Najo, die historisch einheitliche Dachgestaltung der Innenstadt ist halt passé.
Zitat von: Empedokles am Oktober 29, 2010, 19:34:28Najo, die historisch einheitliche Dachgestaltung der Innenstadt ist halt passé.Das ist sie aber schon seit den 70ern. Das was da vor dem Umbau zu sehen war, war auch keine historische Dachgestaltung mehr, darum ist es auch nicht schade drum.
Das was vor dem Umbau war, war wenigstens zu dezent um aufzufallen - man muß ja nicht immer gleich mit der Holzhammer-Methode daherkommen, aber das ist offenbar das Ziel einiger Architekten.
Bauen für das Ego
Was ich hingegen beim Kastner mehr als unglücklich finde ist der Innenraum mit den Säulen der Haupthalle. Das wirkt schon sehr kitschig (bis zu Extremen wie dem Eichhörnchen oder die Vögel auf den Säulen), gerade wo man sofort erkennt das das kein Mauerwerk oder Holz ist sondern billigste Gipskartonplatten wo dann eben irgendein Schnörkelwerk aufgeklebt wurde. Goldverzierungen wirken nur wenns wirklich original und alt ist, aber nicht so nachgemacht. Da gibts international weitaus bessere Lösungen in Kaufhäusern.
Also nur weil das alte Dach nicht schön war heißt das nicht daß man noch was schiacheres hinbauen muss.
Auch was die Bauqualität angeht: Bei diesen Rigipswänden im Neubau hört man jeden Sch... durch, das kann ich im Altbau nicht behaupten.
Zum Kastner: Naja was soll man da sagen... Gewölbe von 1629 entfernt, dafür in der Haupthalle auf alt gemacht, während die schwarzen Kastln straßenseitig dort wo man früher das Gewölbe gesehen hat furchtbar ausschauen...
Noachmal: schircher als ein nichtssagendes Flachdach mit Kühlanlagen drauf gings nicht mehr. Dagegen ist das neue Dach eine wahre Augenweide - auch wenn es nicht "original" ist.
Naja, ich kann meinen Nachbarn auch beim Reden zuhören - Qualitätsarbeit aus den 1840er-Jahren :-)Ich überleg' mir ernsthaft ob ich nicht auf 10cm Raum verzichte, eine Rigipswand davorstell' und den Zwischenraum mit Dämmwolle ausstopfe.
Ja, da geb ich dir Recht, das mit dem Gewölbe ist eine Sauerei. Und das Dach hat er auch nicht freiwillig halbwegs ansprechend gestaltet - Flachdach wär sicher billiger gewesen.
Und was das Dach angeht: Da muss ich wohl noch warten bis es fertig ist um es wirklich zu beurteilen. Sicher war das alte Dach nicht schön, aber ob das gleich rechtfertigen kann dass man dann gleich sowas hinstellt... :-/
Waru beurteilst du es dann jetzt schon?
Zitat von: invisible am Dezember 27, 2010, 20:35:39Waru beurteilst du es dann jetzt schon? Weil ich den Ansatz möglichst aufzufallen nicht gut finde.
Und selbst wenn man früher auch mit einem Looshaus aufgefallen ist war der Kontrast nicht so stark.
Gleichzeitig sagst du aber, dass man noch nicht sagen kann wie sehr es mit der endgültigen Färbung tatsächlich auffallen wird.
ZitatUnd selbst wenn man früher auch mit einem Looshaus aufgefallen ist war der Kontrast nicht so stark.naja: http://gallery.photo.net/photo/8915578-md.jpgkomplett andere Farben, komplett andere Ornamentik, komplett andere Dachform, ... die Proteststürme damals sind schon irgendwie nachvollziehbar
Kontrast ist per se nichts schlechtes; auch Graz lebt davon, dass in der Innenstadt unterschiedliche Baustile auf engstem Raum zusammenstehen. Extrembeispiel Kunsthaus: das ist ein durchaus gewagter Baukörper, in unmittelbarer Nähe zur gotischen Franziskanerkirche, der Barocken Mariahilferkirche und etlichen profanen Bauten aus verschiedenen Perioden dazwischen und danach (das Eiserne Haus war ja einst genauso ein Aufreger). Trotzdem, ober vielleicht gerade _wegen_ dieses Kontrastes fügt es sich m.E. gut in die Umgebung ein. Aber auch direkt im Zentrum stehen Baustile aus über 500 Jahren direkt nebeneinander. Ich sehe keinen Grund, warum das unbedingt auf dem Stand von vor 100 Jahren 'eingefroren' werden muss.
Das für mich wichtigste Kriterium für die Qualität von Architektur ist nicht die "Schönheit" (die ohnehin äußerst subjektiv ist) sondern der Umgang mit der Umgebung und die künstlerische/kreative Anstrengung des Architekten Beziehungen zu dieser herauszuarbeiten. Das kann dann sowohl als "nahtloses Einfügen" als auch als "herausstechender Kontrast" gelöst werden; wichtig ist _dass_ es gelöst wird. Bei den ganzen 'Schandflecken' der Nachkriegszeit, bis in die 60er und 70er tut nicht so sehr weh dass sie 'hässlich' sind (das sind sie oft natürlich auch) sondern dass sie einfach _gedankenlos_ irgendwo hingeklatscht wurden ohne auch nur den Versuch zu unternehmen irgendwie auf den Bauplatz einzugehen. Die wenigen Fälle von Nachkriegsarchitektur bei denen das nicht so war stehen - trotz ähnlicher Bautechnik und ähnlicher Formensprache, rein technisch also kaum unterschiedlich - heute zu Recht unter Denkmalschutz.
Daher unterscheide ich bei K&Ö sehr genau zwischen dem Dach (wo versucht wird die Landschaft der umliegenden Dächer aufzunehmen und deren Formen auf neue Art fortzusetzen - wie gut dieser Versuch gelungen ist wird man erst beurteilen können wenn die endgültige Verkleidung drauf ist, aber wenigstens hat sich der Architekt mal darüber Gedanken gemacht) und dem Gewölbe (einfach nur rausreißen und durch eine Betondecke ersetzen ist - ganz abgesehen vom ev. historischen Wert - definitiv kein kreativer Akt).
Welche gelungenen Beispiele stehen denn eigentlich unter Denkmalschutz?
Zitat von: Torx am Dezember 28, 2010, 14:05:19Welche gelungenen Beispiele stehen denn eigentlich unter Denkmalschutz?Zum Beispiel das Schulhaus der Sporthauptschule/Realschule Weiz