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Thema: 100 Jahre 1. Weltkrieg (23357-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • Metro5
Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #30
Aha, dann sind also Slawen und Franzosen an dem schuld, was im Namen des "Deutschtums" im frühen zwanzigsten Jahrhundert passiert ist. Bist du dir da auch ganz sicher? Klingt ziemlich nach einseitiger Schuldzuweisung...

Im Übrigen sehe ich wirklich nicht, wo hier in meinem Zitat Einseitigkeit zu erlesen ist. Das Schlagwort "deutscher, völkischer Nationalismus" bezieht sich auf die Tatsache, dass diese Form der Identitätsstiftung aus einer in Deutschland und Österreich vorherrschenden Denktradition entstanden ist und nicht, dass nur die deutschsprachigen Österreicher Schlimmes getan hätten. Wenn du die Vertreibung der Deutschen aus Tschechien schon als Vergleich heranziehst, dann wäre es aber - im Sinne der Objektivität - schon auch nötig, die Situation Tschechiens in der Nazizeit zu erwähnen!

Dieses "Die armen Deutschen waren doch eh so nett" kann ja wohl nicht dein Ernst sein!

Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #31
Bereits nach dem ersten Weltkrieg forderte die Tschechoslowakei die Donau als Grenze. Immerhin erhielten sie gegen den Willen der dortigen Bevölkerung mit Pressburg wenigstens den Zugang zur Donau. Es gab da keine Slowaken, sondern nur Ungarn und Deutsche Bewohner. Aber schließlich mussten ,,Sieger" des Krieges belohnt werden.

Nach dem ersten Weltkrieg wurden alle deutschsprachigen Beamten in der Tschechei entlassen und durch tschechischsprachige ersetzt. Daher war die Arbeitslosigkeit unter Deutschen 5 Mal so hoch wie unter Tschechen. Es wurden für tschechische Beamte in den deutschsprachigen Gebieten eigene Schulen gebaut. Dass das Naziregime ein Verbrecherregime war, hat sich bei uns schon längst herumgesprochen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass beim Anschluss des Sudetenlandes an Deutschland diese tschechischen Beamten einfach enteignet und in die Resttschechei abgeschoben wurden. Und die Ermordung unschuldiger Bewohner des Dorfes Lidice ist bei uns auch den meisten bekannt. Weniger bewusst ist uns offensichtlich dass nach dem zweiten Weltkrieg die etwa 3,5 Millionen deutschen Bewohner Böhmens allesamt enteignet und vertrieben oder ermordet wurden. Sie waren nun wehrlos geworden und konnten, wie bereits 1918 von vielen Tschechen gefordert, endlich vertrieben werden. Die dabei erfolgte Ermordung von 241.000 deutschen Bewohnern wurde straffrei gestellt. Offensichtlich hatte den Tschechen der Naziterror so gefallen, dass sie so etwas unbedingt auch machen mussten. Das hinderte die Tschechen aber nicht daran, für Benes 60 Jahre später die Ehrenbürgerschaft zu fordern. Immerhin ist bei uns Hitler nicht mehr so hoch im Kurs.

Wer von euch ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein...

Und hätte es nach dem ersten Weltkrieg einen gerechten Frieden gegeben, hätte es kaum einen Hitler und dessen Folgen geben können. Ohne Hitler hätte es aber auch keine Vertreibung von Deutschen geben können. Schauen wir daher, dass wir unseren Frieden bewahren, sehen wir uns als Europäer, und hören wir auf uns gegenseitige Schuld zuzuweisen. Vergangenes kann man nicht mehr ungeschehen machen. Und da offensichtlich alle Völker ihren Anteil an Schuld haben, sollten wir aufhören auf andere mit dem Finger zu zeigen. Viele Jahrhunderte lang haben verschiedene Völker in der Habsburgermonarchie friedlich zusammengelebt. Und so sollte unser Zukunftsmodell innerhalb der EU aussehen.

Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #32
Aber wir fangen hier jetzt nicht an, irgendwelche Greueltaten o. ä. gegeneinander aufzurechnen?

