Zum Hauptinhalt springen
  • Wir sind gesiedelt! -> NEUES FORUM

    Sollte keine E-Mail gekommen sein, bitte um Neuregistrierung.

Thema: [gelöst] Einsames Brückerl im Walde... (17088-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Benutzer und 1 Gast betrachten dieses Thema.
  • PeterWitt
Re: Einsames Brückerl im Walde...
Antwort #45
Betriebsgleis zum Depot?

  • 4020er
  • Styria Mobile Team
Re: Einsames Brückerl im Walde...
Antwort #46
Zitat
fiele mir nur noch eine Erprobungsstrecke ein

Na endlich! :D :D :one: :one:

Gratulation an Metro5, PeterWitt und fcw0810!

Der Bau der Teststrecke der k. u. k. Heeresfeldbahn von Mühldorf bei Feldbach wurde im Jahr 1916 begonnen und im Jahr 1917 beendet.


Nur 3 Jahre lang absolvierten dort die verschiedenen 600mm-Lokomotiven ihre Inbetriebnahme- und Leistungsprüfungen, denn die Strecke bietet mit ihren durchgehenden 25%o die perfekten Bedingungen dafür.

Wie schon erwähnt, gab es auch eine ca. 14km lange Lagerbahn die per Gleis mit der Teststrecke verbunden war. Es existiert sogar ein Video dieser Bahn, die Prüfstrecke auf den Steinberg unterlag anscheinend jedoch strikter Geheimhaltung, denn es gibt keinen Gleisplan, kaum Fotos, keine Videos...
Ein paar Dinge sind aber dennoch bekannt: Die Bahn endete direkt am Steinbruch am ehemaligen Vulkan, und ja, sie transportierte die Steine auch. Allerdings nur als Ballast, denn für den Transport war eine eigene Seilbahn zuständig.
Weiters weiß man (und sieht man, wenn man die Strecke begeht), dass die Strecke sich über 2 gemauerte Brücken (eine davon ist das Rätselbild), vorbei an vielen Stützmauern und über  viele Kehren nach oben windete. Auch Einschnitte und Dämme muss man nicht lange suchen, man wird sofort fündig - diese Strecke hat alles im Sortiment was eine aufregende Bahn braucht.
Besonders spannend sind/waren die 3 Haarnadelkurven: Mit den Mindestradien von 30m (deswegen ist die Strecke auch NUR für Feldbahnen geeignet) vollziehen sie eine 180 Grad-Wendung nur um dann 1 Meter höher wieder am Anfangspunkt der Kehre anzukommen.

Spannend ist vor allem der solide Oberbau, der bis heute noch vorhanden ist. Natürlich mit Pflanzen überwachsen, aber nach einer dünnen Sicht aus Moos kann man den Bahnschotter noch sehr gut erkennen und auch Kilometersteine finden sich noch zur Genüge. Die gemauerten Brücken und Stützmauern wären ohne weiters sofort wieder benutzbar.
Da der obere Teil der Kunstbauten beinahe vollständig aus Holz bestand sind diese heute verschwunden. Schade, denn angeblich soll es eine Trestlekonstruktion gegeben haben.

Um jedoch den vollständigen Streckenverlauf einsehen zu können wurden Pläne aus dem Jahre 1930 herangezogen, auf denen die Grundstücksgrenzen eingezeichnet sind.

Links oben befindet sich der Ausgangspunkt der Strecke, das Lager. Die erste Kehre ist heute nicht mehr sichtbar, da die Fläche nun landwirtschaftlich genutzt wird.
Aber bereits ab der hufeisenförmigen Kehre (ein jüdischer Friedhof wurde dort umfahren) ist die Trasse wieder erkennbar.
Die erste Haarnadelkurve kann man heute noch wunderbar erkennen und lässt einen staunen, die Zweite wurde vom Steinbruch etwas zugeschüttet und war die Holzkonstruktion, weswegen die Strecke hier kaum erkennbar ist (auch das Gelände lässt keine Rückschlüsse ziehen).
Die dritte Haarnadelkurve ist gut erkennbar, die letzte Kehre wiederum ist dem Steinbruch zum Opfer gefallen...
Kaum zu glauben: Die Karte zeigt gerade einmal einen Quadratkilometer....

Hier nun ein Blick vom Steinberg in Richtung Lager. Zu sehen ist die Seilbahn, links davor erkennt man auch die Trasse der Teststrecke.


Von der Bahn an sich gibt es kaum Bilder, allerdings existiert eines welches die Rätselbrücke von der anderen Seite abbildet (wenn auch in bescheidener Qualität).
Zusehen ist eine Fahrt mit 2 Personenwaggons, anscheinend zur Eröffnung oder Schließung der Strecke.

Rechts unten ist übrigens der Ansatz einer Weiche zu erkennen, den hinter dem Rücken des Fotografen befand sich die einzige Ausweiche der Strecke und eine Wasserstelle (siehe Bild oben) für die Lokomotiven.

Im Jahr 2000 war geplant, im spektakulären Krater/Steinbruch des Vulkans einen Freizeitpark zu eröffnen. Als Zubringer sollte eine Museumsbahn auf genau dieser Trasse dienen, finanziell war bereits alles gedeckt (damals Grenzgebiet, 3/4 der Gelder wären von der EU gekommen), nur die Bauverhandlungen mussten noch abgeschlossen werden.
Deswegen wurde damals der "Denkmalzug", der  von fcw0810 gepostet, aufgestellt - allerdings sollte er Teil des Informationszentrums für den Freizeitpark werden. (mehr Infos zur Lok: http://heeresfeldbahn.de/HF%20130C/Gmeinder2579/gmeinder_2579.htm )
Doch inmitten der Verhandlungen verstarb der hauptbeteiligte Großgrundbesitzer und aufgrund der Erbstreitigkeiten (welche heuer[!] abschlossen wurden)  und das Projekt wurde auf Eis gelegt.
Die für das Projekt gedachten Fördergelder kann man heute im STYRASSIC PARK bei Bad Gleichenberg besichtigen. Nunja, des einen Leid, des anderen Freud´.

lg
A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport.
-Gustavo Petro

Re: [gelöst] Einsames Brückerl im Walde...
Antwort #47
Danke für dieses tolle Rätsel und vor allem auch für die äußerst detaillierte Auflösung.

  • kroko
Re: [gelöst] Einsames Brückerl im Walde...
Antwort #48
Außerordentlich interessant, vielen Dank!

  • Ch. Wagner
Re: [gelöst] Einsames Brückerl im Walde...
Antwort #49
Danke, sehr interessant.
LG!Christian
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.