JEDER Fahrt Schadstoffe! Es ist also sicher nicht eine sinnvolle Verkehrsmittelwahl, wenn man auch Öffis zur Verfügung hat! Auch wenn man ein Auto hat, ist es gut, wenn man es möglichst wenig auslastet und nur wenig damit fährt.

Mir erschließt sich der Sinn, Geld in eine Fahrkarte ,,zu pulvern" ganz eindeutig! Wenn man nur eine Jahreskarte für Leoben hat, wird man für Fahrten außerhalb von Leoben eher das Auto nehmen, wenn man sowieso eines hat, da Einzelfahrten durch mehrere Zonen zur Zeit recht teuer sind. Wenn man aber um nicht einmal 100 € mehr eine Steiermark weit gültige Fahrkarte hat, reichen ein paar wenige Fahrten schon aus, damit es sich ausgezahlt hat, dass man das Geld in die Fahrkarte ,,gepulvert" hat.
Zusätzlich ist die Hemmschwelle sehr gering öfters auch spontan die Öffis außerhalb der Stammstrecke zu verwenden.

Du hast das Problem absolut richtig erkannt. Leider halte ich jedoch den Lösungsansatz für den falschen. Denn von Leoben aus hast du in der Regel nicht überall hin die besten Verbindungen. Meiner Meinung nach sollten daher die variablen Kosten eines PKW unbedingt stark steigen, die Fixkosten eines PKW (zumindest von umweltfreundlicheren Modellen) würde ich hingegen senken, denn wie gesagt "brauchen" zumindest am Land eben die meisten Menschen ein Auto und das wird sich auch in Zukunft nicht wesentlich ändern. Wenn aber der Sprudel so wie jetzt gerade mal einen Euro pro Liter kostet (die meisten Leute rechnen für ihre Fahrten einfach nur den Treibstoff ein, viel mehr variable Kosten gibt es eh nicht), dann ist Autofahren wohin auch immer, immer noch billig. Wenn aber der Sprudel zwei bis drei Euro pro Liter kosten würden, zudem Parken überall etwas kosten würde und ein Roadpricing auf allen Straßen (natürlich auch Variabel) stattfindet, dann würden ganz einfach sehr viele Autofahrten so nicht stattfinden, das wäre meiner Meinung nach die Lösung!

Der Ansatz gefällt mir auch. Aber: Am besten versuchst du den Ansatz mit der Partei durchzusetzen, die du am wenigsten magst, denn die wird bei der nächsten Wahl sicher nicht mehr ans Steuer kommen.

Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 4020er am Juni 09, 2021, 22:15:15
Wie ist denn das bitte zu verstehen? Wenn man ein Auto hat, muss man jedes mal damit fahren und darf nicht mehr zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad oder mit dem Zug fahren?
Das Auto verursacht bei JEDER Fahrt Schadstoffe! Es ist also sicher nicht eine sinnvolle Verkehrsmittelwahl, wenn man auch Öffis zur Verfügung hat! Auch wenn man ein Auto hat, ist es gut, wenn man es möglichst wenig auslastet und nur wenig damit fährt.
Zitat
Nein es wäre keine sinnvolle Verkehrsmittelwahl, denn es bleibt der PKW (wenn auch zu 100 % ausgelastet). Sinnvoll wäre es auch hier den ÖV zu nehmen.
Ich glaube, du hast hier was falsch verstanden. Mit 100% Auslastung meinte ich den Besetzungsgrad. Ein Pkw ist im Schnitt mit 1,27 Personen besetzt, was sehr ineffizent ist. Ein voll besetztes Auto hingegen ist wesentlich besser in Sachen Paltzverbrauch und Klimabilanz. Ein Pkw per se ist ja nichts schlechtes und hat durchaus sinnvolle Anwendungsbereiche. Ein zu 100% ausgelastetes Auto ist in der Sinnhaftigkeit definitiv weiter oben anzusiedeln als ein mit einer Person besetztes Fahrzeug oder ein schlecht besetzter Reisebus. Siehe das unten angehängte Rechenbeispiel: Ein vollbesetzter(!) Mercedes Tourismo L mit 59 Sitzplätzen (https://www.silbernagl.it/reisebusse) und 12t Eigengewicht (https://www.bahnbus.at/technischedaten/Mercedes%20TOurismo.pdf) muss, unter der Annahme, dass ein FG 80kg wiegt, 280kg pro Fahrgast in Bewegung setzen. Ein vollbesetzter Pkw mit Eigengewicht von 1t und 80*5=400kg Fleischgewicht ebenfalls 280kg pro Person. Daher sehe ich jezt nicht unbedingt die Notwendigkeit bei Familien, die ihren Pkw hoch auslasten, anzusetzen.