Man kann gerne die Friedensordnung nach dem 1. Weltkrieg für die politischen Verwerfungen danach (mit-)verantwortlich machen, aber nicht die unbeschreiblichen Greueltaten, die damit im Zusammenhang stehen! Das war, ist und bleibt unmenschlich und ist durch nichts zu entschuldigen oder zu relativieren.

W.
"Es gehört nicht zum Begriff der Demokratie, dass sie selbst die Voraussetzungen für ihre Beseitigung schafft. Man muss auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen"
(Carlo Schmid, SPD, 1948)

  • Ch. Wagner
Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #33

Führende deutsche Forscher und Denker begannen sich im Verlauf der "Romantik"


Das ist so wie " es ist wissenschaftlich erwiesen", also Schall und Rauch.
Also nenne einfach einmal Namen und Veröffentlichungen.

@Dietmar: Weder seinerzeit St. Georg oder jetzt Viator wird das tun, er weiß doch schon alles.
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #34
@Ch.Wagner

Das wundert mich jetzt schon: Für einen, der sich so allwissend und den anderen in Bezug auf geschichtliche Detailkenntnisse so demonstrativ überlegen fühlt wie du, bist du bezogen auf das Zeitalter der Aufklärung seltsam unbeleckt:

Niemand geringerer als GOETHE, SCHILLER, WIELAND und noch mehr HERDER prägten maßgeblich einen idealistischen, humanistischen deutschen Nationalismus, der alle anderen Völker als gleichwertig betrachtete:

HERDER sammelte außerdem deutsches Liedgut, altnordische Texte und antwortete sehr bescheiden auf die Frage, was eine Nation sei:

   ,,Ein großer, ungejäteter Garten voll Kraut und Unkraut. Wer wollte sich dieses Sammelplatzes von Torheiten und Fehlern so wie von Vortrefflichkeiten und Tugenden ohne Unterscheidung annehmen und...gegen andre Nationen den Speer brechen?... Offenbar ist die Anlage der Natur, daß wie Ein Mensch, so auch Ein Geschlecht, also auch Ein Volk von und mit dem anderen lerne...bis alle endlich die schwere Lektion gefaßt haben: kein Volk ist ein von Gott einzig auserwähltes Volk der Erde; die Wahrheit müsse von allen gesucht, der Garten des gemeinen Besten von allen gebauet werden."

Beinahe gleichzeitig wurde im tschechischen Kernböhmen aufwendig eine "Königinhofer Handschrift" gefälscht, um einen deutschfeindlich gesinnten tschechischen Nationalismus anzufeuern und einen "Anspruch" auf das ganze Böhmen und Mähren, also samt die weiten deutschsprachigen Gebiete in diesen Kronländern, zu konstruieren. Doch erst im späten 19.Jahrhundert begann auch der deutsche Nationalismus weniger duldsam zu werden wie die anderen.



Aber wir fangen hier jetzt nicht an, irgendwelche Greueltaten o. ä. gegeneinander aufzurechnen?

Man kann gerne die Friedensordnung nach dem 1. Weltkrieg für die politischen Verwerfungen danach (mit-)verantwortlich machen, aber nicht die unbeschreiblichen Greueltaten, die damit im Zusammenhang stehen! Das war, ist und bleibt unmenschlich und ist durch nichts zu entschuldigen oder zu relativieren.

W.


Vor Aufrechnungen hätte ich keine Angst, solange sie sachlich bleiben und ohne feindseligen Unterton. Immerhin wurde mehr als alles von unserer Seite Begangene ausführlichst und penibelst untersucht und in alle Welt hinausposaunt, verurteilt und letztlich mit der Entvölkerung riesiger Landstriche zugunsten neuer Ansiedler "bestraft". Aber wie sieht es mit der Selbstkritik der vermeintlichen "Opferseite" aus?
Hast du gemeint, die Austreibung sämtlicher 3.500.000 altösterreichischer Sudetendeutscher aus Böhmen und Mähren mit einer Todesrate von 240.000, vom Baby bis zum Greis, Mann wie Frau, persönlich schuldig oder nicht, sei eine Art "gerechte Strafe" für "deutsche Untaten"? Falls ja, dann möchte ich fragen dürfen: Wo liegt für dich der Schwellenwert für einen solchen "Urteilsspruch"? 6 Jahre Besetzung und 3 x Lidice, oder hätten vielleicht schon 4 Jahre Besetzung und 1x Lidice genügt??? Oder vielleicht schon alleine die Entlassung der nach 1918 in den sudetendeutschen Gebieten neu angestellten tschechischen Beamten? Bitte um Aufklärung.

