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Thema: Zum Abschied (4278-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

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  • 4020er
  • Styria Mobile Team
Zum Abschied
Liebe Forengemeinde!

Wir schreiben den 11.12.2010, Fahrplanwechsel - und damit den Abschied vieler Bahnlinien in Niederösterreich. In diesen Stunden verlassen die letzten Personenzüge Mank, Kienberg, Spitz und Emmersdorf, Zettl, Waidhofen an der Thaya, Sulz-Museumsdorf und Markt St. Aegyd am Neuwalde. Auch haben die ÖBB heute zum letzten mal eine Schmalspurbahn im Eigenbetrieb bedient.
Zum Abschied möchte ich ein Bild pro in ca. 4 Stunden eingestellter Bahnlinie zeigen, und wir beginnen mit der Erlauftalbahn.

Die 1877 eröffnete Erlauftalbahn ist eine eingleisige Nebenbahn in das Erlauftal nach Kienberg-Gaming, wo sie bis 1988 Anschluss nach Waidhofen a.d. Ybbs über die Ybbstalbahn hatte. Die Erlauftalbahn selbst ist mit der Spurweite von 1435mm ausgeführt, traf in Wieselburg/Erlauf jedoch auf die 760mm schmale "Krumpe" von Ober Grafendorf nach Gresten, welche doch 1998 aufgrund des regen Güterverkehrs auf Normalspur umgespurt wurde.
Leider führt zu 70% im Abschnitt Scheibbs-Kienberg eine Straße parallel zur Bahn und rund um Peutenburg ist es - zumindest meiner Meinung nach - am fotogensten, da die Straße hier nicht zum Vorschein kommt und die Bahn durch saftige Wiesen führt. Zuletzt wurden im Personenverkehr ausschließlich Triebwägen der Baureihe 5047 eingesetzt.
Wir sehen 5047 015-2 und einen weiteren, unbekannten, 5047 den R 7018 bei Peutenburg, einem sehr ungenutzt aussehenden Bedarfshalt. In ca. 5 Minuten wird der Zug sein Ziel, Kienberg-Gaming, erreichen. Der letzte Zug  - der R 7079 - verließ den Bahnhof Kienberg-Gaming um 19:28.


Nun begeben wir uns ca. 100km nach Norden und erreichen nach ca. 1 1/2 Autofahrt Stunden Zwettl, von der bis heute Personen über Schwarzenau nach Wien fahren konnten.
Im Jahre 1896 wurde die "Lokalbahn Schwarzenau-Zwettl-Martinsberg" im ersten zwischen Schwarzenau und Zwettl eröffnet, der Rest erfolgte 1907. Sie ist eine normalspurige, eingleisige und nicht elektifitizierte Nebenbahn der Franz-Josef-Bahn. Bereits 1986 wurde die Strecke für den Personenverkehr zwischen Zwettl und Martinsberg-Gutenbrunn eingestellt - der Rest heute. Die Strecke hat keine Ausweiche, nur einen Block in Hörmanns und den dreigleisigen Bahnhof Zwettl. Sie führt durch die für das Waldviertel typische Hügellandschaft und machte kilometerlange Umwege nur um ein schätzungsweise 20m tiefes Tal zu durchfahren. Auch hier wurden zum Schluss für den Personenverkehr nur Fahrzeuge der Baureihe 5047 eingesetzt.
5047 026-9 ist als R 6335 auf dem Weg von Zwettl nach Schwarzenau unterwegs. In wenigen Minuten erreicht er Hörmanns. Der letzte Zug, der R 6343, kam um 19:50 Uhr in Schwarzenau an und machte die Lokalbahn Schwarzenau-Zwettl-Martinsberg zu einer reinen Güterbahn.


Auch nun setzen wir uns wieder ins virtuelle Auto (mit der Bahn fahren kann man ja seit einigen Stunden nicht mehr) und fahren nochmals 30km nach Norden, wo wir Waidhofen an der Thaya erreichen und die Thayatalbahn erreichen. Leider ist diese Bahn im Inernet recht wenig zu finden, aber in einigen Jahren - wenn sie in Vergessenheit geraten ist - wird das vermutlich nicht mehr stören. Sie ist auf alle Fälle eine normalspurige, nicht elektrifizierte Nebenbahn. Die Thayatalbahn führt nach dem Verlassen des Bahnhofes Schwarzenau ca. 2km parallel zur Franz-Josefs-Bahn, was einige schöne Fotomotive ergibt, die ich aber leider nicht besuchte. Nun führt sie 8km weiter in Richtung Norden, zum Endpunkt Waidhofen. Früher konnte mit ihr auch bis über die tschechische Grenze fahren - seit heute, 20:12 Uhr, nicht einmal mehr bis zur Bezirkshauptstadt.
Hier bewegt sich R 6317, der von 5047 004 gefahren wird, auf Waidhofen zu.