Zitat
Mir erschließt sich der Sinn, Geld in eine Fahrkarte ,,zu pulvern" ganz eindeutig! Wenn man nur eine Jahreskarte für Leoben hat, wird man für Fahrten außerhalb von Leoben eher das Auto nehmen, wenn man sowieso eines hat, da Einzelfahrten durch mehrere Zonen zur Zeit recht teuer sind. Wenn man aber um nicht einmal 100 € mehr eine Steiermark weit gültige Fahrkarte hat, reichen ein paar wenige Fahrten schon aus, damit es sich ausgezahlt hat, dass man das Geld in die Fahrkarte ,,gepulvert" hat.
Aus Fahrgastsicht ist das (finanziell) natürlich lohnenswert. Nur wird das nicht den großen Schwung an Neukunden bringen. Alle Stadtverkehrslinien fahren sonntags im Stundentakt. Die meisten Menschen, die kurze Strecken innerhalb von Leoben bewältigen, werden trotzdem mit dem Kfz fahren, weil: Das ist sowieso schon da, und das fährt, wenn man will.

Zitat
Ich meine es wäre schlauer beides gleichzeitig anzugehen.
Jo, eh. Wie bereits geschrieben, Geld ist endlich und manche Investitionen haben ein höheres ROI als andere.

Zitat
Bleiben wir bei der Realität am Land: Ohne PKW geht es nicht und sei es nur um zum nächsten Bahnhof zu kommen.
Wenn man es aber durch das Ticket und weitere Maßnahmen (Rad stärken, MicroÖV, etc) schafft, dass der Zweitwagen eingespart wird und der Erstwagen immer öfter stehen bleibt, dann ist das ein riesen Erfolg.
Die Realität der Zukunft wird jetzt gestaltet. Es liegt an der heutigen Politik dieses Problem zu beheben. Die Notwendigkeit des Pkws am Land ist kein Naturgesetz.
Ich stimme dir zu, das Einsparen des Zweit- und Drittwagens ist der erste Schritt. Aber auch der kann nur stehen gelassen werden, wenn es nutzbare Alternativen gibt.

Zitat
Mit deinem * kommen wir wieder ins Tausendste. Dazu möchte ich aber nur kurz anmerken, dass genau die von dir angesprochenen Gruppen oft nur das Auto als einzige Mobilitätsform sehen.
Ich sehe kein Problem darin, in einem Mobilitätsforum intensiv zu diskutieren...
Das liegt daran, dass der ÖV oder Alternativen eben Notnagel für all jene, die das Auto - aus welchen Gründen auch immer - nicht nutzen können, ist. Das liegt aber nicht am Preis, sondern am Angebot.

Zitat
Noch einmal (ich glaube zum dritten Mal jetzt): Es geht nicht darum das Ticket nur für die Ausflüge zu kaufen, sondern das Pendlerticket auch für die Ausflüge oder selbst nur für die Freizeitwege (Verwandtenbesuch, Einkaufen, etc) verwenden zu können. Dann dann kann ich beim ÖV mit der Aussage "das Ticket ist ja vorhanden" punkten.
Und mein Gegenargument dafür ist nach wie vor die Frage, ob das notwendig ist.
Eine Jahreskarte für die Steiermark kostet derzeit €2300. Der Verkehrsverbund wird das Regionalticket sicherlich nicht aus Gutmütigkeit herschenken, sondern für die Differenz entschädigt werden wollen. Das bezahlt der Steuerzahler. Wenn die Einnahmen der zusätzlich verkauften Tickets die Kosten des Fahrgeldentfalls übersteigen würden, wäre das schon längst eigenwirtschaftlich geschehen.
Dort, wo das Angebot passt, werden Freizeitwege auch jetzt mit den Öffentlichen zurückgelegt. Wo es nicht passt, wird es auch zukünftig nicht mit den öffentlichen Verkehrsmittel zurückgelegt werden. Natürlich wird es vereinzelt Mehrfahrten geben, aber der Preis, den die öffentliche Hand dafür zahlt, wäre anderwertig sinnvoller angelegt. Wie bereits an anderer Stelle gesagt: Das Regionalticket ist kein Allheilmittel und kann Verfehlungen im Angebot nicht ausgleichen, sondern wird das Gefälle zwischen den Kapazitätsproblemen an den gut bedienten ÖV-Korridoren und dem Bereich ohne vernünfigen ÖV verstärken.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ragnitztal am September 18, 2021, 12:34:54
Keine Genehmigung für die Schnellstraße S8 im Marchfeld:

https://noe.orf.at/stories/3121862/
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Moderator1 am Februar 21, 2022, 19:49:09
https://www.diepresse.com/6102223/gewessler-fordert-vereinheitlichung-des-europaeischen-bahnsystems
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: x37 am Februar 22, 2022, 12:01:42
https://www.diepresse.com/6102223/gewessler-fordert-vereinheitlichung-des-europaeischen-bahnsystems

Schöne politische Forderung nach "Vereinheitlichung", geht es auch etwas konkreter? Bahnstrom? Sicherungssysteme? Zulassungen von Fahrzeugen? Arbeitsrecht von Personal? Wegerechte? usw.
Wäre sie bzw. Herr Matthä bereit das österreichische 15kV 16,6Hz System aufzugeben? (für ein einheitliches 25kV 50Hz System?)

Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: FlipsP am Februar 22, 2022, 12:06:53
Hier geht es eher nicht um ein einheitliches Stromsystem, sondern eher um einheitliche Sicherungssysteme oder einheitliche Regelwerke (zB für Tfz).
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Bus 15 O530 Citaro L am Februar 22, 2022, 14:20:48
Es geht in erster Linie um ein einheitliches Sicherungssystem (ETCS) und um die Vereinfachung von grenzüberschreitenden Fahrten von Lokführern.

Die verschiedenen Stromsysteme sind kein großes Problem mehr (natürlich wäre es einfacher/billiger, wenn man ein einheitliches Stromsystem hätte), aber Mehrsystem-Loks sind keine Hexerei mehr - es gibt genug Loks, die alle vier gebräuchlichen Stromsysteme beherrschen.
Das größere Problem ist die Unterbringung der verschiedenen Sicherungssysteme in den Loks. Man schafft es vom Platz (Volumen) bzw. Gewicht (max. Achslast) her nur eine begrenzte Anzahl an Sicherungssystemen in einer Lok unterzubringen. Siehe 1216 - identische Loks dürfen teilweise nach Italien/Slowenien, teilweise nach Slowenien/Kroatien, teilweise nach Tschechien. Aber es gibt keine 1216, die nach Italien, Slowenien, Kroatien UND Tschechien fahren darf.
Bei der Vectron hat man das jetzt schon besser gelöst, aber es geht trotzdem nicht, dass eine Lok uneingeschränkt durch Europa fahren kann, sondern trotzdem auf gewisse Länder beschränkt ist (auch wenn die Auswahl der möglichen Länder doch recht groß geworden ist).

Wenn man auf den wichtigen (internationalen) Strecken ETCS installiert hat, wäre es als Zwischenschritt für eine europäische Zulassung auch möglich, dass man für Loks "eingeschränkte" Zulassungen vergibt. Also eine Lok, die z.B. nicht die für Österreich typischen Sicherungssysteme (PZB/LZB) eingebaut hat, trotzdem auf diesen mit ECTS ausgestatteten Korridoren fahren darf. Wäre für das EVU schon eine riesige Erleichterung, dass man z.B. für die relativ kurze Transitstrecke von Kufstein zum Brenner nicht extra eine komplette Österreich-Zulassung benötigt.
Oder wenn die Strecke Tschechien-Wien-Graz-Spielfeld-Laibach-Koper komplett mit ETCS ausgestattet ist, könnten dort auch Loks fahren, die nicht drei Zulassungen und Sicherungssysteme für Tschechien, Österreich und Slowenien haben, sondern nur mit einem Sicherungssystem (ETCS) fahren können.

Weiters ist es zur Zeit relativ kompliziert für Lokführer international unterwegs zu sein. In den meisten Ländern muss der Lokführer die entsprechende Landessprache gut beherrschen können. Wenn man die Sprache einheitlich festlegt (z.B. Englisch), ist es wie im Flugverkehr möglich, dass Lokführer leichter über die Grenze fahren können.
Außerdem gibt es in manchen Ländern auch sehr seltsame (historisch gewachsene) Vorschriften. In Skandinavien (ich glaube in Schweden) gibt es die Vorschrift, dass Lokführer eine Schusswaffe dabei haben müssen, um angefahrene Elche von ihrem Leid erlösen zu können. Wenn man diese "Sondervorschriften" in den diversen Ländern abschafft, wird der internationale Bahnverkehr deutlich einfacher.
Auch wirkt sich bei den Lokführern ein einheitliches Sicherungssystem positiv aus, da sie dann nicht mehr alle verschiedenen Signalbilder der verschiedenen Länder beherrschen müssen.