Trotz allem bin ich natürlich wie Manfred für gutes europäisches Einvernehmen und Zusammenarbeit. Die heutigen Tschechen können für die Geschichte nichts und sollen daher auch nicht von mir angegriffen erscheinen. Aber nach einer ordentlichen gegenseitigen Aufrechnung kann das gegenseitige Verhältnis nur besser werden. Ich freue mich auch über Zugverbindungen wie Graz - Prag.
  • Zuletzt geändert: Mai 14, 2014, 22:13:52 von Viator

Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #35
@Viator

Ich habe hier nicht von irgendwelchen Strafen oder irgendwelcher Aufrechnung von Greueltaten gesprochen - ganz im Gegenteil!!! Man kann da nix aufrechnen, was aber hier gerade versucht wird! Die erwähnten Untaten sind passiert, keine Frage, das rechtfertigt aber keine Aufrechnung o. ä.

W.
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Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #36
Vielleicht meinen wir Unterschiedliches. Was verstehst du unter "Aufrechnung"?

Für mich wäre dies einfach eine unsentimentale, schonungslose Gegenüberstellung geschichtlicher Fakten, die zur Läuterung beiträgt, über der man sich zum Schluss die Hand reichen kann und soll. Vor diesem Aufrechnen wird immer zurückgeschreckt, obwohl gerade wir uns davor nicht mehr schrecken müssen. Was wurde uns denn nicht schon alles vorgeworfen? Auch in der Selbstkritik sind wir Weltmeister. Eine restlose Aufrechnung wäre für mich die beste Basis für Frieden und dauerhafte Aussöhnung. Diese wünsche ich mir auch und gerade mit den Tschechen. Aber Aussöhnung kann man nicht alleine betreiben, dazu gehören zwei und jeder muss bereit sein, etwas einzustecken. Es gibt keine Täter >>> Opfer - Einbahnstraße.

Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #37
Mit Aufrechnung meine ich das gegeneinander aufrechnen von Greueltaten als Rechtfertigung selbst Greueltaten zu verüben - nichts anderes.

Hier wurde versucht die Vertreibung und den Mord an Österreichern mit den Taten der Nazis aufzurechnen - das kann man aber nicht machen!

W.
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  • Ch. Wagner
Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #38
Viator, du meinst eh den Herrn Goethe, der Todesurteile unterschrieben oder Sträflinge nach England verkauft hat. Und von dem auch (sehr wahrscheinlich) die Weisheit stammt: "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing"

Aber bleiben wir doch beim Thema: schauen wir uns einmal an, wie das österreichische Militär mit den Zivilisten umgegangen ist, und daran durchaus auch Freude zeigte
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #39

Viator, du meinst eh den Herrn Goethe, der Todesurteile unterschrieben oder Sträflinge nach England verkauft hat. Und von dem auch (sehr wahrscheinlich) die Weisheit stammt: "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing"

Aber bleiben wir doch beim Thema: schauen wir uns einmal an, wie das österreichische Militär mit den Zivilisten umgegangen ist, und daran durchaus auch Freude zeigte


Nein, ich spreche von J. W. von Goethe,  dem Geheimrat. In der Tat hast du denjenigen herausgepickt, der von den Genannten der noch am meisten an die Landesfürsten Angepasste war, der somit auch "Politiker" war. Dass es damals noch allüberall Todesurteile gab, ist unbestreitbare traurige Tatsache. Goethes moderat-freiheitliche Gesinnung sowie sein teilweise angepasstes politisches Mitwirken trug ihm auch Unverständnis seitens der humanistisch-idealistisch-deutschnational gesinnten Vorkämpfer wie SCHILLER oder SCHUBART usw. ein.
Immerhin schaffte die andere deutsche Großmacht, Preußen, als erstes Land die Folter ab und führte die Schulpflicht ein.