So - nun haben wir genug Zeit im Norden verbracht, Zeit in den Süden zu fahren. 150km südlich befindet sich das Örtchen St.Aegyd am Neuwalde, Endpunkt der Traisentalbahn. Noch. Denn ab morgen hat der Ort keinen Bahnanschluss mehr, nur mehr vereinzelte Güterzüge wird es geben. Ab 1893 konnte man diesen Ort mit der Bahn erreichen, sie war eine Zweigstrecke der Leobersdorfer Bahn von St.Pölten über Traisen nach Leobersdorf. Über die Landschaft des Abschnitts Schrambach - Markt St.Aegys a. N. ist recht wenig zu sagen, er ist eben typisch für ein Tal. Die Strecke hat keine Kunstbauten, keine Tunnels und keine hohen Berge, ist aber trotzdem landschaftlich sehr, sehr schön. Eingesetzt wurden 5047er und - im Sommer am Radtramper Traisental - 2143 mit 2 Schlieren, was die Strecke sehr interessant machte, denn das war der letzte reine Schlierenzug in Österreich.
Hier ist dieser reine Schlierenzug zu sehen. 2143 068-1 wartet mit dem R 6793 "Radtramper Traisental" auf die Abfahrt nach St.Pölten. Heute um 20:00 Uhr verließ der R 6751 als letzter Personenzug Markt St. Aegyd am Neuwalde.


Es geht weiter, und zwar ins Waldviertel. Dort wurde vor einigen Jahren die Strecke von Obersdorf nach Sulz-Museumsdorf reaktiviert - um sie gleich darauf wieder einzustellen. 1911 wurde die Bad Pirawath-Zisterndorf Strecke erstmals eröffnet, 1988 wurde Hohenruppersdorf - Dobermannsdorf eingestellt, 1995 die Gleise abgetragen. Als 2004 die Strecke Bad Pirawath - Gaweinstal eingestellt wurde, eröffnete man den Abschnitt Bad Pirawath - Sulz-Nexing, später Sulz-Museumsdorf, zum zweiten Mal. Auch diese Strecke fährt quer über und zwischen Hügel, wobei man die für das Weinviertel typischen Silos haufenweise sieht. Eingesetzt wurden auch hier Triebwägen der Baureihe 5047er.
An einem wunderschönen Tag fuhr 5047 036-8 als R 7255 in Klein Harras ein.

Der R 7265, welcher heute um 20:18 Uhr in Sulz abfuhr, war der vermutlich letzte TW auf dieser Strecke.

Nun wird es schmal. Um genau zu sein: Es wird 760mm breit schmal. Oder um noch genauer zu sein: Es wurde 760mm breit schmal. Denn seit der R 6888 um 20:14 Uhr in Ober Grafendorf ankam, ist die Lokalbahn Ober-Grafendorf-Gresten, die jeder unter dem Namen Krumpe kennt, endgültig Geschichte. Seit 1998 ist der Abschnitt von Wieselburg an der Erlauf nach Gresten normalspurig, seit 2000 ist der Abschnitt Wieselburg/Erlauf-Ruprechtshofen eingestellt. 2003 folgte Ruprechtshofen-Mank - und 2010 der Abschnitt Mank-Ober Grafendorf. Auch die Krumpe führt zwischen hindurch und über Hügel drüber und bewältigt die Steigungen mit atemberaubenden Rampen. Außerdem war sie, zusammen mit der Mariazellerbahn, die letzte Schmalspurbahn die von den ÖBB betrieben wurde.
Am 25.8.2010 tuckelt 5090 016-6 als R 6875 nach Mank. Die Stelle hier ist zwischen Kilb und Heinrichsberg.


6 Bahnen haben wir bereits, wir kommen zu siebten und letzten: Der Wachauerbahn. Die 1909 eröffnete Bahnlinie führte einst von Krems nach St.Valentin, wurde 2008 jedoch in die Teile St.Valentin - Sarmingstein und und Krems - Emmersdorf. Die eine überlebt den Fahrplanwechsel, die andere nicht und gehört mit Fahrplanwechsel auch den eingestellten Bahnlinien an. Angeblich soll es im Sommer Tourismusverkehr geben, wie der aussehen soll weiß aber keiner. Die NÖ-Landesregierung hofft vermutlich darauf, dass die Leute vergessen und lasst es dann bleiben, aber wir können uns glücklich schätzen: Heuras, der Retter der Nebenbahnen, wie er sich selbst nennt, befreit und wieder von einer lästigen, lauten und teuren Bahnlinie. Die Wachauerbahn verläuft am linken Donauufer und parallel zu ihr die Donau.
An einem wunderschönen 1. August konnte ich den 5047 040-0 als R 6128 bei Weißenkirchen in der Wachau festhalten. Leider war der Schatten schon ziemlich nah an den Gleisen.


Ich wünsche euch einen schönen Fahrplanwechsel! ;)

lg
A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport.
-Gustavo Petro

Re: Zum Abschied
Antwort #1
Der User hat seinen Account gekündigt und alle seine Beiträge wurden auf seinen Wunsch entfernt.

  • FlipsP
Re: Zum Abschied
Antwort #2
Und was ist mit der Mariazellerbahn?
Ist die schon eingestellt?
Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser.

- Sokrates

  • 4020er
  • Styria Mobile Team
Re: Zum Abschied
Antwort #3
Nein, die wird von der NÖVOG weiterbetrieben. ;)
A developed country is not a place where the poor have cars. It's where the rich use public transport.
-Gustavo Petro