Ein letzter großer Punkt, der auch sehr vom Sicherungssystem abhängt, ist generell die Zulassung von Fahrzeugen. Derzeit muss man in den verschiedenen Ländern die Zulassungsverfahren mehr oder weniger bei null starten. Dies ist natürlich beim Zusammenspiel von Fahrzeug und Sicherungssystem derzeit notwendig, würde sich aber bei einem einheitlichen Sicherungssystem und einheitlichen Vorschriften bzgl. Bremsen und dergleichen auch erübrigen. Ein prominentes Beispiel für Sonderbestimmungen bei Zulassungen von Personenwagen ist da ja zur Zeit auch Italien, wo spezielle Richtlinien in Kürze den Einsatz konventioneller Wagen verhindert und für die ÖBB den Kauf von neuen Railjets/Nightjets für den Italienverkehr dringend notwendig gemacht hat.

Der teure Faktor bei einer Lok ist derzeit der Einbau der verschiedenen Sicherungssystem (sofern Platz dafür vorhanden ist) und die Zulassung der einzelnen Systeme in den verschiedenen Ländern. (Es gibt auch oft genug (Software-)Probleme, weil sich verschiedene Sicherungssysteme gegenseitig stören, was zu Verzögerungen/Adaptierungen während des Zulassungsverfahren führt.)
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Ch. Wagner am Februar 22, 2022, 16:03:21

Da gibt es allerdings bei der ERA sehr viel zu lesen, wie etwa auch die Zulassung von Lokomotiven. Man muß sich halt a bissi Zeit nehmen.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 5047er am Februar 22, 2022, 19:29:41
Im großen und ganzen hast du dass super zusammengefasst, danke!

Aber in ein paar Punkten muss ich dir widersprechen.

Zum einen, was den interoperablen Tfz-Einsatz angeht, wurde ja z.B. bezüglich den 1216ern ja schon in einem anderen Thread angesprochen, dass es hier nicht nur um Sicherungssysteme geht, sondern u.a. auch um den Stromabnehmer, sodass es etwa in Slowenien andere Normen bezüglich des Schleifstücks gibt, als etwa in Tschechien. Ich gehe davon aus, dass es diese nicht umsonst gibt, weswegen man wohl annähernd die gesamte Oberleitungsinfrastruktur in den verschiedenen Ländern ändern müsste, um hier mit dem gleichen Tfz fahren zu können. Im Moment besteht hierfür wohl einfach zu wenig Bedarf, sonst würde man wohl Tfz dann mit drei (oder gar mehr) verschiedenen Stromabnehmnern ausstatten, was dann halt die Störanfälligkeit geringfügig erhöht und auch Kosten verursacht, aber sicher kein Ding der Unmöglichkeit ist.

Was ich sehr wohl kritisch und nahezu unmöglich umsetzbar sehe, ist eine einheitliche Betriebssprache. Denn man bedenke zum einen, dass ein Tfzf erst einmal Streckenkenntnis braucht und mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut sein muss (u.a. auch Kommunikation mit Polizei- oder Rettungspersonal etc., dass zwar mit Sicherheit die Landessprache, wohl aber nicht immer fließend Englisch spricht). Soweit kein großes Problem, wenn der Tfzf. auch die Landessprache beherrscht, in Österreich fahren etwa auch einige Slowenen oder Ungarn, die in ihren Heimatländern auch die Tfz - Fahrerlaubnis haben.