Doch nun zu den grauenhaften Bildern der Gehenkten aus dem 1.WK. Es bestreitet hier niemand, das leider auch die k.u.k. Armee mit Standrecht schnell bei der Hand war. Das ist gottlob alles recht bekannt und gut aufgearbeitet. Niemand ist auf diese Vorgänge stolz.

Vielleicht zur Erweiterung des Blicks auf die Welt und Abrundung des Themas einmal ein paar Beispiele zum 1.WK aus den USA genehm?

[...] In der amerikanischen Bevölkerung, die Parolen wie Halt the Hun!  ( ,,Haltet den Hunnen auf!")[71] ausgesetzt war, entstand eine anti-deutsche Hysterie, in deren Verlauf Deutsche - auch Personen, die irrtümlich für Deutsche gehalten wurden - beschimpft, bespitzelt, denunziert, vereinzelt auch angegriffen und gelyncht wurden.[72] Deutschamerikaner standen unter erheblichem Druck, ihren Patriotismus unter Beweis zu stellen, indem sie Kriegsanleihen erwarben.[73] Auch zu Bücherverbrennungen, bei denen private deutschsprachige Bibliotheksbestände vernichtet wurden, kam es wiederholt.[74] Ermutigt waren solche Mob-Ausschreitungen durch die Politik der 26 Bundesstaaten, die Gesetze gegen den Gebrauch der deutschen Sprache verabschiedeten.[43] Noch im Jahre 1923 waren in 34 Bundesstaaten Gesetze in Kraft, die es verboten, an öffentlichen oder privaten Grundschulen eine andere Unterrichtssprache als Englisch zu verwenden.[75] Diese Praxis wurde erst durch eine Entscheidung des US-Supreme Court (Meyer v. Nebraska, 1923) beendet. Am weitesten war Iowa gegangen, dessen Gouverneur, William L. Harding, 1918 die so genannte Babel Proclamation  initiiert hatte, ein Gesetz, das den öffentlichen Gebrauch fremder Sprachen verbot; dies betraf sogar Telefongespräche.[76] Viele Deutschamerikaner anglisierten unter diesem Druck ihre Namen und gaben ihre Zeitungsabonnements auf, was dazu führte, dass die deutschsprachige Presse in den USA fast vollständig unterging.[77] Unter dem Alien Enemies Acts  wurden Deutsche, die in den USA lebten, teilweise auch verhaftet und interniert, wie z. B. der Dirigent Karl Muck, der es angeblich abgelehnt hatte, in einem Konzert die amerikanische Nationalhymne spielen zu lassen, darum bis zum Kriegsende in einem Lager in Fort Oglethorpe, Georgia festgehalten und am 21. August 1919 ausgewiesen wurde.[78] Weitere Lager bestanden in Fort McPherson, Georgia, in Fort Douglas, Utah und in Hot Springs, North Carolina.[79] [...]


71Halt the Hun!
72Hysteria Part 8. Yankee Doodle do or die...; Lynching of Robert Prager (Lynchmord an Robert Prager, 5. April 1918); A World War I lynching (Angriff auf die Krueger-Familie, 14. September 1918)
73Coming of the Night, S. 12. (pdf; 2,8 MB)
74Anti-German sentiments ran high in 1918
75Colin Baker: Foundations of bilingual education and bilingualism. 2006, S. 191 (Google Bücher)
76Divided by a Common Language: The Babel Proclamation and its Influence in Iowa History
77Rodney P. Carlisle: Manifest destiny and the expansion of America. 2007, S. 28 (Google Bücher); Born German, Made American
78Dr. Muck bitter at sailing
89Michele Wucker: Lockout: why America keeps getting immigration wrong when our prosperity depends on getting it right. 2000, S. 42 (Google Bücher)

Wie man liest, waren sogar öffentliche Bücherverbrennungen sowie Schilder wie "Juden Deutsche im Park unerwünscht" bereits erfunden. Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Children_standing_in_front_of_an_anti-German_sign.jpg
  • Zuletzt geändert: Mai 15, 2014, 22:44:45 von Viator

  • Ch. Wagner
Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #40

Nein, ich spreche von J. W. von Goethe,  dem Geheimrat. In der Tat hast du denjenigen herausgepickt, der von den Genannten der noch am meisten an die Landesfürsten Angepasste war, der somit auch "Politiker" war.


