Die Grazer Züge sind ohnehin sehr eng bestuhlt. Nix gegen Sitzplätze, aber wenn es dadurch so eng wird, dass das Fahrzeug zur Stoßzeit nicht mehr gescheit verwendbar ist sind die doch eher kontraproduktiv. Und Doppelsitze (!) gleich gegenüber der Tür sind schlicht und einfach ein Hindernis; da gehört ein Auffangraum hin, auch wenn er 4 Sitzplätze kostet.
Das ist aber auch ein Problem der Fahrzeugbreite und der von den GVB ausgewählen Sitzeinteilung.
Jein... die Fahrzeugbreite ist nun mal historisch bedingt (die GVB bemühen sich ohnehin das zu ändern, aber die Adaptierung des Netzes dauert halt mal ihre Zeit). Und die Sitzeinteilung lässt sich gegenüber der derzeitigen Konfiguration nur ändern, wenn man Sitze entfernt - dann meckern aber wieder alle dass es so wenig Sitzplätze gibt (gleichzeitig meckern aber auch alle, dass die Züge überfüllt sind - beides gleichzeitig kann man halt einfach nicht haben). Einfach ein paar Sitze woanders hinbauen oder umdrehen spielt's nicht, da dafür kein Platz vorhanden ist bzw. der Platzbedarf dadurch auch nicht geringer wird.
Mittelfristig kann die Lösung daher nur lauten, zumindest einen Teil der Nord-Süd-Verbindungen auf die andere Murseite zu verlegen (wo sie ja vor 70 Jahren schon mal waren, die Netzplaner damals hatten wesentlich mehr Weitblick). Auch bei Ost-West wird man in Zukunft einen Teil der Verbindungen nördlich des Schloßberges realisieren müssen (und auch hier lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit).
Richtig ist, dass es diese Netzkonfiguration gab, aber de facto immer ALLE Linien über den Jakominiplatz gefahren sind. Meiner Meinung nach soll das auch so bleiben, weil das
1. DER zentrale Umsteigeknoten bleiben wird
2. die Leute einfach in die Stadt wollen
3. die Tangentialbuslinien den Rest besorgen (können).
Es fuhren vielleicht alle Linien über den Jakominiplatz, aber es fuhren eben
nicht alle Fahrgäste über den jakominiplatz. Wenn man von der Mayffredygasse nach Andritz oder Gösting wollte ist man damals übers Glacis gefahren (heute
muss man über den Jako, 31+63 tut sich keiner an; abgesehen davon dass Buslinien halt auch keine ausreichende Kapazität aufweise, der 63er oder 58er ist sehr oft schon ab der Uni überfüllt).
Auch auf diese Weise kann man die Kapazität steigern, da dadurch am Jakominiplatz einfach weniger Fahrgäste im Zug sind und somit mehr Platz für andere ist und somit das Intervall gar nicht erst weiter verdichtet werden muss.
Und natürlich war und ist der Jako der zentrale Umsteigeknoten, aber das heißt nicht, dass für einen Teil der Wege nicht auch andere Umsteigeknoten (Griesplatz, Rosseggerhaus, Lendplatz) geeignet wären und den Jako somit entlasten könnten.
Und natürlich wollen viele Leute in die Innenstadt, aber eben bei weitem nicht
alle (sonst müssten sich die Züge am Hauptplatz ja komplett entleeren, was nicht der Fall ist). Und somit werden jene Fahrgäste, die nicht in die Innenstadt wollen auch alternative Routen nutzen wenn man sie ihnen anbietet (wenn ich die Wahl hab mich in einen überfüllten Zug zu quetschen, der über den Hauptplatz fährt oder ausreichend Platz in einem zu haben, der via Griesplatz fährt - na was werde ich nehmen wenn ich nicht unbedingt auf den Hauptplatz muss?)
Und ad Tangentialbuslinien: wir reden ja nicht von Linien, die irgendwo ganz weit draußen am Stadtrand fahren sondern schon von innerstädtischen Verbindungen (also etwa vom Kaliber eines 31ers, 40ers oder 67ers), die für viele Relationen eine interessante Alternative wären, wenn sie denn ausreichende Kapazität bieten würden. Tangentialbuslinien haben durchaus ihre Berechtigung, aber wenn ich von Andritz nach Puntigam will werd ich ganz ganz sicher nicht mit dem 62er einen großen Umweg fahren. Eine Verbindung via Keplerbrücke-Lendplatz-Griesplatz wäre für mich aber genauso attraktiv wie jene über Hauptplatz - Jakominiplatz, daher würde ich mich zu 50% dafür entscheiden. Bezogen auf die gesamten Fahrgäste machen diese 50% aber pro Tag schnell mal einige Tausend Fahrten aus, um die die Herrengasse entlastet würde.
Edit: Um das genauer zu beziffern bräuchte man natürlich nicht nur einfache Fahrgastzählungen auf den bestehenden Linien sondern müsste die Fahrgäste auch nach ihrer genauen Start-Ziel-Verbindung befragen. Aktuelle Fahrgastzahlen helfen bei der Beurteilung von möglichen Verschiebungen durch neue verbindungen nur sehr wenig weiter, wenn man aber Ausgangs- und Zielort der Fahrten kennen würde könnte man sehr einfach statistische Erwartungswerte für die Benutzung beliebiger zukünftiger Linien ermitteln und somit auch die Fahrgastzahlen (sowie auch die Entlastung der derzeitigen Routen) ziemlich genau beziffern.