Zum anderen gibt es wohl tausende Tfzf, die keine zwei Sätze Englisch sprechen können, ich kenne einige Tfzf, daher weiß ich wovon ich rede. Hier müsste man zigtausende Schulungsstunden zuzüglich Lernerfolgskontrollen in Fremdsprache durchführen, wobei da auch wieder viele Leute mangels Interesse oder mangels können wohl durchfliegen würden, die aber durchaus das Geschick für ihren Beruf mitbringen würden, zudem ist Tfzf schon jetzt mehr oder weniger ein Mangelberuf und nahezu alle EVUs suchen hier händeringend nach Personal.
Der Vergleich mit dem Piloten hinkt auch etwas, da ein Pilot bei ähnlicher Verantwortung zumindest das doppelte, wenn nicht das dreifache eines Tfzf verdient.
Weitere würden sich die Gewerkschaften dagegen massiv wehren, was massive Streiks zuf Folge hätte, weil man wohl fürchten würde, dass ausländisches Personal inländische Strecken fahren würde etc., monatelange Streiks o.ä. in vielen Ländern wären dem System mit Sicherheit nicht zuträglich.
Kurze Grenzaufenthalte, wie es sie im Moment an Bahnhöfen wie etwa Břeclav, Spielfeld-Straß oder Passau gibt, sehe ich jetzt nicht als großes Problem, oft sind das ja außerdem Bahnhöfe, die durchaus Potential als FV-Halt haben. Zudem empfinde ich dies ohnehin schon recht flexibel, man könnte ja genausogut mitten auf der Grenze den Personalwechsel durchführen. Zwischen Österreich und Deutschland gibt es zudem ja auch einige Züge, wo deutsches Personal in Österreich fährt, oder umgekehrt. Wo die sprachliche Barriere nicht allzu groß ist, sehe ich da kein Problem. Wenn also z.B. ein ungarischer Tfzf., der auch Deutsch spricht, von Budapest bis Wien durchfährt und es keinen Grenzaufenthalt gäbe, wäre das meiner Meinung nach nicht weiter tragisch. Aber wie schon vorhin erwähnt, da würden sich die Gerwerkschaften gewaltig querlegen.

Und was länderspezifische Vorschriften angeht, werden da sicher Vorschriften dabei sein, die durchaus Sinn machen, während andere einfach zum Kopfschütteln sind.
Besonders lustig finde ich ja, dass von Italien kommende Personenzüge in Tarvisio-Boscoverde eine Vollbremsprobe machen müssen (auch wenn kein Lokwechsel stattfindet), einfach weil in Italien die Mg-Bremsen der österreichischen Wagen nicht zugelassen und daher ausgeschaltet sind.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Bus 15 O530 Citaro L am Februar 22, 2022, 22:32:22
Bezüglich Stromabnehmer hast du natürlich völlig recht! Da haben die 1216.1 und auch die 1293 der ÖBB ja nur mehr einen für Österreich geeigneten Stromabnehmer, da die anderen drei für die diversen anderen Länder gebraucht werden.
Das Thema sehe ich aber nicht als das große Problem. Auch wenn vielleicht nicht die gleiche Lok von Frankreich bis Bulgarien durchfahren kann (falls das überhaupt notwendig ist), würde die Vereinheitlichung der restlichen Parameter (Sicherungssysteme, europaweite Zulassung etc.) die Situation wesentlich erleichtern, da man als EVU trotzdem relativ einfach eine Lok, wenn sich die Transportleistungen verändern, in ein anderes Land umstationieren kann, indem man nur den Stromabnehmer wechselt und nicht weitere Umbaumaßnahmen (Zugsicherungssystem) inkl. zusätzlicher Zulassungsverfahren für das neue Einsatzgebiet benötigt.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass man einen ,,Europa-Stromabnehmer" normiert, mit dem zumindest die internationalen Korridore befahren werden können. Da man bis zu vier Stromabnehmer auf (moderne) Loks montieren kann, würde das für viele Fahrten wohl auch ausreichen. - Ein Stromabnehmer für die internationale Fahrt und bis zu drei Stromabnehmer, wenn Start/Ziel im entsprechenden Land abseits der nach internationalem Standard ausgestatteten Strecken liegen.

Auch ältere (Inlands-)Loks mit nur zwei Stromabnehmer könnte man so umrüsten. Der ,,Europa-Stromabnehmer" für die Hauptstrecken und der andere Stromabnehmer für die restlichen Strecken. Natürlich steigt dabei die Störungsanfälligkeit mit nur einem verfügbaren Stromabnehmer pro System. Aber das Problem kann nicht so groß sein, sonst würden 1216.1 bzw. 1293 nicht generell nur einen Stromabnehmer pro System haben.
Bei meinem Vorschlag wäre es auch problemlos möglich das Netz abseits der internationalen Korridore schrittweise im Rahmen der sowieso geplanten Reinvestitionen fast kostenneutral auf den internationalen Standard umzurüsten, da alle Loks eh beide Systeme beherrschen. Wenn man dann das ganze Netz umgerüstet hat, kann man dann zwei ,,Europa-Stromabnehmer"  montieren und hat wieder die gewünschte Flexibilität bei Störung eines Stromabnehmers.