Ich picke niemanden heraus. Goethe ist das schöne Beispiel des angepaßten Bildungsbürgers, der sich durch seine Freundschaft mit dem Weimarer Hof ein geruhsames Leben leisten kann. Seine Werke - besonders Werther - waren im höchsten Maße zeitaffin. Hättest du wenigstens Wikipedia aufmerksam gelesen, wüßtest du, daß Goethe erst nach 6 Jahren Politkarriere in Weimar geadelt wurde. Hättest du allerdings auch die Standardbiografie von Nicholas Boyle gelesen, wüßtest du auch, daß er von Metternich geadelt wurde (das habe ich zwar schon einmal geschrieben, anscheinend hast du das überlesen). Goethe hat sich übrigens mit Napoleon gut verstanden, was seinen Chef nicht direkt freute.
Warum du Schiller als Vorkämpfer des deutsch-nationalen bezeichnen kannst, ist schier hanebüchen. Schiller wurde als Fahnenflüchtiger von Württemberg verfolgt und als er schließlich noch Ehrenbürger von Paris wurde, war er fast in allen deutschen Staaten geächtet. Seine Aufnahme in Weimar verdankt er Goethe (aus welchen Gründen auch immer), und so konnte er zum ersten Berufsschriftsteller werden. Das Verhältnis zu Goethe war ein wohl recht eigenwilliges, an Schillers Begräbnis jedenfalls nahm Goethe nicht teil.
Warum du zum Thema 1. Weltkrieg plötzlich nach Amerika hüpfst, ist mir nicht ganz klar. Dieses bigotte Gesindel hat die Indianer ausgerottet, die Neger versklavt und führen sich immer noch als Hort der Freiheit auf. Es reichen die Massaker der K.u.K. Armee an der Zivilbevölkerung. Da reicht es schon, daß das Herzogtum Steiermark von einem Statthalter unter Aufsicht des Militärs regiert wurde. Wie die Slowenen, immerhin ein Drittel der Bevölkerung des Herzogtums, schikaniert wurden. Daß manche Bauern Kriegsgewinnler waren, während das Volk hungerte. Daß viele es "sich richten" konnten, und vom Cafe aus den Krieg verfolgten. Daß es den Flüchtlingen in den Lagern weit besser ging als der Bevölkerung.
Und weil darüber nichts in Wikipedia steht, weißt du auch nichts davon. Abgesehen davon, daß Wikipedia eine sehr subjektive Sicht der Dinge darstellt.

Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #41

Und? Was willst Du uns eigentlich mit den Wikipedia-Auszügen mitteilen?
Zitat
Wie man liest, waren sogar  sowie Schilder wie "Juden Deutsche im Park unerwünscht" bereits erfunden


Wie armselig homophob muss man sein, wenn man dergestalt gar versucht,  aus der Judenverfolgung eine Deutschenverfolgung zu machen,


So sinnfrei von der Wortwahl wie von der chronologischen Abfolge dein Satz ist, muss ich den nicht einmal kommentieren. Und wer meinen dezenten Hinweis nicht nachvollziehen kann, der muss es auch nicht.



zum Plakat:
2. geht es nicht um die Deutschen, sondern um "Pro-Germans", also um Amerikaner, die Anhänger der Deutschen sind ...


