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Thema: Semmering und Koralm: Nicht nur der Süden profitiert (1732-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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Semmering und Koralm: Nicht nur der Süden profitiert

Semmering und Koralm: Nicht nur der Süden profitiert

Über die Vorteile von Semmering- und Koralmtunnel und falsche Rechnungen. Die wirtschaftlichen Vorteile resultieren nicht nur aus der Verkürzung der Reisezeit, sondern aus den "Verdichtungseffekten" der Wirtschaftsräume in der Steiermark und Kärnten.
Steiner: Gut, dass Tunnel zum Süden nun doch schneller gebaut werden


Verkehr ist eine wesentliche Voraussetzung für das Funktionieren von Wirtschaften. Trotz oft abweichender Meinungen lassen ein nun rascher als erwartet fertiggestellter Semmering- und der Koralmtunnel wichtige Wirtschaftseffekte entstehen:

Kurz- bis mittelfristig ergeben sich Produktions-, Beschäftigungs- und Einkommenseffekte, die aus regionaler Perspektive beachtlich sind. Noch wichtiger sind die längerfristigen Wachstumseffekte: Aus der Zeit- und Kostenersparnis sowie vergrößerten Durchlassfähigkeit, die sich aus dem Bau jeglicher Verkehrsinfrastruktur ergeben, erwachsen sekundäre Effekte: ein vergrößerter Arbeitsmarkt, zusätzliche Potenziale für die industrielle Produktion, zusätzliche verkehrsmäßige Netzwerkeffekte.


Verdichtungseffekte

Die wirtschaftlichen Vorteile resultieren somit nicht nur aus der Verkürzung der Reisezeit, sondern aus den "Verdichtungseffekten" der Wirtschaftsräume in der Steiermark und Kärnten, sowie der Vernetzung der Regionen, die an der künftig verbesserten transeuropäischen Verbindung liegen. Es ist somit falsch zu rechnen, wie viele Personen täglich zwischen Graz und Klagenfurt oder Graz und Wien pendeln müssen, damit sich die Bahnstrecke rentiert. Das ist eine irreführende Rentabilitätsrechnung.

Mit den Wachstumseffekten verbunden sind Marktintegrationseffekte auch in größeren räumlichen Dimensionen: Geringere Transportkosten und bessere Integration in ein größeres Verkehrsnetz fördern Exportmöglichkeiten. Diese führen zu vergrößerter Produktion, aber ebenso zu verstärkter Importkonkurrenz - insofern ist jegliche Markterweiterung natürlich ein zweibahniger Weg mit Gegenverkehr.

Dass Verkehrsinfrastrukturinvestitionen kostspielig sind, ist unbestritten. Ihre Kostenintensität ist von vielen technischen und geologischen Dimensionen abhängig; zu sagen, "der Koralmtunnel ist viel zu teuer, dafür kann man zig Kilometer woanders bauen", führt nicht nur ökonomisch in die Irre. In die Irre führen auch rein betriebswirtschaftliche Argumente, die die Investitionskosten (und Kosten des weiteren Betriebs) mit den Einnahmen aus der Streckenbetreibung gegenrechnen. Das mag aus der Sicht eines betriebswirtschaftlich kalkulierenden Betreibers gerechtfertigt sein, sie sind es nicht aus gesamtwirtschaftlicher und regionalwirtschaftlicher Perspektive.

Isoliert nicht rechtfertigbar sind auch wie immer errechnete Kosten-Nutzen-Analysen, die meist urbane Räume favorisieren. Verkehrsinvestitionen sind in diesem Sinn auch ein wichtiges Politikinstrument, um urbane Vorherrschaft zu vermindern.

Michael Steiner ist Wirtschaftsprofessor an der Universität Graz.

Quelle: http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/koralm/2763979/semmering-koralmtunnel-nicht-nur-sueden-profitiert.story
LG Michael, vormals PM  |  Styria-Mobile