Das ist natürlich ein Projekt, dass zur kompletten Umrüstung mehrere Jahrzehnte benötigt! Aber es wäre möglich, wenn es die Mitgliedsländer und Infrastrukturbetreiber WOLLEN. (Das Wollen ist wohl definitiv das größte Problem.)



Bezüglich Sprachkenntnisse der Lokführer hast du natürlich auch völlig recht! Wenn ich richtig informiert bin, muss man derzeit die Sprache des jeweiligen Landes zumindest auf Niveau ,,B2" können, um dort als Lokführer tätig zu sein. Das sind schon hohe Anforderungen, die man wohl nur in den seltensten Fällen erfüllen kann, wenn man nicht bereits in der Schule die entsprechende Sprache gelernt hat.
Genau deshalb gibt es aber auch die Ambitionen, eine einheitliche Arbeitssprache einzuführen. Dabei geht es aber nicht darum, dass man fließend Englisch spricht. Die Absicht ist mehr ein ,,Phrasen-Englisch", bei dem man sich bei dienstlichen Gesprächen mit der Fahrdienstleitung mit bestimmten ,,Kommandos" die nötigen Informationen zukommen lässt. - Ähnlich wie es im Flugverkehr seit Jahren üblich ist.

Bezüglich Gewerkschaft hast du bei der Thematik auch wiederum vollkommen recht! Die ist hier wohl auch das größte Hindernis. Die wird sich aber (meiner Meinung nach) völlig umsonst wichtig machen, da es ja - wie du auch erwähnt hast - einen Lokführermangel gibt, wodurch ein ausländischer Lokführer keinem österreichischem Lokführer den Arbeitsplatz wegnehmen würde. Das Erlernen der ,,Sprache" sehe ich auch nicht als großes Problem. Man würde ja nicht die ganze Sprache inklusive Grammatik lernen müssen und dann frei Sprechen und Sätze bilden können. Es geht um eine bestimmte Anzahl an Phrasen für die unterschiedlichen Betriebssituationen, die man genauso wie gewisse technische Bezeichnungen während der Ausbildung auswendig lernen muss.

Die einheitliche Sprache würde aus meiner Sicht schon große Vorteile bieten! Im Personenverkehr, der von den Bahnverwaltungen der verschiedenen Länder gemeinsam betrieben wird, wäre der Vorteil vielleicht nicht so extrem groß. Auch wenn es schon ein paar Grenzbahnhöfe gibt, bei denen der Halt aus Fahrgastsicht ziemlich unnötig ist - z.B. in Spielfeld, Hodos, Villa Opicina - Grenzbahnhöfe liegen oft weit ab von (größeren) Orten, die einen Fernverkehrshalt rechtfertigen würden.
Aber den ganz großen Vorteil hat der Güterverkehr. Dann brauchen die diversen EVUs (auch z.B. die ÖBB-Tochter Rail Cargo) nicht in jedem Land einen eigenen Personalstamm mit eigener Personalreserve. Das würde sogar den Lokführermangel lindern, da man die vorhandenen Lokführer flexibler einsetzen kann. Ein Lokführer kann im Laufe eines Dienstes auch mehrere der (kleinen) europäischen Länder durchqueren. Tschechien-Slowakei-Ungarn, Österreich-Slowenien-Kroatien, Slowakei-Ungarn/Österreich-Slowenien wären nur ein paar Bespiele für Fälle, wo ein Lokführer (natürlich mit Pausenzeiten) den Güterzug fahren kann und nicht drei Lokführer - und für das EVU drei unterschiedliche Personalstämme mit drei unterschiedlichen Personalreserven - notwendig sind.

Die Streckenkenntnis bleibt natürlich ein Thema. Aber es geht ja nicht darum, dass ein Lokführer alle Strecken in Europa befahren darf. Es geht darum, dass man auf den für die entsprechende Verbindung notwendigen Korridoren - unabhängig der Staatsgrenzen - fahren kann. In Europa liegen die Staatsgrenzen halt teilweise sehr nah beieinander. z.B. bei einer Nord-Süd-Querung der Slowakei braucht man sehr schnell Kenntnisse in drei Sprachen bei den derzeitigen Richtlinien.