Noch scheinheiliger geht's ja wohl nicht, oder?! Der Pöbel wird, bevor die Fäuste sprechen oder Steine fliegen, sich natürlich bei jedem Deutschsprechenden genau erkundigen, ob er Deutsch-Österreicher oder Reichsdeutscher ist, und ob die nicht verstandenen Gesprächsinhalte deutschamerikanischer Passanten trotz vielleicht deutschsprachiger Zeitung/ Literatur in der Hand und gewisser ungewollter deutscher Verhaltens- oder Bekleidungs-Eigenheiten ja nicht über eine unbedingte loyal-amerikanische und stramm anti-deutsche Haltung hinwegtäuschen. Aus purer Neuerungssucht haben also damals ja die ca. 35 Millionen Deutsch-Amerikaner (bis auf ganz wenige) zum größten Teil ihre deutsche Alltagssprache für immer aufgegeben...



Nein, ich spreche von J. W. von Goethe,  dem Geheimrat. In der Tat hast du denjenigen herausgepickt, der von den Genannten der noch am meisten an die Landesfürsten Angepasste war, der somit auch "Politiker" war.


Ich picke niemanden heraus. Goethe ist das schöne Beispiel des angepaßten Bildungsbürgers, der sich durch seine Freundschaft mit dem Weimarer Hof ein geruhsames Leben leisten kann. Seine Werke - besonders Werther - waren im höchsten Maße zeitaffin. Hättest du wenigstens Wikipedia aufmerksam gelesen, wüßtest du, daß Goethe erst nach 6 Jahren Politkarriere in Weimar geadelt wurde. Hättest du allerdings auch die Standardbiografie von Nicholas Boyle gelesen, wüßtest du auch, daß er von Metternich geadelt wurde (das habe ich zwar schon einmal geschrieben, anscheinend hast du das überlesen). Goethe hat sich übrigens mit Napoleon gut verstanden, was seinen Chef nicht direkt freute.


Du bildest dir sogar ein, zu wissen, was ich weiß. Potztausend!
Und weil mir deine dankenswerten, löblichen Detailschilderungen wohlbekannt sind, habe ich schon zuvor mit anderen Worten gesagt: Alle Dichter und Denker bemühten sich damals um einen neuen, einheitlichen deutschen Rechtsstaat ohne Fürstenwillkür, Leibeigenschaft und mehr als 40 Grenzen querdurch, ohne verschiedene Zeitzonen, Währungen. Goethe meinte, diesem Ziel als relativ angepasster Politiker näher zu kommen.
Dass Napoléon anfangs begrüßt wurde, als einer, der diese alten Strukturen aufbricht und vermeintlich die Völker "befreit", habe ich bereits vor dir geschrieben.



Warum du Schiller als Vorkämpfer des deutsch-nationalen bezeichnen kannst, ist schier hanebüchen. Schiller wurde als Fahnenflüchtiger von Württemberg verfolgt und als er schließlich noch Ehrenbürger von Paris wurde, war er fast in allen deutschen Staaten geächtet. Seine Aufnahme in Weimar verdankt er Goethe (aus welchen Gründen auch immer), und so konnte er zum ersten Berufsschriftsteller werden. Das Verhältnis zu Goethe war ein wohl recht eigenwilliges, an Schillers Begräbnis jedenfalls nahm Goethe nicht teil.


Weil du den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen imstande bist, merkst du wohl nicht, dass du mit obigen Ausführungen selber genau belegst, dass SCHILLER oder SCHUBART deutsch-revolutionäre Freiheitskämpfer waren, gerade weil sie sich idealistisch-humanistisch deutsch-national engagiert haben, und eben keine ergebenen württembergischen Lokalpatrioten ihres despotisch, willkürlich herrschenden Fürsten waren. Genau deshalb wurden diese deutsch-nationalen Freiheitskämpfer von den selbstherrlichen, despotischen Fürsten, die in ihrem kleinen Bereich weiter nach Gutdünken schalten und walten wollten, verfolgt und bisweilen in den Kerker geworfen.
Du scheinst dein partielles Faktenwissen einfach nicht ordnen zu können, deshalb muss ich dir das Wort "hanebüchen" zurückgeben. Hanebüchen erscheint mir eher das Sich-gebährden als größter "Geschichts-Zampano".


