Der Umweltsenat in Wien trifft nun endgültige Entscheidung über zwei Steweag-Kraftwerke südlich von Graz. Betreiber weisen Kritik zurück.
Die Idee für das Projekt ist alles andere als neu. Dennoch sprühen die Funken, seit es bei der Steweag-Steg mit den Planungen rund um die beiden Mur-Kraftwerke südlich von Graz ernst geworden ist. Nicht weniger als 120 Millionen Euro will die Tochter der Energie Steiermark (Estag) mit Unterstützung der Verbund-Gesellschaft in die zwei Laufkraftwerke bei Gössendorf und Kalsdorf investieren. Mitte März hat das Land dem Vorhaben die Umweltverträglichkeit bescheinigt - mehrere Umweltschutzorganisationen melden dagegen Berufung an.
Kraftwerke. Die beiden 18-Megawatt-Kraftwerke sind damit das nächste steirische Großprojekt, das vor dem Bundesumweltsenat landet. Reibefläche sind im konkreten Fall die 1400 Hektar großen Mur-Auen südlich von Graz. Markus Ehrenpaar, Geschäftsführer des steirischen Naturschutzbundes, sieht einen "ökologischen Super-GAU" heraufdämmern. "Die Mur-Auen sind ein einmaliger Lebensraum. Werden die Kraftwerke tatsächlich so gebaut, droht ein Verlust von 90 Prozent aller dort lebenden Arten."
"Skandalös". Dieselben Töne schlägt Arno Mohl, Wasserexperte des WWF, an. Den Umweltverträglichkeitsbescheid hält er für "skandalös". Denn der Fluss würde durch die geplanten Staustrecken von jeweils knapp vier Kilometern massiv verändert, dazu kommen die Rodungen für die Anlagen. Die projektierten Ausgleichsmaßnahmen gehen den Naturschützern nicht weit genug. "Da legt man eine geschminkte Leiche vor", ärgert sich Ehrenpaar.
Kritik. Bei der Steweag-Steg hat man für diese Kritik wenig übrig. "Wenn alle geplanten Maßnahmen umgesetzt sind, ist das Gewässer hydromorphologisch besser als vorher", sagt Projektleiter Heinz Jauk. 102 Punkte umfasst das Maßnahmenpaket des Stromkonzerns, das den positiven Bescheid erst ermöglicht hat. Neue Seitenarme sollen die Mur in den Zustand zurückführen, den sie vor ihrer künstlichen Begradigung vor rund 100 Jahren gehabt hat. Das Gebiet könne zudem ein Erholungsraum für Graz werden, stellt Jauk in Aussicht.
Umweltsenat. Mit dem Kraftwerksbau soll außerdem der Hochwasserschutz für die angrenzenden Orte erneuert werden. Neue Dämme werden die alten Bauten ersetzen - finanziert von den Kraftwerksbetreibern. Für viele der hochwassergeplagten Anrainergemeinden ist das freilich ein guter Grund, dem Projekt mit speziellem Wohlwollen zu begegnen. Dem Weg zum Umweltsenat sieht man bei der Energie Steiermark entspannt entgegen. Mit Fällen wie der 380-kV-Leitung durch die Oststeiermark lasse sich das nicht vergleichen, sagt Konzernsprecher Urs Harnik-Lauris. "Die Anrainer sind uns ja absolut positiv gesinnt."
Verzögerungen. Erreichen könnte der Einspruch aber eine Verzögerung des gesamten Vorhabens. "Nach Plan wollen wir im Herbst mit den Rodungen beginnen. Jetzt könnte passieren, dass sich das nicht ausgeht", so Jauk. Dass das Projekt am Umweltsenat scheitern könnte, zieht er nicht in Betracht. "Sonst dürfte es in Österreich keine Wasserkraft mehr geben."
GÜNTER PILCH
Quelle:
www.kleine.at