Bezüglich anderer länderspezifischen Vorschriften: Natürlich sind einige aus einem guten Grund entstanden, weil sie in dem Land notwendig sind. Aber es gibt auch genug Vorschriften, die unnötig sind. So gab es in manchen Ländern die Vorschrift für runde Scheinwerfer, in anderen für eckige Scheinwerfer. Oder auch die Vorschrift für gewisse Farbgebungen der Loks (der rote Streifen in Italien ist da noch so ein Überbleibsel). - Vieles davon wurde eh bereits vereinheitlicht. Aber es gibt noch genug Vorschriften, die noch bearbeitet gehören. In Ungarn wird auf jeden Zug (zusätzlich zum elektrischen Schlusslicht) noch eine rote Zugschlusstafel angebracht. Sowohl bei IC-Wagen, beim Railjet, beim (ex) 5047, Flirt usw. Die werden nach meinen Beobachtungen von den Schaffnern mitgebracht und bei Personalwechsel auch getauscht, da jeder Schaffner seine persönliche Tafel hat. Auch in Italien werden (große) Tafeln zusätzlich zum (funktionierenden) Schlusslicht angebracht.
Da gibt es in den verschiedenen Ländern genug Vorschriften, die nicht unbedingt notwendig sind.



Ich weiß, dass viele Punkte, die ich geschrieben habe, nicht oder erst in Jahrzehnten umgesetzt werden. Aber auch wenn nur ein einzelner Punkt umgesetzt wird, ist es schon ein großer Fortschritt. Ich finde es auf jeden Fall sehr positiv, dass es eine Initiative gibt, die sich für eine bessere Interoperabilität im Schienenverkehr einsetzt.

Das ist nämlich ein entscheidender Nachteil, den die Schiene gegenüber der Straße hat. Im Schienengüterverkehr ist ja vor allem das Be-/Entladen und das Bilden eines Zuges der teure Teil im Vergleich zur tatsächlichen Fahrt. Dementsprechend rechnet sich die Bahn vor allem auf längeren Distanzen. Das tut sie aber in der Realität nur, wenn die Rahmenbedingungen passen und nicht unzählige unnötige Hürden an den Grenzübergängen den Transport verzögern/teurer machen. Längere Distanzen erreicht man in Europa häufig nur über (mindestens) eine Staatsgrenze. Aus dem Grund ist jede Maßnahme zur Steigerung der Interoperabilität dringend notwendig!

Die Einstellung ,,Das war schon immer so! Warum sollen wir was ändern?", die leider manche Länder bzw. Bahnverwaltungen haben, ist mir da ein Dorn im Auge. - Hoffentlich sind die Pläne der EU hier erfolgreich.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: 5047er am Februar 23, 2022, 10:38:18
Was die Sicherungssysteme betrifft, gibt es ja glücklicherweise ohnehin schon seit einen Jahren Bestrebungen, Loks internationaler einzusetzen. Auch jetzt schon gibt es Einsätze von ÖBB - Loks in vielen Ländern Europas. Sollte es also durchgehende Züge im genannten Beispiel von Frankreich bis nach Bulgarien geben, spricht meiner Meinung nach nichts gegen einen durchgehenden Einsatz mit einer Lok, wenn eine Tauglichkeit für alle Strom- und Sicherungssysteme vorliegt.

Was die Arbeitssprache bzw. Kommandos angeht, muss man bedenken, dass bei der Kommunikation in einer Fremdsprache leichter Missverständnisse passieren können. Mitunter muss bei unvorhergesehenen Ereignissen auch genau kommuniziert werden, was passiert ist oder es müssen außerplanmäßig Verschubfahrten durchgeführt werden etc., wo ein exakter Wortlaut essentiell ist. Schon kleine Missverständnisse können leider zu schweren Unfällen führen. Man stelle sich vor, was es für einen Aufschrei geben würde, wenn von einem ausländischen Tfzf. ein Unfall verursacht werden würde, der auf sprachliche Missverständnisse zurückzuführen ist.

Im Flugverkehr sieht das ganz anders aus, da ist eine einheitliche Arbeitssprache auch alleine deswegen notwendig, weil es eben Großteils Internationale Flüge gibt und so an vielen Flughäfen Flüge aus zig verschiedenen Ländern zusammen treffen. Das ist bei der Eisenbahn definitiv nicht der Fall.
Ein Großteil der Lokführer, zumindest deren die ich kenne, und das sind an die Hundert Leute, haben vor ihrem Dasein als Tfzf technische Berufe wie etwa Kfz-Mechaniker, Elektriker etc. erlernt, wie gesagt gibt es da Leute die zwar ein umfassendes technisches Verständnis haben, aber andererseits keinerlei Geschick im Umgang mit Fremdsprachen haben. Im betrieblichen Alltag ist es da mit dem Übersetzen der Frei- und Haltebegriffe auf einer anderen Sprache halt nicht getan.