Daß manche Bauern Kriegsgewinnler waren, während das Volk hungerte. Daß viele es "sich richten" konnten, und vom Cafe aus den Krieg verfolgten. Daß es den Flüchtlingen in den Lagern weit besser ging als der Bevölkerung.
Und weil darüber nichts in Wikipedia steht, weißt du auch nichts davon.


Und wenn ich nun sage, dass ich das bereits wusste, tut das auch nichts zur Sache. Hauptsache, der Herr behält recht...

Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #42
Mein lieber Ch. Wagner!
Wenn man Geschichte verstehen will, dann muss man die Vorgänge immer im Zusammenhang mit dem Zeitgeist sehen. Auch wenn Goethe mit dem Weimarer Hof gut konnte, so ist das noch lange kein Verbrechen. Klar lehnen wir heute die Todessstrafe (ich hoffe mehrheitlich) ab. Aber auch heute noch sind die Amis, die sich als Nabel der Welt sehen, glühende Anhänger der Todesstrafe. Und auch wenn heute von Gutmenschen bewiesen wird, dass auch die Wehrmacht Kriegsverbrechen beging, unsere gesamten Vorfahren somit Verbrecher waren und Ch. Wagner meint, dass die Haupttätigkeit der österreichischen Armee im 1. Weltkrieg das Umbringen von Zivilisten war, so gibt es doch keine Armee der Welt, die im Krieg keine Kriegsverbrechen begangen hätte. Schau dir die letzten Kriege an. Vietnam, Irak, Tschetschenien, Jugoslawien, Syrien usw. Im Krieg, einer Zeit in der tausende dran glauben müssen, ist nun einmal das Leben (vermeintlicher) Feinde nichts Wert. Ich würde da nicht nur Wikipedia eine sehr subjektive Sicht der Dinge unterstellen, sondern viel mehr auch Ch. Wagner.
Ich bin sogar der Meinung, dass jene die den Zeitgeist so inhalieren, dass Sie andere Zeiten nach dem Zeitgeist beurteilen, diejenigen sind, die auch in früheren Zeiten jeden Ungeist des Zeitgeistes mitgemacht hätten. Die haben nur die Gnade der späten Geburt.

  • Ch. Wagner
Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #43
Servus Manfred,
Natürlich entsprach das alles dem Zeitgeist. Auch "Die Räuber", wofür eben Schiller die Ehrenbürgerschaft bekommen hat. Und natürlich werden heute die Hinrichtungswaffen verfeinert. Wobei ich die Guillotine noch "humaner" finde, als die Giftspritze. Die grausliche neue Qualität der Hinrichtung der Zivilbevölkerung sind allerdings die Drohnen, aber das nur nebenbei.
Jede Meinung ist subjektiv, das steht doch außer Zweifel. Ich bemühe mich allerdings, mir meine Meinung an Hand möglichst vieler Fakten zu bilden. Und darum lese ich viele Bücher. Und darum lese ich auch Al Jazeera und andere Nachrichtendienste im Internet. Dazu kommen Diskussionen mit den Bewohnern der verschiedenen Länder anläßlich meiner Reisen.
Die "Gnade der späten Geburt" hat vor nunmehr 30 Jahren Helmut Kohl für sich und die Deutschen in Anspruch genommen. Das allerdings darf nie eine Ausrede für Nichtwissen der Zusammenhänge und der Gräueltaten der beiden Weltkriege oder der vielen Kleinkriege der heutigen Zeit sein. Jedwedes Massaker ist eines zuviel.
Und deswegen bemühe ich mich, die vielfältigen Hintergründe zu erkunden und auch weiter zu verbreiten. Damit eben nichts in Vergessenheit gerät.
LG! Christian

PS.: zu Viator fällt mir nichts mehr ein.
Fer aut feri ne feriaris feri!
Queen Elizabeth I.

  • Sgg 71
Re: 100 Jahre 1. Weltkrieg
Antwort #44
(Privat-) Fotosammlung auf profil.at: http://www.profil.at/erster-weltkrieg/