Wachau: Gratistaxi ersetzte LinienbusseTausende Schüler durften wegen des Hochwassers früher heimfahren, Taxifahrer übernahmen kurzfristig die Aufgaben öffentlicher Busse.
Mit außergewöhnlichen Notmaßnahmen musste das Land NÖ am Freitag auf das Donauhochwasser reagieren: Weil die eingestellte Wachaubahn als flutsichere Strecke fehlte, bekamen erstmals alle Schüler von Krems bis Melk wegen Hochwassers frei. So konnten die Wachauer unter ihnen mit Sonderbussen in ihre Heimatorte fahren, ehe die Straße gesperrt wurde. Als am Abend noch dazu ratlose Pendler am Kremser Bahnhof eintrafen, nachdem die Wachaustraße blockiert war, übernahm das Land gar die Kosten für Taxifahrten übers Hinterland - als Ersatz für Linienbusse.
Die aktuelle Flut brachte reichlich Wasser auf die Mühlen jener, die die Wachaubahn zurück haben wollen. Sie war vor 100 Jahren flutsicher gebaut worden.
"Die Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund war vorbildlich", lobte Landesschulratspräsident Hermann Helm. Er hatte etwa 8000 Schülern freigegeben, damit alle heim kamen.'
Aufregung herrschte dagegen Freitagabend am Kremser Bahnhof. Mit der gesperrten B 3 waren die Linienbusse gecancelt. Saßen die Pendler am Bahnhof fest? Flugblätter boten eine unerwartete Alternative: " Alle Fahrgäste für Destinationen in diesem Abschnitt werden gebeten, sich während der Zeit der Sperre falls möglich ein Taxi zu nehmen! Die Kosten für diese Fahrten werden vom Land Niederösterreich refundiert ", war darauf zu lesen
"Das ist irgendwie grotesk", meinte eine Frau aus Spitz. Roman Kermer, der sich zwar über das florierende Geschäft mit seinen Taxifahrten freute, gibt ihr Recht:
"Es wäre leichter, eine Lok einzuspannen und die Pendler mit dem Zug in die Wachau zu bringen."
Kollabiert"Das Bussystem ist bei der ersten Gelegenheit kollabiert", ätzte der Spitzer SPÖ-Gemeinderat Markus Kritsch. Marko Spegel-Grünberger, Gründer der überparteilichen Plattform "Wachaubahn 2.0" sagt: "Alle Verantwortlichen und Experten - insbesondere die Vertreter des Landes NÖ und die Wachaubürgermeister - sind eingeladen, eine ernsthafte Diskussion über die langfristige Zukunft der Mobilität mit Bahn-Regelverkehr zu führen!"
BahnlösungNÖs Chef-Verkehrsplaner Friedrich Zibuschka verspricht, dass es in Zukunft für den Katastrophenfall eine Bahnlösung geben wird. "Das Hochwasser hat uns diesmal aber zu früh erwischt. Wir sind noch in der Planungsphase. Wir brauchen für den Notfall einen Zug, einen Lokführer und eine Zugbegleitung jederzeit abrufbereit", erklärt Zibuschka. "Kurzerhand ist uns zum Glück die Taxivariante eingefallen", sagt Zibuschka; die hat seiner Ansicht nach gut funktioniert.
Das Schlimmste in Sachen Hochwasser ist überstanden. Die B 3 ist seit Samstag Nachmittag wieder offen.
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http://kurier.at/nachrichten/niederoesterreich/2065325.php