Ich sehe einen Vorteil hinsichtlich grenzüberschreitenden Fahrten von Tfzf. wenn schon, eher im Personenverkehr. Dass ein Aufenthalt von einem hypothetischem HGV - Tageszug von Warschau nach Mailand, den es ja in ca. zehn Jahren durchaus geben könnte, in den Bahnhöfen Bohumin, Břeclav oder Tarvisio Boscoverde wenig Frequenz bringt und andererseits schon etwas Zeit kostet, leuchtet mir ein. Wobei hierfür zu aller erst das Schengen-Abkommen wieder so in Kraft treten müsste, wie es eigentlich ist.
Für solche internationalen Verbindungen würde es aber auch ausreichen, wenn es in einer bestimmten Dienststelle eine gewisse Zahl an Tfzf gibt, die eben neben der eigenen Sprache auch die Sprache des Nachbarlandes auf einem gewissen Niveau sprechen und entsprechend auf den Strecken und Signalsystemen des Nachbarlandes geschult sind. So etwas gibt es aber auch jetzt schon.

Im Güterverkehr macht das aus meiner Sicht auf einigen kurzen Strecken ja durchaus auch Sinn. Wie gesagt, ist das mit einem gewissen Pool an Tfzf, die die Sprache des Nachbarlandes sprechen auch problemlos machbar.
Bei weiteren Strecken muss der Tfzf. aber ohnehin abgelöst werden, da Fahr- und Pausenzeiten eingehalten werden müssen. Und die Ablöse kann ja auch durchaus eine Person aus dem Nachbarland sein, so wie es derzeit im Regelfall ist.
Auch im Inland werden Tfzf. auf durchgehenden Zügen mitunter desöfteren abgelöst, so fährt z.B. am nj 464 ein Tfzf. von Graz nach Selzthal, der nächste von Selzthal nach Schwarzach-St. Veit, der nächste wiederum von Schwarzach bis Innsbruck, einer von Innsbruck bis Bludenz und der Bludazer dann bis Buchs SG, also hat alleine ein Zug nur am österreichischen Streckenabschnitt fünf verschiedene Lokführer. Immerhin muss man bedenken, dass der Tfzf. sowohl Dienstbeginn als auch -ende am Heimatbahnhof hat.

Was das Beispiel mit der Slowakei angeht, hast du natürlich Recht. Viele Staaten und Staatsbahnen haben da leider eine sehr enge Sichtweise, die dem System Eisenbahn mehr schadet, als es nutzt. Mache Betreiber sind da flexibler, so fährt Regiojet mit demselben Tfzf. sowie Zugchef problemlos von Tschechien bis Bratislava durch.

Ich persönlich sehe in Österreich schon ein sehr hohes Bestreben, das System Eisenbahn effizienter und attraktiver zu gestalten. Das gelingt meiner Meinung nach im Personenverkehr recht gut, wie man etwa anhand des Nightjet - Konzeptes gut sieht, wo Österreich ganz klar ein Vorbild in Europa ist. Im Tagesfernverkehr gibt es hinsichtlich schnellen internationalen Verbindungen noch viel Luft nach oben, wenn auch sich hier in den letzten Jahren doch viel recht erfreuliches getan hat. Im Güterverkehr sehe ich die fehlenden Richtlinien zur Kostenwahrheit des Transports auf der Straße sowie die akutelle unwirtschaftlichkeit von kurzen oder gemischten Güterzügen als Problem, hier sollte sich noch einiges tun. Wenngleich man aber sagen muss, dass auf vielen Strecken eine höhere Anzahl an Güterzügen kapazitätsmäßig Probleme machen würde.
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: Moderator1 am März 26, 2022, 18:20:51
Am Mittwoch soll ein 100 Mio. € schwerer Teuerungsausgleich für den ÖV beschlossen werden:

https://amp.nachrichten.at/politik/innenpolitik/100-millionen-paket-soll-oeffi-ticketpreise-stabil-halten;art385,3620937
Titel: Re: Neues aus dem Infrastrukturministerium
Beitrag von: TW 529 am März 29, 2022, 21:02:25
Fortsetzung: https://www.styria-mobile.at/home/smf/index.php/topic,138.0.html